Mercedes-Welt und Smart-Center am Salzufer
Bereits 1848 entstand hier am Landwehrkanal ein Salzmagazin, in dem das Salz gelagert wurde, das auf Kähnen aus Magdeburg, Halle und Staßfurt nach Charlottenburg transportiert wurde.
Nach diesem Magazin erhielt die Straße am Landwehrkanal den Namen “Salzufer”. Im 19. Jahrhundert haben sich hier große Unternehmen wie Siemens und Daimler-Benz niedergelassen.
Die Firma Siemens & Co erwarb schon im Jahr 1862 ein Grundstück am Salzufer 2, wo sie von 1872 bis 1907 Alkoholmesser herstellte, seit 1883 auch Edisonlampen und von 1895 bis 1901 Schleifkontakte.
Außerdem betrieb die Firma Siemens & Halske hier eine Eisengießerei. Der Hauptstandort von Siemens befand sich allerdings weiter westlich am Salzufer 11-14, an der Ecke Franklinstraße.
1915 verkaufte Siemens das Gelände Salzufer 2-3 an die Firma Benz & Co. Nach der 1926 erfolgten Fusion der Daimler-Motoren-AG und der Benz & Co. Rheinische Automobil- und Motoren-Fabrik AG zur Daimler-Benz AG wurde 1927 der Verkaufs- und Servicestützpunkt am Salzufer offiziell die Hauptniederlassung der Daimler-Benz AG Berlin. 1936 erwarb die Firma auch das Grundstück Salzufer 4-5 und vergrößerte sich entsprechend. 1943 wurde der Betrieb durch Bombenangriffe zerstört. Er wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. In den 80er und 90er Jahren entstanden Erweiterungsbauten am Salzufer und an der Gutenbergstraße. 1998 wurde der Grundstein gelegt für das neue Dienstleistungs- und Verkaufscenter. Es wurde im Jahr 2000 als Mercedes-Welt am Salzufer eröffnet. Das Gebäude wurde als 22m hohe, sechsgeschossige Stahlkonstruktion mit Glasfassade nach den Entwürfen der Stuttgarter Architekten Lamm, Weber, Donath und Partner gebaut. Der Baukörper folgt dem Ufergeländes des
Landwehrkanals und erinnert mit dem schwungvoll hochgezogenen Dach an einen Schiffsbug.
Das Haus bietet eine Nutzfläche von 36.000 qm, davon 14.000 qm Ausstellungsfläche zur Fahrzeugpräsentation. Im Zentrum des Erdgeschosses, dem so genannten Marktplatz, befindet sich ein Restaurant und ein 750-jähriger Ölbaum aus Italien. Weitere Attraktionen sind eine 40-qm-Video-Leinwand unter anderem zur Life-Übertragung von Formel 1-Rennen und Fußballweltmeisterschaftsspielen, zwei Indoor-Kletterwände nebst Wasserfall, ein Formel 1-Rennsimulator, eine Kinderverkehrsschule und ein Bobby-Car-Parcour.
Die Mercedes-Welt war im Jahr 2000 der erste Neubau der Spreestadt und hatte Pilotfunktion für die Neuerschließung dieses historischen Charlottenburger Industriegebietes.
2004 wurde das neue Smart-Center direkt neben der Mercedes-Welt eröffnet. Der Entwurf für das Hochhaus stammt von dem Berliner Architekturbüro Hemprich & Tophof. Darin ist die größte Verkaufsstelle für den Kleinwagen Smart in Deutschland untergebracht. Der Showroom für den Smart befindet sich dabei in den ersten beiden Geschossen des 46 Meter hohen Gebäudes. Für das 13 Stockwerke zählende Hochhaus mit rund 12.000 Quadratmetern Bürofläche für 450 Mitarbeiter wurden etwa 12 Millionen Euro investiert. Die Fassade ist mit einem strengen Raster gestaltet: Geschosshohe Fenster im Wechsel mit hellen Natursteinen. Der Sockel nimmt die Fluchten der begleitenden Straßen auf, aus dem der viereckige Turm mit zurückgesetztem Dachgeschoss förmlich herauswächst.
Wir gehen jetzt weiter bis zur nächsten Straße, der Hannah-Karminski-Straße.
Hannah-Karminski-Straße
Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf hatte beschlossen, zwei von drei neuen Straßen hier in der Spreestadt nach Frauen zu benennen: Hannah Karminski war die erste. Die Straße wurde am 1.10.2002 benannt: Hannah Karminski wurde am 24.04.1897 in Berlin als Tochter eines Bankiers geboren. Im Pestalozzi-Fröbel-Haus absolvierte sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Anschließend studierte sie in Hamburg am sozialpädagogischen Institut bei Gertrud Bäumer, damals eine führende Vertreterin der Frauenbewegung. Mitte der 20er Jahre zog Hannah Karminski nach Frankfurt am Main, wo sie Mitglied im Jüdischen Frauenbund wurde und sich mit der fast 40 Jahre älteren Berta Pappenheim anfreundete, die diesen Frauenbund 1904 gegründet hatte. Er hatte in den 20er Jahren 50.000 Mitglieder. Hannah Karminski übernahm schnell führende Funktionen im Jüdischen Frauenbund und kümmerte sich um Beratungsstellen für Frauen, Kindererholungsheime, Bildungsarbeit,
Mutter- und Kinderschutz, die jüdische Bahnhofshilfe und vieles mehr. Damals kamen viele ostjüdische Frauen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Großstädte. Oft war ihr aufenthaltsrechtlicher Status ungeklärt, und sie waren der Gefährdung durch Frauenhandel und Prostitution ausgeliefert.
