Drucksache - 0312/XVIII
Zu 1. Welche besonderen Erkenntnisse für die bezirkliche Drogen- und
Suchtpolitik hat das Bezirksamt aus dem jüngsten Drogen- und Suchtbericht der
Bundesregierung gewonnen? Die Drogen- und Suchtpolitik
im Bezirk basiert – so wie in der gesamten Bundesrepublik Deutschland -
auf den vier Säulen Prävention, Beratung und Behandlung, Überlebenshilfe,
Schadensminimierung und Repression. Suchtprävention kommt dabei
ein besonderer Stellenwert zu. Die Früherkennung riskanter Konsummuster bei
Jugendlichen und die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Präventionskonzepte
stehen an erster Stelle. Suchtprävention ist eine
Querschnittsaufgabe (ressortübergreifend). Sie setzt auf Vernetzung und
Kooperation und muss in den verschiedenen Handlungsfeldern vor allem
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gewinnen. Erfolge werden sich nur dann
einstellen, wenn alle wichtigen Akteure wie die zuständigen Abteilungen des
Bezirksamtes, Polizei, Suchthilfe, Kliniken, Verbände, Gewerbe, etc.
mit an einem Tisch sitzen, Leitlinien zum gemeinsamen Handeln
entwickeln, und diese dann auch gemeinsam umzusetzen. (Aktionsforum zur
Suchtprävention in Tempelhof-Schöneberg) Der Drogen- und Suchtbericht
der Bundesregierung erwähnt die verschiedensten Suchtstoffe und Suchtformen,
einschließlich der nichtstoffgebundenen Süchte und verweist auf die Erfolge
gesetzlicher und präventiver Maßnahmen zur Konsumreduzierung bei Tabak und
Alkohol. Die Raucherquote junger Menschen im Alter zwischen 12 bis 17 Jahren
ist rückläufig. Nach Einführung der
Steuer auf <<Alcopops>> sank zwar zunächst der Alkoholkonsum, stieg
in diesem Jahr aber wieder an. Wöchentlich konsumieren 12- bis 17- Jährige im
Durchschnitt 50,4 Gramm reinen Alkohol. Das entspricht rund 1,3 Litern Bier. Der erste Alkoholrausch wird
immer früher erlebt (mit durchschnittlich 12,8 Jahren). Der Anteil derjenigen,
die mit 11 Jahren das erste mal betrunken gewesen sind, nimmt stark zu. 2001
lag er noch unter 1%, 2006 schon bei 3,1%. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gab
es im Jahr 2005 (die Zahlen für 2006 liegen noch nicht vor) 27 vollstationäre
Krankenhausbehandlungen wegen akuter Alkoholintoxikation, also Vollrausch. In Gesamt-Berlin waren es
274 Kinder und Jugendliche, davon 74 zwischen 10 bis 14 Jahren. Um Konsumreduzierung geht es
auch bei Tabletten (Beispiel: Sportdoping) und beim Glücksspiel.
Sportler/-innen sind nun einmal, ähnlich wie die Eltern, für Kinder und
Jugendliche Vorbilder. Wenn sie dopen, und die Gesellschaft darüber
hinwegsieht, dann wirkt sich dies auch negativ auf das Konsumverhalten von
Kindern und Jugendlichen aus. Eine wichtige Rolle spielt
der Jugendschutz. Er ist ein wichtiges Glied in der Kette der
Präventionsmaßnahmen – allerdings nur, wenn er nicht ins Leere läuft und
von den Bürgern/-innen ernst genommen wird. Dazu bedarf es der Abklärung von
Zuständigkeiten und durchsetzbaren Sanktionsmaßnahmen. Der Bezirk unterstützt in
Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin die Aktion
des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
“Jugendschutz Wir halten uns daran” zur Verbesserung der Einhaltung
der Jugendschutzvorschriften im Handel und in der Gastronomie.(Siehe unter
Punkt 2.) Zu 2. “Welche daraus resultierenden Maßnahmen plant das
Bezirksamt?” Der Bezirk arbeitet eng mit
der vor zwei Jahren geschaffenen Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin
zusammen. Die Fachstelle hat vom Senat die Aufgabe übertragen bekommen, die
Suchtprävention und ihre Strukturen im Land Berlin zu stärken. Damit Suchtprävention
gelingen kann, braucht es : -
Eine
funktionierende Vernetzungsstruktur -
Bereichs-,
ressort- und professionsübergreifende Kommunikation -
Abgestimmtes
Vorgehen und Bündelungen der Kompetenzen und Ansätze -
Implementierung
von Standards und best-practice-Projekten -
Den Verzicht auf
Einzelmaßnahmen Das Gesundheitsamt hat, in
Kooperation mit der Fachstelle für Suchtprävention, das Aktionsforum zur
Suchtprävention “Unabhängig bleiben in Tempelhof-Schöneberg” ins
Leben gerufen. Ziel des Aktionsforums ist es, gemeinsame, nachhaltige
suchtpräventive Strategien zu entwickeln und diese dann auch im Bezirk
umzusetzen. Moderiert wird das Forum von der Stadträtin für Gesundheit und
Soziales und der Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin.
