Gedenktafel für Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus

Haus der Jugend, Zillestr. 54

Die Gedenktafel für Gegner des Nationalsozialismus im ‘Kleinen Wedding’ in Charlottenburg wurde von Michael Roeder angeregt und realisiert. Sie wurde am 8.4.2011 am Haus der Jugend Charlottenburg an der Zillestraße 54 enthüllt.

In der Silvesternacht 2012/13 wurde die Tafel so stark zerstört, dass sie nicht wiederhergestellt werden konnte. Dank zahlreicher Spenden aus der Bürgerschaft konnte eine neue Gedenktafel angefertigt werden, sie wurde am 6. März 2013 enthüllt.

Gedenktafel Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus, Haus der Jugend, Zillestr. 54

CHARLOTTENBURGER
GEGNER DES NATIONALSOZIALISMUS

Diese Straße hieß früher Wallstraße; 1933 wurde sie in Maikowskistraße umbenannt; den heutigen Namen Zillestraße erhielt sie 1947.

Die Wallstraße und ihre Umgebung waren Anfang der 1930er Jahre ein Zentrum des Arbeiterwiderstands gegen den Nationalsozialismus. Die Aktivsten waren junge Leute, viele von ihnen arbeitslos durch die Weltwirtschaftskrise.

Als in der Nacht der Machtübernahme am 30. Januar 1933 der SA-Sturm 33 auch durch diese Straße marschierte, stellte sich ihm eine große Zahl von Menschen entgegen. Der SA-Sturmführer Maikowski und der Polizist Zauritz kamen durch Schüsse ums Leben. Ein Täter wurde nicht ermittelt. Dennoch wurden 51 1 Gegner des Nationalsozialismus, darunter drei Frauen, zu Haftstrafen verurteilt:

Peter Arend Martin Bieber Alfred Böning Marie Borchert Willi Borchert
Werner Borowski Emil Braun Johannes Chorazy Friedrich Collin Karl Dornick Franz Fleischer Willi Fleschenberg Kurt Grothe Alfred Gruhle Hans Hagemeyer Arthur Max Hanke Herbert Hellwig Paul Hübner Alfred Katzorke Friedrich Köhler Karl Kramer Erich Kruk August Kupka Hermann Lange Willi Leder Willi Leese Fritz Meyer 2 Hermann Mohr Gerhard Mühler Richard Müller Heinz Nielbock Paul Plessow Gerhard Pohle Theodor Pohle Paul Preuss Kurt Reese Friedrich Riemer Kurt Rossel Therese Rossel Kurt Ryberczik Max Schuckar Erich Schmidt Kurt Schneider Hermann Schulze Erich Sieg Otto Steinmann Adolf Stellmacher Emma Suppli Hans Thonüs Wilhelm Widder Heinrich Woithe Rudolf Wolff

Am 17. Februar 1933 trug ein SS-Mann bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Mitgliedern einer Häuserschutzstaffel 3 eine tödliche Verletzung davon. Begonnen hatte die Konfrontation in der Wallstraße, der tödliche Schuss fiel unweit der Kreuzung Wilmersdorfer Straße und Schillerstraße. Obwohl das Gericht keinen Täter identifizierte, wurde der Mord den Kommunisten angelastet, von denen drei die Folter in der SA-Haft nicht überlebten. 15 Personen 4 erhielten teils hohe Haftstrafen – Richard Hüttig wurde sogar zum Tode verurteilt:

Herbert Carius Walter Drescher 5 Heinz Duch Paul Fischer Willi Hesse Kurt Hundsdörfer Richard Hüttig Fritz Kollosche 6 Kurt Konscholke Bruno Krumpholz Martin Michallak Willi Miether Rudolf Mosemann Alfred Rabenow Arthur Schäfer Willi Schwarzat Marian Szelag Paul Voß Werner Zimmermann Paul Zweig

1 Aktualisiert am 30.10.2013.
2 Fritz Meyer war am 30.1.1933 nicht in der Zillestraße und wurde auch nicht im Maikowski-Prozess verurteilt. Die Akten dieses Prozesses liegen im Berliner Landesarchiv. Der Urteilsband hat die Signatur A Rep 358 – 01 Nr. 7099.
3 Es handelt sich hier um die von Richard Hüttig geführte Häuserschutzstaffel Lange.
4 Zusammen mit Richard Hüttig waren es 16 Personen.
5 Walter Drescher wurde vermutlich von der SA vor dem Prozess ermordet, wie auch Paul Voß und Martin Michallak.
6 Fritz Kollosche stand nicht in Verbindung mit Richard Hüttigs Häuserschutzstaffel und den Ereignissen des 17.2.1933.