Rondell: George Grosz
Hier sehen wir zuerst das Ehrengrab von George Grosz, dem weltberühmten Maler, Grafiker und Karikaturist. Er wurde 1893 als Georg Ehrenfried Groß in Berlin geboren und war wie so viele, ein Verfolgter des NS-Regimes. Er gab sich nach traumatischen Kriegserlebnissen im ersten Weltkrieg, aus dem er als strikter Kriegsgegner im Mai 1915 dienstuntauglich zurückkehrte, einen englischen Namen. Seine sozial- und gesellschaftskritischen Gemälde und Zeichnungen werden mit der sogenannten Neuen Sachlichkeit in Verbindung gebracht. Sie sind überwiegend in den 1920er-Jahren entstanden und zeichnen sich durch zum Teil äußerst drastische und provokative Darstellungen und häufig durch politische Aussagen aus. Typische Motive sind die Großstadt, ihre Abseitigkeiten (Mord, Perversion, Gewalt) sowie die Klassengegensätze, die sich in ihr zeigen.
Im Vergleich zu ähnlichen Bildern von Otto Dix aus dieser Zeit ist Grosz meist der aggressivere und politischere. In seinen Werken, oft Karikaturen, verspottet er die herrschenden Kreise der Weimarer Republik, greift soziale Gegensätze auf und kritisiert insbesondere Wirtschaft, Politik, Militär und Klerus. Er starb 1959 in Berlin.
Theodor Däubler
Er liegt direkt neben Theodor Däubler (EG) einem Schriftstellerund Kunstkritiker, Präsidenten des PEN-Clubs und Freund von Grosz. Durch einen Artikel Däublers in den “Weißen Blättern” begann Grosz bekannt zu werden.
Günter Rexrodt
In der dahinter liegenden Reihe sehen wir den roten Granitstein von Günter Rexrodt, einem bekannten Berliner FDP-Politiker.
Der gelernte Betriebswirtschaftler war von 1985 bis 1989 Senator für Finanzen in Berlin und von 1993 bis 1998 Bundeswirtschaftsminister.
Karl John
Von hier geht der Blick weiter nach rechts wo sie in der inneren Reihe das Grab des Schauspielers Karl John sehen. Er spielte ob seiner Physiognomie, seines Auftretens und seiner Stimme in der UFA-Zeit überwiegend Soldatenrollen. So war er auch in Propagandafilmen zu sehen, wie “Stukas”, “U-Boote westwärts” oder auch “Zwei in einer großen Stadt” (alle 1941). Nachdem er sich 1943 Goebbels gegenüber abfällig über die Kriegsführung geäußert hatte, fiel er in Ungnade und musste Kriegsdienst leisten. Nach dem Krieg spielte 1947 er in dem Antikriegsfilm “In jenen Tagen” mit, und seine Rolle in der Wolfgang-Borchert-Verfilmung von “Draußen vor der Tür” mit dem Titel “Liebe 47” zeigte seine eindrucksvollste Darstellung.
Wieder waren es hauptsächlich Wehrmachtsangehörige, die er in Streifen wie “Des Teufels General” (1955), “Hunde wollt ihr ewig leben” (1957) und “Fabrik der Offiziere” (1960) sowie in der internationalen Produktion von “Der längste Tag” verkörperte. In den 1960er Jahren war er filmisch vor allem in einigen Edgar-Wallace-Filmen zu sehen. Im Fernsehen hatte er noch Auftritte in Derrik und Tatort und in Der Kommisar.
Reinhold W. Timm und Horst Eberhard Richter
In der Reihe dahinter können Sie rechts vom Grab des durch seine vielen Berlin-Bilder bekannten Malers Reinhold W. Timm, auch “Timmy” genannt, die Stelle des Psychoanalytikers Horst Eberhard Richter sehen. Der gebürtige Berliner starb 2011 in Gießen und war eine der Leitfiguren in der Friedensbewegung sowie Mitbegründer des deutschen Zweiges der Ärzte gegen den Atomkrieg. Geprägt war er von seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg und nachfolgender Gefangenschaft.
Seine Eltern wurden von betrunkenen russischen Soldaten erschossen. Von 1952 bis 1962 leitete Richter in Berlin eine Beratungs- und Forschungsstelle für seelisch gestörte Kinder und Jugendliche. Daneben absolvierte er seine Ausbildung zum Psychoanalytiker und zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Von 1959 bis 1962 leitete er das Berliner Psychoanalytische Institut. 1962 wurde er nach Gießen auf den dort neu eingerichteten Lehrstuhl Psychosomatik berufen und baute dort ein dreigliedriges interdisziplinäres Zentrum mit einer Psychosomatischen Klinik und Abteilungen für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie auf, dessen Direktor er wurde. Daneben gründete er am Ort ein Psychoanalytisches Institut. Von 1964 bis 1968 war Richter Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. 1991 wurde er emeritiert. 2004 hatte er eine von Peter Ustinov gestiftete Gastprofessur an der Universität Wien inne. Von 1992 bis 2002 leitete er das
Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt/Main.
