114. Kiezspaziergang am 11.6.2011

Vom Ludwigkirchplatz zum Breitscheidplatz

Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler

Treffpunkt: Ludwigkirchplatz, vor der Kirche St. Ludwig

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 114. Kiezspaziergang. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen ist im Urlaub. Deshalb habe ich heute gerne den Kiezspaziergang übernommen. Mein Name ist Klaus-Dieter Gröhler, ich bin Baustadtrat und Stellvertretender Bezirksbürgermeister in Charlottenburg-Wilmersdorf. Auch heute wollen wir unter anderem wieder an das Jubiläum 125 Jahre Kurfürstendamm erinnern, und deshalb ist unser Ziel der Breitscheidplatz mit der eingerüsteten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Den Ludwigkirchplatz habe ich als Ausgangspunkt gewählt, weil er einer der schönsten Plätze in unserem Bezirk ist, weil die Kirche St. Ludwig eine besondere Bedeutung für Wilmersdorf hat und weil mir heute, am Pfingstsamstag, ein Spaziergang von einer katholischen zu einer evangelischen Kirche durchaus passend erscheint.
Bevor wir beginnen möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt, zumindest bis zu den Berliner Wahlen im September. Am 9. Juli wird Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen den Kiezspaziergang wieder übernehmen und sich ebenfalls dem Kudamm-Jubiläum beschäftigen. Start ist am Samstag, dem 9. Juli, um 14.00 Uhr auf dem Stuttgarter Platz direkt vor dem Hauptgebäude des S-Bahnhofs Charlottenburg an der Ecke Kaiser-Friedrich-Straße. Von dort wird es über den Olivaer Platz zum Kurfürstendamm gehen.

Ludwigkirchplatz
Der repräsentative Schmuckplatz vor der Kirche mit der malerischen Fontaine wurde bei der Grundsteinlegung für die Kirche am 29.6.1895 benannt und 1983 wieder nach dem historischen Vorbild gestaltet. Der Platz hinter der Kirche wurde 1989 umgestaltet. Damals wurde die Versiegelung kritisiert. Es gab Anwohnerproteste wegen des Lärms der Skateboarder. Inzwischen wurde aber auch dieser Platz angenommen. Er erscheint als ideale Ergänzung zum Spielplatz. Alles was Räder hat wird hier immer wieder mehr oder weniger geschickt erprobt.
Der Kiez rund um den Ludwigkirchplatz ist Teil des City-Bereichs südlich des Kurfürstendammes. Und das bedeutet natürlich für die Anwohner, dass sie mit den Begleitumständen einer City zurecht kommen müssen. Hier haben die Lokale bis lange in die Nacht hinein geöffnet, und viele von ihnen werden gut besucht. Parkplätze sind Mangelware, und nachts tobt das Leben oft auch auf den Straßen.

