Drucksache - 1687/XVII
Das Bezirksamt teilt zu der
o.g. Drucksache folgendes mit: Bereits Anfang März 2006 hat
sich das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin an den damaligen Senator
für Bildung, Jugend und Sport, Herrn Klaus Böger, gewandt, die ablehnende
Entscheidung der Senatsschulverwaltung über die Einrichtung einer weiteren
bilingualen Klasse an der Rückert-Schule zu überprüfen und ggf. rückgängig zu
machen. Dabei wurde die Initiative des Rückert-Gymnasiums ausdrücklich seitens
des Bezirksstadtrates für Schule, Bildung und Kultur begrüßt und die
Einrichtung einer weiteren bilingualen Klasse Deutsch-Französisch nachhaltig
unterstützt. Dieser Intention folgte diverser Schriftwechsel; letztmalig wurde
seitens des Bezirksamtes mit Schreiben vom 29. November 2006 auf die Notwendigkeit
der Einrichtung eines zweiten Zuges im deutsch-französischen Bildungsgang ab
Klassenstufe 5 an der Rückert-Schule hingewiesen und an den Antrag der Schule
erinnert. Dabei wurde aus Sicht des Schulträgers nochmals darum gebeten, eine
Genehmigung für einen zweiten bilingualen Zug deutsch-französisch im Sinne von
§ 5 der Verordnung über die Aufnahme in Schulen besonderer pädagogischer
Prägung (Aufnahme VO-SbP) zu erteilen. Mit Schreiben vom 12.01.2007
teilt Herr Staatssekretär Eckart R. Schlemm von der Senatsverwaltung für
Bildung, Wissenschaft und Forschung dazu folgendes mit: Sehr geehrter Herr Hapel, für Ihr den Antrag der
Rückert-Schule unterstützendes Schreiben danke ich Ihnen ebenso wie für die
Übermittlung der Daten der Anmeldungen und Aufnahmen an der Schule durch Ihren
Fachbereich Schulorganisation. Nach Prüfung der Gesamtsituation muss ich Ihnen mitteilen, dass wir zu
einer ande-ren Auffassung gelangt als Sie sie
vertreten:
Die bestehenden
Lerngruppen in Französisch 1. Fremdsprache an den Grundschulen der Region
Tempelhof-Schöneberg wurden zu 50 % mit Sondergenehmigung unterfrequentiert (
im Durchschnitt 11 Schüler/innen) eingerichtet, so dass bei einer Abwanderung
nach der 4. Klasse nur noch Restgruppen verbleiben würden und für in der
Grundschule verbleibende Kinder die Beendigung ihres gewählten Bildungsgangs
mindestens problematisch würde. Darüber hinaus ist die
Region mit zwei von berlinweit drei Schulen mit der besonderen
Abschlussqualifikation des gleichzeitigen Erwerbs von Abitur und Baccalauréat
sehr gut ausgestattet, so dass eine Ausweitung in der Region aus
gesamtstädtischer Perspektive nicht zu vertreten ist. Anhand der uns von Ihrem
Fachbereich übermittelten Daten konnte festgestellt werden, dass ca. 50 % der
“Zulieferer-Grundschulen” nicht als Schwerpunktschulen Französisch
ausgewiesen sind und auch keine Lerngruppen mit Französisch 1. Fremdsprache
führen, was für die Rückert-Schule als Zugangsvoraussetzung “in der
Regel” festgelegt wurde. Darüber hinaus ist in den Klassenzusammensetzungen
der ab Jahrgangsstufe 5 eingerichteten Lerngruppen eine statistische
Auffälligkeit hinsichtlich des prozentualen Anteils von Kindern mit
nichtdeutscher Herkunftssprache festzustellen, die nach unserer Auffassung eine
Entmischung bedeutet, wie sie sicherlich auch von Ihnen nicht gewünscht werden
kann. Mit Schreiben vom
8.12.2006 wurde der Schulleitung mitgeteilt, dass dem Antrag der Schule aus
o.g. Gründen nicht stattgegeben werden kann. Für diese Entscheidung bitte ich
um Ihr Verständnis und verbleibe mit freundlichen Grüßen Eckart R. Schlemm Diese Auffassung teilt der
Schulträger nach wie vor nicht. Die Aufnahme in den ab Klassenstufe 5
beginnenden bilingualen Zügen, z.B. an der Rückert-Oberschule (Gymnasium), mit
der Fremdsprache Französisch richtet sich aktuell nach § 5 der Verordnung über
die Aufnahme in Schulen besonderer pädagogischer Prägung (Aufnahme-SbP) vom 23.
März 2006. Hiernach werden bei einer notwendigen Kapazitätsbegrenzung
(Diskrepanz zwischen Nachfrage und genehmigter Möglichkeit) vorrangig
Schülerinnen und Schüler mit gymnasialer Bildungsgangempfehlung aufgenommen,
die ihre in der Jahrgangsstufe 3 begonnene Fremdsprache (hier: Französisch)
fortsetzen. Innerhalb dieser Schülergruppe richtet sich die Aufnahme u.a. nach
der Notensumme aus den Fächern Deutsch, Fremdsprache, Mathematik und
Sachunterricht. Darüber hinaus wären (sofern die Aufnahmekapazität dies
zulässt) ggf. Kinder auch mit der ersten Fremdsprache Englisch zu
berücksichtigen. Die Sichtweise der zuständigen
Senatsverwaltung, nur auf die Schülerzahl in den regionalen Lerngruppen der 1.
Fremdsprache Französisch im Bezirk Tempelhof-Schöneberg (Schwerpunktschulen
Französisch) abzustellen, zielt am Sinn einer derartigen bilingualen
Einrichtung vorbei. Bereits die gesonderten und speziellen
Zugangsvoraussetzungen aus der AufnahmeVO-SbP, die eine Regelung neben der
Rechtsgrundlage des § 56 Schulgesetz darstellen, deuten auf die gewünschte
überregionale Bedeutung eines derartigen Bildungsganges weit über den Bezirk
Tempelhof-Schöneberg hinaus hin. Dies wird auch durch die Anmeldesituation
gespiegelt. Somit ist auch das Hilfsargument einer Entmischung von Kindern
nichtdeutscher Herkunftssprache wenig hilfreich. Der Zugang zu diesem
Gymnasialzug ist vielmehr vom Leistungsgedanken, siehe Bildung der Notensumme,
geprägt. Dies sollte jedoch für ein Gymnasium durchaus legitim sein. Weiterhin wird seitens der
Senatsverwaltung auf zwei von drei berlinweiten Schulen in der
Tempelhof-Schöneberger Region mit einer entsprechenden Abschlussqualifikation
(allgemeine deutsche Hochschulreife und französisches Baccalauréat) verwiesen.
Eine von diesen Schulen, die Sophie-Scholl-Oberschule (Gesamtschule) ist jedoch
nicht unmittelbar hinzuzurechnen. An dieser Schule sind je Jahrgang zwei
Klassen (Deutsch / Französisch) ab Klassenstufe 7 für die Staatliche
Europa-Schule Berlin (SESB) vorgesehen und mit Schülern aus den entsprechenden
SESB-Grundschulen nach der Klassenstufe 6 fest belegt. Ein Angebot bereits ab
Klassenstufe 5 gibt es hier nicht. Aufgrund der vorstehenden
Ausführungen wird sich der Schulträger deshalb nochmals schriftlich an die
Senatsschulverwaltung wenden, um evtl. dort doch noch ein Umdenken zu erwirken.
Über das Ergebnis wird die Bezirksverordnetenversammlung über ihren
Fachausschuss unterrichtet. |
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