Nr. 116-117 Blissestift
Das Blissestift wurde 1911 als Waisenhaus eröffnet, erbaut aus einer 3-Millionen-Stiftung der Wilmersdorfer Bauernfamilie Blisse. Heute ist es in der Verwaltung des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier ist jetzt die Hortbetreuung für die Comenius-Schule durch den freien Träger Grobi e.V. und eine Betreuungseinrichtung für Autisten untergebracht.
Uhlandstraße
Die 5m hohe Stahlbetonsäule mit farbenfrohen Keramikscheiben wurde 1968 von Susanne Riée geschaffen und heißt “Das Ding”.
Sportplätze (ehemaliger Wilmersdorfer See)
Da wo sich heute die Sportplätze im Verlauf des Volkspark Wilmersdorf befinden, lag bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts der Wilmersdorfer See. Er wurde nach dem ersten Weltkrieg wegen Verlandung und Verschmutzung zugeschüttet.
1879 kaufte der Bauernsohn Otto Schramm am Wilmersdorfer See Land, machte eine Badeanstalt auf und eröffnete ein Restaurant, das sich schnell vom Kaffeegarten zum riesigen Tanzpalast mit großem Biergarten entwickelte. Besonders bei verarmten Adeligen beliebt waren die Töchter der Wilmersdorfer “Millionenbauern”.
Der Schriftsteller Hanns Fechner hat den Tanzsaal am Seebad beschrieben:
“Einer von Schramms Söhnen hatte einen mächtigen Tanzsaal erbaut, wohin die tanzlustigen jungen Berliner gern pilgerten, um mit den Dorfschönen ein Tänzchen zu wagen. Auch manch eine junge Berlinerin zeigte sich wie elektrisiert, wenn es hieß: ‘Karlineken, wat meenste, morjen jehn wa bei Schramm, een danzen.’
Viel, viel Geld, ein Millionensegen hatte sich über die Großbauern während der Gründerjahre dieser Zeit ergossen. Die Bauern hatten ihre sonst so wertvollen Felder an die Eisenbahnverwaltung verkauft, die sie für die Ringbahn brauchte, und an Spekulanten, die eine schnelle Entwicklung der Stadt Berlin und ihrer Vororte erhofften. Selbst der Pfarrer, der das Kirchlein betreute, durfte jetzt über sehr reiche Jahreseinkünfte verfügen, weil auch überschüssiges Kirchenland verkauft werden konnte. Fast über Nacht waren diese Bauern zu Leuten geworden, die nicht wußten, wo sie mit dem vielen Gelde hinsollten…
An den Sonntagen sah man die Dorfschönen … in die schwersten seidenen Stoffe gekleidet, mit kostbarem Schmuck behangen, sich bei Schramms oder Herzsprungs im Tanze drehen. Manch eine Millionenbauerntochter wurde von dort frisch weggeheiratet.”
Schrammstraße: Schrammgaragen
An der Stelle des Seebades Schramm wurde 1925-28 der Schrammblock gebaut, eine der ersten Wohnanlagen mit Tiefgarage. Der Schrammblock befindet sich zwischen der Straße Am Volkspark und der Hildegardstraße.
Hildegardstraße
Die Hildegardstraße wurde 1895 benannt, zuvor hieß sie Seestraße. Für den Namen gibt es zwei Erklärungen: Hildegard Schramm war die Tochter des Grundbesitzers Otto Schramm, über dessen Gelände die Straße führte. Die Theologin, Schriftstellerin und Komponistin Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179 und war Äbtissin des von ihr gegründeten Benediktinerinnen-Klosters auf dem Rupertsberg bei Bingen. Von katholischen Gläubigen wird Hildegard von Bingen als Heilige verehrt. Deshalb ist es durchaus möglich, dass Hildegard Schramm ihren Vornamen Hildegard von Bingen zu verdanken hat. Dann stimmen beide Erklärungen.
Koblenzer Straße
Die Straße wurde 1892 nach der rheinland-pfälzischen Stadt benannt.
Nr. 3 Adventhaus
Das Adventhaus wurde 1925-27 von dem Architekten Jakob als Stahlbetonbau errichtet und am 22.1.1927 als Kirchengebäude der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten mit 1200 Plätzen eingeweiht. Darin befindet sich auch die Verwaltung der zahlreichen Berliner Adventgemeinden, der Sitz des Advent-Wohlfahrtswerkes Berlin und weitere Einrichtungen.
Nr.24 Birger-Forell-Grundschule
Das Schulgebäude wurde 1911 von Otto Herrnring und Philipp Nitze als 4. Wilmersdorfer Gemeindeschule erbaut. Es zeigt Anklänge an die niederländische Renaissance. 1963 wurde die Schule nach Birger Forell benannt, dem Pfarrer der Schwedischen Kirche, der sich für Verfolgte, Kriegsgefangene und Flüchtlinge einsetzte.
Detmolder Straße
Die Straße wurde 1911 nach der nordrhein-westfälischen Kreisstadt benannt. Davor hieß sie Ringbahnstraße.
Nr.17/18 Vater-Unser-Kirche
Die Vater-Unser-Kirche wurde 1959-1961 von Werner March errichtet, dem Architekten des Olympiastadions. Die Kirche ist ein verklinkerter Zentralbau mit einem freistehenden Turm an der Blissestraße. Sie wurde am 18.3.1961 eingeweiht. Das Gemeindehaus zwischen Kirchenbau und Turm stammt von 1912.
Blissestraße
Wenn wir jetzt unter dem Stadtring und dem S-Bahn-Ring hindurchgehen, verlassen wir die Wilmersdorfer Innenstadt und kommen in das Rheingau-Viertel, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Orten benannt sind.
Spessartstraße
Die Spessartstraße wurde 1909 nach dem deutschen Mittelgebirge benannt.
Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 von dem Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Georg Haberland, als “Gartenterrassenstadt Wilmersdorf” geplant. Mit dem Bau der Häuser wurde in den Jahren bis 1915 begonnen. Nach dem Ersten Weltkrieg in den 20er Jahren wurde die Siedlung erweitert. Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen. Wie man hier in der Spessartstraße schön sehen kann, haben alle Wohnhäuser grüne Vorgärten, die zur Straße hin abfallen. Deshalb wurde die Siedlung “Gartenterrassenstadt” genannt.
Seit 1866 galt innerhalb des S-Bahn-Ringes der sogenannte Hobrecht-Plan, nachdem die dicht bebaute Berliner Innenstadt entstand. Für die fünfstöckigen Mietshäuser galt lediglich die Regel, dass in den Innenhöfen eine Feuerspritze wenden können musste. Entsprechend eng wurde oft gebaut. Um 1900 wurde diese Bebauung heftig wegen der gesundheitsgefährdenden Verhältnisse mit wenig Licht und Durchlüftung kritisiert. Man sprach von der Mietskasernenstadt. Alternativen außerhalb des S-Bahn-Ringes gab es zunächst nur für die Reichen in Form von Landhaus- und Villensiedlungen wie Lichterfelde oder Westend.
Hier, direkt am S-Bahn-Ring ließ Georg Haberland nun erstmals eine Groß-Siedlung entstehen, deren Mietwohnungen in Luft und Sonne auch für Menschen aus der Mittelschicht erreichbar waren. Diese “Gartenterrassenstadt Wilmersdorf” wurde zum Vorbild für viele ähnliche Siedlungen der 20er Jahre.