Unterstützt werden sie vom Suchthilfekoordinator und einem weiteren Mitarbeiter
der Fachstelle. Vertreten sind am am
“Runden Tisch” weiterhin Vertreter/innen folgender Bereiche:
Jugend-, Gesundheits- und Ordnungsamt, Schulamt, Suchthilfe, Kliniken, die
Kindertagesstätten, Suchtprophylaxe an Schulen, Bezirkselternausschusses,
Bezirksschülervertretung, AOK, Handelsverband Berlin, Landessportbund und die
Polizei. Ein erstes Treffen fand im September statt. Das Aktionsforum hat
folgende Ziele: 1. Vernetzung der unterschiedlichen Akteure 2. Verbindliche bezirkliche Leitlinien der
Suchtprävention 3. Klärung von Strukturen für verbindliche Regelungen
der Zuständigkeiten (Beispiel: Jugendschutz) 4. Innovative Modelle – z.B. Ausbildung von Peer
Eltern, Implementierung des HaLT-Hart am LimiT Präventionsprojekts 5. Fortbildungsmaßnahmen Zu 3. Welche
Vorstellungen hat das Bezirksamt insbesondere zur Suchtprävention für Kinder
und Jugendliche Suchtprävention soll Suchtmittelmissbrauch
und Suchtmittelabhängigkeit und deren Folgen verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte
Suchtprävention möglichst frühzeitig ansetzen. Das Thema legale und illegale
Drogen darf in Kindertagesstätten und Schulen kein Tabuthema sein. Die
Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin bietet für Mitarbeiter/innen in
pädagogischen Tätigkeitsfeldern verschiedene Workshops zur Suchtprävention an. Diese gilt es im
Bezirk bekannt zu machen. Auch die Arbeit des Kinder-
und Jugendgesundheitsdienstes umfasst den Aspekt der Suchtprävention. So z.B.
bei der Beratung und Begleitung von Schwangeren, Hausbesuchen oder bei den
Schuleingangsuntersuchungen, welche die Chance bieten, rechtzeitig
Entwicklungsauffälligkeiten zu erkennen und falls nötig, entsprechende Schritte
einzuleiten. Auch deshalb sind wir der Ansicht, dass die
Einschulungsuntersuchungen im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst beizubehalten
sind. Der Bezirk hat den Auftrag
(Gesundheitsdienstegesetz - GDG, Psychiatrie-entwicklungsplan - PEP), gemeinsam
mit den Suchthilfeträgern in Tempelhof – Schöneberg, die bezirkliche
Suchthilfe zu koordinieren, die Selbsthilfe mit an den Tisch zu holen und
Aktivitäten zur Suchtprävention zu entwickeln, bzw. mitzugestalten. Ergebnisse
in diesem und im vergangenen Jahr: ·
Die Organisation
von Fachtagen zum Thema Suchtprävention ·
Die Entwicklung
des Aktionsforum zur Suchtprävention “Unabhängig bleiben in Tempelhof
– Schöneberg” ·
Die
Mitgestaltung und Beteiligung an der Berlinweiten Kampagne “Nüchtern betrachtet,
30 Tage ohne Alkohol im November”, mit dem Baustein “Alkoholfreie
Schule”. Der Bezirk kooperiert zu diesem Angebot mit der
Selbsthilfeorganisation Blaues Kreuz. ·
Ein weiteres
Kooperationsprojekt, zusammen mit der Universität der Künste, den Bezirken
Friedrichshain-Kreuzberg und Steglitz-Zehlendorf war der Plakatwettbewerb
“Deutschland Tabak - Wunderland”. Eine Auswahl von Plakaten wurde
im Rathaus Schöneberg gezeigt, steht als Wanderausstellung bereit und kann in
der Planungs und Koordinierungsstelle Gesundheit angefordert werden. ·
Zur
Öffentlichkeitsarbeit gehören auch Informationsstände, um für suchtpräventive
Themen zu werben, z.B. im Rahmen der Aktionswoche “Alkohol –
Verantwortung setzt die Grenze” DHS –SuchtWoche 2007. Die Zunahme exzessiven
Trinkens (sog. Koma-Saufen) insbesondere bei jungen Menschen verlangt auch nach
schneller Reaktion. Der Bezirk unterstützt darum aktiv die Kampagnen zum
Jugendschutz, die vom Bundesministerium für Jugend und der Fachstelle für
Suchtprävention ausgehen. Dazu gibt es neue Informationsmaterialien (Infokarte