Kirche St. Ludwig
Die katholische Kirche St. Ludwig wurde 1891 konzipiert als Ludwig-Windhorst-Gedächtniskirche. Sie wurde seit 1896 von August Menken im Zentrum des damaligen Hopfenbruches errichtet. Das war ein sumpfiges Gebiet zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf. Der Kurfürstendamm durchzog dieses Gebiet als befestigter Knüppeldamm für die kurfürstlichen Reiter, die vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald gelangen wollten. Wenige Jahre vor dem Kirchbau war im Zuge des Ausbaus des Kurfürstendammes zum Boulevard der sogenannte “Schwarze Graben” kanalisiert worden. Er durchzog das Gebiet in Ost-West-Richtung, etwa in der Achse der heutigen Pariser Straße. Vor allem in seiner Spätphase roch dieser Graben äußerst unangenehm. Das gesamte Gebiet rund um den Ludwigkirchplatz wurde nach der Kanalisation bis etwa 1912 vollständig bebaut.
Die Kirche ist eine neugotische dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit roter Ziegelverblendung. Das Gebäude ist lebhaft gegliedert durch zahlreiche Anbauten und Türmchen. Einweihung war am 29.6.1897. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 beschädigt, 1955 und 1961 wiederhergestellt.
Die Kirche der katholischen Gemeinde wurde im gleichen Jahr 1897 eingeweiht wie die evangelische Mutterkirche Wilmersdorfs, die Auenkirche an der Wilhelmsaue. St. Ludwig erhielt ihren Namen im Gedenken an den Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Ludwig Windthorst, der den Bau der Kirche initiierte und gegen viele Widerstände durchsetzte. Damals galt in Preußen die Regel der Kaiserin Auguste-Viktoria, genannt “Kirchenjuste”, die als Schirmherrin des evangelischen Kirchenbauvereins verfügt hatte, dass katholische Kirchen nicht frei stehen, sondern in die Häuserfront eingebaut werden sollten, um gegenüber der evangelischen “Staatskirche” entsprechend zurückgesetzt zu sein. Eine freistehende katholische Kirche aus der Kaiserzeit ist also keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Der Name der Kirche bezieht sich aber auch auf den Namenspatron Windthorsts, Ludwig IX, den Heiligen, König von Frankreich 1214-1270. Er wurde 1297 heilig gesprochen. Nach einer Legende soll ein Ritter von Willmerstorff ihm während eines seiner beiden Kreuzzüge das Leben gerettet haben und als Dank dafür mit dem Wappen der Bourbonen mit den drei Lilien ausgezeichnet worden sein.
Deshalb findet sich das Liliensymbol in der Kirche an vielen Stellen wieder: in den Mosaiken des Altarraums, an den Leuchterbänken, an der Monstranz und auf einigen Messgewändern. Es wurde von der Großstadt Wilmersdorf, später vom Bezirk Wilmersdorf und jetzt auch von dem neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf in das Wappen übernommen.
Von Mitgliedern der Kirchengemeinde ist eine Initiative ausgegangen, die vorgestern zur Auszeichnung unseres Bezirks als “Fairtrade Town Charlottenburg-Wilmersdorf” geführt hat. Seit langem engagieren sich in unserem Bezirk Einzelpersonen, Geschäfte, Betriebe für den Fairen Handel, um den Produzentenfamilien in den Ländern des Südens ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. 2010 wurden diese einzelnen Aktivitäten zusammengeführt in der „Kampagne Fairtrade Town“. In dieser internationalen Kampagne qualifizieren sich Städte, Landkreise, Kommunen als Städte des Fairen Handels. Es gibt weltweit bereits mehr als 950 Fairtrade Towns, in Deutschland sind es mehr als 30. In einer einjährigen Vorbereitungsphase wurden in Charlottenburg-Wilmersdorf die 5 Fairtrade-Kriterien erfüllt: Die Bezirksverordnetenversammlung hat drei Beschlüsse zum Fairen Handel verabschiedet.
Bisher beteiligen sich 10 Einrichtungen, Kirchengemeinden und Schulen, 27 gastronomische Betriebe, 97 Geschäfte am Fairen Handel. Eine Steuerungsgruppe koordiniert alle Aktivitäten. Motor dieser Initiative ist Judith Siller, die gleich hier um die Ecke in der Emser Straße 45 den Weltladen A Janela führt.

Ludwigkirchstraße
Die Ludwigkirchstraße wurde im Jahr 1900 nach der Kirche St. Ludwig benannt. Zuvor trug sie von 1885 bis 1890 den Namen Carlstraße und von 1890 bis 1900 den Namen Hagenauer Straße.

