HIER WOHNTE
AUGUST
MEIGNERS
JG. 1887 (fälschlicherweise 1887 angegeben, tatsächlich 1890 geboren)
DEPORTIERT 18.10.1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 8.5.1942
Am 10. Juli 1890 wurde August Rudolf Meigners (ursprünglich Rudolf Kaufmann) in der turkmenischen Hauptstadt Aschabad (Asgabat) geboren. Er besuchte dort ein Gymnasium. Sein Vater war der Kaufmann Georg Meigners, seine Mutter hieß Sophie, geb. Okser. August hatte zwei Geschwister, Simon und Raja-Rita, verh. Eglow.
Aschabat lag am Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenstraßen und wurde an die Transkaspische Eisenbahn angeschlossen, die ab 1885 Mittelasien mit dem Kaspischen Meer verband. Möglicherweise betrieb der Vater dort Handel.
1906 oder 1912 floh die Familie aus dem damals russischen Aschabad und ließ sich in Berlin nieder. Mit der Flucht erfolgte eine Namensänderung. Die Eltern und August hießen bis dahin Kaufmann und nannten sich nun Meigners, Augusts Bruder Simon hingegen behielt den alten Namen. Den Gesetzen des Deutschen Reiches nach erhielten die Meigners, auch die Söhne, nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie galten als staatenlos und bekamen lediglich Fremdenpässe ausgestellt.
August arbeitete in Berlin zunächst als Buchdrucker, später als Kaufmann für technische Geräte und Radioteile.
Als August Meigners 1919 Debora Schragin in Berlin heiratete, wurde als Wohnort der Familie Meigners noch Simferopol/Krim angegeben. Allerdings war in der Heiratsanzeige auch die Berliner Adresse Elisabethstraße 6 in Schlachtensee vermerkt. Vermutlich handelte es sich dort um ein Hotel und somit eine vorübergehende Unterkunft. Im Berliner Adressbuch ist als Eigentümer dieses Hauses „F. Adler, Hotelier“ eingetragen.
Debora ist ebenfalls auf der Krim – in Feodossija – geboren worden.
Im Laufe der Jahre kamen drei Söhne zur Welt:
am 10. Juni 1920 Boris Peter Leo
am 6. Juni 1923 Viktor
und am 11. November 1930 Hans Alexander
Die Familie wohnte zuerst in Wilmersdorf in der Neckarstraße 2, ab 1931 in der Kaiserallee 26 (heute Bundesallee) in einer 4-Zimmerwohnung im Gartenhaus II. Zusammen mit seinem Bruder Simon betrieb August Meigners ein Radio – Elektrogeschäft in der Neanderstraße 33 (heute Heinrich-Heine-Straße). Er war zunächst als Teilhaber vorwiegend im Außendienst tätig, nach Simons Flucht im Jahr 1938 nach Frankreich, wurde er jedoch alleiniger Inhaber mit einigen Angestellten.
Im Februar 1939 wurde das Elektro – Radio Geschäft abgewickelt und geschlossen, bis dahin galt August Meigners laut Vermögensverwertungsakte als selbstständig. Große Teile des Warenlagers brachte er in der Wohnung in verschiedenen Räumen, in Schränken und in Kellerräumen unter – um die Waren in besseren Zeiten zu verkaufen, wie er einem Freund gegenüber äußerte.
August Meigners wurde in der Folgezeit bis zu seiner Deportation wahrscheinlich nicht zur Zwangsarbeit herangezogen. In der Vermögenserklärung, die er kurz vor der Deportation abzugeben hatte, erwähnte er keine Stelle der Zwangsarbeitertätigkeit. In derselben Akte gab er den Wert der im Lager verbliebenen Waren mit 3000 RM an. 200 RM führte er zuletzt an Bargeld bei sich.
Am 16. Oktober 1941 befand sich August Meigners zusammen mit seiner Frau Debora und dem jüngsten Sohn Hans in der als Sammelstelle für die Transporte in die Vernichtungslager missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7a. Dort wurde ihm die „Verfügung zur Einziehung des Vermögens“ zugestellt.
Zwei Tage später, am 18. Oktober, wurden August, Debora und Hans nach Łodz deportiert. In dem Ghetto wurde die Familie in einer der primitiven Unterkünfte im Hanseatenweg 70 untergebracht. Am 8. Mai 1942 wurde August Meigners zusammen mit seiner Familie in Chełmno (Kulmhof) in einem der Gaswagen grausam ermordet.
Recherche und Text: Karin Sievert, Stolperstein Initiative Charlottenburg – Wilmersdorf
Quellen:
Gedenkbuch
Entschädigungsakte
Landesarchiv über Ancestry
BLHA Vermögensverwertungsstelle
Berliner Adressbücher
Angaben überprüft von Doron Meigners