Drucksache - 0895/XVIII
Das Bezirksamt hält ein einziges Konzept für
Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsbereich, dass für alle Schulen in
Tempelhof-Schöneberg gleichermaßen gelten soll, für nicht zielführend. Die Gesundheitsrisiken bei Kindern und Jugendlichen - wie Übergewicht und Adipositas durch falsche Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel, Gebrauch legaler und illegaler Suchtmittel oder unzureichender Impfschutz – sind grundsätzlich bekannt und durch Untersuchungen statistisch belegt. Bekannt ist auch, dass der soziale Status und kulturelle Hintergrund der Eltern das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen ganz entscheidend beeinflussen. Für die Tempelhof-Schöneberger Schulen existieren nur wenig Daten über den Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen. Der deutliche Personalabbau an Ärztinnen und Ärzten,
Arzthelferinnen und Sozialarbeiterinnen im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
(ca. 30 Stellen) haben dazu geführt, dass als einzige flächendeckende
Reihenuntersuchung nur noch die gesetzlich vorgeschriebene
Einschulungsuntersuchung vorgenommen werden kann. Alle anderen Untersuchungen
und Beratungen im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst erfolgen subsidiär und
sozialkompensatorisch. Reihenuntersuchungen, z.B. in 3., 5. oder 10. Klassen,
werden schon seit Jahren nicht mehr durchgeführt. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen werden
regelmäßig ausgewertet und, allerdings etwas zeitverzögert, der
Senatsschulverwaltung zur Verfügung gestellt. Nachhaltige Prävention in den
Schulen, in und außerhalb des Unterrichts zu verankern ist eine explizite
Aufgabe der Schulverwaltung, die diese z.B. auch durch Auflage
unterschiedlichster Programme, aufnimmt. Das Gesundheitsamt sieht seine Aufgabe
darin, sowohl der Schulverwaltung als auch den Schulen Kooperationspartner zu
vermitteln, die Angebote speziell für Schulen entwickelt haben, wie z.B. Krankenkassen, Sportvereinen etc. und diesen als
Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, Netzwerke zu fördern und insgesamt
Prävention und Gesundheitsförderung nicht als statische Größe zu betrachten,
sondern ganz konkret die Gesundheitsrisiken bei Kindern und Jugendlichen im
Auge zu behalten. In der Prävention und Gesundheitsförderung gibt es zwar
viele wirksame Konzepte und Ansätze, doch bisher gelingt es nur ansatzweise die
verschiedenen Akteure, Ressourcen und weitere Partner der Prävention zu
abgestimmtem Handeln zusammen zu bringen, und die Prävention nachhaltig in der
Lebenswelt Schule zu verankern. Die Planungs- und Koordinierungsstelle
Gesundheit hatte deshalb gemeinsam mit dem Gesundheitsamt zu einem
Gesundheitstag eingeladen, der unter dem Motto stand: Gesundheitskonferenz
2009 - Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung von Kindern in Grundschulen in
Tempelhof-Schöneberg. Das Interesse und die Beteiligung der Schulen war
sehr groß. Neben fachlich sehr fundierten Vorträgen gab es auch eine
Präsentation von Anbietern zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen, die als
Markt der Möglichkeiten viele Interessierte gefunden hat. Die einzelnen Themen sind im Intranet unter à Abteilung Gesundheit und Soziales à Aktuelles à Termine à Veranstaltungen à Materialien zur Gesundheitskonferenz am 29.04. abrufbar.
- 2 - Eine Gesamtaufstellung der
Präventionsveranstaltungen des Bereichs Gesundheit für die Zielgruppe der
Schülerinnen und Schüler ist der Anlage 1 zu entnehmen. Zusätzlich gibt die Aufstellung der Schulen (Anlage 2) einen
Überblick über Gesundheitsthemen, die entweder in den Unterricht integriert
oder durch Kooperationspartner vermittelt werden. Es ist ersichtlich, dass die
Angebote sehr vielfältig sind und je nach Schultyp und Alter der Schülerinnen
und Schüler unterschiedlich ausfallen. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass nicht alle
Schulen die vielfältigen Präventionsangebote nutzen. So musste ein geplanter
Aktionstag am 19. Juni im Gemeinschaftshaus Lichtenrade der unter dem Motto
stand „Der Prävention in Tempelhof-Schöneberg ein Gesicht geben“
mangels Teilnahmemöglichkeit aufgrund dringender schulischer Verpflichtungen
von Kindern und Lehrern wieder abgesagt werden. Obwohl die personellen Ressourcen im Gesundheitsamt immer
knapper werden, initiieren Gesundheitsamt und Planungs- und
Koordinierungsstelle Gesundheit auch weiterhin eigene Projekte, zunehmend auch
über die Maßnahmeplanung des Jobcenters. Besonders hingewiesen werden soll auf
drei sich in der Anfangsphase bzw. noch in Vorbereitung befindliche
Präventionsprojekte: 1.
