Drucksache - 1369/XIX  

 
 
Betreff: Medienkisten für Willkommensklassen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion der CDUBezirksamt
Verfasser:Frau Kaddatz, JuttaSchöttler, Angelika
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Ausschuss für Integration Beratung
11.06.2015 
24. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
21.01.2015 
42. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksamt Erledigung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
20.05.2015 
46. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
MzK

Das Bezirksamt teilt zu der o.g. Drucksache folgendes mit:

 

 

  1. Bedarfe und Angebote

 

„Integration“ ist eines der 5 Handlungsfelder, die die Stadtbibliothek ausdrücklich als Schwerpunkte ihrer Arbeit definiert hat. Die Stadtbibliothek hat deshalb den Beschluss der BVV zum Anlass genommen, ihre Angebote für Willkommensklassen (umgangssprachliche Bezeichnung für die formal zu verwendende Bezeichnung der Klassenart: Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse) und für die in Übergangswohnheimen untergekommenen Flüchtlinge zu überprüfen und gezielt neu auszurichten.

 

Ausgangspunkt hierfür war eine Umfrage an den 19 Schulen im Bezirk (Stand: Februar 2015), die Willkommensklassen führen. Dies sind 10 Grundschulen, 5 Sekundarschulen, 3 Gymnasien und 1 Sonderschule. Ziel war, den konkreten Bedarf an Medien (Medienart, Zielalter, Sprache etc.), Medienpaketen und weiteren Angeboten wie z.B. Bibliothekseinführungen zu ermitteln. Insgesamt gab es von 10 Schulen Rückmeldungen, in deren Folge auch bereits konkrete Vereinbarungen getroffen wurden. Es wurden 3 Bibliotheksbesuche vereinbart, 5 Veranstaltungen (siehe unter II, 2.) verabredet und 1 Medienpaket bestellt.

 

Der Stand in den Schulen ist sehr unterschiedlich. In einigen Schulen gibt es schon seit Jahren Willkommensklassen und Routinen, mit ihnen umzugehen. Die Angebote der Bibliothek sind größtenteils bekannt und werden genutzt. In anderen Schulen befinden sich die Willkommensklassen noch im Aufbau, die Schulen stehen noch am Anfang der Bedarfsermittlung, die Anforderungen an die Stadtbibliothek sind noch unklar. Durchgehend wurde aber Interesse an den Bibliotheksangeboten geäußert.

 

Die Stadtbibliothek berücksichtigt diese sehr heterogene Situation, die sich in der Zusammensetzung der einzelnen Willkommensklassen fortsetzt. Es gibt nicht das eine richtige Angebot für alle Willkommensklassen, sondern verschiedene Angebote, die sich unterschiedlich einsetzen lassen, sich gegenseitig ergänzen und kombinieren lassen. Insgesamt wird deutlich, dass die heterogene Situation individuell zugeschnittene Angebote erfordert, die nur in Rückkoppelung mit den Schulen und den beteiligten Lehrer/innen erstellt werden können. Dafür kann die Stadtbibliothek ihre seit vielen Jahren hervorragend ausgebauten Kontakte und Kooperationen mit den Schulen nutzen.

 

Die von der Stadtbibliothek derzeit leistbaren Angebote gehen in unterschiedliche Richtungen, die sich ergänzen, aber auch einzeln bestehen können. In den meisten Bereichen kann die Bibliothek dabei auf Vorhandenes zurückgreifen. 

 

  1. Medien und Medienpakete.

Medienkisten sind als „Medienpakete“ ein seit Langem etabliertes Angebot der Stadtbibliothek, das über die Bibliotheken, aber auch über die Webseite der Stadtbibliothek abgerufen werden kann und auch für Willkommensklassen gut nutzbar ist. Allerdings geht ein an Themen orientiertes standardisiertes Angebot, wie es die Stadtbibliothek für Grundschulen bereit hält[1], am Bedarf vorbei. Vielmehr müssen Themen und Medienmix in Rückkoppelung mit den Lehrer/innen auf die Besonderheiten der jeweiligen Klassen, die i.d.R. eine große sprachliche und altersmäßige Heterogenität und eine hohe Fluktuation aufweisen, abgestimmt werden.

