Teltow-Fläming

Kiezspaziergang vom 21. März 2015 mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Landrätin Frau Wehlan

Frau Schöttler und Frau Wehlan begrüßen die Spaziergänger_innen

Liebe Kiezspaziergängerinnen und Kiezspaziergänger,

ich begrüße Sie recht herzlich, zu unserem monatlichen Kiezspaziergang. Dieser Spaziergang ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Spaziergang.
Wir begehen ihn heute gemeinsam mit dem Landkreis Teltow-Fläming und der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow.

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg (damals Tempelhof) pflegt seit 1991 eine lebendige Partnerschaft zum Landkreis Teltow-Fläming.

Ich begrüße daher Frau Kornelia Wehlan, die Landrätin des Landkreises Teltow-Fläming.

Ich danke Ihnen, dass wir hier heute gemeinsam unseren Kiezspaziergang machen können.

Frau Wehlan wird uns heute durch den Spaziergang führen und so kann ich heute einmal zuhören

Blankenfelde

Gemeinde Blankenfelde-Mahlow

Die grüne Gemeinde mit einer Mischung aus ländlicher Beschaulichkeit und kleinstädtischem Flair liegt im Norden des Landkreises Teltow-Fläming. In unmittelbarer Nähe zur Großstadt.

Sie entstand am 26. Oktober 2003 durch den Zusammenschluss der fünf vorher selbständigen Gemeinden Blankenfelde, Dahlewitz, Groß Kienitz, Jühnsdorf und Mahlow. Zwei davon werden wir heute besuchen.

Mit 26.263 Einwohnern ist Blankenfelde-Mahlow die einwohnerstärkste Gemeinde des Landkreises.

Geschichte

Vermutlich wurde der Ort Blankenfelde nach 1220 von Siedlern aus dem niedersächsischen Raum angelegt. Blankenfelde hatte einst ein “Schloss”, auf dem Gelände befindet sich heute jedoch die “Alte Aula”. Darauf kommen wir später zurück und werden dort bei Kaffee und Kuchen den Spaziergang enden lassen.

Das ehemalige Gutgelände wurde 1928 größtenteils durch die Süd-Berlin Bodenaktiengesellschaft ersteigert und parzelliert. Die entstandenen Grundstücke wurden hauptsächlich an Siedler in Berlin verkauft. Auf einem Teil des Geländes errichtete die Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten (GAGFAH) in den 1930er- Jahren eine der größten ihrer Siedlungen in Deutschland. Dadurch wuchs Blankenfelde innerhalb kurzer Zeit. Die Gemeinde hatte 1930 noch eine Einwohneranzahl von 756, bereits 9 Jahre später erreichten wir ein Wachstum von 6228 Einwohnern.

Bahnhof - Blankenfelde

Der Bau eines Bahnhofs war bereits vor den Zweiten Weltkrieg vorgesehen, wurde aber wegen des Krieges nicht ausgeführt. Nach dem Krieg ab 1946 wurden erste Bemühungen zum Bau vorgenommen. Jedoch wurde dies erst im Jahr 1950 im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks vollzogen. In freiwilliger und unbezahlter Arbeit haben die Einwohner mit Hand angelegt. Am 8. Oktober 1950 wurde der Bahnhof feierlich eingeweiht. Viele Einwohner haben mit dran teilgenommen. Sie waren stolz den Bahnhof aus eigener Kraft geschaffen zu haben.

Wanderweg

Durch die Natur entlang der Regionalbahn

In dem Waldstück zwischen Blankenfelde und Dahlewitz wurden uns Impressionen der sehr stattlichen Eichen, Fischotter und Fledermäuse gezeigt.

Dahlewitz

Der Ortsname leitet sich aus dem Urslawischen her und bedeutet so viel wie „Ansiedlung im Tal“.

Urkundlich erstmals erwähnt wurde Dahlewitz zusammen mit Groß Kienitz in einer Urkunde von 1305, in der die patronatsrechte der Kirche an das Kloster in Spandau abgetreten wurde. Während des Spätmittelalters trat vor allem die Familie von Otterstedt zunächst als Lehnsträger, dann als Rittergutsbesitzer hervor. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gut von Carl Magnus von Zülow, nachfolgend u.a. von Gilka und Böckmann aufgekauft. Im Zuge des Baus der Bahnstrecke Berlin – Dresden erhielt Dahlewitz 1884 eine eigne Bahnstation.

