Auszug - Übergang von Willkommensklassen in die Regelklassen  

 
 
3. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 4.1
Gremium: Ausschuss für Schule Beschlussart: im Ausschuss abgelehnt
Datum: Di, 07.03.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 20:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Spreewald-Grundschule, Theatersaal, Pallasstr. 15, 10781 Berlin - Der Theatersaal ist rollstuhlgerecht erreichbar und bei Bedarf auch hörbehindertengerecht ausgestattet -
Ort:
 
Beschluss


Unter dem Tagesordnungspunkt werden durch zwei Koordinatorinnen der Schulaufsicht, Willkommensklassen in Tempelhof-Schöneberg ausführlich und sehr informativ vorgestellt. In der Anlage befindet sich hierzu eine Übersicht.

 

Willkommensklassen sind in das Berliner Schulsystem integriert und werden zukünftig Teil des Schulentwicklungsplans sein. Die Koordinatorinnen weisen darauf hin, dass die Einrichtung der Klassen und Zuordnung der Schulen in der Verantwortung des Schulamtes liegen. Es besteht eine intensive Zusammenarbeit (monatliche Treffen) zwischen den Koordinatoren, dem Sozialarbeiterteam für alle Schulen als Ansprechpartner sowie den zuständigen Mitarbeiterinnen des Schulamtes.

 

Seit dem vergangenen Schuljahr gibt es die Koordinierungsstelle für Willkommensklassen offiziell in allen Regionen Berlins. Sie beinhaltet nicht nur die pädagogische Arbeit, sondern auch die damit zusammenhängenden Verwaltungsabläufe.

 

50 % der Willkommensklassen gibt es im Grundschulbereich, insgesamt werden in Tempelhof-Schöneberg 848 Schülerinnen und Schüler in 81 Lerngruppen durch 81 Lehrkräfte betreut und gefördert. Die Anzahl der Schüler ist, anders als in den anderen Bezirken, recht konstant und schwankt zwischen 816 und 880. Die Hälfte der Kinder kommt aus Großunterkünften, die andere Hälfte – vorwiegend aus Südosteuropa – lebt in Privatunterkünften. Schüler, die in SAPH-Klassen betreut werden, erfahren mehr Zuwendung, da durch Wohnungsumzüge häufige Schulwechsel entstehen. Durch den Nachteilsausgleich erfahren die Kinder und Jugendlichen eine andere Bewertung, so werden zum Beispiel Klassenarbeiten anders konzipiert, Zeitzugaben gegeben, bis hin zur Nutzung zweisprachiger Wörterbücher für die MSA-Prüfung. Da die Kinder und Jugendlichen der Willkommensklassen keine Zeugnisse erhalten, sondern Lernstandsbeschreibungen, wird hierzu durch die Koordinierungsstelle gemeinsam mit Mitarbeitern der Senatsverwaltung eine Vorlage erarbeitet, mit dem Ziel, eine einheitliche Lösung (einheitliches Formular) zu finden.

 

Ein großer Bedarf besteht bei der Alphabetisierung der Kinder. Für das Schuljahr 2016/2017 erhielt die Region Tempelhof-Schöneberg Stunden, um Brückenkurse einzurichten. Pro Kurs wurden 4 Stunden angesetzt, so dass 26 Kurse zugeteilt werden konnten.

 

Von großer Bedeutung sind die Netzwerktreffen (3x jährlich) durch Lehr- und Leitungskräfte, Sozialarbeiter und Erziehern, wo ein intensiver Erfahrungsaustausch stattfindet. Zu den Netzwerktreffen finden auch Fachtage in der Region statt und beinhalten Themen der schulischen und außerschulischen Betreuung.

Ein Wechsel älterer Schüler von Willkommensklassen an ein OSZ kann nicht immer nahtlos erfolgen, da ein Einstieg an einem OSZ immer nur zum Sommer möglich ist. Damit die Kinder dennoch an Schule angebunden sind, wurde an der Solling-Oberschule eine spezielle Lerngruppe eingerichtet, wo dann Unterricht mit beruflicher Orientierung in der Klassenstärke einer Willkommensklasse stattfinden kann.

 

Es wird gefragt, wie viele Schüler länger als ein Jahr in einer Willkommensklasse beschult werden und ob die Verweildauer, anders als vorgesehen, nicht nur vom Sprachstand, sondern von den freien Kapazitäten in den Regelklassen abhängig gemacht werde. Frau Donath führt dazu aus, dass aktuell gerade eine Abfrage dazu laufe. Sie betont, dass wie richtig ausgeführt der individuelle Sprachstand des Schulkinds für einen Wechsel maßgeblich sei und es daher keine Vorgabe gebe, wie lange ein Kind in einer Willkommensklasse beschult werde. Sicherlich ist es aber insbesondere in den Klassenstufen 1 und 7 ein Problem, die Kinder in die Regelklassen zu integrieren. So ist an den Oberschulen bislang nur die Frequenzabsenkung um einen Platz pro Klasse möglich, was deutlich zu wenig ist. Daher gehen die meisten Schulen den Weg, Regelklassen überfrequent zu fahren statt die Kinder länger als erforderlich in Willkommensklassen zu belassen.

 

Eine Lehrerin aus der Nahariya-Grundschule berichtet, dass Flüchtlingskinder aus anderen Bezirken wegen ihres Umzugs an ihre Schule kommen, die dort bereits in Regelklassen waren, aber dem Unterricht sprachlich gar nicht folgen können – es wurde sogar schon ein Kind aus einer Regelklasse eines Nachbarbezirks übernommen, dass nicht einmal alphabetisiert war. Hier müssten eigentlich wieder Lerngruppen zur Förderung der Kinder eingerichtet werden, obwohl dies formal leider gar nicht gehe. Ferner regt sie an, wie bei Regelklassen auch Willkommensklassen an Grundschulen mit Erzieherstunden auszustatten. Herr Rubbert erwidert, dass dies tatsächlich dazu erste Denkmodelle, aber noch keine fertige Lösung gebe.

 

Es wird gefragt, wie es mit Lehrkräften an Willkommensklassen weitergehe, die nur befristete Verträge haben. Herr Rubbert betont, dass nicht alle Lehrkräfte nur befristete Verträge hätten. Man sei bemüht, befristete Verträge zu entfristen. Dafür müssen aber gewisse Rahmenbedingungen wie der ununterbrochene Einsatz an einer Schule von mindestens einem Jahr und das Einverständnis der Schulleitung vorliegen.

 

Im Anschluss an die Ausführung durch die Koordinatoren findet ein allgemeiner informativer Austausch mit Nachfragen bspw. zur Thematik des Spracherwerbs in den Willkommensklassen, zum einheitlichen Formular der Lernstandsbeschreibung, zur Möglichkeit einer Änderung von der zentralen zu einer dezentralen Verlängerung des Berlinpasses, zu bestehenden Lehrplänen mit dem Ziel der Reintegration in die Regelklassen, der Klassenfrequenzen in den Grundschulen und des Personalbedarfs zwischen den Mitgliedern des Ausschusses Schule und des Integrationsausschusses, den Gästen und zuständigen Mitarbeitern statt.

 
 

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