Auszug - Tempelhofer Feld moderat, behutsam und gemeinsam entwickeln  

 
 
30. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin
TOP: Ö 9.14
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen (Beratungsfolge beendet)
Datum: Mi, 19.02.2014 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 20:55 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Sitzungssaal der BVV
Ort: Rathaus Schöneberg
0974/XIX Tempelhofer Feld moderat, behutsam und gemeinsam entwickeln
     
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion GRÜNEBezirksamt
Verfasser:Frau Dr. Klotz, SibyllSchöttler, Angelika
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
 
Beschluss

Beratungsbeiträge: BV Giese, BV Götz, BV Olschewski, BV Penk, BV Gindra, BV Oltmann, BV Franz, BV Rauchfuß, BV Ickes, BV Kiderlen, BV Seltz, BV Suka

Beratungsbeiträge: BV Giese, BV Götz, BV Olschewski, BV Penk, BV Gindra, BV Oltmann, BV Franz, BV Rauchfuß, BV Ickes, BV Kiderlen, BV Seltz, BV Suka

 

Mehrheitsbeschluss:

 

Die Bezirksverordnetenversammlung fordert das Bezirksamt auf, sich bei den zuständigen Senatsverwaltungen dafür einzusetzen, dass das Tempelhofer Feld behutsam und moderat entwickelt wird. Das Volksbegehren hat deutlich gezeigt, dass Änderungen bei der Beteiligung der Bevölkerung, bei der Planung und im Planungsrecht (Masterplan und Bebauungsplanverfahren) notwendig sind, um eine wirklich breite Akzeptanz für die Entwicklung am Tempelhofer Feld zu erreichen.

 

Die BVV empfiehlt daher dem Bezirksamt, sich gegenüber den zuständigen Senatsverwaltungen dafür einzusetzen, dass insbesondere bei den nachfolgenden Sachverhalten eine veränderte Planung und Herangehensweise wirksam werden. Die BVV fordert, dass

 

I.Beteiligung besser organisieren: Informieren, Kritik annehmen und Ideen nachvollziehbar aufgreifen

 

  1. der Senat den Masterplan für das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof überarbeitet, mit dem Ziel einer gesellschaftlichen Kompromisslösung. Unabdingbar ist hierfür ein gesetzlich garantierter Schutz der innenliegenden Freifläche vor jeglicher Bebauung (ggf. planungsrechtliche Ausweisung als Grünfläche),

 

  1. ein Prozess der Bürgerbeteiligung initiiert wird, in dem die Meinung der Bürger/innen im kontinuierlichen  Dialog mit den Planer/innen zu einem gemeinsamen, gemeinwohlorientierten Ergebnis führt,

 

 

II.Bebauungspläne überarbeiten – wirklich moderate Bebauung ermöglichen

 

  1. der Bebauungsplan 7-70 sich dem Ziel einer aufgelockerten, moderaten und damit attraktiven Wohnbebauung als Ziel verschreibt und die Flächen als allgemeines Wohngebiet (WA) der BauNVO festsetzt. Die Baufelder und vor allem die Baugrenzen sind so zu verändern, dass eine Blockrandbebauung ausgeschlossen ist und eine Orientierung aller Wohngebäude zum Feld hin ermöglicht wird. Die Regelhöhe der Geschosse sollen fünf (statt sieben) nicht überschreiten. Soweit möglich soll sich die geplante Wohnbebauung des Bebauungsplanes 7-70 am Tempelhofer Damm an der Gebäudetiefe und Gebäudehöhe des ehemaligen Flughafengebäudes orientieren. Die als GE ausgewiesene Fläche ist aufzugeben (bisherige Fläche des ZLB-Neubaus) bzw als WA-Ergänzungsfläche vorzusehen. Die Kleingärten sind zu erhalten.

