Geschichte

Das Verwaltungsinformationszentrum (VIZ) mit seiner Vorgängereinrichtung, der Magistratsbibliothek der Königlichen Residenzstadt Charlottenburg, kann auf eine lange Tradition bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückblicken. Die ältesten Bücher mit Besitzvermerk datieren von 1810. Die Bibliothek entstand in dieser Zeit als Folge der preußischen Städteordnung von 1809, die die Bildung einer modernen städtischen Verwaltung mit Magistrat und Stadtverordnetenversammlung regelte.

Im Januar 1898 wurde eine Anweisung zur Führung der Magistratsbibliothek erteilt, 1916 erschien der bereits dritte gedruckte Katalog der Magistratsbücherei, nach 1897 und 1904. Die Räume, in denen sich das VIZ als Nachfolger der Magistratsbibliothek bis heute befindet, wurden nach der Fertigstellung des Rathauses Charlottenburg im Jahre 1905 bezogen.

Charlottenburg war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur eine unabhängige Stadt, sondern zugleich eine der reichsten Gemeinden Preußens. Inmitten des Booms der Gründerzeit hatte der Magistrat der Stadt über zahlreiche wichtige Aufgaben zu entscheiden. Dies spiegelt sich in dem Bestand an Akten und Büchern jener Zeit wider. Entsprechend ihrer Bedeutung legte die Stadtverwaltung großen Wert auf die Vermittlung von Wissen und neuesten Kenntnissen an ihre Bediensteten und die politischen Entscheidungsträger. Zur Information der Stadtverordneten wurden Publikationen und Zeitschriften zu allen Problemkreisen der Kommunalpolitik angeschafft, insbesondere zu den Gebieten Recht, Staatswissenschaft, Verwaltung, Sozialwissenschaften, Kunst, Städtebau und städtische Infrastruktur. Einen nicht unbedeutenden Anteil daran haben auch offizielle Publikationen der Stadt bzw. kommunaler Einrichtungen, etwa des Statistischen Amts oder von lokalen Fürsorgeeinrichtungen. Diese Schwerpunkte machen etwa 80% des Bestandes aus. Mit dem enormen Bevölkerungsanstieg und der Verdichtung der Bebauung nahmen auch in Charlottenburg die sozialen Probleme zu. Hier suchte und fand die Stadt innovative Lösungen. Dazu gehört beispielsweise die Errichtung von Milchhäuschen auf städtischen Plätzen, die einen Beitrag zur Senkung der hohen Säuglingssterblichkeit leisten sollten. Darüber und über viele andere Bereiche der Kommunalverwaltung geben die Akten der Stadtverordnetenversammlung und die Verwaltungsberichte Auskunft.

Mit der Schaffung von Groß-Berlin 1920 wurde die Entscheidungskompetenz des nunmehr zum Stadtbezirk degradierten Charlottenburg stark eingeschränkt, vor allem in den Bereichen der Stadtentwicklungs-, der Sozial- und der Kulturpolitik. Auch das äußert sich im Bibliotheksbestand. Fortan überwiegen Gesetzes- und Amtsblätter, Entscheidungssammlungen der Gerichte, Gesetzestexte und Kommentare in der Erwerbungspolitik.

Die Königliche Magistratsbibliothek zu Charlottenburg ist ein in sich geschlossener Bestand, der ungefähr 12.000 Bände umfasst; darunter auch viele wertvolle Bände, die Historiker und Forscherinnen aus nah und fern anziehen. Die gesamte Buchsammlung ist im Berliner Gesamtkatalog nachgewiesen und damit bundesweit auffindbar, jedoch erst zu einem kleinen Teil elektronisch erfasst.

Das älteste Buch stammt von Rubens aus dem Jahre 1622. Es ist das einzige Architekturwerk des Malers und enthält Zeichnungen der Stadtpaläste von Genua. Das Standardwerk von Palladio zur Architektur gehört ebenso zum Bestand der Magistratsbibliothek wie Handschriften aus der Gründungszeit der Stadt Charlottenburg.

Die Magistratsbücherei Wilmersdorf entstand ähnlich wie die Charlottenburger Magistratsbibliothek am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wilmersdorf profitierte von der Nähe zur aufstrebenden Hauptstadt Berlin und entwickelte sich zügig von einer Landgemeinde zu einer wohlhabenden Großstadt, zu der auch die Villenkolonie Grunewald gehörte.

Mit der Fusion der Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf 2001 wurde die Magistratsbücherei in das Verwaltungsinformationszentrum Charlottenburg-Wilmersdorf integriert und 2004/2005 im Rahmen eines Katalogisierungsprojektes elektronisch erfasst.

Insbesondere die Publikationen seit 1860 sind vom Papierzerfall bedroht. Die Ursache dafür ist die zunehmende Verwendung industriell gefertigter Papiere im ausgehenden 19. Jahrhundert, die nicht mehr alterungsbeständig sind. Deshalb wurden die beschädigten Bände der Magistratsbibliothek Charlottenburg in Massenentsäuerungsverfahren wieder haltbar gemacht. Bei den Wilmersdorfer Büchern steht dies derzeit noch aus. Hingegen werden jetzt die äußerlich am stärksten beschädigten Bücher beider Bestände restauratorisch behandelt. So wird der kulturell wertvolle Gesamtbestand der Magistratsbibliotheken Charlottenburg und Wilmersdorf mit knapp 20.000 Büchern und Zeitschriften schrittweise für die Nachwelt gesichert.

Monika Lübcke, die ehemalige Leiterin des VIZ, in einem Beitrag des RBB

Monika Lübcke, die ehemalige Leiterin des VIZ, in einem Beitrag des RBB

Beitrag in der RBB-Abendschau über das VIZ

Der Adventskalender 2021 des RBB hat dem Verwaltungsinformationszentrum (VIZ) im Rathaus Charlottenburg ein Türchen gewidmet, in dem die ehemalige Leiterin des VIZ, Monika Lübcke, Geschichte und Bedeutung der Bibliothek erläutert.
Hier können Sie den Ausschnitt aus der Abendschau sehen