Ludwigkirchstr. 9a: Gedenktafel für Franz Alexander
Die Glastafel der Reihe “Mit Freud in Berlin”, wurde vor einigen Jahren von Psychoanalytikern und Freunden der Psychoanalyse hier angebracht. Der Text lautet:
Franz Alexander
“Vater” der psychoanalytischen Psychosomatik
und Mitbegründer der psychoanalytischen Kriminologie.
(22.01.1891 – 08.03.1964)
Floh aus Ungarn und lebte von 1919 – 1930 in Berlin.
Erster Ausbildungskandidat des Berliner Psychoanalytischen Instituts,
dann Dozent und geschätzter Lehranalytiker.
“Es ist gut zu wissen, daß es jemanden gibt,….
in dessen Kopf meine Abstraktionen Leben gewonnen haben
und weiter wachsen werden. (Freud, 23.07.1926)

Fasanenplatz
Der Fasanenplatz wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde als nordwestlicher Eckpunkt einer regelmäßigen städtebaulichen Figur, der nach ihm benannten Carstenn-Figur, geplant. Durch verkehrsberuhigende Maßnahmen in den 1980er Jahren erhielt der Fasanenplatz einen intimen Charakter mit hohem Aufenthaltswert. Es gibt keinen durchgängigen Kreisverkehr mehr.
Die Wasserstele von Rolf Lieberknecht wurde 1989 aufgestellt.
Bei dem als Kita genutzten Klinkerhaus handelt es sich um ein ehemaliges Lehrerhaus des Joachimsthalschen Gymnasiums.

Fasanenstraße Nr. 61 : Gedenktafel Heinrich Mann
Die Berliner Gedenktafel für Heinrich Mann wurde 1989 an dem vorbildlich restaurierten Haus enthüllt:
Hier lebte von 1932 bis 1933
HEINRICH MANN
27.3.1871 – 12.3.1950
Schriftsteller und Essayist, kämpfte gegen Nationalsozialismus, Militarismus und
Obrigkeitsdenken (“Der Untertan”).
1931 bis 1933 Präsident der Sektion Dichtkunst
der Preußischen Akademie der Künste.

Der ältere Bruder von Thomas Mann wurde 1905 mit seinem Roman “Professor Unrat” berühmt. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg 1919 erschien sein erfolgreichster Roman “Der Untertan”. 1928 zog Heinrich Mann nach Berlin. 1930 hatte der Film “Der blaue Engel” von Fritz Sternberg mit Marlene Dietrich und Emil Jannings unweit von hier im Gloria-Palast am heutigen Breitscheidplatz Premiere. Er machte Heinrich Mann weltberühmt.
1931 wurde er Präsident der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste. Nach Hitlers Machtübernahme, kurz vor dem Reichtagsbrand, im Februar 1933, verließ er Deutschland. Im August 1933 wurde ihm von den Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er emigrierte zunächst nach Frankreich und schließlich 1940 über Spanien und Portugal in die USA. 1949 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin gewählt, starb jedoch 1950 in Santa Monica in Kalifornien noch vor der geplanten Rückkehr nach Deutschland.

Meierottostraße
Die Meierottostraße wurde 1888 nach Johann Heinrich Ludwig Meierotto benannt, einem der Direktoren des Joachimsthalschen Gymnasiums. Er lebte von 1732 bis 1800 und war seit 1775 Rektor am Joachimsthalschen Gymnasium, das 1688 von Joachimsthal nach Berlin in die Burgstraße gezogen war. 1780 wurde Meierotto Oberschulrat für das Schulwesen in Pommern und Preußen.

Schaperstraße
Die Schaperstraße wurde 1888 benannt nach dem Pädagogen Karl Schaper, Er war von 1872 bis 1886 Direktor des Joachimsthalschen Gymnasiums, organisierte also den Umzug von der Burgstraße hierher an die damalige Kaiserallee, die heutige Bundesallee.

