147. Kiezspaziergang am 8.3.2014

Vom Rathaus Charlottenburg zur TU Berlin

Gleichstellungsbeauftragte Christine Rabe und Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, 8.3.2014, Foto: KHMM

Gleichstellungsbeauftragte Christine Rabe und Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, 8.3.2014, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann

Treffpunkt: Vor dem Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100, U-Bhf Richard-Wagner-Platz
ca. 1,8 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 147. Kiezspaziergang.
Heute, am 8. März, ist der Internationale Tag der Frau, und es ist schon eine gute Tradition unserer Kiezspaziergänge, dass im März die Frauen im Mittelpunkt stehen. Das ist natürlich auch in diesem Jahr so, wo unser Spaziergang sogar direkt auf den 8. März fällt.

Kartenskizze

Kartenskizze

Heute soll es also vor allem um Frauen gehen. Immerhin bezieht sich ja der Name Charlottenburg auf eine Frau, die Königin Sophie Charlotte. Wir sind also in gewisser Weise von den 12 Berliner Bezirken der einzige weibliche Bezirk.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt mitteilen, wie immer am zweiten Samstag, des Monats, also am 12. April, um 14.00 Uhr. Da wir inzwischen gemeinsam mit unserem Nachbarbezirk Tempelhof-Schöneberg ein Reginalmanagement betreiben, wollen wir uns zum zweiten Mal zusammentun und einen gemeinsamen Kiezspaziergang veranstalten. Dazu erwarte ich Sie gemeinsam mit meiner Kollegin Angelika Schöttler am 12. April, um 14.00 Uhr auf dem Nollendorfplatz an der Einmündung Maaßenstraße vor Kaisers. Auf dem Weg zum Breitscheidplatz wollen wir unter anderem einige Schwerpunkte des gemeinsamen Regionalmanagements vorstellen. Und zum Schluss wollen wir am Breitscheidplatz das neue Bikini-Haus besuchen, das eine Woche vorher eröffnet wird.

Rathaus Charlottenburg, 3.3.2014, Foto: KHMM

Rathaus Charlottenburg, 3.3.2014, Foto: KHMM

Otto-Suhr-Allee 100: Rathaus Charlottenburg
An der Fassade unseres Rathauses sind die Frauen eindeutig in der Mehrzahl. Man könnte sagen, das Haus wird beherrscht von Frauen.
Oben ganz zentral, direkt auf dem Abschluss des Giebels über dem Haupteingang sehen Sie direkt über dem Schild mit dem Charlottenburger Wappentor einen Frauenkopf mit Helm, darüber ein kreisrundes Gebäude. Dieser Kopf gehört Pallas Athene, der griechischen Schutzgöttin der Burgen und Städte und Göttin der Verträge und des Friedens – ein schönes Symbol für eine Kommunalverwaltung. Der Helm zeigt, dass sie wehrhaft ist, aber Angriffswaffen fehlen. Damit steht das Rathaus und natürlich auch der gesamte Bezirk unter weiblichem Schutz steht, nämlich unter dem Schutz von Pallas Athene.
Der Frauenkopf unten, unmittelbar über dem Eingang stellt ebenfalls die Stadtgöttin Pallas Athene dar.
Direkt darüber befindet sich der Balkon des Bürgermeisterzimmers. Rechts und links davon sind zwei überlebensgroße Frauengestalten zu erkennen. Es sind allegorische Darstellungen der Weisheit und der Gerechtigkeit. Von Ihnen aus gesehen links die Justitia stützt mit ihrem rechten, angewinkelten Bein das Gesetzbuch ab und hält es, nach außen geöffnet dem Betrachter entgegen. Die linke Hand umfasst das Schwert, das auf dem rechten Unterarm liegt. Zu Füßen der Justitia erinnern zwei ineinander verschlungene Schlangen an den Gegensatz von Gut und Böse.
Die Figur der Weisheit auf der rechten Seite hat ihre Beine gekreuzt, ihr in eine Kapuze gehüllter Kopf ist über ein Buch gesenkt, in dem sie liest. Die rechte Hand hat sie zum Schwur erhoben, als wollte sie die eben erfahrene Weisheit beschwören. Als Symboltier hat der Bildhauer ihr zu Füßen eine Eule beigegeben.
Weisheit und Gerechtigkeit als Herrschertugenden werden also auch von Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen erwartet, und sie sind weiblich, wie wir sehen können.
Als Portalfiguren enthalten die beiden Frauen auch ein Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger, die dieses Rathaus betreten. Sie sollen wissen, dass ihre Repräsentanten der Gerechtigkeit verpflichtet sind und weise handeln.
Die Figuren unterhalb des Daches sind ebenfalls als Allegorien zu verstehen. Links vom Rathausturm sehen wir das Handwerk, die Kunst, die Wissenschaft und die Verwaltung, rechts die Geistlichkeit, den Handel, Ackerbau, Industrie, Jugendfürsorge und die Heilkunst. Auch diese allegorischen Figuren sind überwiegend weiblich.
Auch im Rathaus haben bereits zwei Frauen residiert. Die letzte Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg war von 1989 bis zur Fusion mit Wilmersdorf im Jahr 2000 Monika Wissel.
Und meine Vorgängerin in Charlottenburg-Wilmersdorf war von 2001 bis 2011 Monika Thiemen. Eine Bürgermeisterin hat es in der Stadt Charlottenburg von 1705 bis 1920 nie gegeben. Und in Wilmersdorf hat es weder eine Bürgermeisterin noch eine Bezirksbürgermeisterin gegeben. Daran können Sie sehen, dass sich in den letzten Jahren in dieser Hinsicht doch einiges verändert hat.

