Stolperstein Xantener Straße 3

Verlegeort Xantener Str. 3

Dieser Stolperstein wurde am 22.10.2015 verlegt.

Stolperstein Helene Rares

HIER WOHNTE
HELENE RARES
GEB. HERZBERG
JG. 1889
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Helene Herzberg kam am 3. Juni 1889 als jüngste Tochter von Max Herzberg und dessen Ehefrau Berta geborene Jaffe in Berlin zur Welt. Ihr Vater war ein Berliner Kaufmann, ihre Mutter eine Lehrerstochter aus Westpreußen. Helene hatte drei ältere Schwestern, Elise (*1885), Heta (*1886) und Trudi (*1887). Wahrscheinlich lebte die Familie in Schöneberg.
Mit achtzehn Jahren heiratete Helene den siebenundzwanzigjährigen Schriftsteller und Redakteur Leo Cohn, der unter dem Künstlernamen Leo Colze publizierte. Er war 1880 in Breslau geboren, hatte Jura und Nationalökonomie studiert und lebte seit drei Jahren in Berlin. Dort war er als Berater eines Verlages tätig und gab die periodische Anthologie „Neue deutsche Literatur“ heraus. Auch hatte er bereits seine ersten eigenen Bücher veröffentlicht, darunter den Erzählungsband „Sein Corpsbruder“ und einen Lyrikband namens „Jugend“. Helene und Leo lebten in der Aschaffenburger Straße 16 in Schöneberg. 1908 veröffentlichte Leo einen Oscar-Wilde-Kalender mit dem Titel „Ein Leben in Schönheit“ und ein kleines Buch namens „Berliner Warenhäuser“, das für Freunde der Berliner Stadtgeschichte eine sehr interessante und amüsante Lektüre ist. Helene und Leo bekamen rasch hintereinander zwei Söhne, Werner Helmut (*1909) und Gunter (*1910). Bald nach Gunters Geburt ließen sie sich scheiden. Die Kinder blieben bei der Mutter.
Leo Colze verheiratete sich wieder und zog nach Frankfurt am Main, wo er als Rechtsanwalt und Syndikus tätig war. Im Ersten Weltkrieg veröffentlichte er mehrere Bücher mit aktueller, patriotischer Thematik. Er starb 1918.
Helene blieb mit ihren Söhnen in Berlin. Dort heiratete sie ein zweites Mal, den drei Jahre älteren Verleger Friedrich Rares. Er war als Sohn eines ukrainisch-jüdischen Ehepaars in Wien auf die Welt gekommen und hatte in Berlin-Schöneberg einen Verlag für „Kunst und Reklame“ eröffnet. Friedrich Rares adoptierte Helenes Söhne aus erster Ehe. 1937, mit fünfzig Jahren, nahm er sich das Leben.
Über das Schicksal von Helenes jüngerem Sohn Gunter war nichts herauszufinden. Ihr älterer Sohn Werner Helmut, der wohl Friseur war, emigrierte in den 1930er-Jahren nach Großbritannien und lebte später in Australien. Er starb 1996 in Sydney. Ob Helene ebenfalls zu emigrieren versuchte und wie – und wovon – sie in den Jahren des Nationalsozialismus lebte, war nicht zu eruieren. In der Xantener Straße 3 wohnte sie seit spätestens 1939, wahrscheinlich zur Untermiete. Am 15. August 1942 wurde sie mit dem sogenannten „18. Osttransport“ von Berlin aus ins Ghetto Riga deportiert und drei Tage später ermordet. Helene Rares geborene Herzberg wurde 53 Jahre alt.
Ihre Schwester Elise hatte 1906 einen amerikanischen Mennoniten geheiratet und war mit ihm nach Pennsylvania gezogen. Sie starb 1961. Ihre Schwester Heta emigrierte gemeinsam mit ihrem Ehemann in den 1930er-Jahren nach Argentinien und starb 1965 in Buenos Aires. Die dritte Schwester, Trudi, emigrierte wahrscheinlich mit ihrem Mann in die Niederlande und überlebte dort im Versteck. Sie kehrte nach dem Krieg nach Berlin zurück und starb dort 1962.

Text und Recherche: Christine Wunnicke

Quellen:

Yad Vashem
Gedenkbuch des Bundes
MyHeritage
mappingthelives.org
Berliner Adressbücher
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Kürschner Literatur-Kalender
Katalog der deutschen Nationalbibliothek

Alle Texte und Bilder auf dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Erlaubnis des/r Rechteinhaber*in verwendet werden.

Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf

Wegen der Wartezeit von 3 bis 4 Jahren können keine neuen Anträge für Stolpersteine angenommen werden. Bereits registrierte Anträge werden bearbeitet.

Because of a waitingtime of 3 to 4 years new requests for Stolpersteine cannot be accepted. Requests already registered will be processed.

Adresse

Stolperstein

Verkehrsanbindungen