Schaperstraße 24 : Haus der Berliner Festspiele
Zunächst war nach 1945 auf diesem Gelände des früheren Joachimsthalschen Gymnasiums der Bau der Philharmonie geplant. Als diese Pläne sich zerschlugen, baute Fritz Bornemann hier von 1960 bis 1963 das Theatergebäude für die Freie Volksbühne. Ungewöhnlich für einen Theaterbau ist der Standort inmitten eines parkähnlichen Geländes, dem sich das Haus mit großen Glasflächen öffnet. Das Theater wurde am 1. Mai 1963 mit Romain Rollands “Robespierre” in der Regie von Erwin Piscator eröffnet. Piscator war Intendant bis 1966. Seine Nachfolger waren Kurt Hübner und Hans Neuenfels. 1992 wurde das Theater geschlossen, 1993-1997 bespielt als Musical Theater Berlin. Im Dezember 2000 zog die Berliner Festspiele GmbH ein. Das Haus ist Hauptspielstätte für das Theatertreffen Berlin.

Bundesallee 1-12: Ehemaliges Joachimsthalsches Gymnasium
Das Haus wurde 1875-80 von Heinrich Strack im Stil der italienischen Hochrenaissance mit vorgelagertem Arkadengang mit Balkon für die bereits 1607 gegründete Schule erbaut.
Das Joachimsthalsche Gymnasium wurde 1607 durch den Kurfürsten Joachim Friedrich in Joachimsthal bei Eberswalde gegründet und zog schon einige Jahre später nach Berlin. Es war ein Elitegymnasium, das von Schülern aus ganz Deutschland besucht wurde. Es war aus der Berliner Stadtmitte hierher gezogen, in die damalige Vorstadtidylle. Die Schule nahm mit mehreren Gebäuden, Unterkünften für Lehrer und Schüler, Sporthalle usw. das gesamte Gelände bis zum Fasanenplatz ein. Zur Eröffnung 1880 kam auch Kaiser Wilhelm I, der sich überrascht zeigte über die luxuriöse Ausstattung. Die Badeeinrichtungen fand er moderner und großzügiger als im kaiserlichen Schloss.
Die Schulleiter hatten nicht damit gerechnet, dass hier in wenigen Jahren ab 1890 die neue City des Berliner Westens entstehen würde. Deshalb und weil sie sich finanziell übernommen hatten, zog die Internatsschule schon 1912 wieder aus. Bis 1919 befand sich hier das Joachim-Friedrich-Gymnasium.
Das Gebäude wurde seit 1920 vom Bezirksamt Wilmersdorf als “Stadthaus” benutzt. Hier wurden Teile der Bezirksverwaltung untergebracht. Das damalige Wilmersdorfer Rathaus an der Brandenburgischen Straße Ecke Gasteiner Straße war schon 1920 zu klein und wurde 1943 ausgebombt. Auch das Joachimsthalische Gymnasium wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1955 wiederhergestellt, seither für unterschiedliche Zwecke genutzt: Stern’sches Konservatorium, Musikinstrumentenmuseum, Bibliothek. Heute sind hier Teile der Musikhochschule der Universität der Künste untergebracht, und die Musik- und Stadtteilbibliothek (ehemalige Theodor-Fontane-Bibliothek). 1995 bauten die Berliner Architekten Nalbach + Nalbach die Aula zum Konzertsaal für den Fachbereich Musik der Universität der Künste um.

Eine Gedenktafel neben der Eingangstür erinnert an Ehemalige Schüler:
Wir gedenken unserer Kommilitonen
am Königlichen Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin
Generalleutnant Paul von Hase
Regierungspräsident a.D. Ernst von Harnack
Staatssekretär a.D. Erwin Planck
die in christlicher Verantwortung und humanistischer Tradition
Recht und Menschenwürde gegen die Tyrannei des NS-Staates verteidigten und ihren Widerstand gegen Unrecht und Barbarei
vor fünfzig Jahren mit dem Leben bezahlten.
Ihr Opfer öffnete Deutschland den Weg in eine bessere Zukunft
und ist uns bleibende Verpflichtung.
Im April 1995 – Die Vereinigung Alter Joachimsthaler e.V.