Otto-Suhr-Allee
Die Otto-Suhr-Allee wurde 1957 nach dem früheren Berliner Regierenden Bürgermeister benannt. Zuvor hieß sie Berliner Straße, denn sie führte von Charlottenburg nach Berlin.

Villa Kogge, 8.3.2014, Foto: KHMM

Villa Kogge, 8.3.2014, Foto: KHMM

Alt-Lietzow 28: Standesamt in der Villa Kogge
Die Villa wurde 1864-66 für den Holzhändler Albert Kogge als spätklassizistischer Putzbau mit sandsteinartigen rötlichen Absetzungen errichtet. An allen vier Seiten gibt es Vorbauten und reichen Bildschmuck. Bemerkenswert sind an der Gartenfassade die Nachbildung eines Teiles des Sockelreliefs vom Bronzedenkmal Friedrichs II. unter den Linden von Christian Daniel Rauch, sowie zwei Nachschöpfungen hellenistischer Gewandstatuen. Die Villa Kogge ist eines der ältesten Patrizierhäuser im Bezirk, und hier ist der Sitz des Standesamtes, das von einer Frau geleitet wird, von Sylvia Brenke.

Alt-Lietzow, 8.3.2014, Foto: KHMM

Alt-Lietzow, 8.3.2014, Foto: KHMM

Alt-Lietzow 31: Caritas-Generationen-Zentrum
Die Einrichtungen des Caritas-Generationen-Zentrums bilden gemeinsam mit der Herz-Jesu-Kirche, der Aktivschule Berlin, dem den Seniorenheimen Bernhard Lichtenberg und Kardinal Bengsch ein katholisches Zentrum, das sich von Alt-Lietzow bis zum Iburger Ufer an der Spree erstreckt.
Das erste, jetzt nicht mehr existierende Gebäude wurde im Jahre 1858 als “Kloster zum Guten Hirten – Rettungsanstalt für Gefallene Mädchen” errichtet.
Der Propst der St. Hedwig-Kirche beschrieb zwei Jahre vor, im März 1856 warum ein solches Kloster gebraucht wurde:
“Es ist eine der trübsten Erfahrungen meines Seelsorgerberufes am hiesigen Ort, unausgesetzt um eine erhebliche Anzahl junger Mädchen meiner Gemeinde zu wissen, die vom Strom des sittlichen Verderbens fortgerissen, der gewerbsmäßigen Fleischeslust entweder schon verfallen sind oder diesem Abgrund doch nahe stehen, ohne dass ich die Mittel besitze, jene unglücklichen Personen ihrer dämonischen Fesseln zu entreißen und ihnen Asyl zu bieten zur Rettung ihrer Seele und ihres Leibes. In der syphilitischen Abteilung der hiesigen königlichen Charite fand ich unlängst sechs solcher katholischer Mädchen in Pflege, die unter heißen Tränen mich anflehten, sie den Armen der Sünde zu entreißen.”
Die “Rettungsanstalt” sollte nicht nur Mädchen und Frauen aus Charlottenburg, sondern aus der gesamten Umgebung Berlins aufnehmen.
Die Errichtung und Existenz des Hauses waren stark umstritten, da man von protestantischer Seite aus ein Anwachsen des Katholizismus befürchtete. Charlottenburg als Residenzstadt und Erholungsvorort von Berlin wurde für eine solche Anstalt auch als der falsche Platz betrachtet. So konnte der Polizeipräsident “Charlottenburg als vielbesuchten Vergnügungsvorort Berlins im Zeitalter der Korso Lustbarkeiten nicht als rechten Platz für eine Besserungsanstalt erachten”.
Am 11. Februar 1858 trafen die ersten vier Ordensschwestern vom “Guten Hirten” aus dem Münchener Provinzialhaus in Charlottenburg ein.
Die Anstalt wuchs schnell: 1860 wurden durchschnittlich 20 “Büßerinnen” genannt, 1875 schon 142 und für das Jahr 1900 insgesamt 325 Insassinnen, deren Alter zwischen 15 und 50 Jahren lag.
Das Klosterleben wurde bestimmt durch Arbeiten: Haus- und Gartenarbeiten, Weißnähen, Plätten, Sticken, Bügeln, Backen, Schustern und ganz besonders Waschen waren die Tätigkeiten, die die Mädchen und Frauen, angeleitet von den Schwestern, verrichteten.
Seit dem Jahre 1894 beteiligte sich die Anstalt auch an der Ausbildung von Gefängniswärterinnen. Bis 1900 wurden dort 20 Frauen in einem sechsmonatigen Kurs für diesen neuen Beruf ausgebildet.
1905 zogen die Schwestern zum Guten Hirten in ein größeres Haus nach Marienfelde. Das Gebäude in Charlottenburg wurde von Carmelitinnen vom “Göttlichen Herzen Jesu” aus Schöneberg übernommen. Ihr Heim nannte sich jetzt St. Josefsheim mit dem Zusatz “Heimat für heimatlose Kinder”; es wurden nun auch Jungen aufgenommen.
1919 konnte die Oberin das Gebäude erwerben. Es wurde Provinzialhaus mit Noviziat , Kinderheim, Kindergarten und Hort.
1943 wurden große Teile des Hauses zerstört, die Kinder waren schon evakuiert.
1945 wurden wieder Flüchtlingskinder aufgenommen.
1952 wurde der Schwesterntrakt fertiggestellt.
1970 erfolgte eine Umstrukturierung der Gruppen, das Modell der Außenwohngruppen mit vier Jugendlichen in einem Extratrakt auf dem Gelände entstand.
1989 lebten 48 Kinder und Jugendliche in sechs Wohneinheiten, im Kindergarten und -hort befanden sich ca. 100 Kinder.
Inzwischen ist auf dem Gelände ein modernes Generationen-Zentrum für junge und alte Menschen mit vielen Angeboten entstanden.

Alt-Lietzow 33: Malteser Hilfsdienst
Das Haus wurde 1888/99 von Paul Bratring als viergeschossiger Ziegelbau für die Feuerwache Lietzow gebaut. In den Folgejahren gab es zahlreiche Erweiterungsbauten: 1895 einen Zwischenflügel, 1899 einen hölzernen Steigeturm, 1903/04 eine nach Norden ausgerichtete Dreiflügelanlage und 1924 ein Wohnhaus.
Seit 1983 wurden die Gebäude saniert und den Bedürfnissen des neuen Nutzers angepasst. Der Malteser Hilfsdienst e.V. veranstaltet hier unter anderem Schulungen für seine Helferinnen und Helfer.

Alt-Lietzow-Platz
Hier befand sich der ehemalige Dorfanger von Lietzow, das 1720 nach Charlottenburg eingemeindet wurde. Um 1900 wurde der Anger zu einem ovalen Schmuckplatz umgestaltet. Das Gefallenendenkmal für die preußischen Kriege wurde bereits 1875 errichtet. Später wurden die Tafeln zur Erinnerung an die Gefallenen der beiden Weltkriege ergänzt. Trotz der Einmündung von sechs Straßen ist es ein ruhiger Platz mit Aufenthaltswert. In der Mitte befindet sich die Holzskulptur eines Bären mit einem Vogel.

Alt-Lietzow-Kirche, 8.3.2014, Foto: KHMM

Alt-Lietzow-Kirche, 8.3.2014, Foto: KHMM

Die evangelische Kirche Alt Lietzow ist der fünfte Kirchenbau an dieser Stelle. Bereits im 15. Jahrhundert wurde hier eine dörfliche Feldsteinkirche gebaut. Die dritte Kirche wurde 1848 von August Stühler gebaut. Sie wurde 1910 abgerissen und durch eine größere, neobarocke Kirche von Jürgen Kröger ersetzt, die dann im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Die heutige Kirche baute 1961 der Architekt Ludwig von Walthausen. Sie besteht aus einem zeltartigen Saalbau mit einem freistehenden Glockenturm. Teilweise wurde in Fertigteilbauweise gebaut. Die Kirche gehört zur Evangelischen Luisen-Kirchengemeinde.

Loschmidtstraße
Die Straße wurde 1947 nach dem österreichischen Chemiker und Physiker Johann Joseph Loschmidt benannt, der von 1821 bis 1895 lebte. Sie hieß zunächst Rosinenstraße, von 1918 bis 1937 “Am Volkshaus” und von 1937 bis 1947 Gatschkestraße.

Loschmidtstr. 19: Loschmidt-Berufsschule
Die ältesten Teile der Schule wurden 1873 für das Sophie-Charlotte-Lyzeum gebaut. 1922 zog die Berufsschule für Metallarbeiter ein. 1935/36 wurde die Anlage durch einen 4-geschossigen verputzten Mauerwerkbau erweitert.
1956/57 errichtete das Hochbauamt Charlottenburg einen weiteren Anbau. 1967 wurde die Gewerbliche Berufsschule VII 3 nach dem österreichischen Physiker und Chemiker Johann Joseph Loschmidt benannt.
1978 wurde die Schule zur Berufsschule mit sonderpädagogischer Aufgabe. An dieser Schule werden Auszubildende und junge Menschen, die beim Start ins Berufsleben benachteiligt sind, auf das Arbeitsleben vorbereitet oder in unterschiedlichen Berufen ausgebildet. Es gibt Klassen für Metallbearbeitung, Elektrotechnik, Holzbearbeitung, Textilverarbeitung, Hauswirtschaft und Ernährung. Fast die Hälfte des Unterrichts findet in den gut ausgestatteten Werkstätten statt. Seit 1996 werden auch Auszubildende im Glaser- und Friseurhandwerk betreut. Die Schule pflegt eine Schulpartnerschaft mit der polnischen Stadt Olsztyn.

Volkshaus-Gedenktafel, 8.3.2014, Foto: KHMM

Volkshaus-Gedenktafel, 8.3.2014, Foto: KHMM

Loschmidtstr. 6-8: Gedenktafel “Volkshaus”
1902 gründete die SPD das Volkshaus in der damaligen Rosinenstraße 4 (heute Loschmidtstraße 6-8) in Charlottenburg. Es bestand aus einem Wohngebäude und einem quer dazu stehenden Saalgebäude. Initiatoren waren die Charlottenburger Stadtverordneten der SPD, Paul Hirsch, Curt Baake und Gustav Görke. Bei der ersten Veranstaltung sprach am 1. Mai 1902 Eduard Bernstein vor mehr als 1.200 Menschen. Die feierliche Eröffnung war dann am 4. Mai 1902. Unter den Gästen waren auch Karl und Theodor Liebknecht, die Söhne von Wilhelm Liebknecht. Am 15. Mai 1902 sprach hier der SPD-Gründer und -Vorsitzende August Bebel vor 1.400 Menschen. Er war übrigens nicht zuletzt durch sein Buch “Die Frau und der Sozialismus” berühmt und populär geworden. Er fordert darin die berufliche und politische Gleichberechtigung der Frau. Das Buch war 1879 erschienen und ist mit zahlreichen Neuauflagen bis in unsere Zeit präsent.
Sie können es jederzeit als kostenloses E-Book auf ihr Smartphone oder Tablett laden und lesen.
Sonntags fanden im Volkshaus am Nachmittag meistens Konzerte des Berliner Symphonie-Orchesters zum Eintrittspreis von 20 Pfennigen statt, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Der Deutsche Arbeiter-Theater-Bund veranstaltete regelmäßig Theater-Aufführungen. Daneben gab es Bildungsveranstaltungen aller Art.
Ende März 1933 besetzte der SA-Sturm 33 das Volkshaus und nannte es “Maikowski-Haus”. Bis zum November 1933 wurde der Keller des Hauses von den Nationalsozialisten als “wildes Konzentrationslager” missbraucht, in dem auch gefoltert wurde. Mindestens vier der Gefangenen wurden hier ermordet. 1936 eröffnete der Schausteller Max Döring im Saalgebäude eine Sporthalle für Box- und Ringkämpfe. 1939 wurde ein Spezialhaus für Automobil-Ersatzteile eingerichtet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde es bei einem Bombenangriff im November 1943 zerstört. 1961 wurden die Ruinen abgeräumt. Heute befindet sich hier eine Jugendverkehrsschule.
2011 enthüllten BVV-Vorsteherin Dr. Marianne Suhr und Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen eine Gedenkstele zur Erinnerung an das Volkshaus.
Hinter dem Schulhof sehen sie das Gebäude der Ludwig-Cauer-Grundschule. Es wurde 1897 bis 1899 errichtet.

Cecilienhaus, 8.3.2014, Foto: KHMM

Cecilienhaus, 8.3.2014, Foto: KHMM

Otto-Suhr-Allee 59: Cecilienhaus
Das Cecilienhaus wurde von 1907 bis 1909 von Walter Spickendorff und Rudolf Walter als Wohlfahrtsbau des “Vaterländischen Frauenvereins Charlottenburg” gebaut. Es war die Zentrale für die Wohlfahrtseinrichtungen Charlottenburgs mit einer Frauenklinik und Entbindungsstation. Hier gab es ein Sanatorium, eine Zentralküche, eine Krankenküche, für Männer und Frauen je eine Volksküche, eine Lungenkranken- und eine Säuglingsfürsorgestelle, eine Krippe, diverse Büros, Wohn- und Versammlungsräume der vereinseigenen Schwesternschaft und Tagungsräume.
Die Stadt Charlottenburg hatte im Cecilienhaus Räumlichkeiten für eigene Fürsorgestellen angemietet. Außerdem residierten hier noch der Hauspflegeverein, der Elisabeth-Frauen-Verein für Wöchnerinnen, der Verein für Rechtsauskunft, die Rechtsschutzstelle für Frauen und eine öffentliche Schreibstube für Arbeitslose.
Zuguterletzt siedelte sich noch die “Vereinigung der Wohltätigkeitsbestrebungen” im Haus an, ein Zusammenschluss der wichtigsten Wohlfahrtsvereine aus dem Jahr 1901.
Der Vaterländische Frauenverein wurde 1866 gegründet, gehörte dem Roten Kreuz an und war die größte Frauenorganisation in Deutschland und von großer Bedeutung für die soziale Frauenarbeit. Der Charlottenburger Zweigverein wurde 1879 gegründet.
Die Fassade des Cecilienhauses ist in strengem Jugendstil gehalten. Neben der Einfahrt befanden sich rechts und links ursprünglich vermutlich eine Apotheke und die Portiersloge. Durch Kriegszerstörung gingen große Teile des ursprünglich bis zur Krummen Straße reichenden Komplexes mit vier Höfen verloren. Erhalten sind die Fassade, das Vorderhaus, ein Hinterhaus und der erste Hof. Heute wird das Haus gewerblich genutzt.

Ottilie-von-Hansemann-Haus, 8.3.2014, Foto: KHMM

Ottilie-von-Hansemann-Haus, 8.3.2014, Foto: KHMM

Otto-Suhr-Allee 16-18: Ottilie-von-Hansemann-Haus
Das Ottilie-von-Hansemann-Haus wurde 1915 von der ersten selbständigen deutschen Architektin, Emilie-Winckelmann, als Studentinnen-Wohnheim gebaut.
Nachdem in Preußen 1908 die Universitäten endlich für Frauen geöffnet worden waren, beschloss der Verein ,,Victoria-Lyzeum” die Einrichtung eines Studentinnen-Wohnhauses, um “für die an Berliner Hochschulen studierenden Frauen eine Stätte zu schaffen, in der sie unter den Bedingungen häuslichen Zusammenlebens den Schutz, die Ruhe und die sonstigen Voraussetzungen erfüllt finden, die eine möglichst vollkommene Erreichung ihres Studienzweckes gewährleisten.”
Zum Wintersemester 1915/16 wurde das Haus in der damaligen Berliner Straße 37/38 eröffnet.
Das Gebäude verfügte über 96 Einzelzimmer, eine zentrale Warmwasserheizung und -Versorgung, Fahrstühle, Bäder, Wohn- und Empfangszimmer, Bibliothek, Arbeitsräume, Lesesaal, Projektionsvorrichtungen für Vorträge und Festlichkeiten, Turnsaal und Dunkelkammer. Außerdem gab es einen Garten mit Spielplätzen. Der Mietpreis betrug 40-80 Mark warm. 2 bis 3 Mark zusätzlich wurden von den Frauen verlangt, die sich den Luxus einer Bedienung wünschten. Um auch soziale Härtefälle aufnehmen zu können, gab es ganze und halbe Freistellen.
Finanziert wurde das Haus mit Geldern der Ottilie-von-Hansemann-Stiftung unter dem Protektorat der Kaiserin sowie aus Vereinsmitteln. Dieses Studentinnen-Wohnheim war das erste seiner Art in Europa. Bis in die 1960er Jahre blieb das Ottilie-von-Hansemann-Haus als Studentinnenwohnheim bestehen. Heute wird das Haus von der Deutschen Bank und diversen Gesellschaften genutzt.
Die Architektin Emilie Winkelmann lebte von 1875 bis 1951, war die erste Architekturstudentin in Deutschland und auch die erste selbständig arbeitende Architektin. Nach Erlernen des “Zimmermannberufs” studierte sie von 1901 bis 1905 an der Königlich Technischen Hochschule in Hannover. Da Frauen in damals noch nicht zum Studium zugelassen waren, brauchte sie dafür eine Sondergenehmigung des Kultusministers.
1908 eröffnete sie in Berlin als erste Frau ein eigenes Architekturbüro, in dem nach dem Ersten Weltkrieg 15 Zeichner beschäftigt waren. Ihre Karriere als selbständige Architektin begann mit Entwürfen für Landhäuser in Berlin und im Umland. Die Auftraggeber waren häufig Frauen. Auch gewann sie verschiedene Architekturwettbewerbe. In Charlottenburg, wo sie ihr Büro hatte und auch wohnte, entwarf sie verschiedene Häuser: unter anderem im Westend 1908 ein Landhaus für die Familie Karla Höckers in der Lindenallee 21 und 1909 bis 1910 das “Leistikowhaus”, ein Mietshaus in der Leistikowstraße 2.
1917 baute sie in der Fraunhoferstraße 25-27 ein ehemaliges Stallgebäude mit Kutscherwohnung zu ihrem Büro mit Wohnung um. Auch Ottilie von Hansemann zog dort ein.
Schon bald kamen weitere Projekte hinzu: neben Mehrfamilienhäusern und Pensionen umfasste das Spektrum ihrer Bautätigkeit auch landwirtschaftliche und Ausstellungsgebäude, Schulen und Fabrikanlagen.
Die stille, aber dennoch resolute Architektin lehnte es ab, in die nationalsozialistische Partei einzutreten, womit schließlich das Ende ihrer beruflichen Laufbahn besiegelt war. Auf dem Gut der befreundeten Familie von der Schulenherg in Hovedissen verbrachte sie ihren Lebensabend, bis zuletzt mit Entwürfen für Um- und Ausbauten des Guts beschäftigt. Sie starb 1951 in Elbe.

Otto-Suhr-Allee 18: Tribüne
Das Theater wurde 1918/19 erbaut und eröffnete 1919 unter Karl Heinz Martin mit “Die Wandlung” von Ernst Toller mit dem jungen Fritz Kortner in der Hauptrolle. In der Gründungsphase war es eine Avantgardebühne des szenischen Expressionismus, bald danach wandelte es sich zum kommerziellen Unterhaltungstheater. 1982 wurde es modernisiert. Nach mehrmaligen Unterbrechungen und Wiederaufnahmen wurde im August 2011 der Spielbetrieb aufgegeben.

Otto-Suhr-Allee 19 Private Mädchenschule
Hier wurde schon vor 1900 eine höhere Töchterschule von Ida von Klockow geleitet. Sie war Ehrenvorsitzende des Bundes private deutscher Mädchenschulen und vertrat als Abgeordnete in der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung die Interessen der Privatschullehrerinnen.

Marie-Elisabeth-Lüders-Straße
Die Straße wurde 1967 benannt nach der Politikerin und Frauenrechtlerin Marie-Elisabeth Lüders. Davor hieß die Staße Neue Grolmanstraße.
Marie-Elisabeth Lüders wurde 1878 in Berlin geboren. Sie studierte von 1906 bis 1910 Nationalökonomie und promovierte 1912 in Berlin als erste deutsche Frau im Fach Staatswissenschaften zum Dr. rer. pol. Seit 1901 war sie in der deutschen Frauenbewegung tätig und arbeitete vorrangig auf dem Gebiet der Sozialfürsorge. Von 1912 bis 1915 war sie als Wohnungspflegerin der Stadt Charlottenburg angestellt, das heißt sie inspizierte Wohnungen der armen Bevölkerung.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges leitete sie ab 1914 zunächst die städtische Kriegsvorsorge in Charlottenburg, dann die Frauenarbeitszentrale im preußischen Kriegsministerium und gründete gemeinsam mit anderen Vertreterinnen des Bundes Deutscher Frauenvereine den Nationalen Frauendienst.
1919 wurde sie für die Deutsche Demokratische Partei DDP in die Nationalversammlung gewählt, von 1924 bis 1930 war sie Abgeordnete im Reichstag. Sie war eine Repräsentantin des Bundes Deutscher Frauenvereine und setzte sich nachdrücklich für die Gleichstellung der Frau in Staat und Gesellschaft ein. 1930 wurde sie zur Vorsitzenden des Deutschen Akademikerinnenbundes gewählt und im Januar 1932 in den Abrüstungsausschuss der Weltfrauenorganisation delegiert.
Von den Nationalsozialisten erhielt sie 1933 Berufs- und Redeverbot. 1936 veröffentlichte sie das Buch “Das unbekannte Heer – Frauen kämpfen für Deutschland 1914 – 1918”. Das Buch war den Nazis im Hinblick auf die Mobilisierung von Frauen für den Krieg willkommen. Trotzdem erhielt Marie-Elisabeth Lüders 1937 Publikationsverbot und wurde von Juni bis Oktober 1937 im Zuchthaus Moabit wegen angeblicher “Heimtücke” inhaftiert.
Danach tauchte sie kurzzeitig in Freiburg unter. Dann beteiligte sie sich an einer Hilfsaktion für jüdische Bürgerinnen und Bürger, die von Quäkern organisiert worden war. Sie nahm Verfolgte in ihrer Wohnung in Eichkamp auf. Im Dezember 1943 wurde ihre Wohnung ausgebombt, sie ging nach Baden.
Nach einer Tätigkeit als Lehrerin an einer amerikanischen Verwaltungsschule kehrte sie 1947 nach Berlin zurück und wurde in die Sozialverwaltung berufen. Von 1948 bis 1950 war sie Stadtverordnete von West-Berlin und von 1949 bis 1951 Stadträtin für Sozialwesen. 1953, im Alter von 75 Jahren, wurde sie für die FDP in den Bundestag gewählt und war von 1953 bis 1961 Alterspräsidentin. 1958 erhielt sie insbesondere für ihre Leistungen zur Förderung der Rechtsstellung der Frau im öffentlichen Leben, im Beruf und in der Familie als 80jährige die Berliner Ehrenbürgerschaft. Sie lebte bis 1928 in der Uhlandstraße 7, danach mit Unterbrechungen bis zu ihrem Tod 1966 in Eichkamp Im Hornisgrund 25.

Mit Stefanie Brauer am CHIC, 8.3.2014, Foto: KHMM

Mit Stefanie Brauer am CHIC, 8.3.2014, Foto: KHMM

Marie-Elisabeth-Lüders-Str. 1: CHIC
Das Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC) wurde im April 2011 als Teil des Campus Charlottenburg unweit der Technischen Universität und der Universität der Künste begründet, um junge, innovative Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer zu unterstützen. Das CHIC begann in einem ersten Bauabschnitt hier in der Marie-Elisabeth-Lüders-Straße 1. Im Oktober 2013 wurde Richtfest gefeiert für den Erweiterungsbau um die Ecke an der Bismarckstraße.
Die Startup-Unternehmer sind überwiegend männlich, aber eine Unternehmerin ist heute zu uns gekommen, obwohl sie gestern eine aufwändige Zahnbehandlung über sich ergehen lassen musste. Stefanie Brauer hat sich mit ihrem Online-Shop “Sticky and Sweet” einen Traum erfüllt und wird uns jetzt erzählen, wie sie das gemacht hat und warum gerade hier im CHIC.

Bismarckstraße
Gegenüber sehen Sie das Café Keese, das Haus der Wirtschaft und die Staatsoper im Schiller Theater

Bismarckstr. 108: Café Keese
Das Tanzlokal wurde im August 1966 von Bernhard Keese gegründet, als Dependance des gleichnamigen Tanzlokals, das er 1948 in Hamburg aufgemacht hatte. Hier wurde der “Ball paradox” erfunden: Die Damen fordern die Herren auf. 1989 verkaufte Bernhard Keese sein Berliner Café an Hans-Joachim Ludwig, der 1992 Tischtelefone installieren ließ. 2004 wurde hier der Hollywoodfilm “Beyond the Sea” mit Kevin Spacey gedreht.

Am Schillertheater 2: Haus der Wirtschaft
Im Haus der Wirtschaft haben mehrere Unternehmens- und Industrieverbände ihren Sitz, darunter das Bildungswerk der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg bbw, der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg und der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Kunststoff Verarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg.

