96. Kiezspaziergang am 12.12.2009

Vom Breitenbachplatz zum Seniorenheim an der Lentzeallee

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 9.12.2009, Foto: KHMM

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 9.12.2009, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Treffpunkt: U-Bahnhof Breitenbachplatz, Ausgang Schildhornstraße

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 96. Kiezspaziergang. Ich möchte mit Ihnen heute wieder einmal Schmargendorf erkunden. Wir haben das zwar schon einige Male gemacht, aber jedes Mal auf anderen Wegen, und auch heute werden wir wieder einiges Neues erleben, was bisher noch bei keinem Kiezspaziergang zu erleben war. Vor allem freue ich mich auf das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gleich hier um die Ecke, wo wir vom Geschäftsführer Olaf von Maydell eingeladen wurden, das Haus zu besichtigen und einiges zu seiner interessanten Architektur und zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts zu hören. Wie ich erfahren habe, werden noch Freiwillige gesucht, die an Forschungsprojekten teilnehmen. Vielleicht haben Sie ja Lust darauf.
Dann freue ich mich auf die Dorfkirche Schmargendorf, das älteste Gebäude in unserem Bezirk. Pfarrer Christian Fischer kann zwar nicht dabei sein, weil er einen Termin bei Brot-für-die-Welt hat, aber wir werden die Kirche besichtigen können.
Und zum Schluss werden wir das Seniorenheim an der Lentzeallee direkt am Wilden Eber besuchen und dort passend zur Vorweihnachtszeit den Streichelzoo mit Esel, Schafen und Kaninchen besichtigen. Herr Scharmann vom Verein Leben mit Tieren e.V. wird uns dort erläutern, dass die Tiere für die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims eine wichtige Aufgabe erfüllen. Herr Scharmann ist bereits bei uns und wird uns bis zum Seniorenheim begleiten. Ich danke ihm herzlich dafür, dass er sich die Zeit genommen hat. Der Leiter der Wilmersdorfer Seniorenstiftung, Herr Prenzel, hat extra für uns ein Zelt am Seniorenheim aufbauen lassen, und er lädt uns zum Abschluss des Kiezspaziergangs ein zu Glühwein und anderen wärmenden Getränken. Sie dürfen sich also schon darauf freuen, dass sich der Weg in jedem Fall lohnt.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen mitteilen, wo der Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang sein wird. Wie Sie wissen findet unser Kiezspaziergang immer am zweiten Sonnabend des Monats statt, also das nächste Mal am 9. Januar 2010, und Start ist wie immer um 14.00 Uhr. Ich werde an diesem Tag nicht in Berlin sein. Deshalb wird mein Kollege, Bürgerdienstestadtrat Joachim Krüger den Spaziergang im Januar übernehmen. Und er wird Ihnen einige neue Einrichtungen rund um das Rathaus Charlottenburg vorstellen, unter anderem die neue Russisch-Orthodoxe Kirche an der Wintersteinstraße, direkt an der Spree. Treffpunkt ist also am Sonnabend, dem 9. Januar um 14.00 Uhr am Haupteingang zum Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100, unweit vom U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz.

Breitenbachplatz
Der Breitenbachplatz ist so etwas wie ein Dreiländereck in Berlin. Hier treffen Steglitz, Zehlendorf und Wilmersdorf aufeinander. Wenn wir noch genauer sein wollen, müssen wir sogar sagen, dass hier außerdem zwei Ortsteile von Wilmersdorf aufeinander treffen, und zwar die Rheingausiedlung rechts und links vom Südwestkorso und der Ortsteil Schmargendorf. Hier stehen wir auf Zehlendorfer Boden. Rechts von uns beginnt gleich Steglitz, und auf der anderen Seite der Schildhornstraße Wilmersdorf. Aber wir werden uns nicht lange in Zehlendorf aufhalten. Denn die Bezirksgrenze springt gleich hier über die Schildhornstraße und verläuft dann auf der südlichen Seite der Schildhornstraße und an der Lentzeallee entlang. Während unseres Spaziergangs werden wir also wie gewohnt in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bleiben.
Benannt wurde der Platz 1913 nach dem preußischen Politiker Paul von Breitenbach (1850 – 1930). In den 1970er Jahren wurde der Breitenbachplatz durch die Rampe der Stadtautobahn geteilt und in seiner nordöstlichen Hälfte zerstört. Für viele ist er ein abschreckendes Beispiel für das Leitbild der “autogerechten Stadt”, nach dem in den 60er und 70er Jahren gebaut wurde. Die Stadtautobahn führt von hier aus direkt unter dem Wohnkomplex der Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße hindurch. wir gehen jetzt unter der Autobahn hindurch auf die andere Seite der Schildhornstraße.

