„Typ/Traube/Tross“ – Fotografie-Ausstellung von Sebastian Wells im Haus am Kleistpark

Pressemitteilung Nr. 077 vom 14.03.2024

Der Ostkreuz-Fotograf Sebastian Wells untersucht in seiner Ausstellung das Identitätskonstrukt nationalistischer Bewegungen, hier exemplarisch in Flandern. Mit seinen Fotografien geht er der Frage nach, wie mittels sozialer Praktiken, Uniformen und Bildsymbolik eine Vorstellung von Gemeinschaft geschaffen wird, die an Nationalismen festhält und sich auf eine kollektiv imaginierte Geschichte stützt.

15.03. bis 19.03.2024
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr

Kommunalen Galerie Haus am Kleistpark / Projektraum
Grunewaldstraße 6–7, 10823 Berlin

Eintritt frei

Eine Mauer, die von einem Baum überwuchert wird

Mal mit, mal ohne Uniform: Zwei Porträtfolgen von Mitgliedern einer ultranationalistischen Studierendenverbindung in Flandern werden einander gegenübergestellt. Mit ihrer strengen Ästhetik schärfen die Fotografien den Blick für die Wirkung von Kleidung und die Hierarchien, die durch sie vermittelt werden. Darüber hinaus sind Eindrücke von Sebastian Wells‘ Reisen durch Flandern zu sehen. Eine überwucherte Mauer, Schützengräben, ein Stapel Zeitungen, Demonstrierende gegen Corona-Maßnahmen, die sich in die flämisch-nationalistische Flagge hüllen: Die Bilder weben ein komplexes Netz aus Spuren der Vergangenheit und Zeichen der Gegenwart.

Sebastian Wells widmet sich auch der buchstäblichen Geschichtsschreibung: In der künstlerischen Überarbeitung einer historischen Publikation, die das „germanische Volksgesicht“ auszumachen suchte, deckt er rassistische Diskurse auf und reflektiert über die Macht von Text und Bild. Mitten in Europa ist rechtsradikales Gedankengut weit verbreitet. Mit seinen Arbeiten zeigt Sebastian Wells auf, wie Vorstellungen von Identität und Geschichte visuell inszeniert und kommuniziert werden.