im Postkartenformat, Aufkleber, Drehscheibe), die in Schulen, auf
Informationsveranstaltungen aber auch an Gastwirte, Apotheken,
Lebensmittelfilialen verteilt werden. Das Ziel besteht darin, alle Beteiligten
zum Thema Jugendschutz zu sensibilisieren, so dass Jugendlichen keine
Spirituosen und Tabakwaren verkauft werden. Eine wichtige
Zukunftsaufgabe ist die Implementierung des Projekt HaLT – Hart am LimiT,
einem Präventionsprojekt für jugendliche Alkoholkonsumenten zwischen 12 und 18
Jahren und deren Angehörige. Es soll in das Netzwerk Frühintervention der
Suchtberatungsstellen integriert werden. HaLT ist ein Angebot für
exzessiv trinkende Jugendliche, die durch Alkoholvergiftung notärztlich
behandelt werden mussten. Zugang zu ihnen finden die Fachkräfte u.a. über ein
Erstgespräch zeitnah am Krankenbett. Es folgen Kontakte zur Jugendhilfe und
Schule, Einzelgespräche für die Betroffenen und ihre Angehörigen sowie bei
Bedarf auch weitere Angebote. Bislang läuft HaLT als Bundesmodellprojekt in den
Bezirken Lichtenberg und Spandau, aber nur noch bis Ende des Jahres 2007. Es
wurde positiv evaluiert. Derzeit prüfen die Krankenkassen, wie sie sich
zusammen mit dem Bund finanziell an dem Projekt beteiligen. Die Verhandlungen
über das Wie laufen noch auf Senatsebene. ● Suchtrehabilitation bei älteren
Menschen Die
Suchtrehabilitationsangebote stehen in der Regel den suchtkranken Menschen ohne
Altersbeschränkung offen. Ausnahmen bilden die Einrichtungen, die sich mit
ihrem Angebot speziell an junge Erwachsene von 18 – 25 Jahre wenden. ● Suchtprävention
und –rehabilitation für Migrantinnen und Migranten Suchtkranke Migranten und
Migrantinnen werden vom bezirklichen Hilfesystem nur unzureichend versorgt. Ein
entscheidendes Kriterium, warum sich Migranten/-innen von der Suchthilfe nicht
angesprochen fühlen und somit auch in den Rehabilitationseinrichtungen des
Bezirkes (Betreutes Wohnen, Heimpflege, Tagesstätten) nur gering vertreten
sind, ist die Sprachbarriere. Für die Beschäftigung von Sprachmittler/-innen
fehlt den Trägern nicht nur das Geld, sondern es besteht auch ein Mangel an
z.B. türkisch, arabisch, russisch, polnisch sprechenden
Sozialpädagoginnen/-pädagogen, Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeutinnen und
Therapeuten. Die Frauensuchtberatung FAM
beantragte in 2006 vergeblich LOS-Mittel für eine Sprachmittlerin. Suchtprävention muss sich an
der Lebenswelt und den Lebensweisen der jeweiligen Zielgruppen orientieren.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in einer Region mit hohem
Ausländeranteil, hoher Arbeitslosigkeit und schlechter sozialer Infrastruktur
leben, sind bekanntlich besonderen Belastungen ausgesetzt. Problematischer
Suchtmittelkonsum ist dann eine der möglichen Lösungsstrategien, mit denen
versucht wird, Probleme besser zu ertragen. Auch hier erfordert
sozialraumbezogene suchtpräventive Arbeit kooperative und vernetzte
Vorgehensweisen der vor Ort arbeitenden Träger. ● Suchtprävention und
–rehabilitation für Aussiedlerinnen uns Aussiedler Harmonie e.V. und der WELT
– MIR e.V. sind Vereine, die sich die Aufgabe gestellt haben
Aussiedler/innen und Migranten/innen aus den Staaten der GUS in die deutsche
Gesellschaft einzugliedern. Die Vereine sind im Bezirk verankert. Von Harmonie
e.V. und dem Nachbarschaftsheim Schöneberg gibt es das Kooperationsprojekt
B.O.N.U.S. – Bildung, Orientierung, Nachbarschaft, Unterstützung im
Stadtraum. Der Verein plant in Marienfelde den Aufbau eines Freizeitangebots
vor allem für junge Spätaussiedler um deren Selbsthilfekräfte zu stärken.