Im März 1958 kam es zur Gründung einer ersten LPG, 1967 schließlich zum Übergang zur vollgenossenschaftlichen Tier- und Pflanzenproduktion. Einziger Großbetrieb war die 1974 eröffnete Großbäckerei Dahlewitz. Nach der politischen Wende setzte der Ort den Akzent auf die Schaffung eines Wirtschaftsstandortes. 1991 begann die Errichtung des Gewerbegebietes. Bereits 1993 erfolgte die Inbetriebnahme des Werkes BMW Rolls-Royce GmbH, etwa zeitgleich siedelte sich auch der renommierte Küchenbauer Dassbach mit einem Werk in Dahlewitz an, zwei Jahre später folgte das Hotel „Berliner Ring“.

Mit der Einweihung des Bürgerhauses hat Dahlewitz im November 2004 auch einen neuen kulturellen Mittelpunkt erhalten.

Besonders aktiv ist der Verein „Historisches Dorf Dahlewitz e. V.“ Vertreter des Vereins sind heute dabei. Besonders sehenswert sind der Wasserturm in Dahlewitz und der ehemalige Gutspark, der neu gestaltet wurde.

Bruno-Taut-Haus

Bruno-Taut-Haus

Zu den Besonderheiten des Ortes gehört, dass von 1927 bis 1932 der Reformarchitekt Bruno Taut in Dahlewitz ansässig war. Er errichtete in der Wiesenstraße ein Wohnhaus, das als „Tortenstück“ in die Fachliteratur einging und heute unter Denkmalschutz steht.

Bruno Taut lebte von 1880 bis 1938. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter einer menschenwürdigen Bauweise. Er wollte vor allem Farbe in das trostlose Grau der damaligen Architektur bringen und Funktionalität mit Wohnlichkeit verbinden. Deshalb sind beispielsweise in seinem Haus Heizkörper und freiliegende Rohre in leuchtenden Farben gestrichen.

„Da alles seine Farbe hat, muss auch alles, was Menschen tun, farbig gestaltet sein“
(Bruno Taut)

Das Wohnhaus fällt durch seine außergewöhnliche Form auf, vorn ist es rund und schwarz, hinten rechtwinklig und weiß. Innen ist das Haus in intensiven Farben gehalten, leuchtend rote Decken, blaue und gelbe Wände sind auch für die heutige Zeit ungewöhnlich.

Von Taut existieren noch mehrere Wohnanlagen, beispielsweise in Berlin-Britz, Prenzlauer Berg, Weißensee, die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ in Zehlendorf und zwei Gartenstädte in Magdeburg und Berlin-Grünau.

Aus politischen Gründen verließ Bruno Taut 1932 Deutschland und starb 1938 in der Türkei.

Wir gehen jetzt weiter zum Zossener Damm, wo wir auf der rechen Seite die katholische Kirche Blankenfelde sehen.

Katholische Kirche Blankenfelde

Am 25. April 1937 wurde die katholische Kirche St. Nikolaus in Blankenfelde durch Dompropst Bernhard Lichtenberg eingeweiht.

Der Neubau wurde in den 1930er Jahren notwendig, weil die Zahl der Katholiken in Blankenfelde zunahm. Das Gelände des ehemaligen Rittergutes wurde damals als Bauland verkauft. Die Gagfah-Siedlung wurde gebaut. Viele junge Familien siedelten sich neu in Blankenfelde an. Unter ihnen waren auch viele Katholiken. Kirchlich gehörten sie zur Salvator-Gemeinde in Lichtenrade. Da der Weg dorthin weit war, begann man in Blankenfelde 1936 mit dem Bau einer neuen Kirche am Zossener Damm/Ecke Jühnsdorfer Weg. Die nationalsozialistischen Machthaber erteilten die Baugenehmigung dafür im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Berlin. Eingeweiht wurde die Kirche am 25. April 1937 von Domkapitular Bernhard Lichtenberg. Er geriet später mit den Nationalsozialisten in Konflikt aufgrund seines offenen Eintretens für verfolgte Juden uns einen Protest gegen die Euthanasie.
Er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und starb am 5. November 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau. Am 23. Juni 1996 wurde er im Berliner Olympiastadion von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer selig gesprochen.

Wir werden nun durch die Erich-Klausener-Straße und durch die GAGFA-Siedlung gehen.

