140. Kiezspaziergang am 10.08.2013

Auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf

Bezirksstadtrat Marc Schulte, 10.8.2013, Foto: KHMM

Bezirksstadtrat Marc Schulte, 10.8.2013, Foto: KHMM

Bezirksstadtrat Marc Schulte

Treffpunkt: Am Friedhofseingang, Bahnhofstr. 1 in Stahnsdorf

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 140. Kiezspaziergang. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann feiert heute seinen Geburtstag in Schweden und hat mich deshalb gebeten, ihn zu vertreten.
Mein Name ist Marc Schulte, ich bin Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Charlottenburg-Wilmersdorf, und ich habe diese Vertretung zum Anlass genommen, erstmals mit einem Kiezspaziergang eine Einrichtung Charlottenburg-Wilmersdorfs außerhalb des Bezirks zu besuchen.

Kartenskizze, nach Peter Hahn: Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf, Badenweiler 2010, Umschlag hinten

Kartenskizze, nach Peter Hahn: Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf, Badenweiler 2010, Umschlag hinten

Der Wilmersdorfer Waldfriedhof hier in Stahnsdorf wurde 1920 von dem bedeutenden Charlottenburger Gartenarchitekten und Stadtgartendirektor Erwin Barth angelegt, der hier auch selbst beerdigt wurde.
Sein Grab wurde vom Berliner Senat zur Ehrengrabstätte erklärt. Der Friedhof wurde auch während der Zeit der Teilung Berlins vom Bezirk Wilmersdorf verwaltet. Inzwischen finden hier kaum noch Beerdigungen statt, und die reizvoll gestaltete Anlage wird mehr und mehr zum Friedhofsmuseum mitten im Wald.
Eine Zeitung, die unseren Kiezspaziergang ankündigte, schrieb unter anderem, wir könnten hier das Grab von Wilhelm Busch besichtigen. Das war eine Ente, und wir wissen nicht, wie es dazu kam. Wilhelm Busch starb in Mechtshausen bei Seesen am Harz und ist dort auch beerdigt.
Aber natürlich werden wir bei unserem Rundgang auf eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten stoßen.
Herzlich begrüßen möchte ich den Friedhofsleiter Herrn Mahlow, der sich hier bestens auskennt. Er wird uns führen und auch gerne Ihre Fragen beantworten.
Außerdem freue ich mich, dass Elmar Kilz heute bei uns ist. Er ist der Leiter des Forstamtes Grunewald und ich denke, er kann Ihnen einiges zu dem Begriff “Waldfriedhof” erläutern.
Drittens begrüße ich herzlich Herrn Daniel Mühlner. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Hans-Altmann-Park in Stahnsdorf. Dieser Verein setzt sich dafür ein, die Friedhofslandschaft hier in Stahnsdorf zu erhalten und konzentriert sich dabei zunächst auf den Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. Ziel ist es, diesen Friedhof als Hans-Altmann-Park zu pflegen und ihn weiter für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Mit originellen Kunstausstellungen auf dem Friedhof hat der Verein bereits viele für seine Ideen begeistert.
Hinweisen möchte ich Sie auf das Buch von Peter Hahn mit dem Titel “Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf”. Es ist 2010 im Oase-Verlag in Badenweiler erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel erhältlich.
Auf 350 Seiten finden Sie alles über die drei Berliner Friedhöfe hier in Stahnsdorf. Vieles von dem, was ich Ihnen heute erzähle, können Sie dort noch einmal nachlesen und vertiefen.

Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt mitteilen, wie immer am zweiten Samstag, des Monats, also am 14. September, um 14.00 Uhr. Da wir an dem Wochenende vom 13. bis zum 15. September unser jährliches Bezirksfest veranstalten, nämlich das Fest der Nationen auf dem Prager Platz, soll dort das Ziel des Kiezspaziergangs sein, damit Sie, wenn Sie möchten, noch ein wenig mitfeiern können. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann erwartet Sie zum Start um 14.00 Uhr vor dem Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz 4. Er wird mit Ihnen unter anderem die Robert-Jungk-Schule besuchen und über den Hohenzollernplatz und Nikolsburger Platz zum Prager Platz gehen.

