Mit der Gründung „Groß-Berlins“ am 1. Oktober 1920 wuchs die Bevölkerung der Stadt schlagartig auf mehr als 3,8 Millionen an und vergrößerte sich in den folgenden zehn Jahren um eine weitere halbe Million. Im gesamten Stadtraum fehlten über 100.000 Wohnungen. Schöneberg, zu diesem Zeitpunkt eine selbstständige Stadt, und die Landgemeinde Friedenau wurden zu einem Bezirk fusioniert und zählten zu den wohlhabenderen Gegenden Berlins. Doch auch hier gab es einen großen Mangel an lebenswertem Wohnraum, dem sich Stadtverantwortliche und Architekt_innen engagiert mit neuen Konzepten widmeten.
Zur prägenden Figur in der Planung wurde der Architekt und Stadtbaurat Martin Wagner. Noch vor Schönebergs Eingemeindung begann er teils ohne baupolizeiliche Genehmigung mit dem Bau der Siedlung Lindenhof. Seine Pioniersiedlung, die kurz nach Fertigstellung in genossenschaftlichen Besitz überging, verkörperte den neuen Ruf nach „Licht, Luft und Sonne“. Sozialreformerische Impulse brachte auch der prominente Landschaftsplaner Leberecht Migge mit der Gestaltung der Mietergärten und der weitläufigen Grünanlagen mit eigenem Weiher ein. Der berühmte Architekt Bruno Taut entwarf ein Ledigenheim mit Eingangsportal zur Siedlung. An einem eigens für die Ausstellung gebauten Modell können die Besucher_innen die historische Lindenhof-Siedlung erkunden.
Mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Hörstationen stellt die Schöneberger Sonderausstellung neben der Lindenhof-Siedlung weitere innovative Wohnungsprojekte der Weimarer Republik vor. Sie gewährt nicht nur Einblicke in die Baugeschichte(n), sondern ebenso in unvollendete Projekte, vergessene Geschichten der Erbauer_innen und pointiert die Vorzüge und Tücken genossenschaftlichen Lebens.
„Wege aus der Wohnungsnot“ sind gegenwärtig wieder dringend gefragt und so schlägt die Ausstellung auch eine Brücke ins Heute. Eine partizipative Statistikwand lädt die Besucher_innen ein, Auskunft zu geben über ihre aktuelle Situation und Wünsche rund um das Thema Wohnen.
Die Realisierung der Ausstellung wurde aus Mitteln der Lotto-Stiftung Berlin und des Bezirkskulturfonds ermöglicht.
Im Rahmen des Kooperationsprojekts Großes B – dreizehnmal Stadt.