86. Kiezspaziergang am 14.2.2009

Zu den Museen und Sammlungen am Schloss Charlottenburg

Begrüßung durch Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

Begrüßung durch Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
am Samstag, dem 14.2.2009, ab 14.00 Uhr
Treffpunkt: Im Rathaus Charlottenburg

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 86. Kiezspaziergang. Wir wollen uns heute einen Überblick verschaffen über die Museen am Schloss Charlottenburg. Unter der Bezeichnung “Museen und Sammlungen am Schloss Charlottenburg” haben sich vor kurzem insgesamt 11 Museen zusammengeschlossen und einen gemeinsamen Flyer herausgegeben, den Sie hier auch gleich mitnehmen können.
Dazu gehören das Museum Berggruen, die Sammlung Scharf-Gerstenberg, das Bröhan-Museum, das Schloss Charlottenburg, die Villa Oppenheim, das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, die Abguss-Sammlung antiker Plastik, die Gipsformerei, das Keramik-Museum Berlin, das Museum für Vor- und Frühgeschichte und die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Berlin.
Sie sehen: Die Museumslandschaft rund um das Schloss Charlottenburg ist vielfältig und attraktiv. Sie kann sich neben der Museumsinsel im Bezirk Mitte als zweites großes kulturelles Zentrum Berlins sehen lassen.
Wir werden heute nicht alle Museen besuchen können, und wir werden keines der Museen ausführlich besichtigen können, aber ich hoffe, dass ich Ihnen bei diesem Spaziergang ein wenig Lust machen kann auf das eine oder andere der Museen, damit Sie es bei Gelegenheit einmal selbst besuchen.
Wir beginnen unseren Kulturspaziergang hier im Rathaus Charlottenburg. Und wer von Ihnen schon lange nicht mehr im Rathaus war, der wird staunen, denn es ist neu renoviert, und mit den hellen Wänden wirkt es viel freundlicher und angenehmer als zuvor. Die Renovierung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Offizielle Eröffnung wird am 2. März sein.

Bevor ich Ihnen das Rathaus etwas näher vorstelle, will ich Ihnen aber wie gewohnt mitteilen, wo der Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang sein wird. Der März ist für uns in jedem Jahr der Frauenmonat, denn am 8. März ist der Weltfrauentag, und bei uns im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es über den ganzen Monat März verteilt ein großes Angebot an Veranstaltungen für Frauen und natürlich auch für Männer, die sich für entsprechende Themen interessieren. Auch zu diesen Veranstaltungen gibt es einen entsprechenden Flyer, den Sie hier mitnehmen können.
Unser Kiezspaziergang im März wird sich ebenfalls vor allem mit Frauen in unserem Bezirk beschäftigen, in diesem Jahr vor allem mit Else Lasker-Schüler, denn vor einigen Tagen am 11. Februar war ihr 140. Geburtstag. Treffpunkt des nächsten Kiezspaziergangs am 14. März, um 14.00 Uhr ist der Henriettenplatz am S-Bahnhof Halensee, und wir können dann gleich mit einer Frau beginnen, nämlich mit Louise Henriette von Oranien-Nassau, der Gemahlin des Großen Kurfürsten.
Vom Henriettenplatz werden wir zum Unternehmerinnen- und Gründerinnenzentrum Charlottenburg-Wilmersdorf an der Sigmaringer Straße 1 spazieren, wo Sie im Anschluss – wenn Sie wollen – noch die Messe besuchen können, die dort am gleichen Tag von unserer Gleichstellungsbeauftragten veranstaltet wird – von Frauen für alle: vielseitig, verbindend, vielversprechend – so lautet der Slogan diesmal.

