Besonders geschützte Biotope im Bezirk Mitte

Neben den durch eine Rechtsverordnung geschützten Flächen, wie Naturschutzgebieten (keine im Bezirk Mitte), Landschaftsschutzgebieten (Volkspark Rehberge und Plötzensee), flächenhaften Naturdenkmalen (Düne Wedding) und Naturdenkmalen (Bäume, Findlinge) gibt es im Naturschutzrecht auch Biotope, die durch die Naturschutzgesetze des Bundes und des Landes Berlin unmittelbar besonders geschützt sind, sofern sie bestimmte Kriterien der floristischen Zusammensetzung und des Erhaltungszustandes erfüllen.

Möwensee im Volkspark Rehberge

Möwensee im Volkspark Rehberge

Nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), § 30:

  1. natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche,
  2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen,
  3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte,
  4. Bruch-, Sumpf- und Auenwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, subalpine Lärchen- und Lärchen-Arvenwälder,
  5. (offene Felsbildungen, Höhlen sowie naturnahe Stollen, alpine Rasen sowie Schneetälchen und Krummholzgebüsche) 1,
  6. (Fels- und Steilküsten, Küstendünen und Strandwälle, Strandseen, Boddengewässer mit Verlandungsbereichen, Salzwiesen und Wattflächen im Küstenbereich, Seegraswiesen und sonstige marine Makrophytenbestände, Riffe, sublitorale Sandbänke, Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna sowie artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe im Meeres- und Küstenbereich) 1.
1 in Berlin nicht anzutreffen

Zusätzlich nach Berliner Naturschutzgesetz (NatschG Bln), § 28:

  1. naturnahe Ausprägungen von Eichenmischwäldern und Rotbuchenwäldern bodensaurer Standorte sowie von Eichen-Hainbuchenwäldern einschließlich deren Vorwaldstadien,
  2. Magerrasen, Feuchtwiesen und -weiden, Frischwiesen und -weiden,
  3. Kies-, Sand- und Mergelgruben,
  4. Feldhecken und Feldgehölze überwiegend heimischer Arten,
  5. Obstgehölze in der freien Landschaft als Relikte der Kulturlandschaft.

Unter nachfolgendem Link finden Sie eine allgemeine Beschreibung der geschützten Berliner Biotoptypen, die aufgrund zwischenzeitlicher Gesetzesänderungen jedoch hinsichtlich der Systematik leicht abweichen kann:

Karten der geschützten Biotope

  • Geschützte Biotope im Bezirk Mitte - Bereich Nordwest

    PDF-Dokument (15.1 MB) - Stand: 2020
    Dokument: Umwelt- und Naturschutzamt Mitte

  • Geschützte Biotope im Bezirk Mitte - Bereich Nordost

    PDF-Dokument (16.5 MB) - Stand: 2020
    Dokument: Umwelt- und Naturschutzamt Mitte

  • Geschützte Biotope im Bezirk Mitte - Bereich Südwest

    PDF-Dokument (15.8 MB) - Stand: 2020
    Dokument: Umwelt- und Naturschutzamt Mitte

  • Geschützte Biotope im Bezirk Mitte - Bereich Südost

    PDF-Dokument (15.6 MB) - Stand: 2020
    Dokument: Umwelt- und Naturschutzamt Mitte

  • Geschützte Biotope im Bezirk Mitte - Ergänzung

    PDF-Dokument (845.7 kB) - Stand: 2020
    Dokument: Umwelt- und Naturschutzamt Mitte

Flächenanteil

Der aktuelle Flächenanteil aller besonders geschützten Biotope liegt im Bezirk Mitte bei ca. 30 ha, was einem Flächenanteil von gerade einmal ca. 0,8 % entspricht.

Da weder der Bund noch das Land Berlin Mindestgrößen für die Zuordnung festgelegt haben, bedarf es der naturschutzfachlichen Einschätzung, ob ein Biotop die für die nachhaltige Funktionsfähigkeit erforderliche Artenausstattung und Flächengröße besitzt. Sie kann beispielsweise für Trockenrasen oder Röhrichte deutlich kleiner als für Waldflächen sein, wo sich erst ein entsprechendes Waldinnenklima ausbilden muss, um die Etablierung einer typischen Artenzusammensetzung zu ermöglichen.

Wegen seiner Innenstadtlage kann der Bezirk Mitte schon wegen des Fehlens geeigneter Flächen bzw. Standorte hier nicht mit Außenbezirken wie beispielsweise Spandau, Pankow oder Köpenick verglichen werden.

