Fragen und Antworten zum Bauvorhaben Fischerinsel – Aufwertung der nördlichen Freianlagen

Fischerinsel Diskussion der Vorplanung

Die Fischerinsel ist mit seiner zentralen Lage und seiner städtebaulichen Bedeutung ein wichtiger Teil in Berlins Mitte. Das Bezirksamt Mitte möchte die nördlichen Freianlagen auf der Fischerinsel aufwerten. Im Rahmen der Umgestaltung soll ein neuer Uferpark mit Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit geschaffen werden.

  • Historie der Baumaßnahme

    Das Vorhaben Fischerinsel – Aufwertung der nördlichen Freianlagen ist im Durchführungsvertrag zum Städtebaulichen Vertrag vom 04.05.2016 zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan I-9-1 VE (DV I-9-1 VE) begründet.

    Es handelt sich um den Axel-Springer-Neubau in der Schützenstraße, Berlin Mitte. Der Vorhabenträger wurde zum städtebaulichen Ausgleich verpflichtet. Das Land Berlin und die Axel-Springer SE haben im Durchführungsvertrag u.a. die erforderlichen Ausgleichsflächen auf öffentlichen Flächen der Fischerinsel und den Umfang der zu leistenden Maßnahmen vereinbart.

    Mit der Axel-Springer SE wurde vereinbart, dass die Zuständigkeit für die Planung nach Abschluss des Gutachterverfahrens an das Bezirksamt Mitte übergeht. Damit erhält das für die Freiraumplanung zuständige Fachamt, das Straßen- und Grünflächenamt, bessere Möglichkeiten für die Steuerung und Umsetzung des Bauvorhabens. Die Axel-Springer SE hat die Verpflichtung zur Umsetzung der Maßnahme als Auszahlung an den Bezirk abgelöst.

  • Wie und wann wurden die Bürger*innen am Vorhaben beteiligt?

    Durch die Axel-Springer SE wurde als Vorbereitung für die Auslobung eines Gutachterverfahrens ein Masterplankonzept beauftragt. Im Zuge der Konzepterstellung und einem anschließenden Wettbewerbsverfahren fanden zwischen 2016 bis 2019 verschiedene Öffentlichkeitsbeteiligungen durch die Axel-Springer SE statt. Im Rahmen des Wettbewerbes konnten die Anohnenden ihr Votum abgeben und somit an der Auswahl des Siegerentwurfs mitwirken. Das Votum der BürgerInnen fiel auf den Entwurf, der dann im Bezirksamt Mitte umgesetzt wurde.

    Nachdem der Bezirk 2020 die Bauherrnschaft übernommen hatte, wurde das Siegerkonzept weiterentwickelt sowie die bauvorbereitende Planung eingeleitet. Der Vorentwurf wurde am 6. Oktober 2020 Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Anrainern und Engagierten vor Ort auf der Fischerinsel vorgestellt und diskutiert.

Folgende Hinweise und Anforderungen sind in die Prüfung eingegangen:

  • Hinweise aus der Kinder-, Jugend-, Familienbeteiligung und der Öffentlichkeitsveranstaltung

    Es gab sowohl kritische Stimmen wie auch positive Stimmen der Bürger*innen zur Bestandsvegetation des Parks:

    kritische Stimmen:
    • schlechter Pflegezustand der Strauchvegetation
    • viel Spontanaufwuchs
    • Sichtbeziehung zum Wasser eingeschränkt, besondere Insellage nicht erkennbar
    • schwierige Orientierung
    • Gefühl der Unsicherheit bei der Durchquerung
    postive Stimmen:
    • grüner, verwunschener Charakter soll erhalten bleiben
    • schattiger Platz im Sommer
    • durch die Bäume und Sträucher entstehen offene und geschlossene Bereiche mit verschiedenen Atmosphären
  • Stellungnahme Städtebauliche Kriminalprävention
    Die Polizei hat in ihrer Stellungnahme zum Umgang mit der Vegetation folgendes empfohlen:
    • Rückschnitt von Sichtachsen um Möglichkeiten für Tatgelegenheiten zu reduzieren (Auflauern, Müllentsorgen, Belagern, Verstecken)
    • Pflegeleichte Vegetation für mehr Übersichtlichkeit und Orientierung
    • Rückschnitt des Randbereichs Uferweg für bessere Einsehbarkeit
  • Umwelt- und Naturschutz