Erich-Klausener-Straße

Erich-Klausener-Straße

Die Erich-Klausener-Straße ist Blankenfeldes längste Straße. Sie erhielt ihren Namen im Jahre 1945 auf Vorschlag des katholischen Pfarrers Bernhard Kuckelmann. Der preußische Ministerialdirektor Dr. Erich Klausener, der sich als Vorsitzender der katholischen Aktion in Berlin offen gegen die nationalsozialistische Kirchen- und Rassenpolitik gewandt hatte, wurde anlässlich des Röhmputsches am 30. Juni 1934 in Berlin ermordet.

GAGFAH-Siedlung

Im größeren Umfang begann der Bau von Siedlungshäusern in Blankenfelde nach der im Oktober 1928 erfolgten Ersteigerung von etwa 85 v. H. des ehemaligen Gutsgeländes durch die Süd-Berlin Bodenaktiengesellschaft

Die Errichtung der GAGFAH-Siedlung (Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten) ist dem Engagement des damaligen Gemeindeschulzen Albrecht Hüppe zu verdanken. Ein Bekannter Hüppes, der bei der GAGFAH in Berlin beschäftigt war, erwähnte im Frühjahr 1934 ein von seiner Gesellschaft in Mahlow geplantes Bauvorhaben. Hüppes daraufhin spontan gestellt Frage: „Warum wollt ihr nicht in Blankenfelde bauen? Dort bin ich Gemeindeschulze!“ sollte für die künftige Entwicklung des Ortes von einiger Bedeutung sein.

Am 1. Oktober 1935 übergab die GAGFAH den ersten Abschnitt ihres Bauvorhabens „Berlin 45 A-C, Blankenfelde“. In den sechs Abschnitten wurden in Blankenfelde überwiegend Doppelhäuser, aber auch 60 Einzelhäuser sowie – am heutigen Brandenburger Platz – sechs zweigeschossige Einliegerhäuser gebaut. Es entstand in Blankenfelde neben Bremen und Stuttgart die drittgrößte GAGFAH-Siedlung Deutschlands. Die Häuser bestachen durch zweckmäßige Einheitlichkeit, die bis ins Detail ging. So waren alle Fensterläden und Eingangstüren einheitlich und in grün gehalten. Die Straßen wurden akurat rechtwinklig angelegt.

Maßgeblicher Architekt des Projekts „Gross-Berlin 45“, sprich GAGFAH-Siedlung Blankenfelde, war Otto Englberger. Er war von 1938 bis 1944 Chefarchitekt in der Berliner Entwurfsabteilung. Er bezog als einer der ersten Siedler eines der Doppelhäuser auf der Ostseite der Erich-Klausener-Straße mit direktem Blick in die Promenade.
Nach 1945 wurde er Leiter des Bau- und Wohnungsamtes in der Gemeindevertretung Blankenfelde.

Insgesamt wurden von der GAGFAH 739 Heimstätten und damit eine ihrer größten Siedlungsanlagen in Deutschland gebaut.

Promenade

Märkische Promenade

Die Märkische Promenade soll ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Blankenfelde 1938 als „schönste GAGFAH-Siedlung Deutschlands“ ausgezeichnet wurde.

Ursprünglich war sie sechs Meter breit und bot den Anwohnern eine grüne Erholungszone und ausreichend Platz zum Flanieren.
Die ursprüngliche Konzeption der Anlage sah vor, das mit natürlichem Kiefern- und Birkenbestand bewachsene märkische Landschaftsbild durch Rosenbeete und hohe Blühsträucher zu bereichern.

Kleine Pause mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler

Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Märkische Promenade dann stark überformt, auf unterschiedliche Weise ausgebessert und mit modernen Ausstattungselementen ergänzt. So verlor die Promenade ihre einheitliche Gestaltung und dadurch auch mehr und mehr ihre Bedeutung als ortsbildprägende Wegeverbindung in Blankenfelde.

Der schlechte bauliche Zustand der Promenade war Auslöser für den Beschluss der Gemeindevertretung zur Durchführung eines öffentlichen Beteiligungsverfahrens mit Bürgern, Fachplanern und Verwaltung. Es begann die bauliche Neugestaltung des ersten Abschnitts im Herbst 2013.

Bereits im April 2014 wurde der erste Bauabschnitt zwischen August-Bebel-Straße und Straße An den Vier Ruten fertiggestellt. Der zweite Bauabschnitt zwischen Birkenweg und Erich-Klausener-Straße wurde am 1. Oktober 2014 fertig gestellt. 500 Meter stehen nun wieder durchgängig zur Verfügung.