Am Friedhofseingang, 10.8.2013, Foto: KHMM

Am Friedhofseingang, 10.8.2013, Foto: KHMM

Drei Friedhöfe in Stahnsdorf
Die meisten von Ihnen haben sicher über die Bahnhofstraße hierher gefunden und sind dabei am Südwestkirchhof Stahnsdorf vorbeigekommen, der hier unmittelbar neben dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf liegt. Ein Stück weiter gibt es dann noch den Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. Sie sehen: genügend Anlässe für weitere Kiezspaziergänge in Stahnsdorf.
Alle drei Friedhöfe entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Friedhofsflächen in Berlin nicht mehr ausreichten. Seit Berlin 1871 Reichshauptstadt geworden war, explodierte die Bevölkerungszahl geradezu, und entsprechend wuchs in den Jahren danach der Flächenbedarf für Bestattungen.
Zuerst schuf Garteningenieur Louis Meyer 1909 der Südwestkirchhof für die evangelische Kirche, die auf ihren Berliner Gemeindefriedhöfen nicht mehr genügend Platz hatte.
Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg schuf der Architekt Hans Altmann für die damalige Landgemeinde Friedenau den Waldfriedhof Friedenau in Gütergotz. Er kam nach einer Verwaltungsreform zu Wilmersdorf. Gütergotz wurde 1937 umbenannt in Güterfelde und ist heute ein Ortsteil von Stahnsdorf. Deshalb heißt dieser zweite Berliner Friedhof in Stahnsdorf heute Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. Er liegt hinter dem Südwestkirchhof in Richtung Potsdam.
Schließlich schuf der Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, 1921, für den Bezirk Wilmersdorf den Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf. Wir beginnen also heute mit dem jüngsten der drei Friedhöfe, gewissermaßen von hinten.
Und ich schlage vor, dass wir jetzt zunächst ein paar Schritte bis zur Friedhofskapelle gehen, bevor ich Ihnen mehr zur Entstehungsgeschichte dieses Friedhofs erzähle.

Die Hauptachse, 10.8.2013, Foto: KHMM

Die Hauptachse, 10.8.2013, Foto: KHMM

Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf
Im Jahr der Reichsgründung 1871 war Wilmersdorf noch ein Dorf im Kreis Teltow mit 1.700 Einwohnern. Als Wilmersdorf 1906 Stadtrechte erhielt, hatte es bereits 75.000 Einwohner, und bei der Eingemeindung nach Berlin 1920 waren es knapp 160.000.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg bemühte sich die Stadt Wilmersdorf um den Erwerb eines potentiellen Friedhofsgeländes außerhalb der Stadt. Aber erst nach dem Krieg, 1920, kam der Ankauf von 70 Hektar für die Anlage eines Waldfriedhofs unmittelbar neben dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf zustande. Der Ort erschien geeignet wegen der Nachbarschaft des Südwestkirchhofs und weil 1913 eine S-Bahn-Linie von Wannsee über Dreilinden nach Stahnsdorf-Friedhof eröffnet worden war. Der Bahnhof befand sich direkt gegenüber dem Eingang zum Südwestkirchhof, hinter dem Lokal “Kossatenhof”.
Wegen der Eilbedürftigkeit schrieb Wilmersdorf einen beschränkten “Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen in Stahnsdorf gelegenen Friedhof der Gemeinde Berlin-Wilmersdorf” aus. In der Ausschreibung hieß es “Die Anlage muss einfach und würdig sein, der Eindruck einer öffentlichen Parkanlage ist zu vermeiden. Weitestgehende Verwertung des Geländes zu Grabstellen ist anzustreben … Jedoch darf der künstlerische Eindruck dadurch nicht beeinträchtigt werden.” Die Wegeführung sollte klar, einfach und zweckmäßig sein, um ein schnelles Zurechtfinden zu ermöglichen. Große Erdbewegungen sollte es nicht geben, und der Kiefernbestand sollte nach Möglichkeit geschont werden.
Der Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth gewann den ersten Preis mit seinem Entwurf unter dem Kennwort “Kein Park”, während der Wilmersdorfer Garteninspektor Thieme unter dem Kennwort “Via crucis, via lucis” lediglich den vierten Preis erhielt.
Die Entwürfe wurden im März 1921 im Wilmersdorfer Stadthaus ausgestellt. Unmittelbar danach wurde der Friedhof angelegt, und bereits am 16. September 1921 fand die erste Beisetzung statt.
Obwohl der Entwurf des Wilmersdorfer Bezirksgartendirektors Richard Thieme nur den vierten Preis erhalten hatte, übernahm er die Leitung des weiteren Ausbaus, und hielt sich in den Folgejahren an die von Erwin Barth gelieferte Grundkonzeption.
Große Flächen des Wilmersdorfer Waldfriedhofs waren Ende der 1930er Jahre noch unbelegt.
Ende der 1930er Jahre wurden im Zuge von Speers größenwahnsinnigen Planungen für den Umbau Berlins in “Germania” rund 15.000 Särge und Aschenurnen nach Stahnsdorf überführt, die meisten davon auf den Südwestkirchhof. Vom I. Städtischen Friedhof Schöneberg, Maxstraße, gab es aber auch Umbettungen hierher auf den Waldfriedhof, darunter das Grab des Malers Hans Baluschek.
Hitlers “Generalbauinspektor” Speer plante für Berlin als künftiges Zentrum eines deutschen Weltreiches unter anderem eine große Nord-Süd-Achse. Sie sollte die neue Hauptstraße der Millionen-Metropole werden und ideologischer und kommerzieller Mittelpunkt der Stadt sein. Insgesamt sollten dafür 40 Berliner Friedhöfe zerstört werden. Der Zweite Weltkrieg hat die Verwirklichung dieser Pläne verhindert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Besuch der Stahnsdorfer Friedhöfe für West-Berliner nur noch beschränkt und seit dem Mauerbau 1961 gar nicht mehr möglich. Erst mit dem “Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom 21. Dezember 1972 wurden Friedhofsbesuche wieder erleichtert. Bestattungen fanden allerdings kaum noch statt. Aber trotz Mauer und Stacheldraht wurden die Wilmersdorfer Friedhöfe weiterhin vom Bezirksamt Wilmersdorf verwaltet.
Die Löhne an die hiesigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden über die Staatsbank der DDR überwiesen. Auch nach dem 1 : 1 – Umtausch blieb den Beschäftigten ein überdurchschnittliches Einkommen. Auch Werkzeug und Maschinen wurden vom Bezirksamt Wilmersdorf gestellt, und einmal im Jahr besuchte der Bezirksbürgermeister seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf seinem Friedhof.
Bis heute ist die Friedhofsanlage weitgehend erhalten, auch wenn es immer schwieriger wird, ihn gegenüber dem Wald zu verteidigen. Seit 2005 gibt es hier keine Neubestattungen mehr. Nur noch sehr wenige Nachbestattungen in Familiengräbern sind möglich. Inzwischen steht im Berliner Stadtgebiet ausreichend Bestattungsfläche zur Verfügung, so dass die Berliner Friedhöfe im Umland nicht mehr für Bestattungen benötigt werden. Sie werden mehr und mehr zu “Friedhofparks”.