Stärkung der Selbsthilfekräfte ist aktive Suchtprävention. Über die Fachgruppe Sucht
der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Tempelhof-Schöneberg entstanden
Kooperationsabsprachen zum Thema Suchtprävention und Rehabilitation mit der
Drogenberatungsstelle Misfit VistagGmbH, Sucht- und Drogenberatung in russisch
und türkisch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und zu dem Träger Navitas gGmbH
, eine Gesellschaft der Träger KoWo e.V. und Esperanto-aufsuchende Hilfen, die
ihr Büro in unserem Bezirk hat. Ihr integrativer Ansatz drückt sich in der
Sprach- und Kulturvielfalt der Mitarbeiterschaft aus. Navitas betreibt die
Kontakt und Begegnungsstelle für Alkohol und Medikamentenabhängige,
Uthmannstraße 5 in Neukölln und hat dort russisch sprechende Mitarbeiter. Der
Träger Navitas bietet auch Eingliederungshilfen gemäß §§ 53,54 SGB XII, wie
therapeutisches Wohnen, betreutes Einzelwohnen, Einzelfallhilfen und auch
unterstützende Hilfen an. Der Träger KoWo e.V., bietet in der Begegnungs- Selbsthilfe
als Anlaufstelle für alkohol- und medikamentenabhängige Migranten
<<Pasaj>> Richardstraße 13
auch Beratung in türkischer Sprache an. Der Verein WELT-MIR e.V.,
ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, hatte noch bis vor ca. 2 Jahren
Suchtprophylaxe und Prävention für russischsprachige Jugendliche <<
Projekt IMPULS>>, ein ABM Projekt, im Angebot und war auch beratend in
der Zentralen Aufnahmestelle des Landes Berlin für Aussiedler (ZAB) in
Marienfelde tätig. Der Verein hat inzwischen seinen Arbeitsschwerpunkt
gewechselt und betreibt jetzt im Bezirk einen Deutsch-Russischen Kindergarten
“Welt für Kinder” in der Kyffhäuserstr. 23. Eine Fachgruppe Migration
als Unterarbeitsgruppe der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG)
Tempelhof-Schöneberg ist in Planung. Zuarbeit der Abteilung
Familie, Jugend und Sport zur Drucksache Nr.