Rüdesheimer Str. 54-56: Lateinamerikainstitut
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1929/30 von Max Taut und Franz Hoffmann im Stil der Neuen Sachlichkeit als 3geschossiger Stahlskelettbau errichtet. Es war das erste Gebäude seiner Art in Stahlskelettbauweise. Es wurde mit rostroten Keramikplatten verkleidet und mit Eisenklinkern ausgefacht. Max Taut hat die Konstruktion des Hauses nicht hinter einer Fassade versteckt, sondern die Bänder der Stahlträger extra mit Keramikplatten sichtbar gestaltet. Die Felder dazwischen sind mit rötlichen Klinkern verblendet. Heute wird das Gebäude von der Freien Universität für ihr Lateinamerika-Institut genutzt.

Kirche St. Petrus, 9.12.2009, Foto: KHMM

Kirche St. Petrus, 9.12.2009, Foto: KHMM

Dillenburger Str.4: Kirche der Priesterbruderschaft St. Pius X, Priorat St. Petrus
Die Priesterbruderschaft St. Pius X ist eine von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) im Jahr 1970 gegründete Vereinigung von Priestern des apostolischen Lebens, die in kleinen Gemeinschaften wirken. Neben der Priesterausbildung unterhalten sie Schulen und Exerzitienhäuser. Das Generalhaus der Bruderschaft liegt in Menzingen im Kanton Zug in der Schweiz, die Leitung des deutschen Distrikts in Stuttgart. Die Priesterbruderschaft finanziert sich ausschließlich aus den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder. Sie erhält keine Beiträge aus der Kirchensteuer und hat auch diese Kirche alleine aus Spenden finanziert. Der Architekt dieses Kirchenbaus war Hermann Fellner.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X versteht sich als Teil der katholischen Kirche, vertritt allerdings einen besonders konservativen, manche meinen sogar fundamentalistischen Standpunkt. Hier wird Wert darauf gelegt, dass die Heilige Messe so gefeiert wird wie vor 1.500 Jahren, dass der alte lateinische Choral erklingt und der katholische Glaube als reine Lehre verkündet wird.
Im Jahr 1988 führten illegale Bischofsweihen zur Exkommunikation, also zum Ausschluss der geweihten Bischöfe aus der katholischen Kirche. Diese Exkommunikation wurde von Papst Benedikt XVI am 21. Januar dieses Jahres wieder aufgehoben, was zu großem Unmut innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche geführt hat, der bis heute anhält – nicht zuletzt deshalb, weil einer der Bischöfe, Richard Williamson ausdrücklich antisemitische Thesen vertritt und den Holocaust leugnet, was allerdings innerhalb der Piusbruderschaft keine Ausnahme ist. Bereits ihr Gründer Lefebvre hatte an den Papst geschrieben, die Feinde der Kirche seien Juden, Kommunisten und Freimaurer.

Lentzeallee
Die Lentzeallee wurde 1917 nach dem preußischen Politiker August Lenze (1860-1945) benannt. Er war von 1910 bis 1917 preußischer Finanzminister und von 1923 bis 1933 Präsident der Deutschen Rentenbank.
Am südlichen Gehweg der Lentzeallee entlang verläuft die Bezirksgrenze zwischen Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf.

Landesamt für Mess- und Eichwesen, 9.12.2009, Foto: KHMM

Landesamt für Mess- und Eichwesen, 9.12.2009, Foto: KHMM

Lentzeallee 100: Landesamt für Mess- und Eichwesen
Hier wurde 1978-81 das ehemalige BESSY-Gebäude von Gerd Hänska gebaut. BESSY ist eine Abkürzung und bedeutet: Berliner Elektronenspeicherringgesellschaft für Synchronstrahlung. In dem kreisrunden Gebäude befand sich ein 62,4 m langer Elektronenring zur Erforschung der Vakuum-Ultraviolett-Strahlung. Die Forschungsanlage ging 1982 in Betrieb. Im November 1999 war Betriebsende, denn am 4.9.1998 wurde BESSY II in Adlershof in Betrieb genommen, eine größere und schnellere Anlage. Die Elektronen können dort auf noch höhere Geschwindigkeiten beschleunigt werden als hier. Vor dem Umzug hatte es Ausbaupläne gegeben, die auf Kosten unserer Gartenarbeitsschule gegangen wären. Sie wurden zum Glück nicht realisiert. Seit 2002 befindet sich in dem Gebäude eine Einrichtung des Landeseichamtes.