    Zur Berücksichtigung der Belange des Umwelt- und Naturschutzes hat eine Ortsbegehung mit dem Umwelt- und Naturschutzamt im Oktober 2020 stattgefunden, bei denen die notwendigen Baum- und Strauchfällungen im Detail begutachtet und abgestimmt wurden.*

    Zudem wurde durch das Bezirksamt Mitte ein Artenschutzrechtliche Einschätzung beauftragt (März 2021). Laut Einschätzung sind keine geschützten Arten durch die Baumaßnahme betroffen. Es sind jedoch artspezifische angepasste Maßnahmen zum Schutz der Tiere zu berücksichtigen, wie z.B. bei neuen Leuchten: Verwendung von Leuchtmitteln, die eine geringstmögliche Schädigung der Tierwelt sicherstellen (mit insektenfreundlichem Lichtspektrum), Verzicht auf nächtliche Bautätigkeiten, Ergänzung von neuen Gehölze aus der Liste bienenfreundlicher Gehölze, Aufhängen von Fledermauskästen sowie Nistkästen für Höhlenbrüter etc. Die dort genannten Maßnahmen werden bei der Umsetzung der Baumaßnahme berücksichtigt.

    Die zu fällenden Gehölze wurden im Februar 2022 (kurz vor der Fällung) auf potentielle Besiedlungen durch Eremit und Fledermäuse geprüft. Im Ergebnis gab es bei den zu fällenden Bäumen keinen Besatz von Fledermäusen. Die Parkfläche wird von Fledermäusen nur als Jagdrevier genutzt. Eine Nutzung als Winterquartier ist ausgeschlossen. Auch im Fall des Eremiten konnten keine potenziellen Besiedlungen festgestellt werden.

    *Das von der Axel-Springer-SE gefertigte Gutachten zur Einschätzung der Baumvitalität wurde vom Umweltamt Mitte und dem Unterhaltungsbereich des Straßen- und Grünflächenamtes Mitte kritisch bewertet. Die erfolgten Abstimmungen wurden dann in der Planung umgesetzt.

  • Barrierefreie Wege / Sicherheit

    Der Treppenaufgang zwischen Mühlendamm und Parkanlage stellt eine Barriere für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Fahrradfahrer dar. Auch die östliche Inselspitze und die Anlegestelle für die historischen Boote ist nur über einen kleinen Treppe zu erreichen. Ein Weg direkt am Ufer ist nicht vorhanden. Alle Wege sowie für den Fußgängerverkehr vorgesehenen Flächen müssen für Menschen mit motorischen Einschränkungen, insbesondere für Rollstuhl- und Rollatornutzer, so beschaffen sein, dass die Flächen eigenständig und sicher nutzbar sind. Dies wird bei der Umgestaltung der Parkanlage berücksichtigt: In der westlichen Böschung zum Mühlendamm sowie in der östlichen Böschung zur Inselspitze und zum historischen Hafen werden entsprechend Rampen als barrierefreie Wege eingefügt. Alle Wege werden erneuert und bestehende Stolperkanten entfernt. Auch wird zukünftig die Beleuchtung der Hauptwege verbessert: Der Hauptweg zwischen Inselbrücke und Hochhaus Nr. 2 sowie die Anbindung zwischen Mühlendamm und Hochhaus Nr. 1 erhält neue Leuchten und wird im Winter schneeberäumt.