Bundesallee
Die Bundesallee erhielt ihren Namen mit der Eröffnung des Bundeshauses am 18. Juli 1950. Zuvor hieß die Straße Kaiserallee.

Nr. 216-218 Bundeshaus
Das Bundeshaus wurde 1893-95 als Verwaltungsgebäude für die Königlich Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission errichtet von Bernhardt & Wieczorek. 1950-90 fungierte es unter der Bezeichnung Bundeshaus als Sitz des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin; bis zum Umzug des Ministerium des Inneren von Bonn nach Berlin befand sich hier außerdem eine Abteilung der Berliner Außenstelle des Ministeriums.
Die Immobilie gehört zum Ressortvermögen des Innenministeriums und wird von diversen Bundeseinrichtungen genutzt, u.a. dem Bundesverwaltungsamt.
Zwischen den beiden Fenstern links neben der Eingangstür wurde 1990 eine Gedenktafel für die beiden Widerstandskämpfer Erich Hoepner und Henning von Tresckow angebracht. Sie trägt folgenden Text:
In diesem Gebäude,
1895 für die ehemalige Königlich-Preußische Artillerie- Prüfungskommission erbaut,
arbeiteten während des 2.Weltkrieges die Offiziere des Widerstandes:
Generaloberst ERICH HOEPNER
14.9.1886 – 8.8.1944
Generalmajor HENNING VON TRESCKOW
10.1.1901 – 21.7.1944

Joachimstaler Straße
Die Joachimstaler Straße wurde 1887 nach dem Joachimsthalschen Gymnasium benannt. Erstaunlicherweise wurde irgendwann aus dem “th” ein “t”. Aber der Name bezieht sich auf den brandenburgischen Ort Joachimsthal mit “th”, wo das Joachimsthaler Gymnasium gegründet wurde.

Rankeplatz
Der Rankeplatz wurde 1901 nach dem Historiker Franz Leopold von Ranke benannt, der von 1795 bis 1886 lebte und als wichtigster Vertreter des Historismus in der Geschichtswissenschaft gilt. Über den Platz verlief bis zur Gebietsreform die Bezirksgrenze zwischen Wilmersdorf und Charlottenburg.
Am 17.3.2011 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung, den Platz im Rahmen einer Neugestaltung nach dem Komponisten Friedrich Hollaender (1896-1976) umzubenennen, der im Joachimsthalschen Gymnasium lehrte.
Die derzeitige Gestaltung des Platzes ist unbefriedigend und wird seiner Funktion als Stadtplatz nicht gerecht. Deshalb soll er in diesem Jahr neu gestaltet werden. Er soll überschaubarer und attraktiver werden. Die Planung ist abgeschlossen. Sie ist ein Vermächtnis des Leiters unseres Grünflächenamtes Christoph-Maria Maasberg, der am 9. Mai für uns alle völlig überraschend und schockierend plötzlich an einem Herzversagen verstorben ist. Er war weit über unseren Bezirk hinaus bekannt und beliebt.
Er war fachlich außerordentlich kompetent und engagierte sich auch persönlich in hohem Maße für die Grünanlagen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Er sah sich in der Tradition des großen Charlottenburger Gartenbaudirektors Erwin Barth, dem wir so viele schöne Grünanlagen in unserem Bezirk zu verdanken haben. Sein Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.”