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 9.12.2009, Foto: KHMM

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 9.12.2009, Foto: KHMM

Lentzeallee 94: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1972-74 von Hermann Fehling und Daniel Gogol gebaut. Ich freue mich sehr, dass der Geschäftsführer des Instituts, Olaf von Maydell, und seine Pressesprecherin, Petra Fox-Kuchenbecker, uns eingeladen haben und uns ihr Institut vorstellen möchten. Herzlichen Dank dafür.

Lentzeallee
Hier hat das Institut für Landschaftsbau der Technischen Universität bis vor einigen Jahren ein landwirtschaftliches Versuchsgelände unterhalten, auf dem unter anderem auch Versuche zur genetischen Veränderung von Pflanzen gemacht wurden. Die TU hat dieses Gelände aber abgegeben, und inzwischen baut die Groth-Gruppe hier unter dem Motto “Leben in Schmargendorf” eine neue Wohnsiedlung mit hochwertigen Doppelhäusern, Reihenhäusern und Eigentumswohnungen nach englischem Muster.
Auf der gegenüberliegenden Seite im Bezirk Zehlendorf betreibt die Humboldt-Universität auf einem landwirtschaftlichen Versuchsgelände Gartenbauforschung.

Zoppoter Straße
Die Zoppoter Straße wurde 1891 benannt nach dem ehemals preußischen Badeort Zoppot an der Danziger Bucht. Seit 1945 gehört die Stadt zu Polen und heißt polnisch Sopot.

Lentze-Siedlung mit Gedenktafel für Adam Stegerwald, 9.12.2009, Foto: KHMM

Lentze-Siedlung mit Gedenktafel für Adam Stegerwald, 9.12.2009, Foto: KHMM

Lentze-Siedlung
Die Lentze-Siedlung wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg 1920/21 von Heinrich Schweitzer für die Mitarbeiter der Preußischen Oberfinanzdirektion erbaut. Architektonisch wurden mit Holzverkleidungen Anleihen beim Heimatstil genommen. Die zweigeschossigen Häuser umschließen einen großen Innenhof, in dem zu jeder Wohnung ein Garten gehört. Die eingeschossigen Küchentrakte liegen zum Hof und haben jeweils einen Zugang zu den Hausgärten, die ursprünglich für die Eigenversorgung von großer Bedeutung waren.
Diese Siedlung ist eine der ersten entsprechenden Anlagen des sozialen Wohnungsbaus der Weimarer Republik. Sie hatte Vorbildcharakter für den sozialen Wohnungsbau: Luft, Licht und Sonne für alle Bewohner und ein Garten für jede Familie hieß die Devise.
Bis vor ca. 15 Jahren wurde die Lentze-Siedlung vom Bezirksamt Wilmersdorf verwaltet und vermietet, dann an die Gesobau verkauft. Die Wohnungen waren und sind sehr beliebt, aber die Unterhaltung der sehr einfach und mit viel Holz gebauten Häuser ist sehr aufwendig. Die Gesobau hat die Siedlung 2004 an die IWG Wohnen GmbH, ein Wohnungsunternehmen in Stuttgart verkauft, was für Unruhe bei den Mietern gesorgt hat. Klagen von Mietern, die ein Vorkaufsrecht für ihre Wohnungen beanspruchen wollten, hatten aber keinen Erfolg.

