Treffpunkt: Bushaltestelle Herthastraße, Bus M29 und 110
Länge : ca. 1,9 km
210. Kiezspaziergang am 8.6.2019 mit Bezirksbürgermeister Naumann
Bild: BA CW, ML
Station 2: Plattform am östlichen Ende des Hubertussee / Grunewaldseenkette
Wir gehen heute an einem Teil der kleinen Grunewaldseen entlang. Planungen zu einem Uferwanderweg entlang der Grunewaldseen bestanden bereits in den 1920er-Jahren, konnten jedoch nie realisiert werden. Ende der 1970er-Jahre griff der Bezirk Wilmersdorf die Idee im Rahmen eines Landschaftsplans auf und machte zunächst die Uferbereiche der landeseigenen Grundstücke öffentlich zugänglich. Durch Zukäufe kamen in den 1980er- und 1990er-Jahren weitere Teile dazu. Die Gesamtlänge des Uferwanderwegs Grunewald soll einmal 3,5 Kilometer betragen und die Innenstadt entlang der kleinen Seen auf einem durchgehenden Weg mit dem Forst Grunewald verbinden. Bis 2003 waren knapp zwei Kilometer fertiggestellt. Seitdem stagniert der Ausbau, da Mittel für weitere Ankäufe erst einmal nicht vorhanden sind. Teilweise muss daher der Weg mit einer Steganlage um private Ufergrundstücke herumgeführt werden. Daran sehen Sie, wie schwierig die Anlage eines solchen Uferwanderweges ist. Nähere Informationen zur bestehenden Wanderroute Kleine Grunewaldseen finden Sie auf der Internet-Seite unseres Umwelt- und Naturschutzamts.
Wir befinden uns hier auf der Ostseite des Hubertussees. Der Hubertussee ist einer der vier künstlichen Seen innerhalb des Nebenarmes einer Glazialen Rinne, die Grunewaldseenkette genannt wird. Wie die drei weiteren kleinen Seen, an denen wir heute noch vorbeispazieren, zählt auch der Hubertussee nicht zu den ursprünglichen Seen der Grunewaldkette, sondern wurde 1889 zur Trockenlegung des sumpfigen Gebietes beim Bau der Villenkolonie Grunewald ausgehoben, dazu später mehr. Die eiszeitliche Abflussrinne lässt sich an vielen Stellen noch erkennen, z.B. an den Böschungen des Hubertussportplatzes oder an den abschüssigen Liegewiesen des Sommerbads Wilmersdorf in der Forckenbeckstraße. Diese Rinne der Grunewaldseenkette setzt sich bis zum Volkspark Wilmersdorf fort.
Der Hubertussee hat 23.500 m² Wasseroberfläche und ist 3,90 m tief. Im See liegt eine kleine Insel. Die Gründungsväter der Kolonie Grunewald nannten den See nach dem Schutzpatron der Jagd, dem Heiligen Hubertus. Die Hubertusallee ist Teil des früheren Reitweges, auf dem die Kurfürsten vom Berliner Stadtschloss über den Kurfürstendamm zur Jagd in den Grunewald und zum Jagdschloss Grunewald ritten. Wie fast alle Berliner Seen gehören der Hubertussee und seine Nachbarn zu den Angelgewässern und werden regelmäßig mit Fischen besetzt. Man findet dort Weißfische, wie Plötze, Schleie und Karausche.
Unter der Plattform, auf der wir stehen, ist eine der vier Durchströmungspumpen der Seenkette. Das Wasser kommt aus dem Wasserwerk Beelitzhof am Wannsee. Dort wird es gereinigt und wird dann über Verbindungsgräben und Rohrleitungen durch die Seenkette gepumpt. Dadurch wird eine künstliche Durchströmung mit jährlich sage und schreibe 4 Mio. m³ erreicht. Alle Seen der Kleinen Grunewaldseenkette dienen seit ihrer Entstehung auch zur Straßenentwässerung des umliegenden Stadtgebiets. Da dieses Wasser stark verschmutzt ist, besteht in den Seen Badeverbot.
