Jürgen Henschel – Fotochronist im geteilten Berlin

Schwarzweiß-Fotografie von einer Kreuzung an einem regnerischen Tag. Im Vordergrund läuft eine Frau mit einem Regenschirm auf dem Gehweg und im Hintergrund steht an einem großen Gebäude der Schriftzug "Sportpalast".

Straßenszenen in Schöneberg aus dem Jahr 1967. Im Hintergrund ist der Sportpalast zu sehen, der 1973 abgerissen wurden.

Pressemitteilung Nr. 377 vom 16.10.2023

Sonderausstellung im Schöneberg Museum

Mit der am 16. November 2023 eröffnenden Fotoausstellung präsentiert das Schöneberg Museum den Fotografen Jürgen Henschel (1923 bis 2012), der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Jürgen Henschel – Fotochronist im geteilten Berlin
Sonderausstellung im Schöneberg Museum

17. November 2023 bis 2. Juni 2024
Eröffnung: Donnerstag, 16. November 2023 um 18:00 Uhr

Hauptstraße 40/42, 10827 Berlin

Kuratorinnenführungen mit Johanna Muschelknautz bzw. Marie Lührs jeweils um 15:00 Uhr an folgenden Sonntagen: 26. November 2023, 10. Dezember 2023, 28. Januar 2024, 25. Februar 2024, 14. April 2024 und 12. Mai 2024.

Weitere Informationen und ein Begleitprogramm sind ab Januar 2024 auf der Internetseite des Schöneberg Museums zu finden.

Jürgen Henschel portraitierte vor allem mit seiner Kleinbildkamera Ruinen, Wiederaufbau und politischen Protest in West-Berlin. Weltweite Bekanntheit erlangte sein ikonisches Foto des sterbenden Benno Ohnesorg. Die jetzt erstmalig öffentlich gezeigte Werkauswahl aus der Zeit von 1953 bis zur Wiedervereinigung 1990 stammt aus dem Archiv der Museen Tempelhof-Schöneberg, wo sich rund 23.000 Negative von Henschel befinden. Der räumliche Schwerpunkt der ausgewählten 100 Schwarz-Weiß-Aufnahmen liegt auf dem West-Berliner Bezirk Schöneberg, Sitz der damaligen Landesregierung und langjähriger Wohnort des Fotografen.

Arbeit und Leben von Jürgen Henschel sind eng mit der Stadt- und Weltgeschichte verbunden. Nach Erfahrungen als junger Wehrmachtssoldat und sowjetischer Kriegsgefangener wandte er sich pazifistischen und kommunistischen Ideen zu. Als Autodidakt begann er, Demonstrationen in beiden Teilen Berlins, politische Parteiarbeit, aber auch den invasiven Stadtumbau zu fotografieren. Ab 1967 arbeitete er als Pressefotograf für die Parteizeitschrift „Die Wahrheit“ der „Sozialistischen Einheitspartei Westberlins“ (SEW). Die SEW war eine von der DDR-Staatspartei SED finanzierte und angeleitete kommunistische Partei für den Westteil der Stadt, jedoch politisch weitgehend unbedeutend.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte West-Berlins aus dem Blickwinkel von Jürgen Henschel, der geprägt war vom Kalten Krieg, Aktivismus und verschiedenen gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Seine Fotografien bringen den Zeitgeist der geteilten Stadt ins Gedächtnis: Zu sehen sind der Abrissstaub zwischen zerfallenden Fassaden, die gesellschaftlichen Folgen des Mauerbaus, Massendemonstrationen und Hausbesetzungen, der umstrittene Autobahnbau sowie die Eintönigkeit des als „modern“ ausgegebenen sozialen Wohnungsbaus.