Zoppoter Str. 62: Gedenktafel für Adam Stegerwald
Die Gedenktafel für Adam Stegerwald wurde am 3.12.1988 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
Hier lebte von 1921 bis 1934
ADAM STEGERWALD
14.12.1874 – 3.12.1945
Führender christlicher Gewerkschaftler, Zentrumspolitiker,
preußischer Minister und
Minister der Weimarer Republik
Adam Stegerwald lebte hier seit 1921. 1935 zog er an den Hohenzollerndamm, blieb also in unserem Bezirk, bis er 1944 in seinen Geburtsort Greußenheim zog. In seiner Wilmersdorfer Zeit war er Abgeordneter des Zentrums im Reichstag, seit 1925 Fraktionsvorsitzender, mehrfach preußischer Ministerpräsident, 1929-30 Verkehrsminister der Weimarer Republik und 1929-32 Reichsarbeitsminister im Kabinett Brüning.
Neben vielen anderen sozialen Belangen setzte er sich für die Beseitigung der städtischen Mietskasernen und für eine großzügige ländliche Siedlungsreform ein, wie sie hier in der Lentze-Siedlung verwirklicht wurde.
Während der Zeit des Nationalsozialismus lebte Stegerwald zurückgezogen als Privatmann in Schmargendorf. Die Adressbücher verzeichnen ihn als Reichsminister a. D. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er von der Gestapo in Greußenheim für 2 Monate verhaftet. Er starb Ende 1945 kurz nachdem er von den amerikanischen Besatzungsbehörden zum Regierungspräsidenten in Würzburg berufen worden war.

Borkumer Straße
Die Borkumer Straße wurde 1891 wie viele andere Straßen in diesem Siedlungsgebiet nach einem Badeort an der Nord- und Ostseeküste benannt. Borkum ist die westlichste der Ostfriesischen Inseln in der Nordsee. Sie gehört zu Niedersachsen und liegt vor der Mündung der Ems in die Nordsee.

Misdroyer Straße
Die Misdroyer Straße wurde ebenfalls 1891 benannt, und zwar nach einem Ostseebad auf der Insel Wollin. Heute ist Miedzyzdroje ein Stadtteil von Swinemünde in Polen.

Misdroyer Str. 39: Gemeindebüro
Hier befindet sich das Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Schmargendorf, zu der auch das Gemeindehaus und die Kita in der Kirchstraße 15/16, die Dorfkirche Schmargendorf an der Breite Straße 38a und der Friedhof Schmargendorf hinter der Dorfkirche gehören.

Kirchstraße
Die Kirchstraße wurde 1891 benannt nach der Dorfkirche Schmargendorf.

Dorfkirche Schmargendorf, 9.12.2009, Foto: KHMM

Dorfkirche Schmargendorf, 9.12.2009, Foto: KHMM

Breite Str. 38a: Dorfkirche Schmargendorf
Die Dorfkirche Schmargendorf, stammt aus dem 13./14. Jahrhundert und ist im frühgotischen Stil der alten Feldsteinkirchen gebaut. Die Kirche ist das älteste Gebäude im Bezirk und selbstverständlich ein Baudenkmal.
Allerdings sah die Kirche im Mittelalter nicht so aus wie heute. Sie wurde mehrfach umgebaut: 1831 wurde auf dem Giebel ein Dachturm aus Fachwerk aufgesetzt. 1895 wurde sie von dem Friedenauer Baumeister Heinrich Otto Hoffmann nicht besonders glücklich umgestaltet: Einige Fenster wurden vergrößert, der flachgedeckte Saalbau wurde durch ein Tonnengewölbe in einen unproportionierten Raum verwandelt. 1918 und 1937/38 wurde der frühere Zustand weitgehend wiederhergestellt. Noch heute hängen in dem kleinen Kirchturm zwei Glocken aus dem 14. Jahrhundert.
Die Kirche besitzt einen Abendmahlskelch aus Silber, vergoldet mit der Widmung EVWGB 1634 (Eva von Wilmersdorf geborene Below 1634). 1937 hatte man bei den Umbauarbeiten sieben Särge entdeckt, in denen auch die gravierten goldenen Trauringe des ehemaligen Gutsherrenehepaares Hans und Eva von Wilmersdorf gefunden worden waren. Sie sind inzwischen verloren gegangen – nur ein Foto existiert noch. Das Gestühl stammt aus dem 19. Jahrhundert. Früher hatte die Kirche keine Bänke. Man versammelt sich stehend und kniete zum Beten auf den Steinfußboden nieder.
Als am 1.11.1539 Joachim der Zweite zum Protestantismus übertrat, wurden auch die Schmargendorfer Bauern protestantisch (“Cuius regio, eius religio”). Zunächst war die Wilmerdorfer Pfarrei der Schmargendorfer untergeordnet. Der Wilmersdorfer Pfarrer betreute bis 1708 das Dorf Lietzow mit. Als er diese Pfarrei an Charlottenburg verlor, wurden Schmargendorf und Dahlem der Wilmersdorfer Pfarrei untergeordnet. Jahrelang wurde darüber gestritten, ob Schmargendorf als echte Tochtergemeinde oder als Gastgemeinde Wilmersdorfs anzusehen sei.
Seit den 1920er Jahren wurde die Kirche zu klein. Gottesdienste wurden in den Schulaulen der Carl-Orff-Schule und des damaligen Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums gehalten. Ende 1929 konnte die Kreuzkirche am Hohenzollerndamm eingeweiht werden. Erst 1960 wurde die evangelische Kirchengemeinde Schmargendorf in die beiden Gemeinden Alt-Schmargendorf und Kreuzkirche geteilt.
Auf dem Friedhof liegt unter anderem der frühere Dorfschulze von Schmargendorf, Peter Gottfried Salomo Schmidt (1781-1844). Das Grab wurde in den letzten Jahren mit Unterstützung des Heimatvereins Wilmersdorf restauriert.
Früher lag vor der Kirche zwischen Kirche und Breite Straße der Dorfteich. 1896 wurde hier ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I errichtet.
Pfarrer Christian Fischer kann heute leider nicht hier sein, weil er bei einer Veranstaltung von Brot-für-die-Welt verpflichtet ist, aber eine der Kirchenältesten der Gemeinde, Frau Mennicke, öffnet uns die Kirche und wird uns einiges über die Gemeinde sagen. Herzlichen Dank dafür.