Auf dem Weg werden Sie immer wieder auf Schilder stoßen, in denen gewarnt wird, Fische, Enten und anderes Federvieh zu füttern. Ein wichtiger Grund ist, dass wenn Tiere mit Brot gefüttert werden, sie ihre natürliche Nahrung nicht mehr so gern fressen. Zudem wandern die Tiere, und zwar sowohl Fische als auch Schwäne und Enten, dann weniger und bleiben an Ort und Stelle, was zu einer Überbevölkerung und damit zu einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts führt. Das nicht aufgenommene Brot löst sich auf und sinkt zu Boden. Bei dem Abbau werden großen Mengen an Sauerstoff verbraucht. Die Fische ersticken. Durch den Sauerstoffmangel sterben auch Muscheln, Schnecken, Krebse und Würmer ab. Damit geht die natürliche Nahrung von Vögeln und Fischen zugrunde. Dicke Schlammschichten und Faulgase entstehen. Das durch die Verrottung des Brotes freigesetzte Kohlendioxid lässt die Algen übermäßig wachsen. Das Gewässer färbt sich grün, es „blüht“ und „kippt“ um. Die Ausscheidungen der Tiere verunreinigen zusätzlich die Gewässer und die Selbstreinigungskraft des Wassers wird reduziert. Also helfen Sie mit, dass die Seen klar und sauber bleiben. Füttern Sie keine Wasservögel und Fische!. Natürliche Nahrung gibt es genug.
Wir gehen nun am See entlang. Nächster Halt ist eine Treppe, die nach links oben führt.
Bild: BA CW, ML
Station 5: Hinter der Bismarckbrücke
Station 5.1: Bismarckbrücke über Hubertus- und Herthasee
Wie bereits eingangs gesagt, sind Hubertus- und Herthasee künstlich geschaffene Seen. Sie wurden bei der Gründung der Villenkolonie 1889 angelegt, um die sumpfigen und morastigen Gebiete zu entwässern, aber auch als Attraktion für die neuen Einwohner und Einwohnerinnen der Villenkolonie. Die Brücke über den Verbindungkanal vom Hubertus- zum Herthasee wurde 1893 gebaut. Die Konstruktion beruht auf einem von der Gemeinde ausgelobten Wettbewerb. Leider sind die Akten verloren gegangen, so dass der Architekt nicht mehr ermittelbar ist. Es ist eine Stahlkonstruktion, die von neobarocken Hausteinbögen getragen wird. Die Obelisken und die Vasen auf der Brücke sind von Max Klein und wurden 1895 geschaffen. Die Bismarckbrücke gehört mit ihren Sphingen zu den bedeutenden Berliner Brückenbauten im historisierenden Stil.
Station 5.2: Herthasee
Der Herthasee hat eine Fläche von 11.500 m“ und ist an seiner tiefsten Stelle 3,11 m tief. Von Natur aus ist der Herthasee eigentlich ein Grundwassersee, der aber heute von den Abwassern der Straßen gespeist wird. Fast alle Straßengullys in Wilmersdorf leiten ihr Abwasser direkt in die kleine Seenkette. Entsprechend schlecht ist seine Wasserqualität, mineralische und fäulnisfähige Schad- und Nährstoffe und Salze sind die häufigsten Übeltäter. 2010 wurde in einer gemeinsamen Anstrengung des Johannischen Sozialwerks und unseres Umweltamtes die Wasserqualität so verbessert, dass die bedrohte fleischfressende Wasserpflanze Utricularia wieder heimisch werden konnte.
