Preisverleihung „Frau in Verantwortung 2009“
Zum dritten Mal hat der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den Wettbewerb „Frau in Verantwortung“ ausgeschrieben. Aus vielen Vorschlägen hat die Jury ausgewählt.
In diesem Jahr hat sich die Jury für zwei Frauen entschieden:
Für Anke Harbs, weil sie mit Charme, fachlicher Kompetenz und
sozialer Verantwortung die Niederlassung Berlin des
Speditionsunternehmens Panalpina GmbH leitet und ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Vorbild ist und für
Jutta Scholz, Inhaberin von drei Frisörgeschäften.
Sie engagiert sich als Ausbilderin und Führungsfrau mit
großem Engagement und Leidenschaft. Sie ist Vorbild und
Mentorin für junge Frauen von der Ausbildung bis zur
Existenzgründung
Laudatio auf die Preisträgerin Anke
Harbs
von Dr. Marianne Suhr
Ihre Berufsbezeichnung: Speditionskauffrau.
Ihre Funktion: Business Unit Manager bei Panalpina
Welttransport GmbH, Leiterin der Niederlassungen Berlin,
Dresden, Leipzig
Das Unternehmen hat weltweit 13 000 Beschäftigte, davon in
Deutschland 2000 und in Berlin 44.
Panalpina („in 6 continents“) ist eine Firma, die man als
„global player“ bezeichnen kann, doch unterscheidet sie
sich von vielen Finanzspielern insofern, als ihrem Agieren
handfeste Arbeit zu Grunde liegt: der Transport von Gütern und
das Organisieren der erforderlichen Transportmittel, und vor
Ort die Akquisition von Kunden.
Frau Harbs hat ihren Beruf gelernt und sie weiß deshalb, worum
es geht, was sie vermutlich von vielen Managern unterscheidet,
über die man gegenwärtig erstaunliche Berichte in den
Zeitungen liest.
Sie ist in Hamburg geboren, der Stadt, in der die Kaufleute
sozusagen aus den Kinderzimmern wachsen sollen. Ihre Familie
hatte keine Beziehung zur Speditionsbranche,und so machte sie
sich selbst auf den Weg. Nach ihrer Ausbildung und kurzer
Arbeitszeit in Hamburg zog es sie in die Welt, sie arbeitete in
Montreal und New York in ihrem Beruf, im Rückblick eine
zielstrebige und vorausschauende Entscheidung.
Sie kam gut gerüstet, nämlich um Erfahrung und Sprache
bereichert, nach Deutschland zurück. Und 1991 zog es sie in
das erstaunlich veränderte Berlin, was einer Hamburgerin ohne
die Erfahrungen im Ausland vermutlich schwerer gefallen
wäre.
Frau Harbs nahm ihre Arbeit bei Panalpina auf, wurde 1999
Leiterin der Berliner Niederlassung, zuständig auch für
Dresden und Leipzig, als einzige Frau in vergleichbaren
Positionen in der Firma.
Bei Gesprächen mit ihr fällt ihre Gelassenheit auf,
offensichtlich auf der Basis ihrer fachlichen Kompetenz und
ihres Selbstvertrauens aus Erfahrung.
Diese nun schon zehnjährige Arbeit muss offenbar so
erfolgreich und wohltuend für die Beschäftigten ihrer Firma
sein, dass der Vorschlag, sie in den Wettbewerb zu schicken,
von einem Mitarbeiter kam.
Neben der Aufzählung ihrer Verdienste und Hervorhebung ihrer
Arbeitsweise erwähnte der männliche Mitarbeiter ihre
„humorvolle Art“ des Umgangs mit ihren Kollegen.
Wie macht man das?
Frau Harbs nimmt ihre Arbeit ernst, aber auch ihre Kolleginnen
und Kollegen. Und auf diese Weise lässt sich auch erklären,
warum sich der Umgang miteinander als humorvoll, das heißt
entspannt und offen, darstellt.
Sie sagt von sich, sie sei diszipliniert, sachlich und immer
orientiert an besten Ergebnissen. Die sie aber zuerst von sich
verlange und von den mit ihr Arbeitenden nicht mehr, als sie
selbst zu leisten bereit ist, wird ihr Führungsstil
akzeptiert. Sie schätzt sich als logisch denkend und direkt
redend ein. Diese Eigenschaften werden offenbar von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschätzt und lassen die
klischeeartig verbreitete Ansicht, Frauen müssten
einfühlsamer sein und vorsichtiger reden als Männer, um
beruflichen Erfolg zu haben, in Frage stellen.
Frau Harbs ist nicht nur ihrer „Mannschaft“, wie der
Kollege in seinem Vorschlagsbrief schreibt, ein Vorbild,
sondern auch ein Beispiel für erfolgreiche Arbeit in der –
wie der Kollege auch schrieb – „leider noch immer männlich
dominierten Speditionsbranche“.