 

  1. im Bebauungsplan 7-71 keine Wohnbebauung vorgesehen wird, das Gewerbegebiet wird auf einen Riegel entlang der Autobahn reduziert. Der ZOB entfällt,

 

  1. die im Bebauungsplan 7-71  vorgesehenen allgemeinen Wohngebiete WA1, WA2, WA3, die Mischgebiete MI1, MI3 und die Gewerbefelder GE1 und GE5 nicht weiter verfolgt werden. Für die verbleibenden Gewerbegebiete GE2, GE3, GE4, GE5 und GE 8 ist eine Vollgeschosszahl  von 2 bis 4 Geschossen vorzusehen. Es ist eine Grundflächenzahl GRZ von 0,8, und eine Geschossflächenzahl GFZ von 2,4 anzuwenden. In diesen Gewerbegebieten sind auch die notwendigen Vergnügungsstätten für die Parkbesucher vorzusehen.

 

 

III.Soziale Durchmischung bei der Vermarktung und Entwicklung beachten

 

  1. die geplante Bebauung den aktuellen ökologischen Standards entspricht ohne soziale Aspekte zu vernachlässigen, indem der sozialen Durchmischung, eine ausreichende soziale Infrastruktur und einer angemessenen baulichen Dichte besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird,

 

  1. bei der Vermarktung/Abgabe der Grundstücke auf eine ausgewogene soziale Mischung geachtet wird. Dabei sind besonders preisgünstige kleine und mittelgroße Wohnungen (6-8-€/qm nettokalt) zu bauen und die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen,

 

 

IV.Besondere Bauvorhaben angemessen anpassen:

Landeszentralbibliothek und Regenwasserbecken

 

  1. der Senat ernsthaft und für die Öffentlichkeit nachvollziehbar prüft, ob und wie die Landes- und Zentralbibliothek im bestehenden Flughafengebäude untergebracht werden kann. Die für den Neubau vorgesehenen Mittel sind für die Sanierung und den Umbau des Flughafengebäudes einzusetzen, um dort den Bibliotheksbetrieb und weitere kulturelle Nutzungen unterzubringen und eine Entwicklung zum „Kulturhafen Tempelhof“ zu ermöglichen. Die bisherige Fläche des ZLB-Neubaus ist für den Wohnungsbau vorzusehen. Die Kleingärten sind zu erhalten.

 

  1. ein ökologisches Regenwassermanagement für die anfallenden Niederschläge des Daches und Vorfeldes entwickelt wird. Bei der ortsnahen Versickerung der Niederschläge auf dem Gelände bietet die Variante einer Muldenversickerung erhebliche Vorteile. Die Einsparung der Niederschlagswassergebühren in Höhe von 300.000 EUR/p.a. ist weiterhin gesichert, der Neubau eines Betonbeckens mit Baukosten von 10 Mio EUR kann entfallen,

 

V.Mehr Ökologie wagen

 

  1. das Feld so gestaltet wird, dass die Brutgebiete von Lerchen und Arten auf der roten Liste in ihrer jetzigen Ausdehnung weiter auf dem Feld erhalten werden. Das impliziert, dass keine weiteren Wege (außer dem Nord-Süd Radweg) das Wiesenmeer durchschneiden, keine Spielplätze auf der Mitte des Feldes gebaut werden und keine Wälle aufgeschüttet werden,

 

  1. der geplante Nord-Süd Radweg soll durch ein Besucherinformationssystem so gestaltet werden, dass eine Beeinträchtigung der Brutgebiete minimiert wird,

 

  1. dass die Wirkung des Tempelhofer Feldes auf das Stadtklima erhalten bleibt und Konzepte und Maßnahmen für einen effizienten Emissions- und Immissionsschutz erarbeitet und ergriffen werden,

 

VI.Nachhaltiges Verkehrskonzept notwendig

 

  1. ein nachhaltiges Verkehrskonzept für den Tempelhofer Damm erarbeitet wird, dass die bestehenden Beschlusslagen der BVV berücksichtigt und das neue Wohnquartier einbezieht.

 

Die Bezirksverordnetenversammlung fordert die “100% Tempelhofer Feld” auf sich an der Erarbeitung und Findung eines gesellschaftlichen Kompromisses zu beteiligen.

 
 

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