Station 5.3: St.-Michaels-Heim / Palais Mendelssohn
Auf der anderen Seeseite sehen Sie die Rückansicht des St.-Michaels-Heims im ehemaligen Palais Mendelssohn, das wir ja ebenfalls im Februar besucht haben. Die die dabei waren, werden sich sicher daran erinnern. Das Palais Mendelssohn wurde 1896 bis 1898 von dem Architekten Ernst Ihne für den Bankier Franz von Mendelssohn gebaut. Das Palais liegt in einem Landschaftspark mit einer Fläche von 23.000 m². Das Herrenhaus hatte schloßartige Ausmaße und neben dem Stallgebäude und dem Pförtnerhaus auch eine separate Küche. Es war nahezu eine Kopie des Schlosses Kronberg im Taunus und sah dem Schloss Cecilienhof in Potsdam sehr ähnlich.
Franz von Mendelssohn starb 1935 im Alter von 70 Jahren. Die Familie Mendelssohn musste das große Palais am Herthasee bald nach dem Tod Franz von Mendelssohns verlassen. Es wurde 1938 von den Nationalsozialisten enteignet. Die Deutsche Reichspost richtete hier ein Gästehaus ein. 1943 wurde das Haus bei Bombenangriffen stark beschädigt. Noch in den letzten Kriegswochen installierte die Waffen-SS im Kellergeschoss ein gewaltiges Abhörsystem. Nach dem Krieg richteten die Engländer in dem Gebäude eine Schule für 260 Kinder der Soldaten der alliierten Besatzungsmächte ein. Später wurde es dann an die Familie der Mendelssohns zurückgegeben. Nach jahrelangem Leerstand verkauften die Mendelssohn-Nachkommen das stark heruntergekommene und beschädigte Anwesen 1957 an das Johannische Aufbauwerk, jetzt: Johannisches Sozialwerk e.V., der 1926 von Joseph Weißenberg gegründeten Religionsgemeinschaft Johannische Kirche. Diese beauftragte den Architekten Hans-Georg Heinrich mit dem Umbau. Große Teile des ursprünglichen Gebäudes wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Am 6.3.1967 wurde das neue Haus eingeweiht.
Wir gehen nun nach oben und treffen uns wieder zwischen Brücke und Ecke Delbrückstraße.
Bild: BA CW, ML
Station 10: Winkler Straße
Station 10.1: Winkler Straße / Herkunft des Namens
Hier beginnt die Winkler Straße, in der wir von einer prächtigen Villa zur anderen spazieren werden. Ihren Namen erhielt sie 1898, sie ist nach dem Städtchen Winkel im Rheingau benannt.
Station 10.2: Winkler Straße 11 / Landhaus Eduard Bernhard
Das Landhaus des Fabrikanten Eduard Bernhard wurde 1905 von Hermann Muthesius entworfen. Muthesius hat zahlreiche Landhäuser und Villen in Berlin gebaut, dieses hier ist das einzige, was von ihm in Wilmersdorf erhalten ist. Muthesius war von 1896 bis 1903 Kulturattaché der deutschen Botschaft in England und hat seinen Aufenthalt dort genutzt, um die englische Reformarchitektur zu studieren. Die reformierte Landhausarchitektur ist eine deutliche Abwendung vom Historismus.
Wieder einmal zitiere ich aus Denkmaldatenbank:
bq. Der mehrfach gebrochene Mittelgiebel verleiht dem symmetrisch gewichteten Haus einen Höhenakzent, der seinen repräsentativen Habitus unterstreicht und dem mächtigen Mansarddach die Schwere nimmt. Der freie, heitere Charakter wird durch die breite, zum Garten offene Lagerung des Hauses bestimmt wie durch die Leichtigkeit der verschiedenen Sprossenfenster. Der spezifische Rauhputz verleiht der Oberfläche eine lebendige Textur. Ein sezessionistisches Quadratgitter hebt im Brüstungsbereich die Zäsur zwischen den Geschossen auf. Durch Multiplikation dieses geometrischen Rasters an Pavillon und Einfriedung wird es zur dekorativen Metapher für die von Muthesius angestrebte Transparenz zwischen Innen und Außen, Haus und Garten. Stets hat der Architekt die Gärten seiner Häuser selbst geplant. Erhalten ist der ebenerdig vom Haus zu betretende Vorgarten. Terrassierungen vermitteln zwischen der Hanglage des Hauses und dem Straßenniveau. Formale, regelmäßige Pflanzordnungen führen den Eintretenden von der Pforte zur Haustür. Die innere, der Wohnkultur und dem Lebensstil des Bürgertums vor dem 1. Weltkrieg angepaßte Raumstruktur ist durch spätere Wohnungsaufteilungen unterbrochen. Die “Halle”, mit der vom Architekten genau bedachten Führung der Treppe über ein Podium zum Obergeschoß, gehört zu den qualitätvollsten Innenraumgestaltungen von Hermann Muthesius.