Otto-Suhr-Allee 100: Rathaus Charlottenburg
Das Rathaus Charlottenburg wurde vor mehr als 100 Jahren am 20.5.1905 eröffnet, und an diesem Tag begann auch die 200-Jahr-Feier der Stadt Charlottenburg. Der Erweiterungsbau, in dem heute die Heinrich-Schulz-Bibliothek untergebracht ist, wurde 10 Jahre später von 1911 bis 1916 für die Sparkasse gebaut.
Der Turm ist 89 Meter hoch. Angeblich soll Kaiser Wilhelm II es abgelehnt haben, auf dem Weg zum Schloss Charlottenburg am neuen Rathaus vorbeizufahren, weil der Turm die Kuppel von Schloss Charlottenburg um einiges überragt. Er ist aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich.
Jeweils am Tag des offenen Denkmals wird nach vorheriger Anmeldung in meinem Büro ausnahmsweise der Zugang auf eigene Gefahr ermöglicht.
Ursprünglich wurde das Haus im gotischen Stil geplant, dann aber entschied man sich für den so genannten Sezessionsstil mit Jugendstilelementen. Neben vielen allegorischen Schmuck-Figuren an der Fassade und im Innenbereich gibt es auch eine Reihe von in Stein gehauenen und in Holz geschnitzten Sinnsprüchen. Fast alle vermitteln Arbeitsethos und den Kampf ums Dasein. Gleich hier über der Eingangstür können Sie zum Beispiel lesen: “Unablässige Arbeit überwindet alles.” Die meisten Bilder zeigen Arbeits- oder Kampfszenen – oft allegorische Darstellungen aus dem Tierreich, etwa Bienen, Eulen, Adler und Schlange oder Fuchs und Kaninchen.
Schwere Kriegsschäden entstanden in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs von 1943 bis 1945. Hans Günther leitete die Wiederherstellung von 1947 bis 1958. Von den Fest- und Sitzungssälen ist in ursprünglicher Gestalt nur der Magistratssitzungssaal, der heutige Minna-Cauer-Saal, erhalten.
Wenn wir jetzt über die Treppen in die dritte Etage steigen, dann begegnet uns in der zweiten Etage eine Büste von Kurt Schustehrus, dem Charlottenburger Oberbürgermeister von 1899 bis 1911. In seiner Zeit wurde nicht nur dieses Rathaus gebaut, sondern in seiner Zeit und der seines Vorgängers Hans Fritsche entstanden die wichtigsten kommunalen Einrichtungen, öffentlichen Verkehrsmittel, Straßenzüge, die meisten Wohnviertel, Kirchen und Schulen Charlottenburgs.
Im zweiten Obergeschoss befindet sich außerdem eine Gedächtnishalle für die Gefallenen der Weltkriege und die Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Vor meinem Büro in der zweiten Etage zeigen wir regelmäßig Ausstellungen. Nächste Woche am 20. Februar eröffnen wir hier eine Ausstellung mit Holzschnitten aus unserer österreichischen Partnerstadt Linz, die in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas ist.. Der Linzer Künstler Felix Dieckmann zeigt Holzschnitte zum Berliner Mauerfall und zu seiner Heimatstadt Linz. Die Ausstellung wird bis zum 24. März gezeigt.
Wer nicht Treppe steigen will, kann bis zur dritten Etage auch den kleinen Aufzug ein paar Meter rechts neben der Treppe benutzen.

Kuppeldecke im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

Kuppeldecke im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

In den letzten Monaten wurde der vordere Bereich mit den Foyers auf drei Etagen renoviert, und die Gestaltung der Decke hier in der dritten Etage geht auf einen Kiezspaziergang zurück. Ich hatte nämlich bei einer Besichtigung des Landgerichts am Tegeler Weg während eines Kiezspazierganges die dortige wunderschön bemalte Kuppeldecke gesehen und unseren Bauleuten so lange davon vorgeschwärmt, bis sie sich auch für unsere Decke etwas haben einfallen lassen. Es ist zwar nicht so bunt geworden wie im Landgericht, aber ich finde es sehr schön gelungen und gut passend zu unserem Rathaus.
Am 7.12.2005 wurden in der dritten Etage vor dem Festsaal zwei Gemälde enthüllt: Der Unternehmer Hans Wall schenkte dem Bezirk zum Jubiläum “300 Jahre Charlottenburg” das überlebensgroße Ölgemälde “Sophie Charlotte”, das Gabriela Ribow-Worresk für das Jubiläumsjahr gemalt hatte.
Gleichzeitig wurde in der Nachbarschaft von “Sophie Charlotte” das 2,00 × 1,50 m große Acrylgemälde “Bonjour Charlotte” enthüllt, das Uwe Müller-Fabian 1995 geschaffen hat und das dem Bezirk ebenfalls von einem Sponsor als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Es wurde noch nicht wieder aufgehängt.
Auf die preußische Königin Sophie Charlotte gehen die Gründung und der Name Charlottenburgs zurück. Sie wurde am 30.10.1668 geboren und starb schon mit 36 Jahren am 1.2.1705. Ihr Mann, König Friedrich I. hatte nach ihrem frühen Tod ihrem Schloss Lietzenburg den Namen Charlottenburg gegeben und am 5.4.1705 der kleinen Ansiedlung beim Schloss unter dem Namen Charlottenburg Stadtrechte verliehen. Sophie Charlotte ist also die Namensgeberin Charlottenburgs.
Wir gehen jetzt über den Richard-Wagner-Platz in die Schustehrusstraße bis zum ältesten Bürgerhaus Charlottenburgs Nr. 13, wo das Keramik Museum Berlin residiert, das erste Museum unseres heutigen Spaziergangs.