Hannah Karminski kümmerte sich um alle diese sozialen Fragen. Ein besonders wichtiges Anliegen war ihr die Berufstätigkeit der Frauen und die Gleichberechtigung jüdischer Mädchen und Frauen in der Gemeinde.
1933 änderte sich die Situation schnell und dramatisch: Die jüdische Bahnhofshilfe wurde schon im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft geschlossen. Mit der zunehmenden Entrechtung und Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Gesellschaft wurde die Vorbereitung auf die Emigration immer wichtiger. 1938 wurde auch der Jüdische Frauenbund aufgelöst. Hannah Karminski arbeitete jetzt in der Reichsvertretung der Deutschen Juden in der Kantstraße in Charlottenburg. Ihr Arbeitsschwerpunkt war hier die Leitung der Abteilung “Fürsorge und Auswandererberatung”.
Sie selbst verzichtete auf eine Auswanderung, weil sie sah, dass sie in Berlin gebraucht wurde. Zuletzt wohnte sie in einem sogenannten “Judenhaus”. Im November 1942 wurde sie verhaftet, deportiert und ermordet. Ihr Todesdatum und ihr Todesort sind nicht bekannt.
Die Hannah-Karminski-Straße führt zur Spree, wo derzeit eine Uferpromenade angelegt wird.
Salzufer
Am Salzufer zwischen Hannah-Karminski-Straße und Otto-Dibelius-Straße befindet sich die Berliner Niederlassung des Motorradherstellers Harley-Davidson und die Smart-Verwaltung. Das rote Backsteingebäude ist das erhaltene und restaurierte Gebäude, in dem die Zentrale der Firma Siemens untergebracht war.
Otto-Dibelius-Straße
Vor einem Jahr, am 2. Mai 2005 haben Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler und der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz, Dr. Wolfgang Huber, diese Straße nach dem evangelischen Theologen Otto Dibelius benannt. Er wurde am 15. Mai 1880 in Berlin geboren, wo er auch am 31. Januar 1967 starb.
Er studierte von 1899 bis 1904 in Berlin Theologie und promovierte 1902. Nach der Ordination 1906 in der Nikolaikirche zu Berlin erhielt er verschiedene Pfarrstellen und wurde 1925 Generalsuperintendent der Kurmark. Aus christlicher Überzeugung setzte er sich gegen jede Verherrlichung des Krieges ein.
Im Juni 1933 wurde er als Mitglied der Bekennenden Kirche seines Amtes enthoben. 1937 wurde er nach einer Kontroverse mit Reichskirchenminister Kerrl verhaftet. Ein gerichtlicher Freispruch bewahrte ihn vor KZ-Haft, er erhielt jedoch Auftrittsverbot. 1938 wurde er in das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche Preußens berufen.
Dibelius hatte nach dem Krieg in der Zeit der Spaltung und über den Mauerbau hinaus die überaus schwierige Aufgabe, die evangelischen Christen in Ost und West gemeinsam zu vertreten. Er war von 1945 bis 1966 Bischof von Berlin-Brandenburg und von 1949 bis 1961 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Margarete-Kühn-Straße
Diese Straße wurde am 28. Februar 2005 nach Margarete Kühn benannt. Die Kunsthistorikerin lebte von 1902 bis 1995. Sie war die erste Direktorin der Berliner Schlösserverwaltung nach 1945 und hat durchgesetzt, dass die Ruine des schwer zerstörten Schlosses Charlottenburg nicht abgerissen wurde wie das Berliner Stadtschloss im Osten. Sie hat den Wiederaufbau organisiert und ist deshalb zu Recht bekannt geworden als die Retterin des Schlosses Charlottenburg.
Franklinstraße
Die Franklinstraße wurde bereits 1892 nach dem US-amerikanischen Schriftsteller, Politiker und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin benannt. Er lebte von 1706 bis 1790 in den Vereinigten Staaten.
An der Ecke Gutenberg- und Franklinstraße befindet sich das TU-Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft.
Mit dem Dekra-TÜV-Gelände, der Chrysler/Jeep-Niederlassung, Audi und Porsche in der Franklinstraße, Mercedes, Smart und Harley Davidson am Salzufer ist hier ein Auto- und Motorradzentrum entstanden, wo in unmittelbarer Nachbarschaft ein großes Angebot zu besichtigen ist.