Hermann Muthesius wurde 1861 in Großneuhausen in Sachsen geboren, er starb 1927 in Berlin. Er war nicht nur Architekt und Architekturtheoretiker, sondern auch preußischer Baubeamter, Geheimrat im Handelsministerium und Kulturattaché. Er gehörte zu den Mitbegründern des Deutschen Werkbundes, den er maßgeblich beeinflusste. Muthesius verfasste über 500 Schriften und veröffentlichte zahlreiche Ausätze in der Zeitschrift für Bauwesen und im Zentralblatt der Bauverwaltung. Vor allem stellte er sich gegen den Historismus in der Architektur, der in seinem Streben nach Repräsentation und erzwungenem künstlerischem Aussehen für ihn aufgesetzt und unecht wirkte. Stattdessen propagierte er einen an seiner Funktion ausgerichteten Baustil, wie er in der vor uns stehenden Villa gut zu erkennen ist.
Bild: BA CW, ML
Station 12: Winkler Straße 12
Station 12.1: Winkler Straße 12 / Villa Maren
Ein Haus weiter steht die Villa Maren. Sie wurde von 1896 bis 1897 vermutlich von dem Architekturbüro Zaar & Vahl im Stil der italienischen Renaissance für den Arzt Paul Maren gebaut. Die beiden Nachbarvillen sehen, obwohl beide im Stil der Neorenaissance, doch sehr unterschiedlich aus, denn einmal rekurriert der jeweilige Architekt auf die deutsche Renaissance bei der Villa Noelle, das andere Mal auf die italienische Renaissance bei der Villa Maren.
Hier ein Zitat aus der Landesdenkmaldatenbank zu der Villa Maren:
Eine überzeugende Ruhe und Klarheit, eine Konzentrierung auf die wesentlichen Formen kennzeichnet die Architektur. Bei dieser Villa besticht die Disposition der einzelnen Bauglieder, das Verhältnis von Wandfläche zu Fenster-, Loggia- und Portalöffnung. Mit dem breiten Sgrafittoband im Bereich des Mezzanins wurde ein seltenes Motiv der Berliner Baugeschichte in die Architektur der Kolonie eingeführt.
Station 12.2: Winkler Straße 15 / Villa Becher
Gegenüber steht die Villa Becher. Sie wurde von 1895 bis 1896 von dem Bauunternehmer und Architekten Ewald Becher für sich selbst gebaut. Becher entwarf auch für andere Bauherren zahlreiche Villen im Grunewald. Von seinen erhaltenen Villen ist dies hier die älteste. Die Villa in der Winkler Straße 7, die wir nach Überquerung der Brücke gesehen haben, wurde 1907 gebaut. Beide Villen haben im Bauschmuck Elemente der Renaissance. Daran erinnert bei dieser Villa hier die Art der Staffelung des Baus und der glockenturmähnliche Aufsatz an der Südostecke.
Station 12.3: Winkler Straße 15 a / Residenz des Botschafters des Königreichs Norwegen
Diese Villa wurde im Jahr 2000 von dem Architekturbüro Wahl und Bauer nach dem Entwurf des Architekten Stein Halvorsen aus Oslo für den Botschafter des Königreichs Norwegen gebaut. Das Grundstück ist 2.400 m² groß und die Wohnfläche etwas mehr als 1.000 m².