Peer-Eltern an Schule (PEaS) Dieses Projekt wird gemeinsam mit
der Fachstelle für Suchtprävention und mit Finanzierung der AOK durchgeführt
werden. PEaS soll Kinder und
Jugendliche vor Sucht und Abhängigkeit schützen und zur Stärkung der Eltern in
ihrer Vorbildfunktion und Erziehungskompetenz hinsichtlich Gesundheitsförderung
und Suchtprävention beitragen. Die Förderung des Zusammenwirkens von Eltern und
Schule garantiert eine ganzheitliche Herangehensweise und erhöht die
Wirksamkeit suchtpräventiver Maßnahmen. 2010 soll PeaS an drei Grundschulen des
Bezirks starten. 2.
Die Verbesserung des Impfschutzes für Kinder und Jugendliche Impfangebote in den Schulen sind
personell sehr aufwändig. Unter Abwägung der Effektivität mit anderen Aufgaben
des KJGD können sie daher derzeit nicht mehr angeboten werden. Um dem gesetzlichen Auftrag gem. §
34 (10) des Infektionsschutzgesetzes gerecht zu werden, führt der KJGD
jährliche Impfbuchkontrollen in einzelnen Klassenstufen in Zusammenarbeit mit
den Schulen durch. Die Eltern werden über die aktuellen Impfempfehlungen der
Ständigen Impfkommission (STIKO) sowie ggf. über individuelle Impflücken bei
ihrem Kind informiert mit der Aufforderung, diese durch den niedergelassenen
Kinder- und Jugendarzt schließen zu lassen. Es ist geplant, statistische
Auswertungen der Impfbuchkontrollen anonymisiert auch den Schulen zeitnah zur
Verfügung zu stellen, um die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen für alle
Beteiligten transparent zu machen. Da erfahrungsgemäß die Bereitschaft
hinsichtlich der Durchführung präventivmedizinischer Maßnahmen im Jugendalter
eingeschränkt ist, sind rechtzeitige Impfbuchkontrollen zum Schließen von
Impflücken besonders wichtig. 3.
Schwimmpatenschaften Viele Kinder, gerade aus
sozialschwachen Familien können sich einen Schwimmunterricht nicht leisten.
Nachdem ein zentrales Angebot zum kostenlosen Schwimmunterricht schon vor
Jahren eingestellt wurde, wurden unter Federführung der Gesundheitsstadträtin
mit - 3 - Hilfe von Sponsoren und der
Unterstützung der Bäderverwaltung Schwimmpatenschaften gegründet. Jedes Jahr können seitdem ca. 60
Kinder aus unserem Bezirk in den Sommerferien kostenlos Schwimmen lernen und
das „Seepferdchen“ erwerben. Geplant ist, dieses Angebot auch auf
die anderen Ferien auszuweiten. Schwimmen bietet eine gute Möglichkeit, Kindern
Freude an der Bewegung zu vermitteln, sowie die motorische Koordination und das
Selbstwertgefühl dieser Kinder zu fördern. Die Möglichkeit die Schwimmprüfung
„Seepferdchen“ als Abschluss abzulegen stellt eine zusätzliche
Motivation dar. Das Bewegungsangebot ist darüber
hinaus eine primärpräventive Maßnahme zur Vermeidung von
Übergewichtsentwicklung, von der Kinder in sozial schwachen Familien besonders häufig betroffen sind Anlage 1Präventionsveranstaltungen des Bereichs Gesundheit für die
Zielgruppen der Schülerinnen und Schüler in Tempelhof-Schöneberg von
2004-2009 Anlage 2Präventionsmaßnahmen in den Schulen von
Tempelhof-Schöneberg - Stand Oktober 2009 Abkürzungen der Schulen G - Grundschule R - Realschule Y - Gymnasium H - Hauptschule V - Verbundschule S - Sonderschule T - Gesamtschule |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
Stadtbezirk | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Sitzungsteilnehmer | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |