241. Kiezspaziergang: Vom Sophie-Charlotte-Platz bis zum Käthe-Kollwitz-Museum

241. Kiezspaziergang - Sophie-Charlotte-Platz

Sophie-Charlotte-Platz

Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserem 241. Kiezspaziergang. Der Kiezspaziergang im März steht wie immer im Zeichen von Frauen, die unseren Bezirk prägen oder geprägt haben.
Heute möchten wir uns bedeutenden Frauen im Klausenerplatz-Kiez widmen. Wie die meisten von Ihnen schon wissen: Ich bin Kirstin Bauch, die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf.

Sophie-Charlotte-Platz

Wir befinden uns hier an einem Platz, dessen Namensgeberin auch Patin für unseren Bezirk ist:

Die Namensgeberin dieses Platzes und unseres Schlosses war Sophie Charlotte, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Kurfürstin von Brandenburg und Königin in Preußen. Sie wurde als einzige Tochter des Herzogs und späteren Kurfürsten Ernst August von Hannover und Sophie von der Pfalz am 30. Oktober 1668 in Iburg (heute Bad Iburg) geboren. Sie war aber nicht nur Landesherrin, sondern auch eine begabte Musikerin und Komponistin.

Als einziges Kind ihrer Mitter wuchs Sophie Charlotte behütet auf und wurde schon frühzeitig gefördert. Sie erhielt eine ausgezeichnete Ausbildung, Unterricht in der französischen, englischen, italienischen und ein wenig in der lateinischen Sprache. Sie reiste nach Frankreich, in die Niederlande und nach Brüssel. Überall wurde sie als mögliche Ehefrau an den europäischen Fürstenhöfen präsentiert. Sophie Charlotte erregte Aufsehen mit ihren gegen die Mode ungepuderten schwarzen Locken und ihren tiefblauen Augen. Die enge Beziehung zwischen Mutter und Tochter blieb ein Leben lang bestehen und hatte großen Einfluss auf das Verhalten der späteren Königin.

Kurprinz Friedrich, der spätere König Friedrich I. heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau, Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel, die schöne, knapp sechzehnjährige Sophie Charlotte.
Am 28. September 1684 fand die Hochzeit in Herrenhausen mit dem brandenburgischen Kurprinzen statt, am 14. November 1684 der feierliche Einzug in Berlin.
Am 6. Oktober 1685 brachte sie ihren ersten Sohn auf die Welt, der auf den Namen Friedrich August getauft wurde, jedoch schon wenige Monate später starb. Nach einer Fehlgeburt 1687 kam am 15. August 1688 Kurprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm I. zur Welt.
Nachdem Sophie Charlotte ihrem Gemahl den Wunsch vorgetragen hatte, ein eigenes Schloss als Sommerhaus zu besitzen, schenkte er ihr 1690 das Schloss „Caputh“ bei Potsdam, das bis 1689 Sommersitz der Kurfürstin Dorothea gewesen war. 1695 tauschte die Kurfürstin „Caputh“ gegen das näher an Berlin gelegene Lützow ein und ließ dort durch den Architekten Johann Arnold Nering den ersten kleinen Bau errichten, dem sie den Namen “Lietzenburg” gab.
Ihre Wohnräume richtete Sophie Charlotte im Erdgeschoss an der Gartenseite ein. Sie ließ sich 1695 von ihrer Cousine Elisabeth Charlotte (“Liselotte von der Pfalz”) einen französischen Gärtner empfehlen. Im Sommer 1697 wurde mit der Anlage des Gartens in Lietzenburg begonnen. Von Anfang März bis Mitte November lebte Sophie Charlotte hier, allerdings meist auf einer Baustelle, denn der erste Bau wurde erst 1699 fertig. 1702 begannen die Erweiterungen des Schlosses.
Sophie Charlotte verstarb allerdings bereits am 1. Februar 1705 nach kurzer Krankheit in Hannover. Ihr Leichnam wurde seziert und einbalsamiert öffentlich ausgestellt und am 9. März 1705 auf Befehl Friedrich I. nach Berlin gebracht. Ihre Musikaliensammlung schenkte ihr Sohn, Friedrich Wilhelm I. der königlichen Bibliothek. Ihre Grabstätte befindet sich im Berliner Dom. Das Schloss Lietzenburg erhielt zu ihrem Gedenken den Namen Charlottenburg.

Wir gehen jetzt ein Stück weiter bis zum Kläre-Bloch-Platz:

241. Kiezspaziergang - Kläre-Bloch-Platz

Kläre-Bloch-Platz

Kläre-Bloch-Platz

Kläre Bloch wurde 1908 in Charlottenburg geboren und wuchs als Klara Begall in den Berliner Vororten Schmargendorf und Halensee auf. Ihr Vater betrieb einen Kleinbetrieb als Kraftdroschkenkutscher. Nach dem Abschluss der Handelsschule machte sie eine Ausbildung als Kontoristin. 1930 erwarb sie die Fahrerlaubnis für Kraftfahrzeuge und fuhr die Kraftdroschke ihres Vaters. Sie wurde dadurch eine der ersten Taxifahrerinnen in Berlin.
1938 zog sie in eine Wohnung im Charlottenburger Klausenerplatz-Kiez. Ab 1943 verbarg sie in ihrer Wohnung im Horstweg 28 Juden und Widerständler, die von den Nazis verfolgt wurden, unter anderem den Kommunisten Erich Bloch. Bloch hatte sie bereits 1931 im Romanischen Café kennengelernt. Die Beiden heirateten später und Klara nahm seinen Namen an. Andere Verfolgte, die im Untergrund lebten, versorgte sie mit Lebensmittelkarten. Sie alle überlebten durch ihren Mut und ihr Engagement.
Kläre Bloch starb Anfang November 1988 im Alter von 80 Jahren in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Westend. Sie ruht dort an der Seite ihres 1965 verstorbenen Gatten Erich Bloch. Der Platz wurde am 3. September 2004 auf Initiative des Kiezbündnisses Klausenerplatz und der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf nach Kläre Bloch benannt.

Nun laufen wir rechts in die Nehringstraße hinein bis zur Ingeborg-Bachmann-Bibliothek.

Ingeborg-Bachmann-Bibliothek - Außenansicht

Ingeborg-Bachmann-Bibliothek

Ingeborg-Bachmann-Bibliothek

Die Ingeborg-Bachmann-Bibliothek ist eine von sieben Bibliotheken in Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Bibliothek bietet in ihrem Kinder- und Jugendbereich Romane, Bilderbücher, Sachliteratur, Hörbücher, Zeitschriften und DVDs.

Die Stadtteilbibliothek wurde 1908 gegründet und ist damit die älteste noch bestehende Stadtteilbibliothek in Charlottenburg. Sie war zu jener Zeit eine der seltenen Freihandbibliotheken, die Leser konnten sich ihre Literatur selbst am Regal auswählen.
1986 zog die Bibliothek aus ihrem ehemaligen Standort in der Danckelmannstraße 48/49 (Badehaus) in einen Neubau in der Nehringstraße 10. Am 16. Dezember 2008 wurde die Stadtteilbibliothek West feierlich nach der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann benannt.

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Sie war die Tochter einer Lehrerin und studierte ab 1945 Philosophie, Germanistik und Psychologie in Innsbruck, Graz und Wien und promoviert 1950. Sie wurde Redakteurin des Senders Rot-Weiß-Rot und hielt 1952 ihre erste Lesung. In Italien arbeitete sie als freie Schriftstellerin von 1953 bis 1957. In den Jahren von 1957-58 war sie beim Bayerischen Fernsehen als Dramaturgin tätig und lebte bis 1962 in Rom und Zürich. 1963 zog sie nach Berlin, wo sie zwei Jahre lebte. Anschließend zog es sie wieder nach Rom. Sie reiste viel und besuchte unter anderem Ägypten und den Sudan. Zu ihren bekanntesten Werken zählen „Der gute Gott von Manhattan“ und „Malina“. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Am 26. September 1973 starb Ingeborg Bachmann infolge schwerer Verbrennungen in Rom. Bachmann gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr zu Ehren wird seit 1977 jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen.

Wir werden jetzt weiter bis zur Kreuzung Nehringstraße/Seelingstraße und biegen dort links ab und treffen uns an der Ecke zur Danckelmannstraße.

