Warum ein Verkehrskonzept?
Das Verkehrskonzept für die Schöneberger Linse wurde über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr erarbeitet und am 12. November 2024 in einer öffentlichen Abschlusspräsentation vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, wie der Verkehr in den Quartieren Schöneberger Linse und Rote Insel künftig sicherer, barrierefreier und lebenswerter gestaltet werden kann.
Das Gebiet der Schöneberger Linse entwickelt sich von einem Gewerbestandort zu einem urbanen Quartier. Ziel des Konzeptes war es daher außerdem, alle durch die abgeschlossen und geplanten baulichen Entwicklungen bedingten Verkehre in einer Untersuchung zusammen zu betrachten.
Um den wachsenden Verkehr optimal zu steuern und den öffentlichen Raum an die geänderten Ansprüche anzupassen, wurden verschiedene Varianten geprüft. Dabei flossen auch die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger, die im Beteiligungsworkshop im Januar 2024 gesammelt wurden, in die Planung ein.
Die Entwicklung der vier betrachteten Varianten
Im Zentrum des Verkehrskonzepts stehen vier Varianten mit unterschiedlichen Möglichkeiten der Verkehrsführung:
- Einbahnstraßenregelungen
- Unterbrechungen für den Kfz-Verkehr
- Weitere Tempo-30-Bereiche
- Unterschiedliche Wegeführungen des Radverkehrs
Die Schließung der sogenannten Verbindungsstraße zwischen Sachsendamm und Ella-Barowsky-Straße ist in allen vier Varianten zur Entwicklung des „Baufelds 9“ gesetzt.
Die Vergleichsvariante sieht in der gesamten Ella-Barowsky-Straße einen Zweirichtungsverkehr für Kfz sowie Tempo 30 vor. Grundlegend läuft der Verkehr aber wie im Bestand. Die übrigen drei Varianten unterscheiden sich in Maßnahmen für den Kfz-Verkehr und Radverkehr, wie z.B.:
- Einbahnstraßenregelung im Bereich der Eisenbahnbrücke Wilhelm-Kabus-Straße,
- Unterbrechungen des Kfz-Verkehrs in der Gotenstraße und Ella-Barowsky-Straße,
- Blockumfahrungen (z. B. Wilhelm-Kabus-Straße – Torgauer Straße – Gotenstraße)
- unterschiedliche Wegeführung des Radverkehrs in der Gotenstraße und Wilhelm-Kabus-Straße.
Ergebnis: Die Vorzugsvariante „Bündelung der Verkehre“
Auf Basis einer Bewertung in den Kategorien “Städtebau und Umwelt” sowie “Qualität der Verkehrssysteme” wurde eine Vorzugsvariante abgeleitet, die zu einer Wohnfeldverbesserung führen soll:
- Kfz-Entlastung der Quartierskerne: Der Durchgangsverkehr soll von den Wohnstraßen auf die Hauptachsen Hedwig-Dohm-Straße und Wilhelm-Kabus-Straße verlagert werden.
- Die Wilhelm-Kabus-Straße bleibt für den Kfz-Verkehr in beide Richtungen befahrbar. Eine Einbahnstraßenregelung wurde aufgrund der Auswirkungen auf das Wohnumfeld verworfen. Im Bereich der Eisenbahnbrücke ist allerdings die Einführung eines Tempo-30-Abschnitts denkbar, um Konflikte zwischen Rad- und Kfz-Verkehr zu verringern.
- Für den Radverkehr ist eine Wegeführung über die Gotenstraße vorgesehen. Die Konfliktstellen Bahnhof Südkreuz und Wilhelm-Kabus-Straße sowie perspektivisch auch Hans-Baluschek-Parks sollen so entschärft werden.
- Die Quartiersstraßen Ella-Barowsky-Straße und Gotenstraße sollen grüne, verkehrlich ruhige Straßen werden, wodurch Aufenthaltsqualität und Sicherheit erhöht werden.
- Vor der zu reaktivierenden Grundschule „Teske-Schule“ soll eine Platzsituation entstehen, um den Schulcampus mit den geplanten sozialen Nutzungen auf „Baufeld 9“ sicher zu verknüpfen.
- Für den Kfz-Verkehr sind Unterbrechungen an den Rändern der Gotenstraße vorgesehen.
- Der Busverkehr bleibt im gesamten Gebiet unverändert.
Teil des Konzepts sind außerdem verschiedene Begleitmaßnahmen wie
- Gehwegvorstreckungen zur Erhöhung der Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit,
- Überprüfung einer regelkonformen und sicheren Radverkehrsführung am Knoten Wilhelm-Kabus-Straße / Torgauer Straße oder
- Erhöhung von Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität am Gustav-Müller-Platz durch Unterbrechung für den Kfz-Verkehr an zwei von vier Seiten.
Umsetzung der Maßnahmen
Einige Maßnahmen aus dem Verkehrskonzept sind bereits umgesetzt oder in Planung:
- Tempo 30 in der Gotenstraße wurde bereits eingeführt.
- Die Verbindungsstraße zwischen Sachsendamm und Ella-Barowsky-Straße soll entfallen – und die Fläche der baulichen Entwicklung von „Baufeld 9“ zugeführt werden. Dies wird im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 7-107 „Baufeld 9“ geprüft. Das Verkehrskonzept bildet dafür eine belastbare Grundlage. Eine Durchwegung für Rad- und Fußverkehr wird dabei berücksichtigt.
Die weiteren Maßnahmen werden nun weiter geprüft und ausgearbeitet. Die Umsetzung des Konzepts erfolgt schrittweise durch das Straßen- und Grünflächenamt in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung, der Berliner Polizei, der Berliner Feuerwehr sowie weiteren öffentlichen Trägern und Akteuren.