Kudamm-Karree
Das Kudamm-Karree wurde von 1969 bis 74 als Gebäudeensemble auf einem 20.000 qm großen Areal mit einem 20-geschossigen Hochhaus im Zentrum von Sigrid Kressmann-Zschach gebaut. Sie wurde vor allem bekannt und berüchtigt durch den Steglitzer Kreisel.
Insgesamt gibt es hier 40.000 qm Büro- und Geschäftsfläche, ein Parkhaus an der Uhlandstraße, Restaurants und die beiden Theater Komödie und Theater am Kurfürstendamm. Seit 1999 gibt es auf 7.000 qm die multimediale Berlin-Ausstellung “The Story of Berlin”, zu der auch die Besichtigung eines Atom-Bunkers gehört.
Der Grundriss ist wenig gelungen. Die unzureichende Erschließung durch Passagen und Galerien machte bereits ein Jahr nach der Fertigstellung kostspielige Umbauten notwendig, in den Folgejahren waren hohe Zuschüsse durch das Land nötig.
Im Hochhaus war bis kurz nach dem Fall der Mauer die Berliner Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege untergebracht, eine indirekte Subventionierung des Gebäudes durch den damaligen West-Berliner Senat.
Der damalige Eigentümer des Kudamm-Karrees, der Immobilienfonds grundbesitz-invest der DB Real Estate Investment Gmbh, die zur Deutschen Bank gehört, kündigte wegen Umbauplänen den beiden Theatern zum Ende des Jahres 2006 die Mietverträge, was einen Proteststurm hervorrief.
Ende 2006 verkaufte die DB Real Estate das Kudamm-Karree im Rahmen einer größeren Immobilien-Transaktion an das international tätige Investmentunternehmen Eurocastle. 2007 kaufte die irische Ballymore Group den gesamten Baukomplex. Sie plant einen Neubau des Häuserblocks unter der Leitung des renommierten Architekten David Chipperfield. Hier an der Uhlandstraße soll ein neuer “Max-Reinhardt-Platz” entstehen. Eines der beiden Theater soll in den Neubau integriert werden und vom Kurfürstendamm aus zugänglich sein.

Kurfürstendamm: Vitrinen-Ausstellung
Wie Sie wissen feiert der Kurfürstendamm in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag als Boulevard. Noch bis zum Oktober können Sie in 125 Vitrinen zwischen Breitscheidplatz und Joachim-Friedrich-Straße 125 Geschichten aus der Geschichte des Kurfürstendammes nachlesen.

Joachimstaler Platz
Der Joachimstaler Platz wurde 1953-55 von Werner Klenke, Werner Düttmann und Bruno Grimmek geschaffen und wie die Joachimstaler Straße nach dem ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium benannt. Die Gestaltung des Platzes mit Verkehrskanzel, Telefonzellen, Kiosk und U-Bahn-Zugang ist ein Zeugnis der städtebaulichen Modernitätsvorstellungen der 1950er Jahre. Damals wurde auch noch ein Parkplatz eingerichtet, wie es der Idee der autogerechten Stadt entsprach. Die Verkehrskanzel verlor wegen der starken Verkehrszunahme bereits nach wenigen Jahren ihre Funktion.
Im Jahr 2002 wurde der Platz nach den Plänen des Zürcher Landschaftsarchitekten Guido Hager, neu gestaltet. Der Parkplatz fiel dabei weg, stattdessen wurde eine Freifläche mit Bodenplatten und einem Raster aus grünen Kunststoffstreifen geschaffen.
Am 19. Dezember 2003 wurde als Geschenk des Bauunternehmers Thomas Grothe die 27m hohe Skulptur Pendelobelisk von Karl Schlamminger eingeweiht. Es ist ein Obelisk auf einer Kugel mit 3 m Durchmesser. Der Pendelobelisk ließ sich zumindest damals mit vereinten Kräften in Bewegung versetzen.
Der 1935 in Deutschland geborene Künstler Karl Schlamminger hat in Istanbul und Teheran gelehrt. Seit 1979 lebt er in München. Skulpturen von Schlamminger gibt es weltweit in vielen Städten, darunter in Athen, Lissabon, London, Teheran, Riad, Salt Lake City, Leipzig und München.
Der Pendelobelisk stellt nach Auskunft des Künstlers einen Widerspruch in sich dar, “denn seitdem Obelisken in den Himmel blicken, sind sie starr und unbewegt. Ein Pendel hingegen ist nach seiner Bewegung definiert.” Die Skulptur wurde dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bzw. der Stadt Berlin von dem Bauunternehmer Thomas Grothe gestiftet. Er und sein Vater Hans Grothe sind Bauherren einiger Großprojekte in der City-West, darunter hier das neue Ku’damm-Eck und das Hotel Concorde.