  • Wasserstraßen-Neubauamt, Kranzufahrt Wehranlage

    Das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin (WNA) plant im Bereich Fischerinsel den Ersatzneubau der Wehranlage. Die bestehende Wehranlage Mühlendamm ist einfeldrig. Diese Ausführung entspricht nicht mehr den aktuellen Bestimmungen. Entsprechend wird als Ersatz für die bestehende Anlage eine 2-feldrige Anlage mit Fischbauchklappen neu gebaut. Da im Bereich des bestehenden Wehrs unterhalb der Mühlendammbrücke kein ausreichender Platz für ein 2-feldriges Wehr besteht, wird das neue Wehr weiter östlich im Bereich der Aufweitung der Spree an der Fischerinsel gebaut. Zur Andienung der Aufstellfläche bzw. für Unterhalt und Wartung des Ersatzneubaus der Wehranlage ist eine landseitige Zufahrt für Kran- und Pflegefahrzeuge sicherzustellen. Deren Lage wurde durch das WNA festgelegt.
    Die befestigte Zufahrt zum Wehr bildet eine starke Zäsur in der Mitte des Parks, mit den vorgegebenen Schleppkurven von WNA und der Breite von bis zu 12 m. In diesem Bereich ist der gesamte Gehölzbestand zu roden. Der Ausgleich der Baumfällung erfolgt jedoch innerhalb der Parkanlage. Um die Auswirkungen der notwendigen Zufahrt zukünftig auf die Parkanlage zu reduzieren, wird diese so durchlässig und gering befestigt wie möglich ausgeführt. Sie entsteht aus Schotterrasen. Zusätzlich ist am Rand der Zufahrt eine ergänzende Baumpflanzung vorgesehen.

  • Umgang bestehende Terrassenanlage / neuer Treffpunkt

    Der Bereich an der Gütemessstelle wird als ungepflegt wahrgenommen. Die Bestandsterrasse südlich der Gütemesstelle wird im Zuge der Maßnahme abgebrochen. Die Fläche wird ebenerdig hergestellt. Die Mauern und Zugangstreppen werden entsprechend entfernt. Die auf der Terrasse stehende Kastanie bleibt dabei erhalten. An Stelle der Terrasse wird ein neuer Treffpunkt geschaffen. Die Tischtennisplatten bleiben vor Ort. Es wird eine Picknick-Insel mit Holztisch und Bänken ergänzt.

  • Entwässerung, Versickerungsflächen

    Laut Anforderung des Landes Berlin ist die Regenwasserbewirtschaftung bei einem Bauvorhaben durch planerische Vorsorge sicher zu stellen. Ein nachhaltiges und klimaangepasstes Regenwassermanagement ist zu fördern. Ein Einleiten des Regenwassers in die bestehenden Kanäle muss vermieden werden, auch wenn dies im Bestand bisher so erfolgt ist. Das Oberflächenwasser des Eingangsplatzes an der Inselbrücke sowie der westliche Abschnitt der Inselbrücke entwässern derzeitig über Straßenabläufe in den Kanal. Zukünftig werden die Straßenabläufe entfallen. Das Oberflächenwasser wird dann in die östliche anschließende Wiesenfläche geleitet und kann dort versickern. Das Regenwasser verbleibt damit vor Ort und kommt der anliegenden Vegetation zu Gute. Die bestehenden Sträucher im Anschluss zum Eingangsplatz müssen zur Herstellung der Versickerungsflächen und Anpassung der Höhensituation zunächst entnommen werden. Eine Nachpflanzung von Sträuchern an gleicher Stelle ist jedoch vorgesehen.