Er veröffentlichte viele Artikel und Bücher und bekam für seine Verdienste viele nationale und internationale Auszeichnungen. Das Bundesverdienstkreuz hat er dreimal mit der Begründng abgelehnt, es hätten vor ihm zu viele Nazis bekommen.
Walter Höllerer
Ihm gegenüber mit dem Rücken zu uns und dem hohen Findling befindet sich das Grab von Walter Höllerer, dem 2003 verstorbenen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler und -kritiker. Mit eigenen Werken, darunter dem verzwickten Roman “Die Elephantenuhr” (1973), errang der Literaturprofessor bestenfalls Achtungserfolge. Eine Haupt- und Glanzrolle dagegen spielte er als unermüdlicher Mentor, Kritiker und Herausgeber neuester Dichtung. Die Zweimonatsschrift “Akzente”, die er 1954 mit ins Leben rief, wurde rasch zu einem der wichtigsten literarischen Foren der Bundesrepublik; 1961 kam die Zeitschrift “Sprache im technischen Zeitalter” hinzu. Zwei Jahre später gründete er das “Literarische Colloquium Berlin”. Er war von 1959 bis 1988 Professor für Literaturwissenschaft an der TU-Berlin.
Victor de Kowa und Michiko Tanaka
Unser Blick schweift nun über den Zwischenweg weiter nach rechts, wo Sie ganz deutlich zwei in sich verschlungene japanische Kirschbäume hinter einer kleinen Pagode erkennen können. Das ist das Ehrengrab von Victor de Kowa und seiner japanischen Frau Michiko Tanaka, einer Schauspielerin und Sängerin. Sie engagierte sich für ein Deutsch-Japanisches Kulturabkommen und war an der Gründung der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokyo beteiligt. 1952 wurde sie mit einer Tafel am Mozartgedenkhaus als erste Japanerin geehrt. Sie hat den Ehrengrabstatus des Landes Berlin vor Kurzem verloren.
Da ihr Mann Victor de Kowa (EG) der Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Maler ihn noch hat, bleibt ihr gemeinsames Grab vorerst erhalten. 1922 hatte er sein erstes Engagement am Dresdner Staatstheater. Nach Stationen in Lübeck, Frankfurt/Main und Hamburg ging Viktor de Kowa nach Berlin, wo er an der Volksbühne, am Deutschen Theater und am Staatstheater bei Gustaf Gründgens spielte. Seine erste kleine Filmrolle spielte er schon zur Stummfilmzeit in Der Herzensdieb (1927). In der UFA-Zeit (1930er und 1940er Jahre) zählte de Kowa zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Filmkomödie. Mit seiner Rolle in “Kleiner Mann – ganz groß” gelang ihm der nationale Durchbruch als Schauspieler. Er war Mitglied der NSDAP und führte beim NS-Propagandafilm “Kopf hoch – Johannes!” Regie. In diesem NS-Jugendfilm wird der unabhängige, freiheitsliebende Junge Johannes in einer
NS-Jugendorganisation, einer Napola-Schule, zu Disziplin und Gehorsam bekehrt.
Dieses Thema stimmte de Kowa euphorisch: „Die Aufgabe, ein Abbild zu schaffen von dem Leben dieser jungen Generation, dieser zukünftigen Führerschaft Großdeutschlands – das ist eine Arbeit, für die man sich ehrlich und ohne Vorbehalte begeistern kann.” Obwohl Joseph Goeppels das Thema des Films gut hieß, war er von der Regieleistung de Kowas enttäuscht. Dennoch wurde de Kowa im August 1944 von Goebbels in die Gottbegnadeten-Liste der unverzichtbaren Filmschauspieler aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz, auch an der “Heimatfront” bewahrte. Dieses Engagement tat aber seiner Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Abbruch. So war er von 1945 bis 1950 Intendant der Berliner Tribüne und von 1956 bis 1962 Mitglied des Wiener Burgtheaters. Er betätigte sich auch in Organisationen der Friedensbewegung und war 1962 bis 1966 Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst und Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
In der Nachkriegszeit glänzte de Kowa in den Filmen “Peter Voß, der Millionendieb” (1946), “Des Teufels General” (1955) und “Es muss nicht immer Kaviar sein” (1961) Seine letzte Filmrolle spielte Viktor de Kowa in dem Karl May Film “Winnetou und sein Freund Old Firehand” als spleeniger Engländer Ravenhurst. Als Synchronsprecher war Viktor de Kowa auch die deutsche Stimme von James Steward. De Kowa war auch aktiv in der Friedensbewegung. Er bekam den Titel “Berliner Staatsschauspieler” verliehen.
