Blick auf den Erschießungsort
Sie sehen, dass die Verkehrsspiegel an dieser Stelle besonders zahlreich sind und besonders dicht stehen. Die Denkzeichen sollen für sich sprechen.
Die Texte auf den Spiegeln lauten unter anderem:
“Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.
Artikel 4 (3) und 5 (1) Grundgesetz 1949
Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Wehrmachterschießungsstatte Ruhleben am Murellenberg, wurden zwischen August 1944 und April 1945 mehr als 230 Menschen, überwiegend Wehrmachtsangehörig, zumeist wegen Fahnenflucht oder Wehrkraftzersetzung erschossen.
Der Erschießungsplatz lässt sich heute nicht mehr exakt lokalisieren.
Wir sind immer dran vorbeimarschiert, wenn wir zum Schießplatz gelaufen sind. Da war so eine Art Kiesgrube. Ich glaube nicht, daß die heute noch existiert.
Zeitzeuge, 1992
Einmal mussten wir antreten. Auf einem Exekutionsplatz wurde dann einer hingerichtet. Wahrscheinlich ein Fahnenfluchtiger.
Zeitzeuge, 1992
Da war ein Pfahl mit 70-80 cm Durchmesser, übermannshohe und vollkommen zerfleddert, also da sind, Tausende sind da gestorben. Es hat täglich mehrmals geknallt. Ich habe es gezielt einmal gesehen.
Zeitzeuge, 1992
Ein Urteil wurde verlesen und drang in Bruchstücken zu mir hinüber Der Obergefreite … Jahre alt … wegen Fahnenflucht … zum Tode …, der Maat … Jahre alt… gerichtet … wegen Feigheit vor dem Feinde … zum Tode durch Erschießen…
Zeitzeuge, 1994
Wir wurden dazu gezwungen, uns im Dreieck aufzustellen, und dann mussten wir zusehen, wie der arme Kerl da erschossen wurde.
Zeitzeuge, 1992”
Wir stehen hier nahe dem höchsten Punkt des Murellenberges. Vor uns befand sich das Munitionsdepot, das von den britischen Alliierten für den Verteidigungsfall errichtet wurde und später von der Berliner Polizei genutzt wurde und teilweise noch immer genutzt wird. In den Lagerhäusern, die Sie unten erkennen können, wurde alte Munition der Nationalen Volksarmee und teils auch beschlagnahmtes Silvesterfeuerwerk gelagert.
Von den Briten wurde zur Übung des Häuserkampfs ein Kampfdorf errichtet. Es wurden typische städtische Situationen nachgebaut: kleine Häuser, Hochhäuser, eine Kirche, Supermarkt, Tankstelle, Telefonzellen, ein Bahndamm mit ein paar U-Bahnwagen darauf. Das Übungsgeschehen konnte über Videokameras und Lautsprecher von einer Zentrale aus beobachtet und gelenkt werden.
Auch dieses Kampfdorf wird noch immer von speziellen Polizeieinheiten wie dem SEK als Übungsgelände genutzt.
Das noch immer von der Polizei genutzte umzäunte Gelände soll in den nächsten Jahren schrittweise freigegeben werden. Geplant ist auch eine Durchwegung von Ost nach West, die es bisher noch nicht gibt.
Wenn wir jetzt den Weg hinunter gehen kommen wir direkt auf die Zufahrtsstraße zum Bühneneingang der Waldbühne. Diese Zufahrtsstraße wird in diesem Jahr erneuert. Es gibt Anwohnerproteste gegen die Belieferung der Waldbühne über diesen Weg, der von der Siedlung Ruhleben her zur Waldbühne führt. Eine zunächst angedachte Alternative über das Olympiagelände hat sich allerdings als unpraktikabel erwiesen.