Norwegen mit seinen knapp 5,5 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen gilt als höchstentwickeltes Land der Erde mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp 72.000 US-Dollar pro Jahr. Mit der Entdeckung und Erschließung von Gas- und Ölvorkommen Ende der 1960er-Jahre hat Norwegen eine enorme wirtschaftliche Entwicklung vollzogen, von der die ganze Bevölkerung profitierte und was sich in einem der besten Sozialsysteme der Welt niederschlägt. Norwegen gilt auch als das demokratischste Land der Welt. Nach Neuseeland, Australien und Finnland war Norwegen 1913 das vierte Land auf der Welt, das das Frauenwahlrecht einführte. In dem globalen Gleichstellungsreport, der die Gleichberechtigung von Männern und Frauen misst, steht Norwegen auf Platz 2 hinter Island. Norwegen gehört dem Europäischen Wirtschaftsraum an, ist aber nicht Mitglied der Europäischen Union. Die Mitgliedschaft wurde in Volksabstimmungen zweimal abgelehnt.
Wir gehen nun ein Stück weiter bis zur Hausnummer 20.
Bild: BA CW, ML
Station 15: Mahnmal von Karol Broniatowski
Station 15.1: Karmielplatz / Mahnmale
Die Vernichtung der deutschen jüdischen Bevölkerung wurde am 20. Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz formal beschlossen. Die Deportationen aus dem ganzen Deutschen Reich und den besetzten Gebieten in die Vernichtungslager begannen jedoch bereits im Oktober 1941 und wurden von der Deutschen Reichsbahn durchgeführt. Von den Berliner Deportationsbahnhöfen Moabit und Grunewald wurden mehr als 50.000 jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen wie Vieh in die Vernichtungslager transportiert. Der erste Deportationszug verließ den Bahnhof Grunewald am 18. Oktober 1941 mit 1.013 Personen, der letzte am 5.1.1945 nach Sachsenhausen. Die Reichsbahn verlangte von der SS pro Person und gefahrenem Schienenkilometer 4 Pfennige, pro Kind 2 Pfennige, nur die Hälfte wenn mehr als 400 Menschen transportiert wurden. Für die ersten Transporte wurden noch Personenzüge verwendet, später Güterzüge.
Die Rolle der Deutschen Reichsbahn im Holocaust blieb lange unbeachtet. Erst in den 1980er- und 1990er-Jahren wurden in Erinnerung an dieses Kapitel in der Vergangenheit des Bahnhofs Grunewald mehrere Mahnmale errichtet. Die ersten Mahnmale stammen daher von anderen Gruppen.
Die erste Gedenktafel zur Erinnerung an die Deportationen wurde 1953 am Signalhaus aufgestellt, allerdings wurde sie aus unbekannten Gründen wieder entfernt, auch der Zeitpunkt des Abbaus ist nicht dokumentiert. Die Einweihungsfeier wurde damals von Polizisten gestört, weil die Gruppe, die die Gedenktafel initiiert hatte, als kommunistisch galt.
Die zweite Tafel des Gedenkens wurde erst zwanzig Jahre später im Jahr 1973 angebracht und 1986 gestohlen.
Das erste Mahnmal, an dem wir gleich vorbeigehen, ist das Mahnmal mit den Eisenbahnbohlen und den kleinen Birken, das am 18. Oktober 1987, dem 46. Jahrestag des ersten Transportes, von einer Frauengruppe der evangelischen Gemeinde Grunewald errichtet wurde.
An der Rampe zum Güterbahnhof wurde auf Initiative des damaligen Bezirks Wilmersdorf am 18. Oktober 1991 ein von dem polnischen Künstler Karol Broniatowski geschaffenes Mahnmal enthüllt. Es besteht aus einer Betonmauer mit Negativabdrücken menschlicher Körper und einer erläuternden Bronzetafel. Auf der Tafel steht:
bq. Zum Gedenken
an die mehr als 50.000 Juden Berlins, die zwischen
Oktober 1941 und Februar 1945 vorwiegend vom
Güterbahnhof Grunewald aus durch den
nationalsozialistischen Staat in seine Vernichtungslager
deportiert und ermordet wurden.