Flächenanteile geschützter Biotope im Bezirk Mitte

Auch in der räumlichen Verteilung konzentrieren sich die meisten besonders geschützten Biotope auf wenige Gebiete, wie das Umfeld des Volksparks Rehberge im Nordwesten des Bezirks. Damit liegen sie gleichzeitig innerhalb des einzigen Landschaftsschutzgebietes von Mitte.

Mehr als 80 % der Flächen entfallen auf Gewässerbiotope und Waldflächen. Nur der geringere Teil von ihnen ist natürlichen Ursprungs (Plötzensee). Die meisten anderen sind in der Folge lang zurück liegender Gestaltungsmaßnahmen oder kontinuierlicher, z.T. extensiver Pflegeregime entstanden. Dazu gehören zum Beispiel die Buchen-Bestände des Volksparks Rehberge oder die Feuchtwiesen des Franzosenbeckens. Der Anteil der Trockenrasen erscheint für eine thermisch begünstigte Innenstadtlage gering. Dafür sind im wesentlichen zwei Gründe maßgeblich. Anders als die großflächigen Grünanlagen sind viele ehemalige Stadtbrachen inzwischen bebaut; andererseits waren bei zurückliegenden Kartierungen häufig auch stark ruderalisierte Standorte mit erfasst worden. Neben der Verinselung vieler kleiner Biotopflächen stellen der urbane Nutzungsdruck, die Eutrophierung insbesondere durch Stickstoffeinträge (Regenabläufe, atmosphärischer Fallout, Hundeurin etc.) sowie die zurückgehenden Jahresniederschläge und Grundwasserstände die größten Gefährdungsursachen dar.

Zustand

Aufgrund dieser ungünstigen Rahmenbedingungen ist der Zustand der meisten Flächen nur als mittel bis ungünstig einzustufen. Da der jetzige Flächenanteil als solcher gegenwärtig stabil erscheint, kann infolge verschiedener bevorstehender Renaturierungsmaßnahmen (Panke, Festplatz, Landwehrkanal) mittelfristig mit einer leichten Zunahme zumindest bei den gewässerbezogenen Biotopen gerechnet werden.

Der Bestand an geschützten Biotopen wird durch die Untere Naturschutzbehörde zeitnah aktualisiert. Der im Geoportal des Landes Berlin (FIS-Broker) abrufbare Bestand ist rechtlich und fachlich nicht mehr aktuell und im Rahmen von Planungen nicht weiter zu verwenden.

Geschützte Biotope im Bezirk Mitte

  • Möwensee im Volkspark Rehberge

    Möwensee im Volkspark Rehberge

  • Unterwasservegetation mit Kamm-Laichkraut und Wasserstern in der Panke

    Unterwasservegetation mit Kamm-Laichkraut und Wasserstern in der Panke

  • Unterwasservegetation mit Kamm-Laichkraut in der Panke

    Unterwasservegetation mit Kamm-Laichkraut in der Panke

  • Rohrglanzgras-Röhricht an der Panke

    Rohrglanzgras-Röhricht an der Panke

  • Feuchtwiese im Regenrückhaltebecken

    Feuchtwiese im Regenrückhaltebecken

  • Frischwiese im Volkspark Rehberge

    Frischwiese im Volkspark Rehberge

  • Grasnelken-Sandtrockenrasen

    Grasnelken-Sandtrockenrasen

  • Düne Wedding

    Düne Wedding

  • Buchenwald im Frühjahrsaspekt (Volkspark Rehberge)

    Buchenwald im Frühjahrsaspekt (Volkspark Rehberge)

FFH-Lebensraumtypen

Ein Großteil der geschützten Biotope ist gleichzeitig als Lebensraumtyp (LRT) nach Anlage 1 der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) eingestuft. Sie verpflichtet zur Herstellung oder Wahrung eines günstigen Erhaltungszustandes.

Der Erhaltungszustand wird aufgrund der biotopspezifischen Ausbildung nach folgenden Kriterien bestimmt:
  • Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen
  • Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars
  • Beeinträchtigungen

Im Bezirk Mitte wurden bislang folgende FFH-Lebensraumtypen (FFH-LRT) erfasst. Die Zuordnung der geschützten Biotope zur den LRTs ist den Karten der geschützten Biotope (siehe Download-Link oben) zu entnehmen.

  • LRT Nr.

    FFH-Lebensraumtyp

  • 2330

    Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis

  • 3150

    Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des
    Magnopotamions oder Hydrocharitions

  • 3260

    Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des
    Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion

  • 6510

    Magere Flachland-Mähwiesen
    (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)

  • 9110

    Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)