Drucksache - 0385/XXI
Die BVV fasste auf ihrer Sitzung am 26.04.2023 folgenden Beschluss: Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht ferner das Bezirksamt, Maßnahmen zu erarbeiten, wie die queere Jugendarbeit im Bezirk gestärkt werden kann. Eine Möglichkeit hierzu ist, bei der Verwendung der Mittel für die Jugendarbeit konkreter „auf die Gleichstellung von jungen Menschen aller Geschlechter und aller sexuellen Lebensweisen hinzuwirken“ (vgl. § 6a S. 2 Nr. 5 AG KJHG). Eine zusätzliche Möglichkeit ist die Bewerbung auf ein viertes queeres Jugendzentrum, sollte ein solches von Landesseite aus vorgesehen sein. Um die queere Jugendarbeit in Tempelhof-Schöneberg langfristig zu stärken, sollte das Bezirksamt aktiv den Austausch mit Trägern, Initiativen und Organisationen suchen sowie als Vernetzter zwischen diesen dienen. Der Austauschprozess mit Trägern und queeren Organisationen hilft dabei, das langfristige Ziel der breiten Abdeckung an queeren Jugendangeboten im Bezirk zu erreichen. Der Bezirksverordnetenversammlung beziehungsweise den zuständigen Ausschüssen ist jährlich zu berichten.
Das Bezirksamt teilt hierzu mit der Bitte um Kenntnisnahme mit: Queere Jugendarbeit ist von entscheidender Bedeutung, um LGBTQ+-Jugendlichen den Raum, die Unterstützung und die Werkzeuge zu bieten, die sie benötigen, um ihre Identität zu akzeptieren, ihre Herausforderungen zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu führen. Durch die Förderung von Inklusion, Toleranz und Gleichberechtigung trägt queere Jugendarbeit zur Schaffung einer vielfältigeren und gerechteren Gesellschaft bei. Die gendersensible Jugendarbeit ist dementsprechend ein Schwerpunkt der Jugendarbeit nach §11 SGB VIII. Bereits in der Rahmenkonzeption Jugendarbeit wird diese Schwerpunktsetzung deutlich beschrieben. Auf fachsteuernder Ebene sind zwei Mitarbeitende tätig, die die Arbeit mit Mädchen* und Jungen* konzeptionell und strategisch bearbeiten und queere Ansätze als Querschnittsaufgabe definieren. So können queere Jugendliche in den Einrichtungen der Jugendarbeit durch Workshops, Beratungsangebote, Gruppenaktivitäten und Bildungsveranstaltungen ihre Kenntnisse über sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und LGBTQ+-Rechte erweitern. Sie können auch Unterstützung zu Fragen im Hinblick auf Coming-out, soziale Beziehungen, Gesundheit und persönliche Entwicklung erhalten. Bei den regelmäßigen Treffen aller Fachkräfte der Jugendarbeit (Fachrunde Jugendarbeit) wird kontinuierlich daran gearbeitet, entsprechende Angebote in allen Regionen des Bezirkes zu planen, zu organisieren und umzusetzen. Konkret wurden in den Einrichtungen bereits seit 2021 folgende Projekt- und Workshopangebote der queeren Jugendarbeit vorgehalten: - Aufklärungsarbeit über Socialmedia und Gespräche mit den Besucher*innen über Queerness - gemeinsame Gestaltung einer Aufklärungswand über LGBTIQA+ - Fragebox über LGBTIQA+ für die Besucher*innen - Auslage von Infomaterialien im offenen Bereich über Projekte für queere Jugendliche in verschiedenen Bezirken, verschiedene Bücher zum Thema Queerness - Aushänge (Plakate, Flyer) etc. - Fotoprojekte "Queeres Berlin" - Mädchen* und Jungen*gruppen mit den entsprechenden Frage- und Diskussionsstellungen Während Projekte und Workshops in die tägliche Arbeit eingebettet wurden, sind für das Jahr 2023 gesamtstädtische Mittel für die Installierung eines queeren Jugendzentrums genutzt worden. Das Jugendamt verfolgt auf struktureller Ebene damit folgende Ziele: • Aufbau eines verbindlichen und strukturierten offenen Bereiches und Vorhaltung von verbindlichen Gruppenangeboten sowie Veranstaltungen und Projekte. • Entwicklung von zielgruppenspezifische Angeboten und Öffnungszeiten nach Bedarfslagen der Jugendlichen, so zum Beispiel für Trans*- und Inter*-Jugendliche, für schwule, lesbische und bisexuelle Jugendliche der verschiedenen Altersgruppen (für Jüngere/für Ältere), HIV-positive LSBTTIQ*-Jugendliche, LSBTTIQ*-Jugendliche of Color und Jugendliche aus Regenbogenfamilien. • Nutzung eines Peer-to-Peer-Ansatz (von Jugendlichen initiierte Aktivitäten für Jugendliche). LSBTTIQ*-Jugendliche übernehmen Verantwortung und unterstützen andere LSBTTIQ*-Jugendliche, indem sie von ihren eigenen Erfahrungen berichten. • Ein besonderer Schwerpunkt der Einrichtung ist die Beratung und Unterstützung bei Coming-out-Prozessen. Im Juli 2023 hat das queere Jugendzentrum seine Arbeit aufgenommen. Da noch nicht alle Stellen sofort besetzt werden konnten, wurde mit Socialmediaangeboten und dezentralen Angeboten im Bezirk begonnen. Dabei konnte auf bestehenden Strukturen, wie bspw. queere Jugendgruppen, aufgebaut werden. Mitte Januar 2024 wurden alle Stellen besetzt, so dass das queere Jugendzentrum seine umfängliche Wirkung entfalten kann. Es wird ein verlässliches offenes Angebot geben, Workshopangebote gestartet und ein mit den Besucher_innen erarbeitetes Wochenprogramm entwickelt werden.
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