241. Kiezspaziergang - Frauenladen Danckelmannstraße

Frauenladen Danckelmannstraße

Erster Frauenladen an der Danckelmannstraße 13 (FFBIZ)

Die Danckelmannstraße 13 [das rosarote Gebäude] war der erste Sitz des Frauenforschungs-, Bildungs- und Informationszentrums. Es wurde 1979 im Frauenzentrum an der Stresemannstraße als Arbeitsgruppe gegründet und fand 1980 in der Danckelmannstraße 13 seinen ersten festen Sitz. Zur Eröffnung kamen seinerzeit 500 Frauen, was die Bedeutung des Zentrums in frauenbewegten Zeiten unterstreicht. 1986 zog das FFBIZ dann in die Danckelmannstraße 47, in das ehemalige Ledigenheim. In der Danckelmannstraße 15 gab es bis Anfang der 90er-Jahre auch noch eine FFBIZ-Galerie. Das FFBIZ war mit seinen zahlreichen Aktionen, Festen, Nachbarschaftsinitiativen fest im Kiez verankert. Ab 1995 änderte sich der Schwerpunkt des FFBIZ weg von einem Frauen- und Bildungszentrum zu einem Archiv mit Bibliothek, welches die Geschichte der Frauenbewegung sammelt und archiviert. 2003 hat das FFBIZ Charlottenburg verlassen und zog in die ehemaligen Schlachthöfe an der Eldenaer Straße in Pankow, wo auch das Archiv Grünes Gedächtnis untergebracht ist.

Nun gehen wir die Seelingstraße weiter hinunter und biegen dann nach rechts in die Sophie-Charlotte-Straße. Dort treffen wir uns vor dem Haus 23a.

Gedenktafel für Margarethe von Witzleben, 22.9.2010, Foto: KHMM

Gedenktafel aus schwarzem Granit befindet sich am Witzleben-Haus Sophie-Charlotten-Straße 23a

Margarethe von Witzleben/Sophie-Charlotten-Straße 23a

1937 erhielt das Haus Sophie-Charlotten-Str. 23a, dass der Reichsverband der Schwerhörigen 1932 gekauft hatte, den Namen “Margarethe-von-Witzleben-Haus”. Es ist bis heute der Sitz des Schwerhörigen-Vereins Berlin e.V.
Margarethe von Witzleben wurde am 22. Februar 1853 in Dresden als Tochter eines adligen Rittergutsbesitzers geboren. Ihr Großvater war August von Witzleben, ihr Vater der preußische Kammerherr Hermann von Witzleben (1816–1890). Margarethe verbrachte eine glückliche und unbeschwerte Kindheit.
Nach und nach bemerkte Margarethe von Witzleben, dass sie die Kirchenglocken immer leiser hörte. Mit nur 13 Jahren wurde ihr eine Abnahme des Hörvermögens diagnostiziert. Damit kam sie zur damaligen Zeit als Ehefrau für standesgemäße Männer nicht mehr in Frage. Ihre Eltern suchten Hilfe bei einem Pfarrer und dem berühmten Ohrenarzt Anton Friedrich von Tröltsch. Der Pfarrer sagte ihr, dass dies wohl Gottes Wille wäre. Da Margarethe Gott nicht als bösartig sah, schloss sie daraus, dass er etwas Besonderes mit ihr vorhabe und sie durch ihr Schicksal anderen Menschen helfen könnte. Sie sah ihre Schwerhörigkeit wie einen göttlichen Auftrag an. So fing sie an beim Kindergottesdienst zu helfen, in der Bibliothek zu arbeiten und die Sonntagsschule im Jungfrauenverein zu unterstützen und in einem Frauenverein half sie bei der Leitung eines Erholungsheims für Arbeiterinnen. 1894 beteiligte sie sich beim Aufbau einer Haushaltsschule für junge Frauen. Margarethe beschäftigte sich auch mit der Frage, wie man mit wenig Geld schmackhafte Mahlzeiten zubereiten konnte und veröffentlichte zu diesem Thema 1898 einen „Leitfaden der Haushaltslehre“. Durch ihre fortschreitende Schwerhörigkeit musste sie aufhören zu lehren und setzte sich schließlich für schwerhörige und ertaubte Menschen ein.
1901 gründete sie die erste Schwerhörigen-Selbsthilfe-Bewegung der Welt. In ihrer Wohnung in der Berliner Tieckestraße 17 redeten die Betroffenen über ihr Schicksal und Margarete fiel auf, dass viele Schwerhörige arbeitslos waren und sich in finanziellen Not befanden. Sie wurden vom kulturellen Leben ausgeschlossen. Margarethe von Witzleben unternahm viele Versuche, Arbeit für Schwerhörige zu beschaffen, engagierte sich für Bildung und Weiterbildung. Gemeinsam mit dem Berliner Ohrenarzt und Schuldeputierten Arthur Hartmann setzte sie sich für die behinderungsgerechte Beschulung schwerhöriger Kinder ein und forderte darüber hinaus auch weiterführende Schulen für Schwerhörige. Schließlich wurden Schach- und Lesenachmittage – auch für Kinder –, Jugendpflege für Schulentlassene, Weiterbildung für Erwachsene gegründet. Hinzu kam die Organisation von Erholungsaufenthalten für Bedürftige. So wurde Johanna Margarethe von Witzleben Begründerin der Bewegung zur Selbsthilfe und Selbsterfahrung schwerhöriger Menschen in Deutschland.