Keramik Museum Berlin, Schustehrusstraße 13, Foto: KHMM

Keramik Museum Berlin, Schustehrusstraße 13, Foto: KHMM

Schustehrusstr. 13: Keramik Museum Berlin
Dies ist das älteste erhaltene, bzw. rekonstruierte Wohnhaus Charlottenburgs. Friedrich I, der Stadtgründer Charlottenburgs, ließ von seinem Hofarchitekten Eosander von Göthe das Straßennetz anlegen, die Grundstücke parzellieren und ein Musterhaus entwerfen. Jeder Bauwillige musste nach diesem vorgegebenen Musterentwurf bauen, denn die entstehende Stadt sollte ein regelmäßiges Erscheinungsbild erhalten. Heute existieren nur noch zwei Beispiele dieser Musterhäuser: in der Haubachstr. 8 und hier. Dieses Haus wurde 1712 von Gottfried Berger gebaut, einem Goldschmied und Gelbknopfgießer, der als Handwerker beim Schlossbau beschäftigt war.
Nach vielen Besitzerwechseln und Umbauten wäre das Haus am 24. Dezember 1983 beinahe einem Abrissversuch zum Opfer gefallen. Nach dem illegalen Teilabriss aber wurde es mit alten Baumaterialien und in alter Handwerkstechnik rekonstruiert. Die Denkmalpflege sah hier die einmalige Möglichkeit, ein Haus zu retten, das uns bürgerliches Bauen demonstriert aus einer Zeit, aus der wir sonst in Berlin nur die erhaltenen Prachtbauten kennen.
Das Haus befindet sich in der Obhut des Heimatmuseums. Wir sind sehr froh, dass das Keramik-Museum-Berlin es angemietet und wieder öffentlich zugänglich gemacht hat. Ich bedanke mich dafür sehr herzlich beim Museumsleiter, Herrn Theis, den ich jetzt herzlich begrüße und bitte, sein Museum kurz vorzustellen.

Gierkeplatz
Gierkeplatz und Gierkezeile wurden 1950 benannt nach Anna von Gierke. Sie lebte von 1874 bis 1943 und war die Tochter des Juristen Otto von Gierke. Sie wurde von den Nationalsozialisten als “Halbjüdin” definiert und hatte als Leiterin eines Jugendheimes enge Kontakte zur Bekennenden Kirche.

Luisenkirche auf dem Gierkeplatz, Foto: KHMM

Luisenkirche auf dem Gierkeplatz, Foto: KHMM

Luisenkirche
“Neue Kirche auf’m Berg” nannte Eosander in seinem Plan von 1705 den Standort der Kirche auf dem früheren Kirchplatz, heute Gierkeplatz. Friedrich l. hatte sie als gemeinsame Kirche für die Reformierten und Lutheraner bestimmt.
Die barocke “Parochial-Kirche” mit ihrem kreuzförmigen Grundriss wurde nach den Plänen von Baumeister Gerlach unter der Leitung von Baumeister Böhme 1712-18 erbaut. 1826 baute Schinkel im Biedermeierstil den quadratischen, dreigeschossigen, mit breit verzierten Gurtgesimsen voneinander abgesetzten Turm an. Nach dem Umbau erhielt die Kirche den Namen der verstorbenen Königin Luise. Die Kirche erlitt 1943 schwerste Kriegsschäden. Von 1950 bis 1953 wurde das historische Erscheinungsbild des Baudenkmals von der Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt nach den Plänen von Gerlach restauriert. Die Fassadeninstandsetzung von 1976/77 knüpft an die üblichen warmgelben Farbtöne der barocken Erbauungszeit an.