 

Der Bedarf nach Medienpaketen entwickelt sich oft als Ergebnis eines Bibliotheksbesuchs, um diesen in die Schule hinein zu verlängern und nachhaltig zu machen. Mit den schulischen Begleitpersonen können die Bedarfe unmittelbar vor Ort konkret benannt und abgeklärt werden. In Verbindung ggf. mit weiteren Werbemitteln sind Medienpakete auch ein gutes Mittel, um die Bibliothek überhaupt bekannt zu machen und für ihre weiter reichenden Angebote vor Ort zu werben.

 

Die Stadtbibliothek hat in den vergangenen Jahren aufgrund der steigenden Nachfrage ihr Medienangebot zu den unterschiedlichen Aspekten des Spracherwerbs und Spracherhalts laufend aktualisiert und erweitert. Die in diesem Zusammenhang eingeführte Rotation der Bestände ermöglicht den Bibliothekseinrichtungen, schnell auf veränderte Bedarfe zu reagieren.


Für Erwachsene und Kinder sind als Buch, CD (inkl. Hörbücher) oder CD-Rom vorhanden:

  • Sprachkurse, Lehrbücher und Übungen zum Erwerb der deutschen Sprache sowie anderer Sprachen, Sprachlevel A1 – B2 (auch in Mehrfachexemplaren)
  • Leichte Texte zur Unterstützung und Verfestigung des Spracherwerbs, Sprachlevel A1 – B2
  • Wörterbücher, Bildwörterbücher
  • Fremdsprachige Belletristik und Kinder- und Jugendliteratur in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch.
  • Sachmedien in den Sprachen Arabisch, Türkisch (überwiegend Ratgeber zu Erziehung, Gesundheit etc.)
  • Zweisprachige Medien
  • DVD-Spielfilm und -Kinderfilm, wenn vorhanden, grundsätzlich mit mehrsprachigen Tonspuren

Des Weiteren stehen für diese Zielgruppe zur Verfügung:

  • Alle Medien zur deutschen Sprache (Deutschunterricht etc.)
  • Bilderbücher, Sachbilderbücher
  • Interaktive Medien (TING, TIPTOI)
  • 7 Tage rund um die Uhr ergänzend das digitale Angebot von VOEBB24.

 

Insgesamt sind derzeit speziell für Migrant/innen rd. 8.000 Medien verfügbar. 2014 wurden hierfür 12.300 Euro ausgegeben. 2015 ist eine weitere Steigerung um 11% auf 13.700 Euro geplant, sofern die Haushaltssperre dies zulässt.

 

Für den konkreten Bedarf der Willkommensklassen an Grundschulen besteht ein breit ausgebautes Angebot an fremdsprachigen Bilder- und Kinderbüchern. Deutlich schwieriger ist der Bedarf nach inhaltlich anspruchsvoller, altersangemessener Lektüre in leichter Sprache oder zweisprachig für Jugendliche und junge Erwachsene abzudecken, weil hier der Buchmarkt für die am häufigsten nachgefragten Themen „Ankommen und Leben in Deutschland“ große Lücken aufweist. Wenn die Haushaltssperre dies zulässt, wird das Angebot weiter ausgebaut.

 

  1. Bibliothekseinführungen und Veranstaltungen in der Bibliothek.

Ein starkes Interesse haben die Schulen an Bibliotheksbesuchen und Angeboten in der Bibliothek artikuliert. Niedrigschwellige Bibliothekseinführungen („Stationenlernen“), Bilderbuchkino und Lesefeste sind eingeführte Angebote der Bibliothek, die über ihren Anlass hinaus nutzbar sind, um die Bibliothek als einen leicht zugänglichen geschützten Raum bekannt zu machen. Durch Gruppenführungen und Veranstaltungen entdecken die Kinder und Jugendlichen die Bibliothek als Lern-, Aufenthalts- und Kommunikationsort, den sie dann auch schulunabhängig und außerhalb solcher Gruppenzusammenhänge in ihrer Freizeit nutzen, wo sie lesen, arbeiten, im Internet surfen, mit ihren mobilen Geräten und am PC oder PC-unabhängig arbeiten oder sich einfach nur aufhalten und mit anderen kommunizieren können. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass dies ein Integrationsangebot ist, das außerordentlich positiv wahrgenommen und aufgegriffen wird. 