Breite Straße, 9.12.2009, Foto: KHMM

Breite Straße, 9.12.2009, Foto: KHMM

Breite Straße
Die Straße erhielt ihren heutigen Namen 1904. Zuvor hieß sie Hauptstraße und davor Dorfstraße. Die Straße war die breiteste in Schmargendorf.
Durch die Neubebauung in den 60er Jahren wurde der dörfliche Charakter der Breite Straße zerstört. Die südliche Häuserzeile wurde abgerissen, der Dorfanger durch eine neue Straßenführung ersetzt. Am 10.5.1962 war Richtfest für die Bebauung der Südseite durch den Architekten Hans-Jürgen Heide. Entstanden sind 87 Wohnungen und drei flache Ladenpavillons. Im Oktober 1964 wurde die neu angelegte Straße dem Verkehr übergeben.

Breite Str. 35-36: Buchhandlung Starick
Die alteingesessene Schmargendorfer Buchhandlung Starick ist so etwas wie ein kulturelles Zentrum in Schmargendorf. Sie hat immer wieder gemeinsam mit unserer Adolf-Reichwein-Bibliothek im Rathaus Schmargendorf Lese-Veranstaltungen organisiert. Im letzten Jahr wurde sie mit dem Gütesiegel Leseförderung ausgezeichnet.

Nr. 13-14 (Ecke Cunostraße)
Dies war der Stammsitz der weitverzweigten Schmargendorfer Bauernfamilie Schmidt, bis es um 1900 zum heftigen Erbstreit kam. Im Ergebnis blieb der sogenannte “Eisen-Schmidt” hier ansässig.
Nr. 15
In den 1960ern wurde hier die Villa “Charlotte” zugunsten eines Apartementhauses abgerissen. Die Villa war von Johann Friedrich Balz gebaut worden, der bis 1909 Ortsvorsteher von Schmargendorf war.
Nr. 20
Hier ist noch ein alter Hof mit Stallgebäuden vorhanden, die heute von der “Remise” genutzt werden, einem Antiquitäten- und Second Hand-Handel
Nr. 21
hier befand sich bis 1998 das Bekleidungsgeschäft Wuhlert, das von den Töchtern des Gründers Albert Wuhlert geführt wurde. Albert Wuhlert hatte 1891 die Schmargendorfer Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Nr. 22
Bis vor einigen Jahren gab es hier die Bäckerei Wahl als alteingesessenen Betrieb, hervorgegangen aus der Bäckerei von Fritz Lenkersdorf. Danach hat das Café Mälzer als “erste rheinländische Bäckerei” eröffnet.
Nr. 23
Dies ist das letzte alte Bauernhaus in diesem Bereich. Es gehörte dem Milchpächter Franz Balz, die alten Stallungen sind erhalten und wurden um Garagengebäude ergänzt.
Nr. 24
Das Haus wurde erkennbar als Eckhaus angelegt. Hier sollte ursprünglich die Warnemünder Straße in Richtung Kolberger Platz durchgeführt werden. Die Eckkneipe war bis 1932 Stammlokal der Kommunisten, seit dem 30.1.1933 SA-Sturmlokal. Nach Zeitzeugenberichten verkehrten hier vorher und nachher überwiegend die gleichen Leute. 1945 hatte hier der sowjetische Ortskommandant von Schmargendorf, ein Georgier, seinen Sitz.