Vor dem Gemeindehaus, Foto: KHMM

Vor dem Gemeindehaus, Foto: KHMM

Gierkeplatz 4: Gemeindehaus, Gedenktafel Dressel, Puppentheater Berlin
Am Gemeindehaus der Luisenkirche erinnert eine Gedenktafel an früheren Pfarrer und Charlottenburger Chronisten Dressel:
BERLINER GEDENKTAFEL
In dem Vorgängerbau dieses Hauses
lebte von 1778 bis 1824
der Charlottenburger Oberpfarrer
JOHANN CHRISTIAN
GOTTFRIED DRESSEL
22.9.1751-16.10.1824
Der aufgeklärte Prediger führte die
Reformpädagogik Pestalozzis ein, ordnete
die Schulverhältnisse neu und richtete eine
städtische Armenpflege ein.

Fast alles, was wir über die Frühzeit Charlottenburgs wissen, wissen wir von Dressel, der uns zwei ausführliche Chroniken hinterlassen hat, geschrieben 1813 und 1816.
Im Gemeindehaus der Luisenkirche spielt seit September des letzten Jahres auch das Puppentheater Berlin. Es wurde 1984 von Ulrich Treu als privat geführtes Puppentheater gegründet. Ulrich Treu ist Absolvent der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst. Nachdem das Puppentheater sein früheres Domizil an der Haubachstraße verlassen musste, stellte der Bezirk vorübergehend das Kommandantenhaus am Spandauer Damm 17 zur Verfügung. Da dort eine Erweiterung des Museums Berggruen geplant ist, musste das Puppentheater wieder umziehen, diesmal hierher an den Gierkeplatz.

Kaiser-Friedrich-Straße
Die Kaiser-Friedrich-Straße wurde 1892 benannt nach Friedrich III, Sohn Kaiser Wilhelms I, 1888 für 100 Tage Deutscher Kaiser. Sein Nachfolger war Wilhelm II.
Die Kaiser-Friedrich-Straße wurde erst am Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. Sie verläuft teilweise entlang dem früheren so genannten “Schwarzen Graben”. Das war ein morastiges Gelände, das den östlichen Teil der Charlottenburger Altstadt rund um die Luisenkirche vom westlichen Teil an der Schloßstraße trennte. Auch die heutige Kaiser-Friedrich-Straße wirkt wie eine Trennlinie, aber nicht mehr wegen dem Morast, sondern wegen dem starken Autoverkehr.

Baller-Wohnhaus an der Schustehrusstraße, Foto: KHMM

Baller-Wohnhaus an der Schustehrusstraße, Foto: KHMM

Schustehrusstraße Ecke Nithackstraße: Baller-Wohnhaus
Das moderne Wohnhaus mit den charakteristischen lindgrünen, verspielten Geländern baute der bekannte Architekt Hinrich Baller. Er hat hier in der Umgebung noch weitere architektonische Glanzlichter gesetzt: an der Stallstraße Ecke Nithackstraße, an der Schloßstraße 45-47 und vor allem die spektakuläre Sporthalle an der Schloßstraße 56.

Schustehrusstr. 43: Oppenheim-Schule
Die frühere Schlesien-Oberschule wurde 2004 umbenannt in Oppenheim-Oberschule. Damit soll an Margarethe und Otto Georg Oppenheim erinnert werden, deren Sommersitz sich von 1882 bis 1910 auf dem Grundstück befand, auf dem heute unter anderem die Schule steht. Sie wurde 1919-22 von Hans Winterstein unter Einbeziehung der Villa Oppenheim als Sophie-Charlotte-Schule erbaut.