Neues Kudamm Eck
An diesem Ort hatte Otto Firle 1928 ein Wohnhaus der Gründerzeit zum Wäschehaus Grünfeld umgebaut, einem der renommiertesten Kaufhäuser Berlins in den 20er Jahren. Die jüdische Familie Grünfeld musste ihr Haus 1938 weit unter Wert an Max Kühl verkaufen und emigrierte in letzter Minute. Das Haus wurde im Krieg weitgehend zerstört, stand aber als Behelfsbau bis zum Ende der 60er Jahre.
Dann wurde er abgerissen. An seiner Stelle baute Senatsbaudirektor Werner Düttmann von 1969 bis 1972 das Kudamm-Eck, einen hässlich verschachtelten Baukomplex, der 1998 abgerissen wurde. Anschließend baute die Hamburger Architektengruppe Gerkan, Mark und Partner das 10-geschossige, 45 Meter hohe Geschäftshaus mit rundem Baukörper und niedrigerem wellenförmigen Sockelgeschoss. Das Haus beherbergt ein C&A-Kaufhaus und das Swissotel.
Eine 70 Quadratmeter große elektronische Werbewand wurde an der Fassade zur Joachimstaler Straße angebracht. Auf einem Vorsprung wurde das Skulpturenensemble “Das Urteil des Paris” von Markus Lüpertz aufgestellt. Rechts an der Ecke Augsburger Straße ist auf gleicher Höhe Paris zu entdecken.

Zoofenster
Zwischen Gedächtniskirche und Bahnhof Zoo sehen Sie von hier aus inzwischen sehr schön das neue Hochhaus des Zoofensters. Im Dezember dieses Jahres wird das Luxushotel Waldorf-Astoria Hotel mit 232 Zimmern und Suiten, einem Ballsaal, einem Romanischen Café, American Bar und französischem Sternekoch eröffnet.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
In der Platzmitte befindet sich die als Mahnmal gegen den Krieg gesicherte Turmruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, daneben die Neubauten Egon Eiermanns. Ursprünglich war die Kirche für den Wittenbergplatz geplant. Sie wurde 1891-95 auf dem damaligen Auguste-Viktoria-Platz zu Ehren Kaiser Wilhelms I. als spätromanische Zentralanlage in Form eines lateinischen Kreuzes von dem Architekten Franz Schwechten erbaut. Von den Berlinern wurde sie bald nach dem Bau des Kaufhauses des Westens 1907 respektlos als “Taufhaus des Westens” tituliert. Die Kirche wurde im Krieg schwer beschädigt. Zunächst war der Abriss geplant, aber gegen den vehementen Protest der Berlinerinnen und Berliner wurde die Ruine nach einem Teilabriss gesichert und als Mahnmal erhalten. 1959 bis 1963 entstanden die Neubauten von Egon Eiermann: Ein sechseckiger Turm mit Trauungs- und Taufkapelle, der Hauptbau in Form eines Oktogons, in dem sich eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus befindet. Die Außenhaut besteht aus wabenförmigen Betonplatten und blauen Glasflächen, die von Gabriel Loire aus Chartres gestaltet wurden.
Seit 1987 dient die Eingangshalle der alten Kirche mit Resten der reichen Mosaikarbeiten als Gedenkhalle; hier wurden das Nagelkreuz der Kathedrale von Coventry, ein Ikonenkreuz der Russisch-Orthodoxen Kirche und die beschädigte Christusfigur vom Altar der alten Kirche aufgestellt. An der östlichen Außenwand des alten Turmes wurden 1988 vier Sandsteinskulpturen von Stefan Kaehne aufgestellt.
Nach einer langen Kampagne zur Rettung des Turms wird die gesamte Kirche jetzt saniert. Die Fugen zwischen den alten Steinen sind undicht und müssen dringend erneuert werden.
Die Kirche war ursprünglich Teil eines romanischen Forums, das heißt rings um den Platz durfte nach kaiserlicher Anordnung nur im romanischen Stil gebaut werden. So entstanden zwei Romanische Häuser: Westlich der Kirche das erste Romanische Haus, in dem 1926 der Gloria-Palast eröffnet wurde, und östlich der Kirche am Tauentzien das Zweite Romanische Haus, in dem nach dem Ersten Weltkrieg das Romanische Café zum legendären Treffpunkt der Künstler, Schriftsteller und Filmemacher wurde.
Das einzig übrig gebliebene Haus aus dieser romanischen Bebauung ist das runde “Kaisereck” südlich der Kirche am Kurfürstendamm 237, Ecke Rankestraße. Es wurde 1913-15 von Emil Schaudt gebaut, inzwischen nicht mehr ganz so mittelalterlich wie die anderen Bauten, die allesamt dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen.
Das Grundstück des Ersten Romanischen Hauses blieb nach dem Zweiten Weltkrieg unbebaut. Es ist jetzt teil des Breitscheidplatzes. An der Stelle des zweiten Romanischen Hauses entstand das Europa-Center.