Warnemünder Straße
Die Warnemünder Straße wurde 1891 nach dem Ostseebad und Stadtteil von Rostock in Mecklenburg-Vorpommern benannt.
Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Warnemünder Straße zum Ausflugszentrum. Die westliche Seite war noch unbebaut. Hier begann der Grunewald, der durch ein Gatter vom Schmargendorfer Siedlungsgebiet getrennt wurde. Das Gatter verlief entlang der Warnemünder und Hundekehlestraße, das ist die Verlängerung der Breite Straße. Eingänge durch das Gatter gab es am Ende der Hundekehlestraße am Roseneck und hier am Ende der Warnemünder Straße am Platz am Wilden Eber. 1888 gab es hier schon vier Tanzlokale, die fast jeden Sonntag überfüllt waren. Bereits ein Jahr später hieß es in einer Zeitungsmeldung: “Die Schmargendorfer rüsten sich. Ein so unruhiges Leben wie in diesem Frühjahr hat unser einst so ruhiges Dörfchen noch nie gesehen. An allen Ecken und Ende wird gebaut. Es ist, als wenn in diesem Sommer ganz Berlin hier erwartet werde.” Sechs große Vergnügungsstätten gab es 1889 an der Warnemünder Straße, darunter das “Waldschloß”, “Forsthaus Schmargendorf” und der “Waldkater”.
1890 waren es 12 Gasthäuser und 1900 schließlich sogar 20. Damit allerdings war der Höhepunkt erreicht, und 1910 verweigerte der Schmargendorfer Amts- und Gemeindevorsteher neue Konzessionen für Gasthäuser, “weil der Ausflugsverkehr in Schmargendorf zurückgegangen sei und sich mehr in einen Durchgangsverkehr verwandelt habe. Für diesen würden die noch vorhandenen 5 Lokale ausreichen.”

Platz am Wilden Eber
An der Stelle des Platzes wurde 1885 das Gartenrestaurant “Zur Waldschänke” eröffnet. Eines Tages verirrte sich ein Keiler in den eingezäunten Biergarten und belästigte die Gäste. Der Wirt Albert Schmidt erlegte das Tier mit seiner Flinte und nannte seit dieser Zeit sein Restaurant “Zum Wilden Eber”. Nachdem dort ein Platz angelegt worden war, ließ der Gastwirt darauf ein Eber-Standbild aufstellen, und 1922 erhielt schließlich der Platz ganz offiziell den Namen “Platz am Wilden Eber”.

Streichelzoo am Seniorenheim Lentzeallee, 9.12.2009, Foto: KHMM

Streichelzoo am Seniorenheim Lentzeallee, 9.12.2009, Foto: KHMM

Lentzeallee 2-4: Seniorenheim
Am 1.1.1996 wurde vom Land Berlin und dem damaligen Bezirk Wilmersdorf die Wilmersdorfer Seniorenstiftung als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet, um die Trägerschaft der drei kommunalen Seniorenheime im Bezirk zu übernehmen. Sie verwaltet seither die Seniorenheime an der Koenigsallee in Grunewald, an der Hohensteiner Straße im Rheingauviertel und das 1977 gebaute Seniorenheim hier an der Lentzeallee in Schmargendorf.
Seit dem 1.7.2003 verwaltet die Wilmersdorfer Seniorenstiftung auch die vier Seniorenwohnhäuser des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf.
Der Leiter der Seniorenstiftung, Herr Prenzel, hat extra für uns ein Zelt aufstellen lassen, und er wird uns die Seniorenstiftung und das Seniorenheim vorstellen. Herzlichen Dank dafür! Außerdem ist Herr Scharmann vom Verein Leben mit Tieren e.V. bei uns. Er wird uns den Streichelzoo vorstellen, der hier seit einigen Jahren für die Bewohnerinnen und Bewohner des Heims betrieben wird. Leider ist dieser Streichelzoo permanent in Geldnöten, so dass wir für eine Spende dankbar wären.