Drucksache - 0413/XVIII  

 
 
Betreff: Ein neues Konzept für die Gertrud-Kolmar-Bibliothek?
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion der SPDBezirksamt
Verfasser:Herr Hapel, DieterBand, Ekkehard
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Ausschuss für Frauen, Integration und Quartiersentwicklung Entscheidung
14.02.2008 
12. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Frauen, Integration und Quartiersentwicklung vertagt   
13.03.2008 
13. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Frauen, Integration und Quartiersentwicklung vertagt   
10.04.2008 
14. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Frauen, Integration und Quartiersentwicklung ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
17.10.2007 
12. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksamt Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
16.01.2008 
15. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Bildung und Kultur XIX. Wahlperiode Entscheidung
07.02.2008 
12. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
06.03.2008 
13. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
MzK

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt teilt zu der o.g. Drucksache folgendes mit:

 

Die im 2. Obergeschoss der Sophie-Scholl-Oberschule untergebrachte Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord “Gertrud-Kolmar-Bibliothek” fällt unter den Einrichtungen der Stadtbibliothek durch eine nicht zufriedenstellende Nutzung auf. Trotz attraktiver Räumlichkeiten, die 1999 renoviert wurden, konnte die Bibliothek im Einzugsgebiet des Schöneberger Nordens, das durch einen hohen Migrantenanteil geprägt wird, bisher nicht ausreichend Fuß fassen.

Dies entspricht Erfahrungen, die in anderen Städten mit vergleichbar gelegenen Bibliotheken gemacht wurden; Bibliotheksarbeit in sozial schwachen Lagen ist generell schwierig. Zum Teil ist die schlechte Nutzung jedoch auf spezifische lokale Rahmenbedingungen zurückzuführen. So ist die Bibliothek nicht ebenerdig einsehbar und nur über einen Fahrstuhl zugänglich, und die Lage in einer Schule stellt erfahrungsgemäß gerade für eine sozial schwächere Klientel eine starke Zugangsschwelle dar.

 

Um die Nutzung zu verbessern, plant die Stadtbibliothek Maßnahmen, die von folgenden Prämissen ausgehen.

1.       Eine Bibliotheksversorgung im Schöneberger Norden ist unverzichtbar, da es für die wenig mobile Bevölkerung mit hohem Kinderanteil keine realistische Alternative gibt;

2.       Erfahrungen in Frankfurt am Main (Stadtteil Gallus) und anderen Städten zeigen, dass Bibliotheksarbeit in migrantengeprägten Vierteln erfolgreich sein kann und eine wichtige sozialintegrative Funktion erfüllt;

3.       Erfolg in der bibliothekarischen Migrantenarbeit setzt voraus, dass Bibliotheken über ihre Grenzen hinausgehen und unkonventionelle Wege einschlagen.

 

Vor diesem Hintergrund hat die Stadtbibliothek das im Folgenden vorgestellte Projektkonzept “Bibliothek pro Integration” entwickelt, das bislang jedoch aufgrund von nicht lösbaren personellen Schwierigkeiten nicht umgesetzt werden konnte. Das Konzept stellt einen Rahmen dar und kann nur gemeinsam mit den handelnden Personen vor Ort in ein konkretes Bibliotheksprogramm umgeformt werden. Dies gilt gerade auch für die Sozialarbeiterstelle, da die Stadtbibliothek hier im Rahmen der auf den Stellenpool beschränkten Auswahl bemüht sein muss, vorgefundene Qualifikationen optimal und angemessen einzusetzen. Da sowohl die bibliothekarische Leitung als auch die Sozialarbeiterstelle frühestens zum 1.1.2008 neu besetzt werden können, wird ein konkretes, handlungsleitendes Bibliotheksprogramm für die Stadtteilbibliothek, das auf der Projektbeschreibung basiert, frühestens zum Frühjahr 2008 vorliegen.

 

 

“Bibliothek pro Integration”

Ein Projekt der Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg

 

Kurzbeschreibung

In der in einem sozialen Brennpunkt gelegenen Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord “Gertrud-Kolmar-Bibliothek” erfolgt durch die Vernetzung der Bibliotheksangebote mit Angeboten vorwiegend sozial- und medienpädagogisch wirkender Einrichtungen im lokalen Umfeld eine gezielte Erweiterung der bibliothekarischen Arbeitsfelder und Aufgaben. Dies macht die Ausrichtung der Bibliothekspotenziale auf die speziellen Bedingungen eines von sozialen Problemen und Multiethnizität geprägten städtischen Umfelds möglich. Die Schwerpunkte der Bibliotheksarbeit – Informationsversorgung; Förderung von Medienkompetenz – können so für das sozialpolitische Ziel einer aktiven Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund nutzbar gemacht werden.