Alte Aula

Zunächst werden wir nur kurz an der Atlen Aula vorbei laufen. Falls sich jemand ausruhen möchte und nicht weiter mitlaufen kann, kann er auch schon gern jetzt hier einkehren. Die Mitglieder des Kulturvereins Blankenfelde e.V. werden Sie auch jetzt schon herzlich begrüßen.

Alte Aula

Die „Alte Aula“ wurde aus den Materialien des 1948 abgerissenen Schlosses, welches im 15./16. Jahrhundert als Herrenhaus des Geschlechts derer von der Liepe gegründet wurde, erbaut.

Das Schloss wurde 1944 von einer Brandbombe getroffen, Dach und Obergeschoss wurden vernichtet. 1948 wurde das Schloss und das Gutsverwalterhaus denn abgerissen.

Seit 1950 beherbergte das Gebäude zunächst eine Schule und von 1986 bis 1994 einen Kindergarten. Die heutige „Alte Aula“ bekam ihren Namen im Jahre 1997 und ist mit dem Festsaal, den Galerien, der Kunstsammlung des Kulturvereins Blankenfelde e. V., dem Archiv zur Heimatgeschichte Blankenfeldes und, seit 2010, dem „Museum Blankenfelde“ ein kulturelles Zentrum des Ortes und Sitz des Kulturvereins Blankenfelde e. V.

Mehr zur Alten Aula und seinen „Bewohnern“ erfahren Sie in Kürze von der Vorsitzenden des Kulturvereins Blankenfelde e. V., Siegrid Sohr und ihrer Stellvertreterin Hannelore Pappschik sowie weiteren Vereinsmitgliedern, die Sie naher zum Verweilen in der Alten Aula und zu selbstgebackenen Kuchen und Kaffee einladen.

Weiter geht es zunächst zum Dorfanger Blankenfelde.

Hier würde ich alle in der Mitte des Dorfangers versammeln und Auskünfte zu allen Sehenswürdigkeiten geben, so dass dann jeder selbst entscheiden kann, was er sich anschaut und wie lange.

Dorfkirche Blankenfelde

Dorfkirche Blankenfelde

Inmitten des Dorfangers erhebt sich die alte Dorfkirche. Wie bei vielen Kirchen in dieser Gegend, reichen die Wurzeln des Gotteshauses bis in das Mittelalter zurück. Auch wenn sich genaueres nicht sagen lässt, so kann man am Baukörper selbst aber verschiedene Bauphasen erkennen. Heute fügt sich ein schmalerer Chor gen Westen an ein breiteres Schiff. Beide Bauteile sind in Feldsteinen ausgeführt, wenngleich die Qualität unterschiedliche Handwerker erkennen lässt. In der Zeit des Barock erhielt das Kirchengebäude seine heutigen Fensteröffnungen; verschiedene Einrichtungsgegenstände wie die Taufe oder die Kanzel stammen ebenso aus dieser Zeit.

1978 fiel die Kirche einem Brand zum Opfer, ausgelöst durch einen technischen Defekt. Allein die Umfassungsmauern aus Feldstein, die Taufe, die Kanzel und die Danziger Stühle aus dem Chorraum konnten gerettet werden. Noch heute wird berichtet, dass an den Tagen nach dem Brand so mancher bitterlich über die zerstörte Kirche weinte. Viele Menschen haben in jenen Jahren aber mit angepackt, so dass schon 1981 die Kirche wieder eingeweiht werden konnte.

Dorfschmiede Blankenfelde

Dorfschmiede Blankenfelde

Die alte Dorfschmiede wurde vermutlich um circa 1540 erbaut und ist damit nach der Kirche in Blankenfelde das zweitälteste Gebäude im Ortsteil. Es steht unter Denkmalschutz

Am 1. Mai 1998 wurde der Schmiedebetrieb wieder eröffnet. Der Schmied Werner Mohrmann-Dressel hat die Schmiede aufs Neue zur Funktionstüchtigkeit erweckt und nutzt sie als Schmiedeatelier.

Seine Werkstatt steht für Schmiedearbeiten und Metallgestaltung offen. Auf Anfrage werden Wochenendworkshops mit dem Thema „schöpferisches Schmieden“ angeboten.

Frau Wehlan und Frau Schöttler bedanken sich beim Kulturverein Blankenfelde e.V.

Danksagung

Ein großes Dankeschön möchte ich, auch im Namen von Frau Kornelia Wehlan, dem Kulturverein Blankenfelde e.V aussprechen. Bei Kaffee und selbgebackenen Kuchen haben wir uns alle sehr wohl gefühlt und werden sehr gerne wieder zurück kommen.