Drucksache - 0413/XVIII
Das Bezirksamt teilt zu der
o.g. Drucksache folgendes mit: Die
im 2. Obergeschoss der Sophie-Scholl-Oberschule untergebrachte
Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord “Gertrud-Kolmar-Bibliothek” fällt
unter den Einrichtungen der Stadtbibliothek durch eine nicht zufriedenstellende
Nutzung auf. Trotz attraktiver Räumlichkeiten, die 1999 renoviert wurden,
konnte die Bibliothek im Einzugsgebiet des Schöneberger Nordens, das durch
einen hohen Migrantenanteil geprägt wird, bisher nicht ausreichend Fuß fassen. Dies
entspricht Erfahrungen, die in anderen Städten mit vergleichbar gelegenen
Bibliotheken gemacht wurden; Bibliotheksarbeit in sozial schwachen Lagen ist
generell schwierig. Zum Teil ist die
schlechte Nutzung jedoch auf spezifische lokale Rahmenbedingungen
zurückzuführen. So ist die Bibliothek nicht ebenerdig einsehbar und nur über
einen Fahrstuhl zugänglich, und die Lage
in einer Schule stellt erfahrungsgemäß gerade für eine sozial schwächere
Klientel eine starke Zugangsschwelle dar. Um
die Nutzung zu verbessern, plant die Stadtbibliothek Maßnahmen, die von
folgenden Prämissen ausgehen. 1.
Eine Bibliotheksversorgung im Schöneberger Norden ist unverzichtbar, da
es für die wenig mobile Bevölkerung mit hohem Kinderanteil keine realistische
Alternative gibt; 2.
Erfahrungen in Frankfurt am Main (Stadtteil Gallus) und anderen Städten
zeigen, dass Bibliotheksarbeit in migrantengeprägten Vierteln erfolgreich sein
kann und eine wichtige sozialintegrative Funktion erfüllt; 3.
Erfolg in der bibliothekarischen Migrantenarbeit setzt voraus, dass
Bibliotheken über ihre Grenzen hinausgehen und unkonventionelle Wege
einschlagen. Vor
diesem Hintergrund hat die Stadtbibliothek das im Folgenden vorgestellte
Projektkonzept “Bibliothek pro Integration” entwickelt, das bislang jedoch aufgrund von nicht lösbaren
personellen Schwierigkeiten nicht umgesetzt werden konnte. Das Konzept stellt einen Rahmen dar und kann
nur gemeinsam mit den handelnden Personen vor Ort in ein konkretes
Bibliotheksprogramm umgeformt werden. Dies gilt gerade auch für die
Sozialarbeiterstelle, da die Stadtbibliothek hier im Rahmen der auf den
Stellenpool beschränkten Auswahl bemüht sein muss, vorgefundene Qualifikationen
optimal und angemessen einzusetzen. Da sowohl die bibliothekarische Leitung als
auch die Sozialarbeiterstelle frühestens zum 1.1.2008 neu besetzt werden
können, wird ein konkretes, handlungsleitendes Bibliotheksprogramm für die
Stadtteilbibliothek, das auf der Projektbeschreibung basiert, frühestens zum
Frühjahr 2008 vorliegen. “Bibliothek pro Integration”
Ein Projekt der Stadtbibliothek
Tempelhof-Schöneberg
Kurzbeschreibung In der in einem sozialen Brennpunkt gelegenen Stadtteilbibliothek
Schöneberg-Nord “Gertrud-Kolmar-Bibliothek” erfolgt durch die
Vernetzung der Bibliotheksangebote mit Angeboten vorwiegend sozial- und
medienpädagogisch wirkender Einrichtungen im lokalen Umfeld eine gezielte
Erweiterung der bibliothekarischen Arbeitsfelder und Aufgaben. Dies macht die
Ausrichtung der Bibliothekspotenziale auf die speziellen Bedingungen eines von
sozialen Problemen und Multiethnizität geprägten städtischen Umfelds möglich.