Sie gründete mit der Hephata-Gemeinde die erste Schwerhörigen- und Ertaubten-Selbsthilfe-Gruppe – zu einer Zeit, als Behinderten-Selbsthilfe keineswegs selbstverständlich war. 1905 gründete sie die “Hephata”-Zeitschrift für arbeitslose Schwerhörige und 1906 setzte sie sich für die Einrichtung eines Gymnasiums für Schwerhörige ein. 1914 schlossen sich sechs Vereine und 20 Gemeinden in Deutschland zum Hephata-Bund zusammen. 1911 zog Margarethe von Witzleben in eine Hinterhauswohnung in der Fasanenstr. 49, wo sie am 1. Februar 1917 starb.
Auf dem Friedhof Wilmersdorf in der Berliner Straße befindet sich ein Grab im Andenken für Margarethe von Witzleben. 1995 erklärte der Berliner Senat das auf dem Friedhof Wilmersdorf zur Ehrengrabstätte. Eine Schule für Schwerhörige in Berlin-Friedrichshain trägt seit 1997 den Namen “Margarethe-von-Witzleben-Schule”.

Bis heute verleiht der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) als höchste Auszeichnung die Margarethe-von-Witzleben-Medaille. Ferner existiert die Margarethe-von-Witzleben-Gemeinschaftsstiftung in der Sophie-Charlotte-Straße 23a in Charlottenburg. Dort und am Wohnhaus Margarethe von Witzlebens in der Tieckstraße 17 in Mitte findet man Gedenktafeln, die an sie erinnern.

Unsere nächste Station ist der Mädchen- und Frauenladen Lisa e.V. (Zugang von der Sophie-Charlotte-Straße) Dazu gehen wir weiter auf der Sophie-Charlotten-Straße bis zum Spandauer Damm, biegen dort rechts ab und treffen uns am Spandauer Damm 65.

Interkultureller Mädchen- und Frauentreff LiSA

Interkultureller Mädchen- und Frauentreff LiSA

Lisa e.V. Mädchen- und Frauenladen

Den Mädchen- und Frauenladen für interkulturelle Sozialarbeit LISA e.V. gibt es seit 1982. Er macht interkulturelle Mädchenarbeit für Mädchen und junge Frauen zwischen 6 und 27 Jahren. Er wird vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf finanziert. Das Haus wird auch Schwarzwaldhaus genannt. Hier ist auch ein Kindergarten untergebracht.

Nun übergebe ich aber das Wort an Saira. Sie ist Projektkoordinatorin des Mädchentreffs, die uns mehr über den Mädchen- und Frauenladen erzählt.

Bei LISA gibt es einen offenen Bereich, wo Mädchen sich treffen können, um zusammen Musik zu hören, zu spielen, zu basteln, zu lesen und Feste zu feiern. Es werden zahlreiche Kurse und Projektgruppen angeboten, z.B. Theater, Kochen, Tanzen, Technik und Selbstbehauptung, um nur einige zu nennen. Die Mädchen können hier ihre Hausaufgaben erledigen und sich gegenseitig dabei helfen. Wenn Rat gebraucht wird oder Streit geschlichtet werden muss, finden die Mädchen Ansprechpartnerinnen im Team.

Jetzt geht es über die Straße Richtung Schloss Charlottenburg. Dort erzähle ich noch etwas über die Frau, die nach dem Krieg das Schloss Charlottenburg gerettet hat.

Margarethe Kühn

Eine weitere bemerkenswerte Frau wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Margarethe Kühn setzte sich als erste Direktorin der preußischen Schlösserverwaltung in der Nachkriegszeit persönlich für den Erhalt des Berliner Schlosses und den Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses ein.
Margarethe Kühn wurde am 4. Februar 1902 in Lütgendortmund geboren. In München, Wien sowie Leipzig studierte sie Kunstgeschichte und promovierte 1928 in München. Sie arbeitete mit dem damaligen Direktor der Preußischen Schlösserverwaltung Ernst Gall (1888–1958) zusammen. Schon vor dem zweiten Weltkrieg war Kühn für das Schloss Charlottenburg zuständig. Nach Kriegsende übernahm sie die Leitung der Nachfolgeeinrichtung Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin.