Europa-Center
Das Europa-Center wurde 1963-65 von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg für den Berliner Geschäftsmann Karl-Heinz Pepper erbaut, unter künstlerischer und städtebaulicher Beratung von Werner Düttmann und Egon Eiermann. Vorbild war das Rockefeller-Center in New York. Es besteht aus einem 22geschossigen 103 m hohen Hauptgebäude mit vorgehängter Stahl-Glas-Fassade und einem vorgelagertem drei- bis fünfgeschossigem Sockelbau.
Auf dem Dach befindet sich seit 1965 ein drehbarer Mercedesstern mit 10 m Durchmesser auf einem 4 m hohen Sockel.
Zum Europa-Center gehören ein Parkhaus, das Hotel Palace, das Kabarett “Die Stachelschweine” und die “Thermen im Europa-Center”. An Stelle des ehemaligen Kinos Royal-Palast wurde ein Saturn-Markt mit 12.000 Quadratmetern gebaut.
Leider werden die 1979 eröffneten Broadway-Kinos am 22. Juni im Zuge einer Sanierung des Gebäudes geschlossen. In der künftigen Nutzung ist ein Kino nicht mehr vorgesehen.

Tauentzienstraße
Die Tauentzienstraße wurde 1864 nach dem preußischen General Graf Tauentzien benannt, der von 1760 bis 1824 lebte. Sie gehört bis zur Nürnberger Straße zum Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, danach bis zum Wittenbergplatz zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Derzeit saniert die BVG die U-Bahnstrecke zwischen Bahnhof Zoo und Wittenbergplatz. Anschließend wird das Bezirksamt den Mittelstreifen neu gestalten.
Die Skulptur auf dem Mittelstreifen der Tauentzienstraße, zwischen Nürnberger und Marburger Straße wurde 1987 von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff als Beitrag zum Skulpturenboulevard geschaffen und zunächst nur vorübergehend, später vom Senat angekauft und auf Dauer aufgestellt. Sie heißt “Berlin”. Die monumentale torartige Skulptur aus Chromnickelstahl-Röhren symbolisierte mit ihren ineinander verschlungenen, aber getrennt aufgestellten beiden Teilen die Situation des geteilten Berlin. Das von der Skulptur gebildete Tor ist in Ost-West-Richtung zu durchschreiten. Mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Hintergrund wurde “Berlin” schnell zu einem der beliebtesten Fotomotive Berlins.