Die Schwerpunkte der Bibliotheksarbeit – Informationsversorgung; Förderung
von Medienkompetenz – können so für das sozialpolitische Ziel einer
aktiven Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund
nutzbar gemacht werden. Ziel
Ausrichtung der Bibliotheksarbeit auf das
sozialpolitische Ziel der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund;
Erhöhung der Nutzung. Zielgruppenarbeit durch Vernetzung Zielgruppe ist die
Bevölkerung mit Migrationshintergrund und die sozial schwache Bevölkerung im
Einzugsgebiet. Die Zielgruppe wird unter
Einbeziehung des Quartiersmanagements über den Weg einer intensiven Vernetzung
mit öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kitas, Organisationen, Vereinen und
Gruppen im Umfeld erreicht. Ein Schwerpunkt ist dabei die Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen. Die Zielgruppe wird durch
eine Analyse des Einzuggebiets genauer eingegrenzt. Projektort
Die
Stadtteilbibliothek liegt im sozialen Problemgebiet des Schöneberger Nordostens
im 2. Obergeschoss der Sophie-Scholl-Oberschule. Durch den großzügigen
Raumzuschnitt (416 qm HNF) bietet sie günstige räumliche Bedingungen. Die
Bibliothek wurde 1998/99 komplett renoviert und neu ausgestattet. Sie ist
behindertengerecht über einen eigenen, separaten Eingang per Fahrstuhl
zugänglich. Neben 18.000 Medien bietet die Bibliothek 7 für Benutzer
zugängliche PC mit Internet und Standardsoftware an. Zur Zeit ist die
Bibliothek montags bis donnerstags von 13-18 Uhr geöffnet. Bibliothek als sozialer Ort Bei knapper werdendem öffentlichen Raumangebot bieten
Bibliotheken einen anerkannten öffentlichen Raum für soziale Begegnungen. Bei
günstigen Öffnungszeiten – außerhalb der Schulzeiten und bis in den Abend
– stellen sie mit dezentralen, wohnortnahen Standorten neutrale, frei
zugängliche Räume und gute Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung. Besonders
Mädchen und Frauen erfahren sie als geschützten Raum. Bei Eltern mit
Migrationshintergrund haben sie oft einen besseren Ruf als z. B.
Jugendfreizeiteinrichtungen. Inhaltliche Schwerpunkte Das
inhaltliche Programm konzentriert sich auf die folgenden Schwerpunkte: ·
Leseförderung /
Vermittlung von Medienkompetenz ·
Sprachförderung
/ Spracherwerb ·
Informationen zu
Ausbildung und Beruf ·
Informationen
zur Orientierung in der Gesellschaft Bei der Vermittlung dieser
Schwerpunkte zeigt sich die Bibliothek als Ort der Kommunikation und
Begegnungsstätte. Erweiterung des Bibliotheksprogramms Zu den o.g. inhaltlichen Schwerpunkten stellt die
Bibliothek mit ihrem fachspezifischen Know-how als Informationsvermittler
Medienbestände, Informationstechnik und informationsbezogene Beratung zur
Verfügung. Über den VÖBB sind die Bestände aller Öffentlichen Bibliotheken in
Berlin (ca. 4,3 Mill. Medieneinheiten) vor Ort verfügbar. Diese spezifischen Bibliotheksangebote können von
anderen Einrichtungen, Organisationen und Vereinen im lokalen Umfeld genutzt
werden, die zum Beispiel selbst nicht über entsprechende Hilfsmittel und Räume
verfügen. Dies
schafft die Voraussetzung für eine Erweiterung des Bibliotheksprogramms. Das Projekt
setzt auf die im engeren Sinn bibliothekarischen Angebote zusätzliche Angebote