Bismarckstr. 110 Staatsoper im Schiller Theater
Das Schiller Theater wurde am 1. Januar 1907 mit Schillers “Räubern” eröffnet. Es war ein Theaterprojekt der Stadt Charlottenburg für “minderbemittelte Schichten” Oberbürgermeister Schustehrus feierte den Erfolg: “Das Schillertheater ist eine der ersten Bildungsanstalten Berlins, und dass Bildung etwas ist, was die Sozialpolitik zu fördern bestrebt sein muss, wird niemand leugnen können.”
Die bauliche Gestaltung des Theaters durch den Architekten Max Littmann entsprach den demokratischen Vorstellungen seiner Gründer. Ränge gab es zunächst nicht. Im Ersten Weltkrieg geriet das Theater in eine wirtschaftliche Krise, die auch in den frühen 1920er Jahren nicht aus eigener Kraft bewältigt werden konnte. Nach einigen Pächterwechseln wurde es Staatstheater. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde es von Paul Otto August Baumgarten umgebaut. Er baute unter anderem Ränge ein. Goebbels setzte Heinrich George als Intendant ein. Bei einem Luftangriff im November 1943 wurde das Theater schwer beschädigt und brannte aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten Heinz Völker und Rudolf Grosse unter Verwendung von Resten des Vorgängerbaus ein neues Haus. 1951 wurde es mit Schillers “Wilhelm Tell” eröffnet. Regie führte der Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter berufene Intendant Boleslaw Barlog. Der 13-jährige Götz George spielte Tells Sohn.
Nachfolger von Boleslaw Barlog wurde 1972 Hans Lietzau. 1975 inszenierte Samuel Beckett “Warten auf Godot”. Von 1980 bis 1985 war Boy Gobert Intendant, von 1985 bis 1990 Heribert Sasse, danach ein Direktorium aus Alfred Kirchner, Alexander Lang, Volkmar Clauß und Vera Sturm.
1993 wurde das Schiller Theater durch Senatsbeschluss geschlossen, was viel Proteste auslöste und dem damaligen Kultur-Senator Ulrich Roloff-Momin das Etikett “Schiller-Killer” einbrachte. Einige Jahre wurde das Haus als Musical- und Gastspiel-Theater genützt. Nach aufwändigen Umbauten zog 2010 die Staatsoper unter ihrem Intendanten Jürgen Flimm und Generalmusikdirektor Daniel Barenboim ein. Ihr Haus Unter den Linden wird seither saniert.
Wir gehen jetzt zum Ernst-Reuter-Platz, und zwar durch den Fußgängertunnel auf die Mittelinsel des Platzes.

Am Ernst-Reuter-Platz, 8.3.2014, Foto: KHMM

Am Ernst-Reuter-Platz, 8.3.2014, Foto: KHMM

Ernst-Reuter-Platz
Kaum irgendwo sonst in Berlin ist die Nachkriegszeit so präsent wie hier. Schon der Name “Ernst-Reuter-Platz”, und natürlich auch die Straße des 17. Juni erinnern an die 1950er Jahre.
Bis 1953 hieß dieser Platz “Am Knie”. Denn die Hauptverbindung vom Berliner Stadtschloss zum Schloss Charlottenburg über die Charlottenburger Chaussee, heute Straße des 17. Juni, und die Berliner Straße, heute Otto-Suhr-Allee, macht hier einen Knick. Ein weiteres Knie kam dann durch den Straßenzug Hardenbergstraße – Bismarckstraße hinzu.
Umbenannt wurde der Platz am 1. Oktober 1953, zwei Tage nach dem Tod des ersten Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin. Der Ernst-Reuter-Platz selbst wurde nach Planungen des Architekten Bernhard Hermkes Ende der 1950er Jahre angelegt und ist ein typisches Beispiel für die städtebaulichen Vorstellungen von der autogerechten Stadt.
Um den Platz herum entstanden seit 1954 nach dem städtebaulichen Entwurf Bernhard Hermkes innerhalb von 20 Jahren Hochhäuser mit Verwaltungseinrichtungen von Telefunken, Osram, IBM und anderen Firmen und Hochschulgebäude der Technischen Universität, die später auch das Telefunken-Hochhaus bezogen hat.
Zwischen Hardenbergstraße und Straße des 17. Juni wurde das Hochhaus für Bergbau und Hüttenwesen der TU-Berlin 1954-59 von Willy Kreuer als 10-geschossiger Rasterbau mit blauer Glasfassade errichtet, mit niedrigen Anbauten daneben. Es steht wie alle anderen am Ernst-Reuter-Platz unter Denkmalschutz. Hinter dem Gebäude liegt der Campusweg, über den wir gleich zum TU-Hauptgebäude gehen werden.
Der Ernst-Reuter-Platz wurde mit 180 Metern Durchmesser zum größten Rundplatz Berlins. Zuletzt wurde 1960 die Mittelinsel mit Wasserspielen und Hauptfontäne durch Werner Düttmann gestaltet.
Wir haben es einer Frau zu verdanken, dass die Wasserspiele wieder in Gang gesetzt werden konnten. Die Anlage wurde in den 1990er Jahren aus Geldmangel stillgelegt, nachdem sie im Zuge einer Love-Parade-Veranstaltung schwer beschädigt worden war. Sie verwahrloste zunehmend. Um eine Restaurierung zu ermöglichen, sammelte die “Brunnenfee” Isolde Josipovici Geld mit der Versteigerung von künstlerisch gestalteten Fließen aus dem Brunnen. Mit ihrer Unterstützung konnte der Brunnen in Zusammenarbeit mit der Wall-AG wieder instand gesetzt und in Betrieb genommen werden. Auch in diesem Jahr werden die Wasserspiele wieder in Gang gesetzt – voraussichtlich am 2. April.
Frau Josipovici betreibt die Pension Kettler in der Bleibtreustraße. Sie wurde 2002 für ihr Engagement mit der bezirklichen Bürgermedaille ausgezeichnet.
Das Regionalmanagement City West organisiert seit 2011 gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, dem Bezirksamt und den beiden Universitäten eine Arbeitsgruppe zur behutsamen Umgestaltung des Platzes.
An einer ersten Standortkonferenz “Ernst-Reuter-Platz” im November 2011 beteiligte sich auch Edzard Reuter, der Sohn von Ernst Reuter. Der Platz soll lebendiger werden, nicht nur für Autos. Studentinnen und Studenten haben Ideen entwickelt wie zum Beispiel Ampeln im Kreisverkehr, damit Fußgänger den Platz überqueren können. Am Ende soll der Ernst-Reuter-Platz als Zentrum des Campus Charlottenburg erlebt werden können. Aber die Mittelinsel hat sich in den letzten Jahren schon mehr und mehr belebt. Der Fußgängertunnel verliert langsam seinen Status als Geheimtipp.
Vor wenigen Tagen wurden im Haus der Deutschen Bank erste Ergebnisse des Forschungsprojektes “Klangumwelt Ernst-Reuter-Platz” präsentiert.
Wer sich hier aufhält, der nimmt den Platz nicht nur optisch, sondern auch akustisch wahr. Diese Klangumwelt soll in den Überlegungen zur architektonischen Umgestaltung berücksichtigt werden.
Bei dem Forschungsprojekt handelt es sich um ein echtes Campus-Charlottenburg-Projekt, denn die Universität der Künste und Technische Universität arbeiten darin eng zusammen. Gefördert wurde es vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im im Rahmen der Forschungsinitiative “Zukunft Bau”. Sie sehen: Es tut sich einiges rund um den Ernst-Reuter-Platz.

