Wir fahren die Hardenbergstraße weiter, vorbei an dem Hauptgebäude der Universität der Künste und den anschließenden Gebäuden der Mensa und der Physikalischen Institute der Technischen Universität und erreichen kurz darauf den Ernst-Reuter-Platz, benannt nach dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister. Er ist einer der größten und verkehrsreichsten Plätze der Stadt und besteht aus Bürobauten um eine grüne Mittelinsel mit Wasserspielen. Bei seiner Einweihung im Jahre 1953 wurde er für seine Modernität gelobt, heute gilt er eher als Beispiel für die negativen Auswirkungen ausschließlich am Verkehr orientierter Stadtplanung.
Wir fahren ein Viertel um den Platz herum und stehen nun an der Straße des 17. Juni. Der Name erinnert an den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Ost-Berlin, als sowjetische Panzer und „Volkspolizisten“ das Feuer auf die Menschenmenge eröffnete, die versuchte, das kommunistische Regierungsviertel zu stürmen. Die Straße bildet gemeinsam mit Unter den Linden sowie der Bismarckstraße, dem Kaiserdamm und der Heerstraße die städtebauliche Ost-West-Achse Berlins.
Wir schauen nach rechts. Beiderseits der Straße sehen wir Gebäude der Technischen Universität. In halber Entfernung steht das Charlottenburger Tor, das 1907/08 als Stadteingang nach Charlottenburg und Pendant zum Brandenburger Tor erbaut wurde. Dahinter sehen wir die Siegessäule. Das 1865-73 geschaffene Monument erinnert an die Siege Preußens 1864, 1866 und 1870/71 gegen Dänemark, Österreich und Frankreich. Der Säulenschaft ist mit vergoldeten erbeuteten Geschützrohren verziert. Ebenfalls in der Achse steht das Brandenburger Tor, das wir allerdings aufgrund der großen Entfernung nicht erkennen können.
Zwischen Charlottenburger und Brandenburger Tor erstreckt sich auf beiden Seiten der Allee der Tiergarten. Es ist schon eine Besonderheit Berlins, dass in ihrem geografischen Zentrum ein großer Park liegt. Der Tiergarten war ursprünglich Teil eines riesigen Waldgebietes, das sich vor den Toren Berlins erstreckte. Nur wenige Wege führten durch den dichten Wald, in dem der Adel auf die Jagd ging. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der gesamte Tiergarten als Landschaftsgarten gestaltet. Die Bäume sind nicht sehr alt, denn im Zweiten Weltkrieg wurden große Flächen zerstört, und die Bestände, die überlebt hatten, wurden in den Nachkriegswintern als Brennholz gefällt und die gerodeten Flächen als Ackerland genutzt. Erst 1949 begann die Wiederaufforstung.
Wir fahren weiter um den Platz herum und biegen in die Otto-Suhr-Allee ein. Nach ein paar Minuten Fahrt taucht rechts, zuvor durch die Straßenbäume verdeckt, recht unvermittelt die Jugendstilfassade des Rathauses Charlottenburg auf. Erbaut wurde es 1899-1905 für die damals noch unabhängige Stadt Charlottenburg. Mit dem 89 Meter hohen Turm ärgerten die selbstbewussten Charlottenburger den Kaiser, da dieser Turm höher war als das Schloss und alle anderen damaligen weltlichen und kirchlichen Bauten.
Nach kurzer Fahrt haben wir das Schloss vor uns.