Rede am 24.1.2012 zum Empfang für Öffentlich Bedienstete

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann im Rathaus Charlottenburg

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich heiße Sie im Namen des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf sehr herzlich willkommen! Und auch ich freue mich – wie die Frau Vorsteherin -, dass Sie unserer Einladung wieder so zahlreich gefolgt sind.
Wir haben Sie heute ins Rathaus Charlottenburg nicht zu einem der zahlreichen Neujahrsempfänge eingeladen, sondern um uns im Namen der Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirks bei Ihnen ganz persönlich für die im letzten Jahr geleistete Arbeit zu bedanken.
Der Öffentliche Dienst und öffentlich geleisteter Dienst im Interesse des Gemeinwohls wird nach meiner Überzeugung zu oft gering geschätzt, mitunter sogar regelrecht verunglimpft. Populismus in der Politik, eine äußerst fragwürdige „Bad news are good news“-Berichterstattung in weiten Teilen der Medien oder einfach nur Lieb- und Gedankenlosigkeit sind Stichworte einer aus meiner Sicht kritisch zu reflektierenden Zustandsbeschreibung.
Viel zu selten wird wahrgenommen, was wir den in diesem Bereich beruflich oder ehrenamtlich tätigen Menschen zu verdanken haben. Deshalb habe ich als eines meiner wichtigsten Ziele gleich zu Beginn meiner Amtszeit als Bezirksbürgermeister formuliert, dass ich mich für eine höhere Wertschätzung des vom Öffentlichen Dienst und im öffentlichen Dienst Geleisteten einsetzen werde. Das gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamtes, für die ich als Dienstherr Verantwortung trage. Aber es gilt ebenso für Sie als unsere Gäste heute Abend, denen unser Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und wir alle viel verdanken.
Berlin ist eine der beliebtesten Städte weltweit. Die Touristenzahlen steigen kontinuierlich. Besonders viele junge, kreative, unternehmungslustige Menschen kommen zu uns, und viele von ihnen bleiben hier und nutzen die Möglichkeiten, die unsere Stadt bietet, für die Verwirklichung ihrer Ideen.
Daran hat Charlottenburg-Wilmersdorf als westlicher City-Bezirk einen hohen Anteil. Aber nicht nur die jungen Kreativen und die Gäste aus aller Welt machen die Attraktivität und Lebensqualität unseres Bezirks aus, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrem Kiez oftmals sehr eng verbunden sind. Das geht nicht immer ohne Konflikte. Das Zusammenleben auf engem Raum verlangt tagtäglich Rücksichtnahme und Interessenausgleich.
Die persönliche Freiheit, die wir alle so schätzen, findet ihre Grenzen dort, wo sie zur Rücksichtslosigkeit wird und das Leben der Mitmenschen beeinträchtigt. Jeder weiß aus seinem Alltag: Ein unbändiger Freiheitswille kann ebenso unerträglich werden wie ein penetranter Ordnungsfanatismus. Wie so oft im Leben kommt es auf die Balance an, auf das richtige Gleichgewicht.
Für dieses Gleichgewicht sind Sie zuständig. Sie tragen tagtäglich Verantwortung dafür, dass die Regeln für ein gedeihliches Miteinander eingehalten werden. Sie müssen dafür sorgen, dass unser Gemeinwesen für alle lebenswert ist und bleibt. Und nicht selten müssen sie reparieren, was durch menschliches Fehlverhalten kaputt gegangen ist. Das war zuletzt für uns alle wieder deutlich, als in der Silvesternacht einmal mehr Ausnahmezustand herrschte.
Aber unabhängig vom Jahreswechsel mit seinen Risiken und Nebenwirkungen sind Sie Tag ein, Tag aus im Alltag gefordert – 365 Tage im Jahr. Denn Sie werden immer dann gerufen, wenn wieder etwas passiert ist. Von Ihnen wird tagtäglich erwartet, dass Sie einsatzbereit und zuverlässig sind, dass Sie unsere Sicherheit garantieren, dass sie eingreifen, wenn die öffentliche Ordnung gestört wird. Von Ihnen wird verlangt, dass Sie die Einhaltung der Gesetze im Interesse eines funktionierenden Gemeinwesens durchsetzen und dass Sie löschen, wenn es irgendwo brennt.
Dabei müssen Sie behutsam, mit Augenmaß und mit Verständnis handeln und auch manchen Ärger hinunterschlucken, wenn Ihnen erregte Menschen in schwierigen Situationen mit ihren Ängsten und Vorurteilen begegnen, die nicht selten in Aggression umschlagen. Dann brauchen Sie Fingerspitzengefühl und Diplomatie, damit Konflikte nicht eskalieren. Das wird oft vergessen. Das wird oft als selbstverständlich vorausgesetzt. Die große Leistung, die damit verbunden ist, die ständige Einsatzbereitschaft, die dazu nötig ist, werden in der Regel leider nicht wahrgenommen.
Umso mehr wollen wir uns heute bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie diesen Dienst für uns alle so selbstverständlich tun. Sie schaffen die Grundlage dafür, dass unser Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und dass Berlin insgesamt so beliebt ist bei unseren Gästen aus aller Welt und bei den hier lebenden Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen. Auch wenn manchmal gemeckert wird, so wissen wir doch alle, dass wir hier eine hohe Lebensqualität genießen. Und die haben wir nicht zuletzt Ihnen zu verdanken.
Trotz Ihrer vielfältigen Anforderungen und Belastungen gibt es neben den tagtäglichen Aufgaben, die Sie bewältigen, immer wieder Gelegenheiten, in denen Sie uns im Bezirk helfen, in denen Sie an Veranstaltungen mitwirken oder sich mit besonderen eigenen Initiativen im Bezirk engagieren.
Ich denke dabei zum Beispiel an die Kranzniederlegungen bei Gedenkveranstaltungen, an denen regelmäßig Vertreter unseres Partnerbataillons der Bundeswehr teilnehmen oder an unser Fest der Nationen, bei dem regelmäßig Soldaten und Reservisten, mit denen wir ebenfalls eine Partnerschaft pflegen, in einem großen Zelt für einen guten Zweck Erbsensuppe verkaufen. Im vergangenen Jahr wurde von dem Erlös die Arno-Fuchs-Sonderschule unterstützt.
Ich denke auch an die besonderen Veranstaltungen der Polizei für Seniorinnen und Senioren oder an das Jugendprojekt “Courage statt Karambolage”, das die Polizei gemeinsam mit dem Bezirksamt Spandau und uns ins Leben gerufen hat.
Aber ich denke auch insgesamt an die gute Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk, mit der DLRG, mit dem DRK, mit den Berliner Forsten, den Reservisten, der 5. Kompanie des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung, den Polizeiabschnitten und den Feuerwehren unseres Bezirks. Ihnen allen danke ich herzlich für Ihren Einsatz, für die wirklich gute Zusammenarbeit und für die Unterstützung im letzten Jahr, und ich hoffe, dass wir das auch in diesem Jahr so fortsetzen können.
Für den heutigen Abend wünsche ich Ihnen gute Begegnungen und für das Neue Jahr alles Gute – genießen Sie als unser heutiges besonderes Dankeschön für Sie die tolle Musik der Big Band des Heinz-Berggruen-Gymnasiums!
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.