Im Schustehrus-Park, Foto: KHMM

Im Schustehrus-Park, Foto: KHMM

Das Grundstück der Schule und der angrenzende Schustehruspark gehörten früher zur “Villa Oppenheim”. Die Stadt Charlottenburg erwarb 1911 das Gelände, um einen öffentlichen Park zu schaffen. Der Gartendirektor und Gartenarchitekt Erwin Barth legte 1914 die geometrische Parkanlage an.
Schloßstr. 55: Villa Oppenheim (15.00 – 15.20 Uhr)
Der Bankier Alexander Mendelssohn kaufte 1845 das riesige Anwesen, auf dem heute der Schustehruspark, die Oppenheim-Schule und die Villa Oppenheim untergebracht sind. Mendelssohn bebaute es mit der ‘Villa Sorgenfrei’ und einigen Nebengebäuden. Er war Besitzer des renommierten Berliner Privatbankhauses Mendelssohn Et Co. und gleichzeitig Ehrenbürger der Stadt Charlottenburg.
1888 übernahm sein Schwiegersohn Otto Georg Oppenheim das gesamte Anwesen, ließ die ‘Villa Sorgenfrei’ abreißen und baute an ihrer Stelle ein zweigeschossiges Haus, die heutige Villa Oppenheim. Auf dem 28.000 Quadratmeter großen Grundstück entstanden außerdem eine Kegelbahn, ein Tennisplatz, Gartensaal und Treibhäuser.
Nach dem Tod Otto Georg Oppenheims wurde 1910 dessen Sohn Hugo Oppenheim Besitzer des Anwesens. Der Multimillionär Hugo Oppenheim war Teilhaber des Berliner Privatbankhauses Robert Warschauer & Co. Er verkaufte den gesamten Grundstückskomplex 1911 für 1,5 Millionen Mark an die Stadt Charlottenburg. Denn die Villa Oppenheim war inzwischen durch die umliegende Mietshausbebauung ein Anachronismus geworden.
Das Grundstück war zwar riesig, aber es war umstellt von hohen Mietshäusern, aus deren oberen Stockwerken man auf die Gartenanlage herab sehen konnte. Damit war die Intimität des großbürgerlichen Wohnens verloren gegangen.
Die Einrichtung des öffentlichen Parks lag in der Verantwortung des Charlottenburger Stadtgartendirektors Erwin Barth, der zahlreiche Stadtplätze und Parks in Charlottenburg gestaltet hat. Er sah die Gartenkunst als eine soziale Aufgabe an. Hier sollten Ruheplätze, Gärten und Spielplätze für diejenigen entstehen, die nicht über eigenen Grund und Boden verfügten.

Villa Oppenheim
Die kriegsbeschädigte und zunächst nur notdürftig wiederhergestellte ‘Villa Oppenheim’ wurde 1986 restauriert. Seither wird sie für Ausstellungen genutzt und ist in der Berliner Kultur eine bekannte Adresse. Nach einer Renovierung wurde die Villa im April 2005 als Ausstellungshaus für Gegenwartskunst und Sitz unseres bezirklichen Kulturbüros wieder eröffnet. Ich freue mich, dass ihr Leiter, Mathias Niehoff, die Galerie heute extra für uns geöffnet hat und uns einiges zu ihren Aktivitäten erläutern wird.

Schloßstr. 56 Sporthalle
Zu den auffälligsten Gebäuden an der Schloßstraße gehört heute zweifellos die von Hinrich und Inken Baller entworfene, 1988 fertig gestellte Sporthalle auf dem Grundstück Schloßstraße 56. Die Architekten lösten die anfangs für unmöglich gehaltene Aufgabe, auf dem verhältnismäßig kleinen Grundstück eine Doppelturnhalle unterzubringen, indem sie die Hallen übereinander bauten, was besondere statische Probleme aufwarf, aber gelöst werden konnte. Auf diese Weise entstand in Stahlbetonweise im ersten Obergeschoss eine Halle in der Größe eines Handballfeldes und darüber eine weitere Halle, die olympischen Normen entspricht. Die mit der Verglasung der Geschosse erzielte Transparenz und die lebhafte Fassadengliederung mit Balkonen sowie Vor- und Rücksprüngen lassen die Funktion des Gebäudes zunächst nicht vermuten. Dies war auch die Absicht Hinrich Ballers, für den normale Turnhallen aussehen “wie für die Schweinezucht gebaut”.