An der Friedhofskapelle, 10.8.2013, Foto: KHMM

An der Friedhofskapelle, 10.8.2013, Foto: KHMM

Friedhofskapelle
Die von Erwin Barth im Zentrum der Hauptachse vorgesehene Kapelle wurde nicht gebaut. Stattdessen wurde die kleine Kapelle hier im Eingangsbereich ausgebaut. Sie war zunächst nur als Provisorium errichtet worden.
Friedhofsobergärtner Ulrich beschrieb den Friedhof 1921 in der Zeitschrift “Die Gartenwelt”:
“Das Wegesystem gliedert sich um eine kräftige Hauptachse in nach ihrer Bedeutung deutlich unterschiedene Haupt- und Nebenwege und trägt so wesentlich zur guten Orientierung bei.
Erwin Barth selbst verwies darauf, dass die bisherigen Waldfriedhöfe fast durchweg an dem Fehler litten, dass ihnen eine solche Hauptachse fehle. Unter Verwendung von genau den Begrifflichkeiten, die in der Ausschreibung eingefordert worden waren, erläuterte er seine Entwurfsideen:
“Diese klare, einfache und zweckmäßige Wegeführung macht zwar auf dem Grundplan einen nüchternen Eindruck; es dürfte aber wohl kein Zweifel darüber bestehen, dass gerade in einem Waldfriedhofe diese geraden Wege, falls sie nicht zu lang sind, in ganz reizvoller Weise abwechslungsvoll gestaltet werden können.”
Entsprechend fügte er an den Kreuzungspunkten verschiedenartige kleine Platzerweiterungen ein. Dadurch verschieben sich die Wege etwas, und es entstehen leichte Abweichungen vom rechtwinkligen Prinzip. Die Plätze wurden zurückhaltend mit Brunnen und Denkmälern geschmückt. Trotz seiner funktionalen Einfachheit gewinnt der Friedhof einen malerisch-idyllischen Charakter. Ein quer zur Hauptachse verlaufendes Tal wurde durch den Bau einer Brücke betont.
Auch die heutige Situation sah Erwin Barth in seinem Entwurf bereits voraus.
Er schrieb: “Die ganze Anlage muss so eingerichtet sein, dass sie späterhin auch dann noch einen würdigen Eindruck macht, wenn sie nur in denkbar einfachster Form unterhalten oder zum Teil sich selbst überlassen ist.”
Wir beginnen jetzt unseren Rundgang zu einigen besonderen Grabstätten und gehen zunächst durch die Hauptachse, überqueren das quer dazu liegende Tal und biegen dann rechts ab zu den Gräbern von Kurt Mühsam und John Henry Mackay.