 

Ziel

Ausrichtung der Bibliotheksarbeit auf das sozialpolitische Ziel der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund; Erhöhung der Nutzung.

 

Zielgruppenarbeit durch Vernetzung

Zielgruppe ist die Bevölkerung mit Migrationshintergrund und die sozial schwache Bevölkerung im Einzugsgebiet.

Die Zielgruppe wird unter Einbeziehung des Quartiersmanagements über den Weg einer intensiven Vernetzung mit öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kitas, Organisationen, Vereinen und Gruppen im Umfeld erreicht. Ein Schwerpunkt ist dabei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Die Zielgruppe wird durch eine Analyse des Einzuggebiets genauer eingegrenzt.

 

Projektort

Die Stadtteilbibliothek liegt im sozialen Problemgebiet des Schöneberger Nordostens im 2. Obergeschoss der Sophie-Scholl-Oberschule. Durch den großzügigen Raumzuschnitt (416 qm HNF) bietet sie günstige räumliche Bedingungen. Die Bibliothek wurde 1998/99 komplett renoviert und neu ausgestattet. Sie ist behindertengerecht über einen eigenen, separaten Eingang per Fahrstuhl zugänglich. Neben 18.000 Medien bietet die Bibliothek 7 für Benutzer zugängliche PC mit Internet und Standardsoftware an. Zur Zeit ist die Bibliothek montags bis donnerstags von 13-18 Uhr geöffnet.

 

Bibliothek als sozialer Ort

Bei knapper werdendem öffentlichen Raumangebot bieten Bibliotheken einen anerkannten öffentlichen Raum für soziale Begegnungen. Bei günstigen Öffnungszeiten – außerhalb der Schulzeiten und bis in den Abend – stellen sie mit dezentralen, wohnortnahen Standorten neutrale, frei zugängliche Räume und gute Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung. Besonders Mädchen und Frauen erfahren sie als geschützten Raum. Bei Eltern mit Migrationshintergrund haben sie oft einen besseren Ruf als z. B. Jugendfreizeiteinrichtungen.

 

Inhaltliche Schwerpunkte

Das inhaltliche Programm konzentriert sich auf die folgenden Schwerpunkte:

·         Leseförderung / Vermittlung von Medienkompetenz

·         Sprachförderung / Spracherwerb

·         Informationen zu Ausbildung und Beruf

·         Informationen zur Orientierung in der Gesellschaft

Bei der Vermittlung dieser Schwerpunkte zeigt sich die Bibliothek als Ort der Kommunikation und Begegnungsstätte.

 

Erweiterung des Bibliotheksprogramms

Zu den o.g. inhaltlichen Schwerpunkten stellt die Bibliothek mit ihrem fachspezifischen Know-how als Informationsvermittler Medienbestände, Informationstechnik und informationsbezogene Beratung zur Verfügung. Über den VÖBB sind die Bestände aller Öffentlichen Bibliotheken in Berlin (ca. 4,3 Mill. Medieneinheiten) vor Ort verfügbar.

Diese spezifischen Bibliotheksangebote können von anderen Einrichtungen, Organisationen und Vereinen im lokalen Umfeld genutzt werden, die zum Beispiel selbst nicht über entsprechende Hilfsmittel und Räume verfügen.

Dies schafft die Voraussetzung für eine Erweiterung des Bibliotheksprogramms. Das Projekt setzt auf die im engeren Sinn bibliothekarischen Angebote zusätzliche Angebote und Aktivitäten auf, die nicht zum Kernspektrum bibliothekarischer Aufgaben gehören. Dabei geht es darum:

·         die Bibliothek als Informationseinrichtung mit zielgruppenbezogenen speziellen Schwerpunkten für Einrichtungen mit vergleichbaren oder angrenzenden Schwerpunkten interessant und nutzbar zu machen, d.h. durch Kontaktarbeit und Werbung Vernetzungen aufzubauen und zu initiieren;

·         entsprechend den genannten Schwerpunkten Angebote zu entwickeln und hierfür Anbieter aus den Einrichtungen des lokalen Umfelds zu akquirieren;

·         ehrenamtliche Hilfe für die Betreuung zu gewinnen;

·         die Vernetzung mit den schulischen Angeboten der Sophie-Scholl-Oberschule voranzutreiben;

·         die genannten Verknüpfungen mit dem Ziel der eigenständigen Lauffähigkeit stabil zu installieren.

 

Vernetzung der Inhalte / Ganzheitliche Betreuung

Das Ziel der Vernetzung von Angeboten wird aus der folgenden Gegenüberstellung bibliothekarischer und darauf aufbauender sozial-/medienpädagogischer Aufgabenfelder deutlich. Beide focussieren auf die gleichen inhaltlichen Schwerpunkte und entsprechen so dem Ziel einer ganzheitlich orientierten Betreuung der Zielgruppe.