Technische Universität Berlin
Die Technische Universität ist seit mehr als 120 Jahren ein besonders wichtiger Teil der Charlottenburger Geschichte. Gemeinsam mit der Universität der Künste hat sie Charlottenburg zur Universitätsstadt gemacht und den heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zum bedeutenden Berliner Wissenschaftsstandort.
1879 entstand die Königlich Technische Hochschule hier in Charlottenburg.
Damit wurde das Hochschulviertel zwischen der Hardenbergstraße und der heutigen Straße des 17. Juni schrittweise aufgebaut und erweitert, seit 1958 auch nördlich der Straße des 17. Juni.
Zunächst bauten Richard Lucae, Friedrich Hitzig und Julius Raschdorff von 1878 bis 1884 das monumentale Hauptgebäude im Stil der italienischen Hochrenaissance um fünf Innenhöfe.
Es wurde 1884 in Anwesenheit des Kaisers feierlich eingeweiht. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Während der Seitenflügel und der rückwärtige Teil, sowie drei der Innenhöfe weitgehend rekonstruiert wurden, errichtete Kurt Dübbers 1965 die Hauptfront als aluminiumverkleideten zehngeschossigen Neubau mit einem vorgelagerten fensterlosen Auditorium Maximum.
Wenn wir jetzt durch den Mittelweg gehen, sehen Sie links zunächst den sogenannten Erweiterungsbau aus dem 19. Jahrhundert und danach das Hauptgebäude. Dort werden wir uns im prächtigen Lichthof wieder treffen.

Mit Prof. Dr. Ulrike Gutheil im Lichthof der TU, 8.3.2014, Foto: KHMM

Mit Prof. Dr. Ulrike Gutheil im Lichthof der TU, 8.3.2014, Foto: KHMM

Lichthof der TU
Ich freue mich sehr, dass die Kanzlerin der TU, Frau Prof. Dr. Ulrike Gutheil, uns hierher, in den prächtigen Lichthof der TU, eingeladen hat. Hier schließt sich gewissermaßen der Kreis, den wir am Rathaus Charlottenburg mit der griechischen Göttin Pallas Athene begonnen haben. Hier sehen wir einen Abguss der berühmten Skulptur der griechischen Siegesgöttin Nike. Das Original befindet sich im Pariser Louvre. Sie ist um 190 vor Christus entstanden und wurde auf der griechischen Insel Samothrake gefunden. Die Suche nach Kopf und Armen blieb erfolglos. Die Nike von Samothrake überbringt symbolisch sowohl den Sieg als auch den Frieden. Es gibt zahlreiche Nachbildungen der beeindruckenden Statue. Auch die Viktoria auf der Berliner Siegessäule gehört dazu.
Frau Prof. Gutheil, Sie wurden 2010 vom Bezirksamt für ihr frauenpolitisches Engagement an der TU als “Frau in Verantwortung” ausgezeichnet. Eine Technische Universität galt ja in der Vergangenheit eher als Männerdomäne. Wie konnten Sie hier Kanzlerin werden, und was tut die Technische Universität zur Förderung von Frauen?

2011 wurde unserem Bezirk der Titel “Fairtrade Town” verliehen – dank der Initiative von Judith Siller vom Weltladen A Janela in der Emser Straße in Charlottenburg-Wilmersdorf. Ich danke ihr dafür und freue mich, dass sie heute nicht nur hierher gekommen ist, um uns ihr Faiertrade-Projekt vorzustellen, sondern sie hat rote Rosen mitgebracht und wird uns gleich selbst erzählen, woher diese Rosen kommen und was sie bedeuten.