 

 

  1. Maßnahmen für Willkommensklassen und Flüchtlinge

 

Vor dem Hintergrund des oben skizzierten Sachstands hat die Stadtbibliothek folgende Maßnahmen konkret eingeleitet bzw. in Planung:

 

  1. Bereitstellung von zielgruppengerecht zusammengestellten Medienpaketen nach Bedarf der einzelnen Willkommensklassen.
  2. Angebot einer speziell für Willkommensklassen an Grundschulen entwickelten Veranstaltungsreihe mit der Kinderbuchillustratorin Patricia Thoma. Die für unterschiedliche Altersstufen konzipierten und erprobten Veranstaltungen gehen mit einem kommunikativen Mix aus Bildersprache, Geräuschen und Musik besonders auf die Situation von Flüchtlingskindern ein. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei zugleich die Bibliothek kennen.
  3. Angebot altersgerechter Bibliothekseinführungen für Willkommensklassen nach Absprache mit den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern.
  4. Bereitstellung von Medienkisten für die Flüchtlingswohnheime als Dauerleihgabe. Die Kisten enthalten ca. 40 Medien für Eltern und Kinder: Bilder- und Vorlesebücher, z.T. auch in anderen Sprachen, Wörterbücher und Bildwörterbücher, Stadtführer, Ting-/Tiptoi-Bücher plus Stifte. Die Medien werden nicht in den Bestand der Stadtbibliothek eingearbeitet, Verluste sind einkalkuliert. Veranschlagt wird pro Kiste ein Aufwand von ca. 700 Euro zur Erstbeschaffung, die zur derzeit aber der Haushaltssperre unterliegen.

 

Darüber hinaus haben die einzelnen Bibliotheken weitere Aktivitäten entwickelt:

 

Bezirkszentralbibliothek:

Eine positive Kontaktaufnahme zur Unterkunft in der Colditzstraße ist erfolgt, die Angebote werden spezifiziert, sobald sich die Bedarfe stärker konkretisiert haben.

 

Stadtteilbibliothek Lichtenrade:

Eine positive Kontaktaufnahme zum Übergangswohnheim am Kirchhainer Damm ist erfolgt. Erste Veranstaltungen wurden vereinbart und werden weiter spezifiziert, sobald sich die Bedarfe stärker konkretisiert haben.

 

Stadtteilbibliothek Marienfelde:
Ein Kontakt zum Übergangswohnheim Marienfelder Allee wurde aufgebaut. Verabredet (und z.T. auch schon begonnen) wurden u.a. Bibliothekseinführungen für Multiplikatoren und für Kitagruppen des Heims und ein Ferienangebot „Lesen im Park“ auf dem Heimgelände.
Eine Kontaktaufnahme zum Sprach- und Integrationszentrum Berlin ist erfolgt: Als Ergebnis wurde das Angebot an Sprachkursen und fremdsprachiger Literatur weiter verstärkt. Zur geplanten Bereitstellung netzfähiger Arbeitsplätze für Erwachsene zum Deutschlernen müssen noch Steckdosen installiert werden.

 

Werbung und Information

 

  • Die Willkommensklassen erhalten eine schriftliche Einladung zu einem Bibliotheksbesuch mit Fr. Thoma in der nächstgelegenen Bibliothek.
  • Zweisprachige, bebilderte Postkarten und mehrsprachige Flyer werben in den Flüchtlingsunterkünften für die Bibliotheken.
  • Die Medienkisten in den Flüchtlingsunterkünften machen auf das Angebot der Stadtbibliothek aufmerksam.
  • Zielgerichtete Werbung in den Bibliotheken über Flyer, Werbescreens, Bildschirmschoner etc.

 

 


[1] Infoflyer s.:

http://www.berlin.de/imperia/md/content/batempelhofschoeneberg/abtschubiku/stadtbibliothek/flyer/medienpakete.pdf?start&;ts=1423232551&file=medienpakete.pdf

 

 
 

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