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Naturwissenschaftliche Sammlungen und Abgusssammlung, Foto: KHMM

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Naturwissenschaftliche Sammlungen und Abgusssammlung, Foto: KHMM

Schloßstr. 69: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
Schloßstr. 69a: Naturwissenschaftliche Sammlungen Berlin
Schloßstr. 69b: Abgusssammlung Antiker Plastik
In dem 1987/88 von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte umgebauten Gebäudekomplex wurden das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf (das frühere Heimatmuseum des Bezirks, die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Berlin und die Abgusssammlung Antiker Plastik untergebracht.
Das 1987 als Heimatmuseum Charlottenburg gegründete Museum des Bezirks hat sich längst zu einer festen “Größe” in der Charlottenburg-Wilmersdorfer Kulturlandschaft entwickelt. Dazu haben wesentlich seine vielen Sonderaustellungen beigetragen; mehr als 100 hat das Haus mittlerweile präsentiert. Die Ausstellungen sind vor allem Themen aus der Regionalgeschichte gewidmet, beschäftigen sich aber auch mit der Berliner Kulturgeschichte allgemein. Seit November 2007 trägt das frühere Heimatmuseum den Namen Museum Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die jährlichen Oster- und Weihnachtsausstellungen werden stets von Tausenden von Berlinerinnen und Berlinern aus dem ganzen Stadtgebiet besucht. Ebenso gefragt ist aber auch die Sammlung des Hauses mit mittlerweile rund 20 000 historischen Fotos und Postkarten sowie zahlreichen Gegenständen aus dem Alltagsleben.
Eine Dependance des Museums befindet sich im Rathaus Charlottenburg unter dem Turm. Auch dort wird eine große Anzahl sehenswerter Fotos und Zeitungen bewahrt.
Der am 29.11.2006 gegründete Freundeskreis Schoeler-Schlösschen und Veranstaltungen im Schoeler-Schlösschen werden vom Museum Charlottenburg-Wilmersdorf betreut, und seit dem 9.9.2007 betreibt der vom Museum Charlottenburg-Wilmersdorf betreute Freundeskreis für das Charlottenburger Tor im Charlottenburger Tor ein Tor-Museum.
Am Sonntag, dem 1. März, um 11.00 Uhr eröffnen wir hier die Ausstellung “Ich lache Tränen, heule Heiterkeit” über Wolfgang Neuss. Die Ausstellung erinnert mit Leihgaben vieler Weggefährten, Freunde und Verwandter an einen der bekanntesten deutschen Kabarettisten und Schauspieler, der von 1923 bis 1989 gelebt hat. Sie wird bis zum 30. April gezeigt. Der Eintritt ist frei.

Neben dem Bezirksmuseum zeigen die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Berlin die naturgeschichtlichen Aspekte Berlins und seiner Umgebung. Das Museum ist ausschließlich zu Sonderausstellungen geöffnet. Zu den Beständen gehören unter anderem eine Sammlung zur Geologie des Berliner Raumes, sowie die “Gläserne Zelle”, ein sprechendes, räumliches Modell einer menschlichen Zelle im Maßstab 1:100.000 mit einer Höhe von 2,60 m, außerdem populäre hier präparierte Tiere des Zoologischen Gartens.
Daneben knüpft die Abgusssammlung Antiker Plastik an die 1695 gegründete und im Krieg zerstörte Abguss-Sammlung an. Sie galt als die weltgrößte Sammlung mit ca. 2.500 Abgüssen. Die heutige Sammlung umfasst rund 850 Objekte, vorrangig griechische und römische Skulpturen aller Kunstepochen. Die Sammlung arbeitet eng zusammen mit der Gipsformerei der Staatlichen Museen, die nur einige Meter von hier an der Sophie-Charlotten-Straße Ecke Spandauer Damm residiert und ebenfalls zu den Museen und Sammlungen am Schloss Charlottenburg gehört. Träger der Sammlung ist das Seminar für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin.

