186. Kiezspaziergang am 10.6.17 mit Bezirksbürgermeister Naumann

Treffpunkt: Parkplatz am Grunewaldturm, Bushaltestelle Grunewaldturm (Bus 218 vom S-Bahnhof Wannsee oder vom U-Bahnhof Theodor-Heuss-Platz im Stundentakt)

Länge : 4 km

Wegbeschaffenheit:
Die gesamte Länge der Strecke wird auf Waldwegen zurückgelegt. Manchmal geht es auch mitten durch den Wald. Es sind mindestens 60 Höhenmeter bergauf und bergab zu überwinden.

Herzlich willkommen zu unserem 186. Kiezspaziergang. Am 13. April wurde die Internationale Gartenschau in Berlin eröffnet. Hier im Grunewald gibt es in diesem Zusammenhang die Ausstellung Wald.Berlin.Klima. Zusammen mit Herrn Kilz, dem Leiter des Forstamts Grunewald, Herrn Ackermann, Frau Koch und Herrn Storbeck, die ich hiermit ganz herzlich begrüße, werden wir den ca. 4 km langen Rundweg gehen.

Aber bevor wir starten, möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang bekanntgeben. Er findet wie immer am zweiten Samstag im Monat um 14 Uhr statt, das ist im Juli, der 8.7.2017. Treffpunkt ist der nördliche Ausgang des U-Bahnhofs Breitenbachplatz. Dieses Jahr wird die Künstlerkolonie Wilmersdorf 90 Jahre alt. Unser Spaziergang wird uns also dorthin führen. Danach geht es zum Bergheimer Platz in die Kirche St. Marien , wo uns Pfarrer Scheele begrüßen wird, und dann in die Wiesbadener Straße zum Internationalen Zentrum der Wissenschaft, wo Frau Krainz auf uns wartet. Der Kiezspaziergang endet am Rüdesheimer Platz beim Weinbrunnen, der dieses Jahr 50 Jahre alt wird, und beim Sommerfest der rüdinet-Initiative.

Bevor ich aber nun das Wort Herrn Kilz und Herrn Ackermann übergebe, möchte ich noch Einiges zum Grunewald und zum Grunewaldturm sagen.

Im Jahr 1897 beschloss der Kreistag des Landkreises Teltow auf Anregung seines Landrats Ernst von Stubenrauch, zur Erinnerung an den hundertsten Geburtstag des 1888 verstorbenen preußischen Königs und Deutschen Kaisers Wilhelm I. einen Aussichtsturm zu errichten. Mit der Ausführung wurde Franz Schwechten betraut, der für den Kreis Teltow bereits dessen Dienstgebäude errichtet hatte. Am 10. März 1897 erhielt Schwechtens Entwurf die Genehmigung von Kaiser Wilhelm II. Zwei Jahre später, am 9. Juni 1899, wurde der Turm eingeweiht.

Wilhelm I. war seit 1861 König von Preußen und seit 1871 gleichzeitig Deutscher Kaiser. Während der Kreis Teltow sich bei seiner Ehrung auf den preußischen Königstitel bezog, gratulierte Wilhelm II. bereits bei der Einweihung per Telegramm zum Bau des Kaiser-Wilhelm-Turmes. Dieser Name, teilweise auch Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisturm, setzte sich dann durch. Am 15. September 1948 wurde der Turm in Grunewaldturm umbenannt.

Der Grunewaldturm ist 55 m hoch. Ausgeführt ist er im Klosterstil in roter historisierender Backsteingotik. Der Sockel und die Plattform sind aus Rochlitzer Sandstein. Nach unserem Spaziergang können Sie die 202 Stufen erklimmen und die Aussicht über die Havellandschaft und die Stadt genießen. Der Eintritt beträgt € 4,00.

Entgegen der ursprünglichen Anordnung des Kaisers Wilhelm II gibt es nun doch seit Jahrzehnten einen gastronomischen Betrieb im Turm, in dem man die Wanderung ausklingen lassen kann.

Der Grunewald ist insgesamt 3200 ha groß, zum Bezirk gehören 1622 ha. Damit ist der Wald die größte Nutzungsart, noch vor dem Wohnen, in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Der Grunewald in seiner Topographie geht auf die eiszeitlichen Prozesse der Weichselzeit (ca. 18.000 v.Chr.) zurück. Erste menschliche Spuren nomadischer Jäger finden sich um 10.000 v. Chr. Dank der nährstoffarmen und grundwasserfernen Böden blieb der Grunewald von siedlungsbedingten Rodungen im Mittelalter verschont und diente hauptsächlich als Jagdrevier der jeweiligen Landesherren, die ab 1849 sogar einen Zaun darum errichten ließen.

Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts gingen durch die städtebauliche Erweiterung von Wilmersdorf und Charlottenburg große Waldgebiete verloren, zu nennen sind zum Beispiel der Bau der Villenkolonie Grunewald oder der AVUS. 1904 gab es eine der ersten Umweltbewegungen in Deutschland: 30.000 Unterschriften wurden gegen eine weitere Bebauung des Grunewalds gesammelt. 1906 wurde ein Waldschutzverein gegründet und 1909 ein Waldschutztag ins Leben gerufen, gegen, ich zitiere, „rücksichtslose Spekulation und Waldvernichtung.“ 1915 war es so weit: der Dauerwaldvertrag zwischen dem preußischen Königshaus und dem Zweckverband Groß-Berlin konnte unterzeichnet werden. Der Kauf des Waldes kostete den Zweckverband 50 Millionen Goldmark. Zudem verpflichtete sich Berlin den Wald weder zu verkaufen noch zu bebauen. Das bewahrte den Wald nicht ganz vor Verlusten, aber schränkte sie doch ein.

2015 wurde der Grunewald vom Bund deutscher Forstleute zum Waldgebiet des Jahres gewählt. Es wurde in der Begründung hervorgehoben, dass es trotz der jährlich 100 Millionen Waldbesucher dem Forstamt gelungen sei, Naturschutz und forstwirtschaftliche Nutzung in Übereinstimmung zu bringen. Neben der Erholung der Stadtbewohner und –bewohnerinnen hat der Grunewald auch eine wichtige Funktion für das Stadtklima und die Trinkwassergewinnung, worüber wir heute noch viel hören werden. Seit 1963 ist der Grunewald Landschaftsschutzgebiet.

Der Wald wird in den nächsten Jahrzehnten zu einem Mischwald umgebaut. Die vorherrschende Kiefer soll durch Eichen, Linden, Ulmen, Birken und Buchen ersetzt werden, denn Kiefern halten Feuer, Schädlingen und Stürmen nicht so gut stand. Auch vor tausend Jahren soll es hier Mischwald gegeben haben, was durch alte Pollenfunden herausgefunden wurde.

Dazu werden uns aber gleich Herr Kilz und Herr Ackermann mehr erzählen.

Vielen Dank, Herr Kilz und Herr Ackermann, für die beiden spannenden Führungen. Wir wissen nun alle etwas mehr über unseren Wald und die Zusammenhänge von Klima, Natur und Stadt. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Nachmittag und erholsamen Sonntag und freue mich auf unser nächstes Treffen am 8. Juli um 14 Uhr am U-Bahnhof Breitenbachplatz.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grunewaldturm

  • Grunewaldturm

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  • Kilz-Naumann-Grunewald

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  • Grunewald Herr Kilz Förster

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  • Grunewald

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  • CGO-Grunewald

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  • Naumann-Grunewald

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