Helmut Kronsbein
Wir blicken nun noch auf den Stein von Helmut oder auch Fifi Kronsbein, dem Fußballtrainer von Hanover 96 und Hertha BSC, der noch zur Erinnerung an das inzwischen abgelaufene Grab dort zwischen zwei Gräbern steht.
Wolfgang Kolneder
Vor uns im Innenring befindet sich der Findling von Wolfgang Kolneder, einem österreichischen Theaterregisseur, der 1974 als erster Dramaturg an das Grips-Theater nach Berlin kam. Er hat sich sehr für das Kinder- und Jugendtheater engagiert und maßgeblich dazu beigetragen, dass das Grips-Theater über die Grenzen Berlins hinaus bekannt wurde. Zu seinen erfolgreichsten Inszenierungen gehören “Linie 1” und “Das hältste ja im Kopf nicht aus”. Wir begeben uns jetzt zum äußeren Ring.
Außenring Rundteil: Curt Goetz und Valerie von Martens
Wenn wir jetzt unseren Weg Richtung Kapelle fortsetzen kommen wir am Ehrengrab der Schauspieler Curt Goetz und Valerie von Martens (EG) vorbei. Curt Goetz gilt auch als einer der brillantesten Komödienschreiber im deutschsprachigen Raum. Zu seinen erfolgreichsten Stücken in den 1920er und 30er Jahren gehören “Hokuspokus”, “Der Lügner und die Nonne” und “Dr. med. Hiob Prätorius”. Gemeinsam mit Valérie von Martens spielte er seine Stücke selbst und verfilmte sie auch. Sein Frauenarzt Dr. Prätorius war eines der ersten neuen Filmprojekte nach dem Zweiten Weltkrieg, welches in Deutschland produziert und verfilmt wurde. Immer wieder wird er mit George Bernard Shaw (mit dem er übrigens weitläufig verwandt war) oder sogar mit Oscar Wilde verglichen.
Wolfgang Spier
Ein Stück weiter finden wir das Grab eines weiteren großen Berliner Komödianten, der übrigens auch den von Valerie Martens-Goetz 1985 zu seinen Ehren gestifteten Curt Goetz-Ring erhalten hat. Dort liegt Wolfgang Spier, der Schauspieler und Regisseur der nahezu zum Inventar der Wölfferbühnen am Kurfürstendamm gehörte und den Erfolg seiner Stücke garantierte. Er wirkte in über 250 Theaterstücken als Schauspieler mit und führte auch Regie. Weitere Stationen seiner Karriere waren die “Stachelschweine” und “Die Wühlmäuse” wie auch seine Tätigkeit in den TV-Quizzshows “Wer dreimal lügt” und “Allein gegen alle”.
Melvin Lasky
Ihm gegenüber liegt Melvin Lasky, ein in New Yorck geborener Publizist, der nach seinem Kriegseinsatz als Militärhistoriker in Deutschland und Frankreich in Berlin Kulturoffizier für die US-Streitkräfte war. Auf dem ersten deutschen Schriftstellerkongress in Berlin (1947) äußerte Lasky „Zweifel am Demokratieverständnis der Sowjets“ und fragte nach dem Schicksal internierter sowjetischer Schriftsteller, womit er für Aufsehen sorgte. Ein Jahr später gründete er mit Hellmut Jaesrich in Berlin während der Berlin-Blockade die politisch-kulturelle Zeitschrift “Der Monat”, eine der wichtigsten Zeitschriften der Nachkriegszeit in Westdeutschland. Zuletzt erschien sie einmal jährlich. Eine der Ausgaben liegt in Stein gehauen auf dem markanten dunklen Grabstein. Von 1953 bis 1990 war Lasky mit Irving Kristol Herausgeber des britischen Kulturmagazins Encounter in London, wohin er 1958 auch übersiedelte.
Willy Schaeffers
Direkt an einer Linde am rechten Wegrand liegt das Grabmal von Willy Schaeffers, dem 1962 in München verstorbenen Schauspieler und Kabarettisten. Er war seit 1913 gefragter Stummfilmdarsteller und später auch beim Tonfilm. In Berlin leitete er von 1938 bis 1944 das “Kabarett der Komiker”. Er gilt als der Entdecker von Grete Weiser, Lale Anderson und Georg Thomalla. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sich um den Wiederaufbau des Berliner Kulturlebens verdient.