Auszug - Entwicklung des Bauvorhabens auf dem Reemtsmagelände "Go West" (10 Minuten) Vorstellung durch den Investor (10 Minuten Fragen/Diskussion)  

 
 
68. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung
TOP: Ö 6
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 20.11.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Minna-Cauer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
 
Wortprotokoll
Beschluss

BzStR Schruoffeneger informiert über den aktuellen Sachstand: Das Bezirksamt habe vor vier Wochen einen Änderungsbeschluss zum laufenden B-Plan-Verfahren gefasst. In einem Letter of Intent wurde sich vor etwa 10 Tagen auf weitere Verfahrensschritte verständigt. Da steht u.a. auch, dass der Investor die Kosten trägt. Dieses Schreiben werde an das Protokoll gehangen und ist vertraulich. Es habe ein Workshopverfahren mit allen beteiligten Senatsverwaltungen gegeben.

 

Stephan Allner von der Wohnkompanie stellt sich vor. Er ist Mitbesitzer des Geländes, auf dem bis 2012 ein Zigarettenwerk betrieben wurde. Das Gelände umfasse 174.000 Quadratmeter. Dazu habe in 2017/2018 mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Senatsverwaltung für Wirtschaft, dem Bezirksamt und der IHK ein Workshopverfahren stattgefunden, aus dem ein Nutzungsmix hervorging. So sei das Gelände kein Wohngebiet, sondern ein Gewerbegebiet. Das habe er anfangs bedauert. Einige Hallen auf dem Gelände seien nicht zu erhalten und werden derzeit abgerissen.

 

Es soll ein integriertes nachhaltiges Gewerbequartier entstehen, das in mehrere einzelne Baublöcke aufgelockert ist. Das Hochregallager (zu dem am 28.11.2018 ein erster Bauantrag gestellt wurde; 26m hohes Betongebäude) werde zu einem Gründerzentrum umgebaut, das sowohl Gastronomie, als auch Werkstätten und Büroarbeitsplätze beinhalte. Das Bürogebäude werde zum Handwerkerzentrum umgebaut.

 

Der zweite Bauantrag, der bereits eingereicht wurde, umfasst sieben Gebäude mit einem Marktplatz im Zentrum. Die Dächer werden mit der Basis von einer 80cm dicken Subtratschicht begrünt und können damit intensiv genutzt und bewirtschaftet werden. Das diene auch der Regenwasserspeicherung.

 

Es werden in dem Vorhaben Gewerbehöfe entstehen, um tote Bürolandschaften und Fabriken zu vermeiden. Der Marktplatz diene der Belebung. Das Gelände werde sich nach außen hin öffnen, u.a. durch die Errichtung einer Querungsstraße zwischen der Mecklenburgischen Straße und der Forckenbeckstraße. Die werde 18m breit und wie das gesamte Gelände, autofrei. Stellplätze befinden sich unterirdisch.

Derzeit werde auf die Genehmigung des zweiten Bauantrags gewartet.

 

Das Ziel sei dem Passivhausstandard nahe zu kommen, das werde derzeit intensiv mit Architekturbüros geplant. Mit dem Projekt haben sie die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erhalten. Sie sind derzeit mit der Firma Kree aus Bregenz im Gespräch über Holzhybridbau, der in der Herstellung nur ein Sechstel CO2. Es werde zudem ein Rechenzentrum entstehen, dessen Abwärme genutzt werden soll.

Zudem sollen im Produktionsteil Handwerk und Manufaktur Künstler*innen-Ateliers untergebracht werden, um zum einen eine bunte Berliner Nutzungsmischung zu schaffen und zum anderen auf einen Wachschutz verzichten zu können: durch Künstler, Gastro und Start Ups werde das Quartier rund um die Uhr belebt und das beugt Vandalismus vor.

 

BzStR Schruoffeneger: Es ist jetzt ein festgesetztes Gewerbegebiet mit einer GFZ von 2,0. Alles was eine höhere Ausnutzung vorsieht, brauche ein neues Baurecht.