0312/XVIII vom 20.06.2007 Drogen- und Suchtbericht
2007 der Bundesregierung Zur
Drucksache Nr. 0312/XVIII der BVV Tempelhof-Schöneberg wird für den
Geschäftsbereich Jugend des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg wie folgt
Stellung genommen: zu 1. Welche
besonderen Erkenntnisse für die bezirkliche Drogen- und Suchtpolitik hat das
Bezirksamt aus dem jüngsten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung
gewonnen? zu 2. Welche
daraus resultierenden Maßnahmen plant das Bezirksamt? zu 3. Welche
Vorstellungen hat das Bezirksamt insbesondere zur ·
Suchtprävention für Kinder und Jugendliche ·
Suchtrehabilitation bei sozial benachteiligten Familien, insbesondere Frauen ·
Suchtrehabilitation
bei älteren Menschen ·
Suchtprävention
und -rehabilitation für Migrantinnen und Migranten ·
Suchtprävention
und -rehabilitation für Aussiedlerinnen und Aussiedler Unter Sucht
werden alle Suchtformen und der Missbrauch aller Suchtstoffe im Sinne des
Drogen- und Suchtberichtes 2007 der Bundesregierung verstanden. Das Kinder-
und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) bestimmt in § 14, daß jungen Menschen und Erziehungsberechtigten Angebote des erzieherischen
Kinder- und Jugendschutzes gemacht werden sollen. Die Maßnahmen sollen ·
junge Menschen befähigen, sich vor gefährdenden
Einflüssen zu schützen und sie zu Kritikfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und
Eigenverantwortlichkeit sowie zur Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen zu
führen, ·
Eltern und andere Erziehungsberechtigte besser
befähigen, Kinder und Jugendliche vor gefährdenden Einflüssen zu schützen. Das Jugendamt misst der Suchtprävention insbesondere im Rahmen des
Kinder- und Jugendschutzes große Bedeutung bei, da Suchtverhalten im Sinne des
Missbrauchs legaler und illegaler Drogen in der Regel negative Auswirkungen auf
die individuelle körperliche, geistige und seelische Entwicklung des jungen
Menschen hat und mittel- und langfristig sozial desintegrierende Mechanismen
begünstigt. Kinder suchtabhängiger Eltern sind besonderen Belastungen ausgesetzt und von Ausgrenzung bedroht. Die unmittelbaren und
indirekten Auswirkungen (Gewalt, Straftaten, Schuldistanz, Schulverweigerung,
Vernachlässigung, misslingende Integrationsprozesse) auf die
familienunterstützenden und beratenden Aufgaben des Jugendamtes (z.B. den Regionalen Sozialdienst) und damit auf die
Transferleistungen - z.B. im Bereich der Hilfen zur Erziehung - müssen als
beträchtlich eingeschätzt werden. Das Jugendamt unterstützt alle Maßnahmen, die der Information und
Aufklärung dienen. Dazu gehören insbesondere geeignete pädagogische Angebote in
den Jugendfreizeiteinrichtungen des Bezirks. Das Jugendamt kooperiert im Einzelfall mit zahlreichen Einrichtungen der
Jugendhilfe im Bezirk und im Land Berlin, die mit gefährdeten Kindern und
Jugendlichen und deren Familien arbeiten (Hilfen zur Erziehung,
Eingliederungshilfe). Der Arbeit mit den Familien, insbesondere den
sorgeberechtigten Eltern, wird im Rahmen der Suchtprävention eine besondere
Bedeutung eingeräumt. Der Bereich der Tagesbetreuung, vor allem die
Kindertagesstätten, sollte in die präventive Arbeit noch stärker eingebunden
werden. Das Jugendamt kooperiert mit dem “Notdienst für
Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V.”, der für die
Versorgungsregion 1 (Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf) spezifische
Beratung und Betreuung anbietet (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten
- FRED; Beratung bei Cannabiskonsum - REALIZE IT); Modellprojekt “SPASS
OHNE GRAS”). Am
25.09.2007 konstituierte sich das Aktionsforum “Unabhängig bleiben”
zur Suchtprävention in Tempelhof-Schöneberg, in dem zahlreiche Akteure aus den
unterschiedlichsten Bereichen vertreten sind (u.a. Handelsverband,
Landessportbund, Polizei, Krankenhäuser, AOK, Eigenbetrieb, Schulamt,
Drogennotdienst, Jugendamt). Ziel des Aktionsforums ist u.a. die effektivere
Nutzung bestehender Kooperationsstrukturen und die Herstellung einer möglichst
flächendeckenden Vernetzung im Sinne einer bereichs-, ressort- und
professionsübergreifenden Kommunikation. Ambulante,
teilstationäre oder stationäre Suchtrehabilitation bei sozial
benachteiligten Familien gehört nicht zu den Aufgaben des
Jugendhilfeträgers. Allerdings arbeitet das Jugendamt im Einzelfall eng mit dem
Sozialpsychiatrischen Dienst als Bestandteil des gemeindepsychiatrischen
Versorgungssystems zusammen. Eine Kooperationsvereinbarung soll die
Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Fachdiensten zukünftig noch
verbindlicher gestalten. |
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