Bauten am Heinrich-von-Kleist-Park

Der Heinrich-von-Kleist-Park war ursprünglich der Sitz des botanischen Gartens Berlin. Mit Ende des 19. Jahrhunderts war er jedoch zu klein geworden und der botanische Garten wurde anschließend nach Dahlem verlegt. So wurde aus dem neugewonnenen Platz die Heimat von drei wertvollen Bauten Berlins:

Diese Bauten sind alle historisch und architektonisch unabhängig voneinander entstanden und wurden erst mit den Jahrzehnten zu dem einmaligen Konstrukt, das sie heute sind.

Das Kammergericht

Das Kammergericht hatte seinen Ursprung in der Lindenstraße, aus Platzgründen wurde von 1909 bis 1913 an der Elßholzstraße (am früheren botanischen Garten) ein neues Gebäude errichtet.

Das in norddeutschem Barockstil erbaute Gebäude besteht aus Sandstein und Basaltlava. Ihr elementares Kernstück ist das Treppenhaus, welches erhabene Großartigkeit des Rechts in das Bewusstsein der dort Eintretenden rufen soll. Das Kammergericht ist das älteste deutsche Gericht (erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1468), welches ohne Unterbrechungen gearbeitet hat.

Der Kleistpark war nach Ende des zweiten Weltkrieges komplett zerstört und wurde erst 1945 wieder hergerichtet. Das Kammergericht hat den Krieg so gut wie unbeschadet überstanden, weshalb es als Sitz des Alliierten Kontrollrates genutzt wurde. Im Kammergericht befand sich der Sitz der Luftsicherheitszentrale (alliierte Behörde), wobei jede alliierte Besatzungsmacht seinen eigenen Raum besaß.

Nach der Wiedervereinigung und dem Abzug der Alliierten diente das Haus mehreren juristischen Institutionen als Verwaltungssitz und steht seit Juni 1993 unter Denkmalschutz. Es ist das höchste Berliner Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit und das Oberlandesgericht Berlins.

  • Kleistpark vor dem Kammergericht 1966

    Kleistpark vor dem Kammergericht 1966

  • Kammergericht am Kleistpark

    Das Kammergericht mit dem Kleistpark

  • Gedenktafel auf der Wiese vor dem Kammergericht

    Gedenktafel auf der Wiese vor dem Kammergericht

  • Eingangshalle des Kammergerichts

    Eingangshalle des Kammergerichts

Die Königskolonnaden

Die Kolonnaden waren die ursprünglichen Eingangstore der Stadt Berlin, welche von der östlichen Königsvorstadt stadteinwärts zum Schloss führten. Als ergänzendes architektonisches Element zu der Königsbrücke am Bahnhof Alexanderplatz, sollten sie unter anderem die dahinter gelegenen Kramläden verstecken, um einen guten Eindruck von der Stadt zu vermitteln.
Dass die Kolonnaden vor den Läden standen, begründen auch die oberhalb der Königskolonnaden angebrachten Figuren, sie stellen den Handel von Waren dar.

Die Kolonnaden wurden in den Jahren 1777 bis 1780 von Carl von Gontard geplant und von Georg Friedrich Boumann umgesetzt.

Durch die Errichtung des Warenhauses Wertheim 1911 mussten die Königskolonnaden weichen und wurden abgetragen. Allerdings wurden sie an der Ostseite des Heinrich-von-Kleist-Parks (Potsdamer Straße) in Achsenbeziehung zum Kammergericht wiederaufgebaut. So hat sich das Land Berlin den repräsentativen Schmuckbau der alten Residenz bewahrt.

In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten an den Sandsteinkolonnaden durchgeführt. Die Königskolonnaden zählen bis heute zu den bedeutendsten Bauwerken Berlins aus der Übergangszeit vom Rokoko zum Klassizismus.

  • Figuren auf den Kolonnaden, welche den Handel von Waren darstellen

    Figuren auf den Kolonnaden, welche den Handel mit Waren darstellen

  • Gang durch die Kolonnaden

    Gang durch die Kolonnaden

  • Grünstreifen mit Gedenktafel des Kammergerichts vor den Kolonnaden

    Grünstreifen mit Gedenktafel des Kammergerichts vor den Kolonnaden

  • Kolonnaden mit Grünbepflanzung

    Kolonnaden mit Grünbepflanzung

Die Rossebändiger

Als Geschenk von Zar Nikolaus I. an seinen Schwager, den preußischen König Friedrich Wilhelm IV, wurden die Rossebändiger von dem Bildhauer Peter Clodt von Jürgensburg (1805-1867) als Nachbildung einer Figurengruppe in St. Petersburg von 1842 bis 1843 erschaffen.

Hierbei handelt es sich um zwei sich aufbäumende Pferde, welche von herkulistischen Männern gebändigt werden. Sie symbolisieren im Volksmund den „gehemmten Fortschritt und geförderten Rückschritt“. Besonders auffallend bei den Bronzefiguren ist die außerordentlich naturgetreue Nachbildung sowie die Bewegungen und der Ausdruck der sich aufbäumenden Hengste. Zar Nikolaus I. soll immerzu von den Arbeiten von Jürgensburgs geschwärmt haben. Bis 1945 standen sie auf der Lustgarten-Seite des Berliner Schlosses. Nachdem die Rossebändiger den zweiten Weltkrieg ohne Schäden überstanden hatten, wurden sie vor der Sprengung des Schlosses 1950 in den Kleistpark versetzt.

Der Landschaftsarchitekt Georg Béla Pniower (1896-1960) setzte die Rossebändiger repräsentativ vor das Kammergericht und gestaltete die gesamte Parkanlage (welche vom Krieg stark beschädigte war) neu. Heute steht der Heinrich-von-Kleist-Park als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.

  • Die Rossebändiger vor dem Kammergericht

    Die Rossebändiger vor dem Kammergericht

  • Rossebändiger auf dem Kleistpark

    Rossebändiger auf dem Kleistpark

  • Rossebändiger representativ zur Schau gestellt

    Rossebändiger representativ zur Schau gestellt

  • Anspannung der Hengste und Muskelbewegung gut in Szene gesetzt

    Anspannung der Hengste und Muskelbewegung gut in Szene gesetzt

Zusätzliche Informationen zum Kleistpark und seinen historischen Bauten

  • Ein weiteres interessantes Gebäude am Kleistpark ist der Hochbunker in der Pallaststraße. Nähere Informationen dazu können Sie in der Rubrik Gedenken einsehen.