Man könnte meinen, dass sich hier eine Karriere zeigt, die mit
hanseatischer Folgerichtigkeit zu begründen ist.
Aber Frau Harbs sagt, man solle nie nur für „die Firma“
leben. Sie selbst finde Entspannung beim regelmäßigen Laufen
im Charlottenburger Schlosspark, in Konzerten und zu Hause –
in Charlottenburg. Sie nimmt sich außerdem wöchentlich Zeit,
um als Lesepatin in Schulen soziales Engagement zu leben.
Anke Harbs wird ausgezeichnet, weil sie mit Charme, fachlicher
Kompetenz und sozialer Verantwortung die Niederlassung einer
großen Firma leitet und – nicht nur – ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Vorbild ist.
Laudatio für Jutta Scholz
von Frau Burgunde Grosse
Frau Bezirksvorsteherin, Dr. Marianne Suhr,
Frau Bürgermeisterin, Monika Thiemen,
meine Damen und Herren,
Jutta Scholz hat einen Beruf erlernt der heute noch zu den 10
meistgewählten Berufen junger Frauen zählt. Obwohl Jutta
Scholz einen für Frauen typischen Beruf gewählt hat, ist sie
die einzige Frau im Vorstand der Friseurinnung in Berlin. Der
Vorstand besteht aus 7 Männern und einer Frau. Meine Damen und
Herren, da gibt es noch viel zu tun, wenn wir es mit der
Gleichberechtigung von Mann und Frau ernst meinen.
Vor 25 Jahren eröffnete Frau Scholz als 24 jährige und frisch
gebackene Friseurmeisterin im Bezirk Wilmersdorf ihr erstes
Geschäft. Nach einem halben Jahr wurde sie Kosmetikbeauftragte
der Friseurinnung des Bezirks und ein Jahr darauf wurde sie
Kosmetikbeauftragte der Landesinnung
Frau Jutta Scholz ist heute, und man kann es nicht oft genug
erwähnen, sie ist stellvertretende Obermeisterin der
Friseur-Innung Berlin und sie ist inzwischen Inhaberin von 3
Friseursalons.
Die Jurymitglieder haben im Auswahlverfahren ihren Salon in der
Uhlandstraße besucht, der den schönen Namen „Tonestrina“
trägt.
Tonestrina hießen im alten Rom die Friseurwerkstätten, in den
sich die RömerInnen pflegen und verwöhnen ließen und so
werden die Kundinnen und Kunden in der „Tonestrina“ von
Heute von Jutta Scholz und ihrem Team bedient.
Frau Scholz hat sich die Ausbildung und Qualifizierung von
jungen Menschen zu eigen gemacht, eine Ausbildung die sie mit
Leidenschaft und Engagement betreibt. So ist es auch nicht
verwunderlich, dass viele Ausgebildete den Weg in die
Selbstständigkeit geschafft haben und somit auch wieder
ausbilden können. Das ist für mich als Vertreterin des
DGB ganz besonders
hervorzuheben.
Die Beteiligung der MitarbeiterInnen am Umsatz zeigt mir, dass
Jutta Scholz eine Unternehmerin ist, die genau weiss, wass sie
an ihren ArbeitnehmerInnen hat, dass zeichnet sie ganz
besonders aus, das ist heute leider nicht mehr
selbstverständlich.
Jutta Scholz ist eine engagierte und verantwortliche
Unternehmerin, die sich auch im Kiez der Uhlandstraße für die
Belange der Menschen einsetzt.
Sie ist Vorsitzende des Uhland–Districts und sorgt für die
richtige und wichtige Kommunikation zwischen den
Gewerbetreibenden und der Anwohnerschaft.
Arbeit ist für Jutta Scholz die treibende Kraft, die sie voll
und ganz ausfüllt. Arbeit ist für Frau Scholz auch
gleichzeitig Auftrag und Hobby, Ihre Unterstützung für ihre
MitarbeiterInnen ist vorbildhaft, so hat sie eine
alleinerziehende Mitarbeiterin als Leiterin ihres drittes
Geschäfts eingesetzt. Jutta Scholz war selbst viele Jahr
alleinerziehend und kann sich gut in die Lage der Kollegin
hineinversetzen.
Die Kommunikationsstärke und die positive Ausstrahlung
korrespondiert mit ihrem eigenen Anspruch den anderen ein
Vorbild zu sein.
Meine Anerkennung, Frau Scholz, mögen Sie noch viele Ideen in
die Tat umsetzen und viele Menschen dabei motivieren.
Herzlichen Gückwunsch zu diesem Preis „Frau in Verantwortung
2009“!