Im Waldfriedhof, 10.8.2013, Foto: KHMM

Im Waldfriedhof, 10.8.2013, Foto: KHMM

Kurt Mühsam (ohne Grabstein)
Hier liegt der Journalist Kurt Mühsam begraben, nicht zu verwechseln mit dem Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam, an den hinter dem Rathaus Charlottenburg an dem Haus Alt-Lietzow 12 eine Gedenktafel erinnert.
Der Journalist Kurt Mühsam wurde 1882 in Graz geboren. Der Sohn von Samuel Mühsam und Marianne von Löwenstein arbeitete zunächst als Korrespondet für die liberale österreichische Tageszeitung “Neue Freie Presse”. Von 1912 bis 1921 war er Direktor der “National-Zeitung” und Herausgeber der “Berliner Zeitung am Mittag”. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg erschien seine Publikation “Wie wir belogen wurden – Die amtliche Irreführung des deutschen Volkes”. Darin kritisierte er die schönfärberischen Verlautbarungen der Obersten Heeresleitung am Ende des Ersten Weltkrieges, die dazu führten, dass am Ende die Niederlage viele überraschte.
Bis heute aktuell ist seine Aufdeckung des Umgangs mit dem Völkermord an den Armeniern in der Türkei. Im Oktober 1915 wurde die Presse instruiert, “über die Armeniergreuel folgendes zu sagen: Unsere freundschaftlichen Beziehungen dürfen durch diese innertürkische Verwaltungsangelegenheit nicht gefährdet werden. Deshalb ist es Pflicht zu schweigen. Später, wenn Angriffe des Auslandes wegen deutscher Mitschuld erfolgen sollten, muss man die Sache mit Vorsicht und Zurückhaltung behandeln und stets hervorheben, dass die Türken schwer von den Armeniern gereizt wurden.”
Kurt Mühsam war 1922/23 Leiter der Ufa-Presseabteilung und danach Chefredakteur der Filmillustrierten “Lichtbild-Bühne”, in der die ersten Filmkritiken in Deutschland erschienen.
Kurt Mühsam starb am 17. November 1931 in Berlin. Einen Grabstein für ihn gibt es nicht.

John Henry Mackay
John Henry Mackay wurde zwar 1864 in Schottland geboren, aber nach dem frühen Tod des Vaters 1865 zog seine deutsche Mutter mit ihm zurück nach Deutschland. Mackay verbrachte seine frühe Kindheit in Saarbrücken. 1885 wurden seine ersten literarischen Werke veröffentlicht.
Er wurde zu einem Wegbereiter des Naturalismus in der Literatur, und er fand Anschluss an den Friedrichshagener Dichterkreises in Berlin. Einige Jahre war er mit Rudolf Steiner befreundet und propagierte mit ihm gemeinsam den individualistischen Anarchismus, bevor Steiner sich der Theosophie zuwandte. Zwischen 1905 und 1926 veröffentlichte Mackay unter dem Pseudonym “Sagitta” seine “Bücher der namenlosen Liebe”, in denen er sich mit seiner Homosexualität und seiner Knabenliebe auseinandersetzte. Mackay starb am 16. Mai 1933, möglicherweise durch eine Überdosis Morphin, obwohl er auch schon seit mehreren Jahren an verschiedenen Krankheiten litt. Seine Urne wurde hier beigesetzt.

