Fachpolitische Diskussion am 10. offenen Tag der Kindertagespflege zur Situation der Kindertagespflege
Samstagvormittag in der Villa Lützow: Vor der Tür ein Kamerateam, im Innenraum dichtes Gedränge und Gemurmel. Der Saal wirkt fast zu klein für alle Interessierten, die Stühle reichen nicht aus, eilig werden noch ein paar Plätze bereitgestellt. Über mangelndes Interesse können sich Gastgeber und Podiumsgäste nicht beklagen. Ein gutes Zeichen? Mit der Fragestellung „Kindertagespflege: Auslaufmodell oder Zukunftsinvestition?“ hat der Landesverband Kindertagespflege am 17. Mai 2025 zu einem Fachgespräch eingeladen, um die aktuellen Herausforderungen für die Berliner Tagespflegepersonen zu thematisieren. Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie, skizziert eingangs direkt die Situation. Er spricht von einer „drastischen Entwicklung“ innerhalb kürzester Zeit und meint damit den massiven Geburtenrückgang in Berlin, der sich aktuell in mehr als 20.000 freien Plätzen in beiden Säulen der Kindertagesbetreuung – Kindertagesstätten und Kindertagespflege – zeigt. Während Eltern noch vor wenigen Jahren große Schwierigkeiten hatten, eine Einrichtung für ihre Kinder zu finden, sind es nun vor allem die Tagespflegepersonen, die kaum noch wirtschaftlich arbeiten können, weil sie über längere Zeit nur drei oder vier anstatt der vorgesehenen fünf Kinder betreuen. Die mangelnde Nachfrage hat auch bereits dazu geführt, dass Pflegestellen geschlossen haben. Vor 2022 gab es etwa 5.000 Plätze in dieser Betreuungsform, momentan sind es noch etwa 4.000 Plätze.