Drucksache - 1604/4  

 
 
Betreff: Logistikcenter am Kurfürstendamm
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Dr. Vandrey/Wapler/Prejawa 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
21.04.2016 
56. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Große Anfragen-Beantwortung

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

  1. Ist dem Bezirksamt bekannt, dass die Firma Amazon am Kurfürstendamm ein zentrales Lager für die City West einrichten will und wie bewertet das Bezirksamt die Tatsache, dass an dem Boulevard Kurfürstendamm, der als Flaniermeile weltberühmt ist, ein Auslieferungszentrum entstehen soll?

 

  1. Ist dem Bezirksamt bekannt, dass Waren im Volumen von 100 Tonnen täglich an diesem Standort umgeschlagen werden sollen und wie bewertet das Bezirksamt dieses Volumen in Bezug auf den zu erwartenden An- und Auslieferverkehr?

 

  1. Liegt dem Bezirksamt ein Verkehrskonzept, insbesondere für den Auslieferverkehr vor und, wenn ja, bewertet das Bezirksamt die vorgelegten Zahlen als valide und wenn nein, warum fordert das Bezirksamt nicht ein solches Konzept?

 

  1. Ist dem Bezirksamt bekannt, ob gerade im Auslieferverkehr innerstädtisch-emissionsfreie und nachhaltig ressourcenschonende Fahrzeuge zum Einsatz kommen und wenn nicht, warum fordert das Bezirksamt nicht diese Art von Fuhrpark?

 

  1. Bei der Eigentümerveränderung in den letzten Jahren beim Objekt und der daraus entstanden Bauverschiebung, kann hier wirklich nur von einer Zwischennutzung ausgegangen werden oder wird dieser Standort längerfristig ein Auslieferungszentrum bleiben? 

 

 

Zur Beantwortung Herr BzStR Schulte:

 

Frau Vorsteherin, meine Damen und Herren, ich war etwas überrascht über die einführenden Worte von Herrn Prejawa. Man hatte so das Gefühl, als ob keiner in dieser Welt bei amazon bestellt. Das ist doch, glaube ich, das Problem, dass amazon mit seinem Modell und mit seinem Geschäftsmodell so erfolgreich ist, dass es jetzt einfach auch anfängt zu überlegen, ob es Alternativen zur Deutschen Post AG gibt, weil sie mit dem Service und Angebot der Deutschen Post nicht mehr zufrieden sind. Das ist dann das Problem mit Marktwirtschaft und wie wir dazu uns verhalten und insofern ist dann die Frage, ob der Staat da mit anderen Instrumenten dagegen arbeiten soll, in dem er dann eine vermeintlich schlecht Branche nicht unterstütz. Das heißt nämlich, wie wäre die Diskussion gewesen, wenn dort die Post eine Filiale errichtet hätte. Wäre dann die gleiche Anfrage gekommen: Postlogistikcenter am Kurfürstendamm – Skandal? Dann wäre die Anfrage, glaube ich, nicht gekommen, oder?
Ah ja, gut, dann ist das Interessant.

Aber, jetzt kommen wir zum baurechtlichen Teil, der gefragt worden ist:

 

Zu 1.:

Ja, die Baugenehmigung wurde im Oktober 2015 beantragt und ist bis 2018 erteilt worden. Dass durch dieses Lager der Charakter der Flaniermeile verändert wird, kann ich nicht erkennen. Das Warenlager befindet sich im Blockinnenbereich, also dort, wo bisher auch Lagerbereiche für die ursprünglich ansässigen Läden waren und ist von den umgebenden Straßen daher nicht wahrnehmbar. Auch dass es künftig zu weiteren vergleichbaren Lager- und Liefereinrichtungen am Kudamm kommt, ist aufgrund der Strukturen und Mietpreise eher unwahrscheinlich. Laut amazon, mit einem Vertreter hatte ich heute gesprochen, ist auch kein Logistikzentrum geplant, davon gibt es ja neuen in Deutschland, sondern eine Lieferstation.

 

Zu 2. und 3.:

Für die Anlieferung sind drei bis vier Fahrten von Lastkraftwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen täglich vorgesehen. Gemäß Betriebsbeschreibung werden die Lieferungen über den Innenhof oder die Anlieferzone im zweiten Untergeschoss erfolgen. Die Auslieferung mit Kurierfahrzeugen wird einer Belastung entsprechen, die der Nutzung des vorhandenen, aber leerstehenden Parkhauses entsprechend und als kerngebietsverträglich einzustufen ist.

 

Zu 4.:

Eine derartige Forderung, zu sagen, wie bekomme ich emissionsfrei und nachhaltig Ressource schonende Fahrzeuge zum Einsatz, dies Forderung ist umwelt- und verkehrspolitisch durchaus berechtigt. Im Rahmen eines Baugenehmigungsverfahrens kann sie jedoch nicht geltend gemacht werden. In einem Gespräch mit einem Vertreter von amazon heute wurde mir mitgeteilt, dass man zurzeit die konkrete Auslieferungsstruktur noch erarbeitet. Da dieses Projekt aber einen Pilotcharakter hat, werden Auslieferungen zu Fuss, per Rad, per E-Mobil aber auch per Auto oder per Liefervan in Betracht gezogen. Auf Rückfrage erklärte sich die Firma amazon bereit, ihr Projekt bei Bedarf im zuständigen Ausschuss vorzustellen.

 

Zu 5.:

Die Baugenehmigung ist erteilt und gilt unabhängig von der Eigentümerin des Kudamm-Karrees. Wie sich die Eigentümerin und die Mieterin vertraglich vereinbaren, kann das Bezirksamt nicht beeinflussen. Die Eigentümerin hat jedoch aktuell gegenüber dem Bezirksamt seinen Willen bekräftigt, die bekannten Umbaupläne auch Wirklichkeit werden zu lassen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Flächen mit möglichst vielfältigen Angeboten ausgestattet werden. Ein Umschlagzentrum für Waren ist dagegen für die Laufkundschaft, die ja das Kudamm-Karree anziehen soll, nicht attraktiv. Insofern ist in der Tat von einer Zwischennutzung auszugehen.

 

 


 

 
 

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