Am Grab von Erwin Barth, 10.8.2013, Foto: KHMM

Am Grab von Erwin Barth, 10.8.2013, Foto: KHMM

Erwin Barth (Ehrengrab)
Bei dem Grab von Erwin Barth handelt es sich um ein Berliner Ehrengrab.
Charlottenburg verdankt seinem früheren Gartendirektor Erwin Barth eine große Zahl bedeutender Gartendenkmale. Wer am letzten Kiezspaziergang teilgenommen hat, der weiß, dass dazu auch der Lietzenseepark gehört und dass wir 2005 den Platz zwischen Kaiserdamm und Lietzenseepark nach Erwin Barth benannt haben. Von Barth wurde der Volkspark Jungfernheide geschaffen, der Schustehrus-Park, der Brixplatz, Savignyplatz, Mierendorffplatz, Klausenerplatz, Karolingerplatz, Raußendorffplatz, Hochmeisterplatz, der Garten des Krankenhauses Westend, der Friedhof Heerstraße und eben auch dieser Waldfriedhof. Auch der Volkspark Rehberge in Wedding ist sein Werk.
Sein Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können. In dem Sinne ist Blumenschmuck kein Luxus. Er kann von großer, sozialer Bedeutung sein.”
Seit 2005 vergibt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den Erwin-Barth-Preis für das ehrenamtliche Engagement in der Grünpflege.
Erwin Barth wurde 1880 in Lübeck geboren. Er nahm sich am 10. Juli 1933 in Berlin das Leben. Seine gärtnerische Ausbildung erhielt er in Lübeck und Elmshorn und beendete sie 1900 an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam-Wildpark. Anschließend arbeitete er für private Auftraggeber. 1908 wurde er Stadtgärtner in Lübeck, wo er bis 1911 blieb. 1912 ging er nach Charlottenburg, wo er Stadtgartendirektor war, bis er 1926 zum Gartendirektor von ganz Berlin aufstieg. Daneben lehrte er von 1921 an der Technischen Hochschule Charlottenburg, wo er 1927 zum Honorarprofessor ernannt wurde. 1929 verließ er das Stadtgartenamt und wurde Ordinarius und Direktor des Instituts für Gartengestaltung, das als deutschlandweit erste wissenschaftliche Ausbildungsstätte für Gartenarchitekten an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin eingerichtet wurde. 1931 schrieb er “Zur Ausübung der Gartenkunst gehört künstlerisches Talent, eine heiße Liebe zur Natur und tiefes Verständnis für die Lebensnotwendigkeiten unseres Volkes.”
Erwin Barths Parks, Stadtplätze, Grünanlagen, Krankenhausgärten und Friedhofsanlagen in Berlin entstanden zwischen 1912 und 1929. Sie prägen noch heute das Stadtbild und wurden seit den 1980er Jahren in vielen Fällen in seinem Sinne wiederhergestellt. In allen seinen Werken verknüpfte er die anspruchsvollen Schönheiten der Gartenkunst mit einem hohen Freizeit- und Erholungswert.
Er schuf keine Schmuckgärten nur zum “Lustwandeln”, sondern grüne Oasen – auch in dicht bebauten Teilen der Großstadt Berlin -, wo Kinder geschützte Freiräume und Erwachsene Orte der Erholung fanden.
Bis heute ist nicht geklärt, weshalb Erwin Barth sich am 8. Juli 1933 in seiner Charlottenburger Wohnung mit einem Schuss in den Kopf das Leben nahm. Er verstarb zwei Tage später im Martin-Luther-Krankenhaus. Das Datum legt zwar einen Zusammenhang mit der Machtübernahme der Nationalsozialsten am 30. Januar 1933 nahe. Aber einen Beleg gibt es dafür nicht. Er war wohl schwer krank und sah keine Zukunft für sich.

Steinkreuz auf dem Grab von Rudolf Kögel, 9.7.2013, Foto: KHMM

Steinkreuz auf dem Grab von Rudolf Kögel, 9.7.2013, Foto: KHMM

Rudolf Kögel (Steinkreuz)
Rudolf Kögel wurde 1870 als Sohn eines bekannten Theologen geboren, der ebenfalls Rudolf Kögel hieß. Deshalb werden die beiden häufig verwechselt, auch in dem Buch von Peter Hahn.
Der hier begrabene Sohn Rudolf Kögel war seit 1915 Pfarrer der Wilmersdorfer Auenkirche und Kreisschulinspektor. Er starb am 17. März 1932.
Sein Vater wurde von Kaiser Wilhelm I. 1880 zum Generalsuperintendenten der Kurmark ernannt. Seine Aufgabe war es, gegen die wachsende liberale Strömung anzukämpfen, was er nach Theodor Fontanes Zeugnis mit Esprit und glänzenden rhetorischen Fähigkeiten leistete.

Hugo und Anny Lederer
Der Bildhauer Hugo Lederer wurde 1871 in Znaim in Mähren geboren. 1906 schuf er in Hamburg das größte von unzähligen Bismarck-Denkmalen, die nach Bismarcks Tod entstanden.
1919 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste, und 1923 wurde er mit dem Orden “Pour le mérite” ausgezeichnet – gemeinsam mit Albert Einstein, Gerhart Hauptmann, Felix Klein und Max Liebermann. In Charlottenburg steht seine 1908 geschaffene Bronzeskulptur “Der Ringer” auf dem von Erwin Barth angelegten Raußendorffplatz in Westend. Die Nationalsozialisten hatten keine Verwendung für Hugo Lederer und erteilten ihm keine staatlichen Aufträge mehr. Sein letztes Werk wurde 1936 im Auftrag der Familie Krupp eine Denkmalanlage in Essen. Hugo Lederer starb am 1.8.1940 in Berlin.

Oberförster Kilz, Friedhofsleiter Mahlow und Marc Schulte (von links), 10.8.2013, Foto: KHMM

Oberförster Kilz, Friedhofsleiter Mahlow und Marc Schulte (von links), 10.8.2013, Foto: KHMM