 

BV Wieland bedankt sich für die Präsentation und hebt den Bedarf eines B-Plans bei einer derartigen Projektgröße hervor. Sie fragt: wieso wurde ein Wettbewerbsverfahren städtebaulicher Art abgelehnt? Wieso wird ein Baurecht durch Genehmigungen erteilt, wenn das Gesamtkonzept noch nicht steht? Das Projekt müsste in Gänze beurteilt werden.

Sie gratuliert zudem zum DGNB Zertifikat und fragt, welche Besonderheiten dazu geführt haben.

 

BzStR Schruoffeneger kommentiert das Verfahren: Es habe einen schnellen Kompromiss gegeben. Die Besprechung des Gesamtkonzeptes sei über zwei Jahre in einem Workshopverfahren durchgeführt worden.

 

Herr Allner erklärt, dass damals vom Wirtschaftssenat eine Wohnbebauung abgelehnt wurde. Zu den Fassaden wurden bereits viele Büros angefragt. Das DNGB-Zertifikat berücksichtigt die Zielstellung der energiearmen Bauweise.

 

BD Dr. Lautsch bedankt sich für die Ausführungen, bezeichnet das Projekt als sehr spannend aufgrund der Größe und der Nachhaltigkeitsaspekte. Zudem würden zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Er fragt BzStR Schruoffeneger: Wie ist das Bezirksamt personell ausgestattet, um ein Projekt dieser Größenordnung gerecht zu begleiten?

 

BV Recke: Wie sehr wird das Quartier ein Ort für die Region. Wird es eine kulturelle Aufwertung auch für die Umgebung geben?

 

BV Dr. Timper: Interessant sind die Maßnahmen zu Energieeinsparungen von Kühlung und Heizung. Wie soll Energie erzeugt werden (solar)? Regenwasser – wie geht das? Bezüglich der Handwerkervertreibung fragt sie: Diese Betriebe können nicht so viel zahlen, wie viel Miete verlangen Sie am Ende?

 

BzStR Schruoffeneger: Es handelt sich um ein Projekt in der Größenordnung SIEMENS; am Personal wird es nicht scheitern. Vom Land könnte es für derartige Projektgrößen finanzielle Unterstützung geben für Personalzwecke. Zum ausbleibenden Wohnungsbau: 2015 fiel die Entscheidung, das ist irreversibel.

 

Herr Allner: Nutzern/Handwerkern soll möglichst Eigentum ermöglicht werden um wenig Fluktuation (und Leerstand) zu erzeugen. Zielmiete sind dabei etwa 10€/qm. Das ist eine Mischkalkulation, bonitätsstarke Mieter*innen müssen mehr zahlen (Querfinanzierung). Vor Ort finde durch den Investor ein „Stück Wirtschaftsförderung“ statt – „gern ohne Förderung und staatliche Unterstützung“. Eine Vielfalt der tageszeitlichen Nutzungen ist angestrebt, deswegen sind z.B. auch Hotels geplant. Auf den Dächern soll Gemüse angebaut werden. Das könnte wirtschaftlich funktionieren. Kulturelle Aspekte: Die Berliner Filmschauspielschule ist bereits auf dem Gelände, sie haben eine Probebühne. Zudem soll es ein kleines lokales Kino am Marktplatz geben. Die Fassaden sollen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden für die Energiegewinnung. 25% der Stellplätze sind für Elektrofahrzeuge reserviert. Es gibt ein Heizsystem, das mit Abwärme arbeitet.

 

BV Brzezinski lobt das Bezirksamt für die pragmatische Lösung und fragt: Wird es eine Kita geben? Herr Allner antwortet: Es wird zwei Kitas geben mit je 100 Plätzen. Die sind zunächst nur für die Menschen reserviert, die dort arbeiten. Derzeit wird mit 6.000-10.000 Arbeitsplätzen vor Ort gerechnet.

 

BV Schenker lobt das Vorhaben als ein visionäres Projekt. Fragt: Wieso diskutieren wir ein Projekt dieser Größenordnung (Investitionssumme: 800 Mio. €) hier ganz allein? Was braucht der Kiez wirklich? Die Gegend ist geprägt von kleinem Gewerbe, das sind zum Teil Buchläden am Rüdesheimer Platz mit 3 Mitarbeitern, die von Verdrängung bedroht sind. Diese Menschen müssen miteinbezogen werden.


 

 
 

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