  • Umgang mit der Geschichte des Ortes, historischer Hafen

    Die Fischerinsel ist Teil der mittelalterlichen Gründungszelle von Cölln. In den 1960er Jahren wurde auf Grundlage des Plans zum ‘Aufbau des Zentrums der Hauptstadt der DDR’ der historische Stadtgrundriss komplett aufgegeben. Die letzten noch sichtbaren Spuren des historischen Berlins sind die Inselbrücke sowie die alte Kastanie am historischen Hafen (Naturdenkmal).
    In der Umgestaltung der Parkanlage bildet entsprechend der östliche Parkteil den Schwerpunkt mit Übergang zur Inselbrücke sowie zur östliche Inselspitze, d.h. erlebbar gemacht werden der historische Hafen mit dem Naturdenkmal Kastanie sowie der Übergang zum Wasser. In Abstimmung mit dem Berlin-Brandenburgischen Hafenverein wird zur Würdigung des historischen Treidelpfads, ein Treidler-Denkmal im Bereich der östlichen Inselspitze installiert.

  • Verbesserung Freizeitangebot und Aufenthaltsqualität

    Die übergeordnete Aufgabe dieser Planung ist die Aufwertung des ganzen Parks im Sinne der Vervielfältigung des Freizeitangebots und der Aufwertung der Aufenthaltsqualität. Auch diese Aufgabe wurde mit dem Interesse der Bürger:innen abgewogen, dass der Quartierspark mit seiner vorhandenen Erholungsqualität nicht überfrachtet wird und sich nicht zur reinen Touristenattraktion entwickelt. So entstehen in behutsamer Auswahl z. B. ein Spiel und Kletter-/Balancierbereich für Kinder, ein Picknickbereich und eine Anlage für die Ertüchtigung von Erwachsenen (Calisthenics).

In Abwägung der genannten vielfältigen Anforderungen und Wünsche wird mit dem Baum- und Strauchbestand wie folgt umgegangen:

  • Beteiligungsergebnis - Bewertung durch das Fachamt
    Für die Entscheidung zur Durchführung von Baumfällungen und Eingriffen in die Vegetation bei Neugestaltungsmaßnahmen kann nicht nur ein einziges Kriterium wie die Vitalität ausschlaggebend sein. Die vorhandene Vegetation muss in die komplexen Zusammenhänge der Gesamtmaßnahme eingebunden werden, bei denen vielfältige Kriterien miteinander abgewogen werden müssen. Alle Eingriffe, die durch die Maßnahme in die Vegetation entstehen, wurden sehr genau fachlich geprüft und auf ein notwendiges Minimum reduziert.
    • Es erfolgen nur Fällung der für die Maßnahme notwendigen Bäume im Bereich der Kranzufahrt zur neuen Wehranlage (5 Stück) und im Bereich der neuen barrierefreien Wege in der westlichen und östlichen Böschung (7 Stück).
    • Zusätzlich sind Fällung vorgesehen, einiger nicht mehr vitaler Bäume sowie Kleinbäume, die dem Schattendruck der bestehenden Großbäume nicht standhalten (3 Stück).
    • Entlang der bestehenden Ufermauer wird Spontanaufwuchs entfernt, der die Ufermauer beschädigt und in den bestehenden Zaun eingewachsen ist (7 Stück).
    • Für den Rückbau der Terrassenlage sind ebenso Fällungen notwendig (6 Kleinbäume).
    • Strauchrodungen werden nur in den wirklich notwendigen Bereichen vorgesehen: für die Kranzufahrt neue Wehranlage, für die barrierefreie Wege, im Bereich der Versickerungsfläche am Eingangsplatz Inselbrücke und zum Abbruch der bestehenden Terrassenanlage.
    In der Baumaßnahme sind als Ersatz und Ausgleich für die Fällungen Neupflanzungen vorgesehen:
    • Es werden insgesamt 11 neue Bäume gepflanzt (u.a. Gewöhnliche Traubenbeere und Feldahorn). Es werden ca. 50 neue Sträucher gepflanzt (u.a. Haselnuss, Vogelbeere, Alpen-Johannisbeere, …). Auch sind ca. 550 qm Bodendecker sowie Staudenpflanzungen für den Böschungsbereich vorgesehen. Zusätzlich sollen 6000 Geophyten (wie Crocus und Blaustern) eingesetzt werden.