Hans Otto
Unweit von dem Platz mit einem Unterstand in Form einer Waldhütte liegen die Gräber von Hans Otto und Emil von Reznicek.
Der Schauspieler Hans Otto wurde am 10. August 1900 in Dresden geboren. Im Alter von nur 33 Jahren wurde er als einer der ersten Künstler linker Gesinnung am 24.11.1933 von den Nationalsozialisten ermordet. 1952 wurde das Schauspielhaus Potsdam nach Hans Otto benannt.
In Berlin hatte er Engagements am Lessing-Theater, am Deutschen Schauspielhaus und zuletzt 1930 am Staatstheater am Gendarmenmarkt. Er galt als Idealbesetzung für jugendliche Helden und Liebhaber. So spielte er 1929 am Theater in der Königgrätzer Straße in dem Stück “Karl May’s ‘Winnetou, der rote Gentleman’” den Winnetou.
Seit 1924 war er Mitglied der KPD, 1930 wurde er Vorsitzender der Berliner Sektion des Arbeiter-Theater-Bundes und Vertrauensmann der Gewerkschaft der Deutschen Bühnenangehörigen (GDBA). Am Berliner Staatstheater spielte er in der Premiere von Faust II am 21. Januar 1933 zusammen mit Gustaf Gründgens und Werner Krauß. Danach wurde er gekündigt.
Am 14. November 1933 wurde er wegen seiner kommunistischen Haltung verhaftet und während eines Verhörs schwer misshandelt. In einer SA-Kaserne in der Voßstraße stürzte man ihn nach einem Verhör aus dem dritten Stockwerk, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Am 24. November 1933 starb er im Berliner Polizeikrankenhaus an seinen Verletzungen. Joseph Goebbels verbot die Bekanntgabe seines Todes und die Teilnahme am Begräbnis, das von Gustaf Gründgens bezahlt wurde.
In seinem Roman “Mephisto” setzte Klaus Mann 1936 Hans Otto mit der Figur Otto Ulrichs ein literarisches Denkmal.

Grabstein von Reznicek, 10.8.2013, Foto: KHMM

Grabstein von Reznicek, 10.8.2013, Foto: KHMM

Bertha Adele und Emil von Reznicek
Der Komponist Emil Nilolaus Freiherr von Reznicek wurde am 4. Mai 1860 in Wien geboren. Von 1902 bis 1945 hat er in dem Wohnhaus in der Knesebeckstraße 32 gelebt und gearbeitet. Eine Gedenktafel wurde enthüllt, allerdings seit einer Fassadenrenovierung 2008 nicht wieder angebracht.
Mit der Uraufführung seiner Oper “Donna Diana” 1894 im Deutschen Theater in Prag konnte Reznicek seinen ersten großen Bühnenerfolg feiern. Die Ouvertüre gehört bis heute zu den meistgespielten Konzertouvertüren. Seit 1902 lebte Reznicek in Berlin. Von 1909 bis 1911 war er Erster Kapellmeister an der Komischen Oper, und von 1920 bis 1926 unterrichtete er Komposition und Instrumentation an der Berliner Musikhochschule.
Er komponierte Opern, Sinfonien, Serenaden, Suiten, Violinkonzerte, Lieder für Orchester und Klavier. Im Nationalsozialismus war Reznicek ein angesehener Komponist, der mehrfach ausgezeichnet wurde.
Er starb im Alter von 85 Jahren am 2. August 1945 in Berlin. Seine 1929 komponierte Oper “Benzin” wurde am 28. November 2010 im Opernhaus Chemnitz uraufgeführt.

Ernst und Magdalena Heilmann (Ehrengrab)
Der Jurist und Sozialdemokrat Ernst Heilmann wurde 1881 in Berlin geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich insbesondere als Journalist für die SPD. Während des Krieges gehörte er zu den entschiedenen Befürwortern der Burgfriedenspolitik und zählte zum rechten Rand der Partei, der offen für Annexionen eintrat. Nach der Novemberrevolution sicherte er als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Preußischen Landtag die Weimarer Koalition. Ab 1928 gehörte er dem Reichstag an. Seine Fraktionskollegin Hildegard Wegscheider berichtete über seine rhetorischen Fähigkeiten, er habe „mit einer ungeheuren Wucht und dabei mit leuchtender Klarheit reden“ können und so auf die Massen „ungeheuren Einfluss“ gehabt. Heilmann verstand sich als Bohemien und machte kein Hehl daraus, dass er privat Unterhaltung, Spiel und Zigarren genoss.
Auf den Rennplätzen der Hauptstadt war er ein häufiger Gast. Hinzu kamen immer wieder Gerüchte über Frauengeschichten. All das reizte politische Gegner.
Wenige Monate nach der Machtübenahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Heilmann inhaftiert. Die folgenden Jahre verbrachte er in Konzentrationslagern. Am 3. April 1940 tötete ihn der SS-Hauptscharführer Martin Sommer im KZ Buchenwald mit einer Giftspritze. 1999 erklärte der Berliner Senat sein Grab zum Ehrengrab. In Charlottenburg-Nord erinnert seit 1957 der Heilmannring an den bedeutenden Sozialdemokraten.
Magdalena Heilmann lebte von 1894 bis 1986. Sie war seit 1920 mit Ernst Heilmann verheiratet. Sie war Sozialarbeiterin und Mitbegründerin der AWO.