Sammlung Scharf-Gerstenberg, Foto: KHMM

Sammlung Scharf-Gerstenberg, Foto: KHMM

Schloßstr. 70: Sammlung Scharf-Gerstenberg und
Schloßstr. 1: Museum Berggruen
Die beiden Baudenkmale an der Schloßstraße Ecke Spandauer Damm wurden 1851-59 von Friedrich August Stüler nach Entwürfen Friedrich Wilhelms IV. als Offiziers-Kasernen der Gardes du Corps gegenüber dem Charlottenburger Schloss erbaut. Die beiden Kopfbauten über jeweils quadratischem Grundriss sind spiegelbildlich aufeinander bezogen mit der Schlossstraße als Spiegelachse. Nach erheblichen Kriegsbeschädigungen wurden sie in den 50er Jahren wiederhergestellt. Der westliche Bau wurde seit 1960 als Antikenmuseum genutzt. 1995 zog die Sammlung Berggruen ein, das heutige Museum Berggruen. Im östlichen Bau war von 1967 bis 2005 das Ägyptische Museum untergebracht. Nach einem Umbau wurde hier am 10.7.2008 die Sammlung Scharf-Gerstenberg. eröffnet. Ich freue mich sehr, dass Dr. Silke Krohn uns beide Einrichtungen, die sie betreut, vorstellen wird. Sie hat sich für uns Zeit genommen, obwohl sie nur eine halbe Stunde Pause während einer eigenen Veranstaltung hat. Vielen Dank dafür.
Die Sammlung zeigt unter dem Titel “Surreale Welten” hochkarätige Werke der Surrealisten und ihrer Vorläufer aus den Beständen der “Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg”. Das Spektrum der Künstler reicht von Piranesi, Goya und Redon bis zu Dalí, Magritte, Max Ernst und Dubuffet. Gemeinsam mit dem Museum Berggruen bildet die Sammlung ein Zentrum für die Kunst der klassischen Moderne. Die beiden Häuser zeigen exemplarisch die erfolgreiche Verbindung zwischen privatem Sammlertum und öffentlichen Institutionen.
In der Sammlung sind 300 Gemälde, Skulpturen und Graphiken aus der Geschichte der phantastischen Kunst zu sehen. Ausgangspunkt war die um 1910 entstandene Sammlung des Gründers und Generaldirektors der Victoria-Versicherung, Otto Gerstenberg (1848-1935). In seiner Villa in Berlin-Dahlem trug er eine der größten Gemälde- und Graphiksammlungen seiner Zeit zusammen. Die Sammlung wurde von seinen Enkeln Walther Scharf (1923-1996) und Dieter Scharf (1926-2001) weitergeführt. Der Chemiker Dieter Scharf übernahm 1961 die graphischen Zyklen von Goya, Manet und Méryon als Grundstock seiner eigenen Sammlung, mit der er sich auf dem Phantastische und Surreale konzentrierte.
Im Museum Berggruen ist eine der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen mit Werken der Klassischen Moderne untergebracht. Sie wurde 1995 von Heinz Berggruen, ehemaliger Kunsthändler und Sammler in Paris, per Vertrag seiner Vaterstadt Berlin als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und am 6. September 1996 im westlichen der beiden Stülerbauten gegenüber Schloss Charlottenburg unter dem Titel “Picasso und seine Zeit – die Sammlung Berggruen” eröffnet, später in “Museum Berggruen” umbenannt. Am 21. Dezember 2000 ging die Sammlung quasi qua Schenkung in den Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. Picasso ist mit 80 Exponaten vertreten, den zweiten Schwerpunkt bilden Arbeiten von Paul Klee.
Heinz Berggruen starb am 23.2.2007 in Paris. Er wurde in Berlin auf dem Dahlemer Waldfriedhof beerdigt.
Die Erben von Heinz Berggruen, darunter Sohn Nicolas Berggruen, wollen das Museum um fünfzig Werke der Klassischen Moderne zu erweitern, darunter Picasso, Matisse, Klee und Cézanne. Vorgesehen für die Erweiterung ist das benachbarte Kommandantenhaus.

Bröhan-Museum, Foto: KHMM

Bröhan-Museum, Foto: KHMM

Schloßstr. 1a: Bröhan-Museum
Dieses Gebäude ist ein Baudenkmal. Es wurde 1892/93 als Mannschaftsgebäude und Offizierswohnhaus der Gardes-du-Corps errichtet. 1929 wurde es von Alfred Richter für ein Polizei-Institut umgebaut. Die Nationalsozialisten richteten hier die SS-Führerschule ihrer Sicherheitspolizei ein.
Seit 1983 beherbergt dieses Haus das Bröhan-Museum, das aus der Privatsammlung Karl H. Bröhans hervorgegangen ist. Ich freue mich sehr, dass die Museumsdirektorin Dr. Ingeborg Becker, uns ihr Museum persönlich vorstellt. Wer es im Anschluss noch genauer besichtigen will, der kann dies zum ermäßigten Eintrittspreis tun.