Nachdem die Räumung des Berliner Stadtschlosses im Oktober 1948 mit Hilfe der Volkspolizei vorangetrieben wurde, überzeugte Margarete Kühn ihren Kollegen und damaligen Landeskonservator Hinnerk Schepe davon, ihre Büros in den Westen der Stadt zu verlegen. Walther Ulbricht ließ das Stadtschloss im Jahr 1950 sprengen. Paradoxerweise trug er damit zur Rettung des Schlosses Charlottenburg bei. Denn auch die Zukunft dieses Gebäudes, das schwerer beschädigt war als das Stadtschloss, war ungewiss. Nun kippte die Stimmung bei Politik und Bevölkerung zugunsten des Wiederaufbaus. Ab 1956 unterstützte sie dabei ihr wissenschaftlicher Mitarbeiter Martin Sperlich. Dieser folgte ihr auch 1969 im Amt und setzte den Wiederaufbau in ihrem Sinne fort. Kühn setzte sie sich stark dafür ein, dass der im Krieg stark verwüstete Charlottenburger Schlossgarten nicht zu einem Volkspark wie der Neue Garten und der Park Babelsberg in Potsdam wurde. So schrieb sie 1951: „Die künstlerische Planung muß davon ausgehen, daß der Park eine historische, zum Schloß gehörige Anlage ist.“ Kühn setzte sie sich auch für die Wiederherstellung des Parterres in barocker Formgebung ein.
Dass die Rekonstruktion gelang, lag übrigens auch daran, dass die Nationalsozialisten zahlreiche historische Gebäude – darunter das Schloss Charlottenburg – mit Dias genau dokumentiert hatten.
1962 war die Rekonstruktion des Schlosses von außen abgeschlossen. Die Arbeiten an den Innenräumen dauerten noch bis zum Ende der 1970er-Jahre. Anlässlich ihres 10. Todestags wurde 2005 die Margarete-Kühn-Straße (Nähe Salzufer) nach ihr benannt.

Noch eine kleine Anekdote: Margarete Kühns Initiative ist es übrigens auch zu verdanken, dass das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Schlosshof steht. Es stand ursprünglich auf der Langen Brücke am Stadtschloss. Während des Zweiten Weltkriegs brachte man es nach Ketzin in Sicherheit. 1946 kam es zunächst in den Tegeler Borsighafen, um von dort aus zurück an seinen ursprünglichen Standort gebracht zu werden. Das ging schief. Das Schiff, mit dem das gewaltige Standbild 1948 transportiert werden sollte, geriet in Schräglage und der Herrscher stürzte samt Pferd in den Tegeler See. Erst im November 1949 konnte er geborgen werden und reiste bis Charlottenburg. Seitdem steht er dort auf dem Schlosshof.

Unsere letzte Station auf diesem Spaziergang ist das Käthe-Kollwitz-Museum, das nun statt an der Fasanenstraße im Schloss Charlottenburg untergebracht ist.

241. Kiezspaziergang - Käthe-Kollwitz-Museum

Käthe-Kollwitz-Museum

Käthe-Kollwitz-Museum

Käthe Kollwitz war eine deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin und zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ich denke, aber dass uns Museumsdirektorin Dr. Josephine Gabler sicher mehr dazu erzählen kann…

Wer Interesse hat kann nun noch das Museum besuchen. Aber vorher gibt es traditionell noch die Fair-Trade Rose für alle unsere Frauen, die uns heute begleitet haben. Die Rosen verteilt nun unsere Stabstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Zum Abschluss noch den Hinweis zum April-Kiezspaziergang. Aufgrund des Osterfestes findet dieser ausnahmsweise am dritten Samstag im April, am 15. April, statt. Geführt wird er VORAUSSICHTLICH von meinem Kollegen Fabian Schmitz-Grethlein zum Thema Industriekultur in Charlottenburg. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Siemenssteg – auf der Seite des Iburger Ufers.

  • 241. Kiezspaziergang - Kirstin Bauch (mitte) und Frau Dr. Gabler (links), Vertreterin der Steuerungsgruppe Fairtradetown (rechts)
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