An der Sonnenuhr, 10.8.2013, Foto: KHMM

An der Sonnenuhr, 10.8.2013, Foto: KHMM

Platz mit der Sonnenuhr
An einer rechtwinklig zur Hauptachse verlaufenden Sichtachse liegen drei Schmuckplätze. Dieser enthält eine terrassenförmige Brunnenanlage mit einer Sonnenuhr. Die Inschrift auf dem Sockel lautet: “Du kannst mich wohl verschwenden, aber nicht aufhalten.”

Auf dem Kriegsgräberfeld, 10.8.2013, Foto: KHMM

Auf dem Kriegsgräberfeld, 10.8.2013, Foto: KHMM

Willy Jaeckel, Marie Mamsch, M.+K. Krug (Ehrengrab)
Auf dem Kriegsgräberfeld liegt das Ehrengrab von Willy Jaeckel. Wegen der schwierigen Zuordnung sind zwei weitere Namen auf dem kleinen Grabstein verzeichnet.
Der Maler Willy Jaeckel wurde 1888 in Breslau geboren. Er zählte zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus. 1915 wurde er Mitglied der Berliner Secession, 1919 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und 1925 Lehrer an der Hochschule für Kunsterziehung. 1937 wurden einige seiner Bilder bei der Ausstellung “Entartete Kunst” verunglimpft. Willy Jaeckel kam am 30. Januar 1944 in Berlin bei einem Bombenangriff ums Leben.
Einige Bilder von ihm sind im Charlottenburger Bröhan-Museum zu besichtigen.

Hans Baluschek (Ehrengrab)
Der Maler Hans Baluschek wurde 1870 in Breslau geboren.
Der Sohn eines Bahnbeamten kam 1890 nach Schöneberg, studierte an der Königlichen Akademie der bildenden Künste und betrieb daneben volkswirtschaftliche und medizinische Studien. 1895 hatte Baluschek seine erste Ausstellung als Maler in der „Galerie Gurlitt“. 1897 zeigte er erstmals zwei Arbeiten auf der Großen Berliner Kunstausstellung und wurde wenig später Mitglied der Berliner Secession. Bis heute kennen viele seine Illustrationen zu Peterchens Mondfahrt aus dem Jahr 1915.
1920 trat er in die SPD ein und wurde Vorsitzender der Kunstdeputation in Schöneberg.
Er zeichnete für die Zeitschriften Der Wahre Jacob, Lachen links, Frauenwelt, Kulturwille und die Illustrierte Reichsbannerzeitung.
Dabei zeigte er oft seine Begeisterung für den technischen Fortschritt – insbesondere für den Schienenverkehr. Von 1929 bis 1933 erhielt er eine Ehrenwohnung im Atelierturm in den damals gerade neu erbauten Ceciliengärten in Schöneberg, in der er lebte und arbeitete.
Die Nationalsozialisten setzten Baluschek 1933 als „marxistischen Künstler“ von seinen Ämtern ab und schlossen ihn von allen Arbeitsmöglichkeiten aus. Seine Werke wurden als „entartete Kunst“ aus der Öffentlichkeit entfernt. Aus seiner Atelierwohnung musste er ausziehen.
Hans Baluschek starb am 28. September 1935 im Berliner Franziskus-Krankenhaus und wurde auf dem I. Städtischen Friedhof Schöneberg bestattet. Im Zuge der Speer-Planungen für die Hauptstadt “Germania” wurde er 1939 auf den Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf umgebettet.
Einige seiner bedeutendsten Werke werden im Bröhan-Museum in Charlottenburg gezeigt.

Gustav Heinrich Wolff
Der Bildhauer, Maler, Graphiker und Kunstschriftsteller Gustav Heinrich Wolff wurde 1886 in Barmen geboren.
Nach dem Ersten Weltkrieg zog Wolff nach Berlin wo er sich mit dem Schriftsteller Gottfried Benn befreundete. 1919 erlebte er hier die politischen Umbrüche und engagierte sich auch selbst für revolutionäre Veränderungen. Er versuchte, vor allem mit seinen bildhauerischen Arbeiten, größere Bevölkerungskreise und die Arbeiterschaft für Kunst zu begeistern.
Im Jahr 1926 schuf Wolff für die Taubstummenanstalt in Erfurt eine Statue „Caritas“. Diese Statue überstand den Nationalsozialismus, weil Schüler der Anstalt sie dort heimlich auf dem Gelände vergruben. 1931 besuchte er Henry Moore in London. 1931 erhielt er eine Berufung als Leiter der Bildhauerklasse an der Staatlichen Kunstakademie von Leningrad, kehrte aber schon im Jahr 1932 enttäuscht nach Berlin zurück wo er am 22. März 1934 starb.