Zur Mahnung an uns, jeder
Mißachtung des Lebens und der Würde des Menschen
mutig und ohne Zögern entgegenzutreten.
Station 15.2: Mahnmal Gleis 17
Für die Errichtung eines zentralen Mahnmals, das an die Rolle der Reichsbahn unter der nationalsozialistischen Diktatur erinnern soll, führte die Deutsche Bahn AG einen begrenzten Wettbewerb durch. Ausgewählt wurde der Entwurf des Architektenteams Nicolaus Hirsch, Wolfgang Lorch und Andrea Wandel, vor dem wir jetzt stehen. Beidseits des Gleises 17, von dem die meisten Deportationszüge abfuhren, wurden gusseiserne Platten verlegt. An den so entstandenen „Bahnsteigkanten“ dieser Platten sind in chronologischer Folge alle Fahrten von Berlin mit Anzahl der Deportierten und dem Zielort dokumentiert. Die Vegetation, die im Laufe der Jahre einen Teil des Gleises erobert hat, ist in das Mahnmal einbezogen worden. Es ist ein Symbol dafür, dass nie wieder ein Zug von diesem Gleis abfahren wird. Am 27. Januar 1998 wurde das Mahnmal enthüllt. Im Gegensatz zu dem großen Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor ist der Bahnhof Grunewald ein authentischer Ort, der mit dem tatsächlichen historischen Geschehen des Holocaust in Verbindung steht. Deshalb hat dieser Ort eine besondere Bedeutung.
Station 15.3: Bahnhof Grunewald
Zum Schluss noch Wissenswertes über den Bahnhof Grunewald. Am 1. August 1879 wurde der Bahnhof unter dem Namen Hundekehle in Betrieb genommen. Dieser Name bezog sich auf das nahe dem Bahnhof im Grunewald liegende Hundekehlefenn. Zu dieser Zeit besaß der Bahnhof mit vier Bahnsteigen seine größte Ausdehnung. Am 15. Oktober 1884 erhielt er seinen endgültigen Namen.
Mit der Errichtung der Villenkolonie Grunewald erhielt der Bahnhof 1899 ein repräsentatives Empfangsgebäude nach Entwürfen von Karl Cornelius. Das Gebäude, ein verputzter Ziegelbau mit Sandsteinelementen, vermittelt den Eindruck eines Burgtores, über dem ein Flügelrad wie ein Wappen prangt. Gekrönt wird das Gebäude durch eine Windfahne in Form einer Dampflokomotive. Auch die restliche Bahnhofsanlage wurde zu dieser Zeit umgestaltet und die beiden Zugangstunnel, von denen heute nur noch einer in Betrieb ist, angelegt.
Zwei Bereiche des Bahnhofs Grunewald stehen jeweils als Gesamtanlagen unter Denkmalschutz. Zum einen der Komplex Ringbahn-Endstation Grunewald mit Stationsgebäude von 1879, Stellwerk, Funktionsgebäude und Gleisanlagen mit der Gedenkstätte Gleis 17, zum anderen der Komplex S-Bahnhof Grunewald, das Empfangsgebäude mit dem von Karl Cornelius entworfenen Bahnhofsgebäude von 1899, dem Tunnel und zwei Bahnsteigen.
Hier endet unser Kiezspaziergang. Mir hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, mit Ihnen durch einen Teil unseres spannenden Bezirks zu wandern. Kommen Sie gut nach Hause! Wir sehen uns wieder im September, denn im Juli wird mein Kollege Bezirksstadtrat Arne Herz Sie führen. Der Juli-Spaziergang beginnt am 13. Juli um 14 Uhr auf der südlichen Seite des S-Bahnhofes Messe Süd und endet im Naturschutzzentrum Ökowerk am Teufelssee. Der Spaziergang wird etwas länger sein und führt auch durch den Wald, ist also nicht barrierefrei. Im August wird Sie voraussichtlich meine Bezirksamtskollegin Frau Schmitt-Schmelz führen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen im September und wünsche Ihnen bis dahin alles Gute!
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