(De-)koloniale Spuren im Bezirk

Menschen betrachten eine Wand mit Fotos und der Aufschrift „Auf den Spuren der Familie Diek"

Gäste in der Ausstellung „Auf den Spuren der Familie Diek. Geschichten Schwarzer Menschen in Tempelhof-Schöneberg“

Im Rahmen der Ausstellungen „Forschungswerkstatt: Kolonialgeschichte in Tempelhof und Schöneberg“ und „Auf den Spuren der Familie Diek. Geschichten Schwarzer Menschen in Tempelhof-Schöneberg“ im Schöneberg Museum in den Jahren 2017 und 2023 konnten verschiedene Orte im Bezirk ermittelt werden.

Die Liste gliedert sich in vier Bereiche:

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Orte des Kolonialismus und Kolonialrevisionismus

  • Botanische Zentralstelle für die Deutschen Kolonien, 1891-1902
    Grunewaldstraße (heute Haus am Kleistpark)
  • Preußische Eisenbahnregimenter, 1899-1918
    Kasernengelände General-Pape-Straße
    Übungsplatz Tempelhofer Feld
  • Deutsche Armee-, Marine- und Kolonialausstellung, 1907
    Areal zwischen Rubensstraße, Begasstraße und Grazer Damm
  • Deutschkolonialer Frauenbund (ab 1908 Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft), 1907-1936
    Potsdamer Straße 134
  • Schokoladen-Fabrik Sarotti (1913-2003) / Werbefigur Markenzeichen ab 1922
    Teilestraße 13-16
  • Kinos Neues Schauspielhaus und Cines am Nollendorfplatz, ab 1911
    Kinoprogramm mit kolonialpropagandistischen Filmen
  • „Völkerschau“ („Hagenbecks Indien“), 1912
    Tempelhofer Feld
  • Kolonialwarengeschäfte in Tempelhof-Schöneberg
    ca. 150 Standorte vor dem Ersten Weltkrieg
  • Verein für das Deutschtum im Ausland, Vereinigung für deutsche Siedlung und Wanderung,
  • Deutsche Gesellschaft für Eingeborenenkunde
    ab 1927 Sitz in der Martin-Luther-Straße 97
  • Drehort des kolonialpropagandistischen UFA-Films “Die Reiter von Ost-Afrika”, 1934
    Tempelhofer Marienhöhe

Wohnorte von Migrant_innen aus den Kolonien

In der Weimarer Republik leben viele Migrant_innen, die vor dem Ersten Weltkrieg von Kamerun nach Deutschland kamen, in Nord-Schöneberg. Darunter waren:

  • Wilhelm Munumé, Großgörschenstraße 31
  • Peter Makembe, Großgörschenstraße 31
  • Joseph Bilé, Bülowstraße 39 (Berliner Gedenktafel 2022)
  • Richard Ekamby, Luitpoldstraße 42
  • Manfred Priso, Potsdamer Straße 63a
  • David Dipongo, Barbarossastraße 14
  • Kwassi Bruce, Martin-Luther-Straße 84
  • Alfred Köhler, Martin-Luther-Straße 88
  • Benedikt Gambé, Fuggerstraße 20 (erhält 2023 Stolperstein)

Orte Schwarzer Geschichte

  • Pinguin Bar, ab 1949; Bülowstraße 6
  • Erika Ngambi ul Kuo und Dorothea Reiprich ermöglichten mit ihrer Zeitzeugenschaft die Erforschung Schwarzer Geschichte vor 1945. Für Erika Ngambi ul Kuo wurde in der Gaudystraße 5 im Prenzlauer Berg ein Stolperstein verlegt.
  • Grab der Dichterin und Aktivistin May Ayim; Alter St. Matthäus Kirchhof, Großgörschenstraße
  • Aufenthalte der Wissenschaftlerin, Dichterin und Aktivistin Audre Lorde; Großgörschenstraße 40
  • Wohnort der 2022 verstorbenen Autorin, Pädagogin und Aktivistin Ika Hügel-Marshall; Großgörschenstraße 40

Koloniale Spuren im Stadtraum heute

  • Kolonie Samoa e.V., Kleingartenanlage Schöneberger Südgelände
  • Kleingärtnerverein Burenland e.V., Kleingartenanlage Schöneberger Südgelände
  • Fugger- und Welserstraße; beide Familien profitierten enorm durch den beginnenden transatlantischen Handel mit versklavten Menschen und konnten ihren Reichtum so ausbauen
  • Simpsonweg; William von Simpson war u.a. Kolonialoffizier in „Deutsch-Südwestafrika“.
  • Franckepark; Theodor Francke besaß eine Elfenbeinbleiche auf dem Gelände des heutigen Parks. Die von ihm gegründete Firma Theodor Francke GmbH war an der Beschaffung von Raubgut aus Benin für das Museum für Völkerkunde Berlin involviert.