Findling für Walter und Erna Simons, 9.7.2013, Foto: KHMM

Findling für Walter und Erna Simons, 9.7.2013, Foto: KHMM

Walter und Erna Simons
Der Jurist und Politiker Walter Simons wurde 1861 in Elberfeld geboren. Er wurde im Oktober 1918 Chef der Reichskanzlei und war Generalkommissar der deutschen Friedensdelegation in Versailles. Er trat zurück, weil er den Versailler Vertrag ablehnte. Danach war Simons leitender Geschäftsführer des Vereins Deutscher Industrieller. 1920/21 war er für einige Monate parteiloser Außenminister und vertrat das Deutsche Reich bei der Konferenz von Spa im Juli 1920 und der Konferenz von London im März 1921. Vom sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert wurde Simons 1922 zum Präsident des Reichsgerichts in Leipzig ernannt. In dieser Funktion nahm er nach dem Tode Eberts vom 11. März 1925 an bis zur Vereidigung Hindenburgs am 12. Mai 1925 gemäß Art. 51 Weimarer Reichsverfassung die Aufgaben des Reichspräsidenten wahr.
Im Vorfeld der Reichspräsidentenwahl 1925 war Simons mehrfach als Kandidat im Gespräch, die entsprechenden Überlegungen unterschiedlichster Parteienkonstellationen zerschlugen sich jedoch jeweils.
Walter Simons ist der Vater des Juristen Hans Simons, Schwiegervater von Ernst Rudolf Huber und Großvater des Theologen Wolfgang Huber. Er starb am 14. Juli 1937 in Nowawes/Babelsberg.

Gedenkstein für französische Soldaten, 9.7.2013, Foto: KHMM

Gedenkstein für französische Soldaten, 9.7.2013, Foto: KHMM

Gedenkstein für französische Soldaten
“en französischen Soldaten im Gedenken, gestorben Ende 1813 in Berlin,
geborgen bei Bauarbeiten am Lehrter Bahnhof
1997 Überführung zur letzten Ruhestätte.”

In unmittelbarer Nähe befinden sich der Eichhörnchenbrunnen und zwei Skulpturen

Arthur Eloesser
2011 wurde der Grünzug an der Gervinusstraße nach Margarete und Arthur Eloesser benannt. Geehrt wurde damit das jüdische Ehepaar Eloesser. Margarete lebte von 1881 bis 1942 und war Lyrikerin, ihr Mann Arthur lebte von 1870 bis 1938 und war Journalist, Literaturwissenschaftler, Theater- und Literaturkritiker.
Als Kritiker arbeitete er für die Vossische Zeitung, später auch für die Weltbühne. Als Dramaturg arbeitete er am Berliner Lessing-Theater. 1931 erschien seine zweibändige, 1300 Seiten umfassende Geschichte der deutschen Literatur, bis heute ein Standardwerk.
Nach der Machtergreifung wechselte Eloesser zwangsweise zur „Jüdischen Rundschau“. Er wurde Mitbegründer des Jüdischen Kulturbunds. Im Verlag der “Jüdischen Buch-Vereinigung” erschien 1936 sein letztes größeres Werk “Vom Ghetto nach Europa”.
Von 1934 bis 1937 ging er nach Palästina, kehrte dann aber wieder in das nationalsozialistische Deutschland, nach Berlin, zurück. Hier starb Eloesser am 14. Februar 1938. Seine Frau Margarete Eloesser wurde 1942 nach Riga deportiert. Für sie wurde 2011 vor dem ehemaligen Wohnhaus ein Stolperstein verlegt.

In der Nähe befindet sich eine größere Anlage mit Treppen und einem Steintisch in der Mitte.

Ehrengrab für Paul Levi, 9.7.2013, Foto: KHMM

Ehrengrab für Paul Levi, 9.7.2013, Foto: KHMM

Paul Levi (Ehrengrab)
Der Rechtsanwalt Paul Levi wurde 1883 in Hechingen geboren. Der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie studierte Jura und war seit 1908 als Rechtsanwalt tätig. 1909 trat er in die SPD ein. 1913 verteidigte er Rosa Luxemburg vor Gericht gegen den Vorwurf der „Aufreizung von Soldaten zum Ungehorsam”. Er wurde nicht nur ihr Anwalt, sondern auch ihr Geliebter, Freund und Weggefährte. Als Kriegsgegner schloss er sich während des Ersten Weltkriegs der Spartakusgruppe an und gründete zum Jahreswechsel 1918/19 gemeinsam mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die KPD. Nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht wurde er bis 1921 Parteivorsitzender. Danach wurde er aus der Partei ausgeschlossen und ging kurzzeitig in die USPD und schließlich zurück in die SPD. Er starb am 9. Februar 1930 in Berlin.
Am Ausgang befindet sich ein geschlossenes Mausoleum.