Bahnhof Messe Süd (Eichkamp)
Der Bahnhof Eichkamp wurde 1927-30 von Richard Brademann gebaut. Das Empfangsgebäude ist ein mit roten Klinkern verblendeter Mauerwerkbau im Stil der neuen Sachlichkeit mit expressionistischen Elementen. 1935 wurde die Anlage im Zusammenhang mit dem Bau der in unmittelbarer Nachbarschaft errichteten Deutschlandhalle von Fritz Hane und Hugo Röttcher erweitert. Und bis 1946 trug der Bahnhof jetzt auch den Namen “Deutschlandhalle”. Der Bahnhof ist Teil der ehemaligen Vorortbahn nach Spandau.
Diese gesamte Bahn steht einschließlich Brücken und Bahnhöfen unter Denkmalschutz. Von 1980 bis 1998 war der S-Bahn-Verkehr auf dieser Strecke eingestellt. Seit sieben Jahren verkehren hier die Züge der Linie S5 Spandau/Strausberg Nord und S75 Spandau/Wartenberg. Im Juni 2002 wurde der Bahnhof umbenannt in “Messe Süd”, was bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht auf Begeisterung stieß.
Siedlung Eichkamp
Die Siedlung Eichkamp werden wir heute nicht besichtigen, und wie Sie an der Umbenennung erkennen können, ist der Bahnhof heute wichtiger für die Anbindung des Messegeländes als für die Erschließung der Siedlung Eichkamp. Dennoch will ich Ihnen einige Informationen zu der Siedlung geben, die hier unmittelbar an der Südseite der Waldschulallee beginnt.
Sie wurde nach dem Ersten Weltkrieg von 1918 bis 1929 von Max und Bruno Taut, Martin Wagner, Franz Hoffmann und anderen unmittelbar neben der AVUS angelegt und war als preisgünstiger Wohnraum für Angestellte und Beamte konzipiert. Benannt wurde sie nach der Revierförsterei Eichkamp im Forst Grunewald. Ludwig Marcuse sprach von “…einem lichten Berliner Dörfchen mit kindlich-schlichten Straßen und Häuschen…” Bei der Bildung von Groß-Berlin 1920 kam die Siedlung zum Bezirk Wilmersdorf. 1938 wurde sie bei einer Gebietsreform mit relativ geringfügigen Korrekturen dem Bezirk Charlottenburg zugeschlagen. Prominente Bewohner waren unter anderem Arnold Zweig, Ludwig Marcuse, Elisabeth Langgässer, Horst Krüger, Max Taut und die Erfinderin der Curry-Wurst, Herta Heuwer.
Messegelände
Vor allem die Automobilindustrie verlangte ein großes Messegelände und schlug vor, dieses unmittelbar im Anschluss an die seit 1913 gebaute AVUS anzulegen. Der “Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller” sicherte sich am heutigen Standort des Zentralen Omnibusbahnhofs nahe Kaiserdamm ein Gelände, auf dem er 1914 eine riesige Ausstellungshalle von 240 Meter Länge und 74 Meter Breite bauen ließ. In den Kriegsjahren wurde sie allerdings zunächst nicht genutzt.
Aber bald nach dem Ersten Weltkrieg, 1921, präsentierte die Automobilindustrie ihre erste Ausstellung in “Halle l”. Die Existenz dieser Halle und des freien Geländes in ihrer Nachbarschaft gab schließlich den Ausschlag dafür, dass die Wahl für den Ausbau des Berliner Ausstellungsgeländes auf Charlottenburg fiel.
Auf Anregung der Berliner Wirtschaft veranlasste Oberbürgermeister Böß 1923 die Gründung der gemeinnützigen Berliner Messe- und Ausstellungsgesellschaft” mit dem Zusatz “Berliner Messe-Amt”, wie es bereits 1924 hieß.
Noch im gleichen Jahr entstanden zwei neue Ausstellungshallen, die “Automobilhalle II” auf dem genannten Gelände und südlich davon am Messedamm die “Halle der deutschen Funkindustrie”, in der gleich nach ihrer Fertigstellung im Dezember 1924 die erste “Große Deutsche Funk-Ausstellung” durchgeführt wurde. Die Halle baute man ganz aus Holz, um Störungen des Sende- und Empfangsbetriebs zu vermeiden.
Daneben entstand nach den Plänen des Architekten Heinrich Straumer das 138 Meter hohe Stahlskelett des Funkturms, der am 3. September 1926 zur dritten Großen Deutschen Funkausstellung eröffnet wurde. Die 400 Tonnen schwere Stahlrahmenkonstruktion enthält in 55 m Höhe ein zweigeschossiges Restaurant und in 125 m Höhe eine Aussichtsplattform. Der “Lange Lulatsch” ist ein Wahrzeichen des Messegeländes und ganz Berlins. Als Sendemast wird er heute nur noch für den Polizeifunk genutzt.
1926 fand in den Hallen am Kaiserdamm erstmals die Grüne Woche statt, 1929 und 1930 wurden zwei weitere Hallen von Martin Wagner und Hans Poelzig gebaut. 1935 vernichtete ein Brand die hölzerne Funkhalle. Im gleichen Jahr eröffnete man weiter südlich die Deutschlandhalle, die als Sporthalle und Veranstaltungsstätte das Messegelände ergänzen sollte. Von den Nationalsozialisten wurde sie für Massenveranstaltungen genutzt.
Richard Ermisch baute an der heutigen Masurenallee die monumentale 32 Meter hohe Ehrenhalle, die 1937 fertig wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Messehallen stark beschädigt. Die beiden Automobilhallen nördlich der Neuen Kantstraße und Masurenallee wurden später abgetragen und machten Platz für die Stadtautobahn und den Zentralen Busbahnhof.
Schon 1945 begann der Wiederaufbau der Hallen südlich der Masurenallee, und 1948 fand erstmals wieder eine Grüne Woche statt. Zur Ersten Deutschen Industrieausstellung im Oktober 1950 wurden bereits neue Hallen fertig gestellt. Aber erst 1957 hatte man wieder die gleiche Ausstellungsfläche wie in der Vorkriegszeit erreicht. 2003 wurde das Areal durch den Haupteingang Süd ergänzt.
Die in Charlottenburg ansässige Messe Berlin GmbH, wie sie heute heißt, gilt als Berlins größter Initiator von Geschäftsreisen. Sie stellt einen Konzern dar, der zu den zwölf umsatzstärksten Messegesellschaften der Welt zählt.
Die Messe Berlin organisiert und veranstaltet regionale, nationale und internationale Messen, Ausstellungen, Kongresse und sonstige Ereignisse, die mehr als zwei Millionen Menschen im Jahr nach Berlin bringen.
Die Veranstaltungen der Messe sind ein wichtiger Bestandteil der Funktion Berlins als Kommunikations- und Handelszentrum.