Herzlich willkommen zum 265. Kiezspaziergang am Weltfrauentag. Ich bin Kirstin Bauch, Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, und freue mich, Sie heute zu begrüßen.
Bevor wir in das heutige Thema eintauchen, ein kurzer Ausblick: Der nächste Spaziergang findet am Samstag, den 12. April, statt. Wir erkunden den Spandauer Damm, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird. Bezirksstadtrat Detlef Wagner wird Sie begleiten. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Wasserturm, Spandauer Damm 165.
Der 8. März ist mehr als nur ein Datum – er steht für den Kampf gegen Diskriminierung und gegen die Ausbeutung von Frauen und Mädchen weltweit. Seit 1975 ist der Weltfrauentag von den Vereinten Nationen anerkannt, und wird in vielen Ländern mit Demonstrationen und Veranstaltungen begangen. Sein Ziel ist es, auf bestehende Ungleichheiten aufmerksam zu machen, wie den Gender Pay Gap – also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen – und Maßnahmen zur Stärkung der Rechte von Frauen zu fördern.
Die Herausforderungen für Frauen im 21. Jahrhundert sind vielfältig: gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, gleiche Bezahlung und die Anerkennung von der Sorgearbeit, die meist Frauen leisten. Es geht um Schutz vor Gewalt, um sichere Gesundheitsversorgung und um politische Mitsprache. Frauen weltweit müssen weiterhin für ihre Rechte kämpfen.
Doch dieser Kampf ist weder abstrakt noch weit entfernt. Er hat sich über Jahrhunderte hinweg auch direkt in unserer Stadt abgespielt. Genau das wollen wir heute sichtbar machen. Auf unserem Spaziergang durch Charlottenburg begegnen wir Frauen, die für mehr Gerechtigkeit gestritten, bahnbrechende Entdeckungen gemacht oder gesellschaftliche Strukturen verändert haben. Ohne ihr Engagement wäre dieser Bezirk nicht das, was er heute ist: lebendig, vielfältig und kreativ.
Charlottenburg war schon immer ein besonderer Ort für Frauen. Hier lebten und wirkten Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Sportlerinnen, Unternehmerinnen und Politikerinnen. Einige wurden berühmt, andere gerieten in Vergessenheit – doch alle haben Spuren hinterlassen. Sie kämpften für ihre Rechte, revolutionierten ihre Berufe oder prägten das kulturelle und soziale Leben. Und das oft zu Zeiten, in denen Frauen kaum Möglichkeiten hatten und um Anerkennung ringen mussten.
Schon der Name Charlottenburg erinnert an eine Frau: Kurfürstin Sophie Charlotte. Sie machte ihr Schloss zu einem kulturellen Zentrum und legte damit den Grundstein für die geistige und künstlerische Tradition des Bezirks. Später, in den Goldenen Zwanzigern, war Charlottenburg ein Hotspot der Avantgarde. Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen und Wissenschaftlerinnen fanden hier Inspiration und Entfaltungsmöglichkeiten.
Doch nicht nur Kunst und Kultur blühten auf. Charlottenburg war auch ein Ort gesellschaftlicher Errungenschaften. Viele Frauen engagierten sich für Bildung, soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte. Sie gründeten Schulen, kämpften für bessere Arbeitsbedingungen und unterstützten Bedürftige.
Trotz ihrer Erfolge blieb ihr Wirken oft unbeachtet. Ihre Namen fehlen in Geschichtsbüchern, ihre Biografien sind schwer zu rekonstruieren. Umso wichtiger ist es, sie heute sichtbar zu machen.
Auf unserem Spaziergang lernen wir einige dieser beeindruckenden Frauen kennen. Wir beginnen am Rathaus Charlottenburg, danach werfen einen Blick auf die sozialen Einrichtungen, die Frauen hier im Kiez mit aufgebaut haben Wir begegnen Frauen wie Marie-Elisabeth Lüders, einer Wegbereiterin für Frauenrechte in der Politik, und Ottilie von Hansemann, die Studentinnen ein Zuhause gab. Wir hören von Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen und Pionierinnen, deren Beiträge oft im Schatten blieben. Und wir erinnern uns an Sophie Charlotte, deren Einfluss bis heute spürbar ist.
Unser Spaziergang zeigt: Die Geschichte der Frauen ist nicht nur eine Geschichte des Kampfes, sondern vor allem eine des Gestaltens, des Aufbruchs und der Veränderung. Lassen Sie uns gemeinsam auf Entdeckungstour gehen!