Genannt sind hier nur Beispiele. Welche Angebote konkret realisiert werden können, ist abhängig von den zur Verfügung stehenden Partnern.

 

Bibliotheksspezifische Aufgaben (Bibliothekspersonal)

Zusatzangebote (Fremdpersonal)

·         Durchführung von altersspezifischen, standardisierten Gruppeneinführungen: Einführung in die Benutzung der Bibliothek und in die Benutzung von Informationen

·         Aufbau und Vermittlung von speziellen, zielgruppengerechten Informationsbeständen, z.B.:

-          Ausbildung und Beruf (Existenzgründung, Bewerbung etc.)

-          Spracherwerb (Deutsch als Fremdsprache, Sprachlehrgänge, Wörterbücher etc.)

-          Orientierung in der Gesellschaft (Ratgeber Miet-, Sozialhilfe- und Ausländerrecht; Gesundheits- und Erziehungsratgeber etc.)

-          Medienpakete für Kitas und Gruppen

-          schulrelevanter Sachbuchbestand

-          aktuelle Zeitschriften

-          Sachbücher über die Kultur der Herkunftsländer

-          multimediales muttersprachliches Angebot

-          Broschüren zu aktuellen Themen

·         Schulung von Lehrern und anderen Multiplikatoren in der Nutzung der Bibliothekssoftware (VÖBB, Web-Opac)

·         Aufsuchende Betreuung (z.B. Vorlesen in Kitas)

·         Betreuung von Gruppen und AGs;

·         Einzelbetreuung (z.B. Hausaufgabenhilfe)

·         Organisation und/oder Durchführung von Veranstaltungen zur Förderung von Spracherwerb und Lesefähigkeit (Sprachkurse Deutsch für Ausländer, Lese-Events, Lesepatenschaften)

·         Organisation und/oder Durchführung von praxisorientierten Kursen und Workshops (PC-Kurse, Kurse zum Erstellen von Bewerbungen)

·         Organisation und/oder Durchführung von Angeboten zu relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen (berufliche Aus- und Weiterbildung, Arbeitssuche, Gesundheit, Erziehung etc.)

·         Einführung in zielgruppenorientierte Datenbanken z.B. im Bereich Ausbildung und Beruf

 

Anknüpfen an die bisherige Bibliotheksarbeit

Das Projekt setzt auf folgenden Schwerpunkten der Stadtbibliothek auf:

·         Kinderbibliotheksarbeit

·         Vermittlung von Medienkompetenz und Leseförderung

·         Informationsvermittlung für Schule, Ausbildung und Beruf

·         Bürgerinformation.

Die Stadtbibliothek betreibt bereits die Stadtteilbibliothek Marienfelde in räumlicher Integration und Vernetzung der Angebote mit einer Jugendfreizeiteinrichtung. Neu ist der Ansatz, Vernetzungen gezielt dazu zu nutzen, den Einsatz der Bibliotheksressourcen zu optimieren, um Bibliothekspotenziale konsequent zielgruppenorientiert ausschöpfen zu können. 

 

Personal

·         1 Bibliothekar/-in als Bibliotheksleitung

·         1 Sozialarbeiter/-in oder Medienpädagoge/-in

·         1 Fachangestellte/-r für Medien- und Infodienste

·         Ehrenamtliche Helfer/-innen

Für die Stelle des Sozialarbeiters/Medienpädagogen muss folgendes Aufgabenprofil personenabhängig konkretisiert werden:

1. Kontaktarbeit mit dem Ziel der Vernetzung der Bibliothek mit öffentlichen Einrichtungen, Organisationen, Vereinen und Gruppen im Umfeld. Acquirierung von bibliotheksergänzenden Angeboten zu den Schwerpunkten Leseförderung; Spracherwerb; Ausbildung und Beruf; Orientierung in der Gesellschaft. Acquirierung von ehrenamtlicher Hilfe für die Nutzer- und Veranstaltungsbetreuung.

2. Entwicklung und Durchführung von Angeboten, die das Kernangebot der Bibliothek ergänzen:

- Aufsuchende Betreuung

- Betreuung von Gruppen und AGs

- Organisation und/oder Durchführung von Veranstaltungen zur Förderung von Spracherwerb und Lesefähigkeit

- Organisation und/oder Durchführung von praxisorientierten Kursen und Workshops (PC-Kurse; Erstellen von Bewerbungen etc.)

- Organisation und/oder Durchführung von Angeboten zu relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen (berufliche Aus- und Weiterbildung, Arbeitssuche, Gesundheit und Ernährung, Erziehung etc.)

 

 
 

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