und Aktivitäten auf, die nicht zum Kernspektrum bibliothekarischer Aufgaben
gehören. Dabei geht es darum: ·
die Bibliothek
als Informationseinrichtung mit zielgruppenbezogenen speziellen Schwerpunkten
für Einrichtungen mit vergleichbaren oder angrenzenden Schwerpunkten
interessant und nutzbar zu machen, d.h. durch Kontaktarbeit und Werbung
Vernetzungen aufzubauen und zu initiieren; ·
entsprechend den
genannten Schwerpunkten Angebote zu entwickeln und hierfür Anbieter aus den
Einrichtungen des lokalen Umfelds zu akquirieren; ·
ehrenamtliche
Hilfe für die Betreuung zu gewinnen; ·
die Vernetzung
mit den schulischen Angeboten der Sophie-Scholl-Oberschule voranzutreiben; ·
die genannten
Verknüpfungen mit dem Ziel der eigenständigen Lauffähigkeit stabil zu
installieren. Vernetzung der Inhalte / Ganzheitliche Betreuung
Das Ziel der Vernetzung von Angeboten wird aus der
folgenden Gegenüberstellung bibliothekarischer und darauf aufbauender
sozial-/medienpädagogischer Aufgabenfelder deutlich. Beide focussieren auf die
gleichen inhaltlichen Schwerpunkte und entsprechen so dem Ziel einer
ganzheitlich orientierten Betreuung der Zielgruppe. Genannt
sind hier nur Beispiele. Welche Angebote konkret realisiert werden können, ist
abhängig von den zur Verfügung stehenden Partnern.
Anknüpfen an die bisherige Bibliotheksarbeit Das
Projekt setzt auf folgenden Schwerpunkten der Stadtbibliothek auf: ·
Kinderbibliotheksarbeit
·
Vermittlung von
Medienkompetenz und Leseförderung ·
Informationsvermittlung
für Schule, Ausbildung und Beruf ·
Bürgerinformation. Die
Stadtbibliothek betreibt bereits die Stadtteilbibliothek Marienfelde in
räumlicher Integration und Vernetzung der Angebote mit einer
Jugendfreizeiteinrichtung. Neu ist der Ansatz, Vernetzungen gezielt dazu zu
nutzen, den Einsatz der Bibliotheksressourcen zu optimieren, um
Bibliothekspotenziale konsequent zielgruppenorientiert ausschöpfen zu
können. Personal ·
1
Bibliothekar/-in als Bibliotheksleitung ·
1
Sozialarbeiter/-in oder Medienpädagoge/-in ·
1
Fachangestellte/-r für Medien- und Infodienste ·
Ehrenamtliche
Helfer/-innen Für
die Stelle des Sozialarbeiters/Medienpädagogen muss folgendes Aufgabenprofil
personenabhängig konkretisiert werden: 1. Kontaktarbeit mit dem Ziel der Vernetzung der
Bibliothek mit öffentlichen Einrichtungen, Organisationen, Vereinen und Gruppen
im Umfeld. Acquirierung von bibliotheksergänzenden Angeboten zu den
Schwerpunkten Leseförderung; Spracherwerb; Ausbildung und Beruf; Orientierung
in der Gesellschaft. Acquirierung von ehrenamtlicher Hilfe für die Nutzer- und
Veranstaltungsbetreuung. 2.
Entwicklung und Durchführung von Angeboten, die das Kernangebot der Bibliothek
ergänzen: -
Aufsuchende Betreuung -
Betreuung von Gruppen und AGs -
Organisation und/oder Durchführung von Veranstaltungen zur Förderung von
Spracherwerb und Lesefähigkeit -
Organisation und/oder Durchführung von praxisorientierten Kursen und Workshops
(PC-Kurse; Erstellen von Bewerbungen etc.) -
Organisation und/oder Durchführung von Angeboten zu relevanten
gesellschaftlichen Fragestellungen (berufliche Aus- und Weiterbildung,
Arbeitssuche, Gesundheit und Ernährung, Erziehung etc.) |
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