Herzlich willkommen! Mein Name ist Detlef Wagner und ich bin der Stellvertretende Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf und Leiter der Abteilung Jugend und Gesundheit. Ich begrüße Sie alle recht herzlich zu unserem zu unserem 263. Kiezspaziergang.
Heute gehen wir entlang der Wilmersdorfer „Carstenn-Figur“. Die Route führt uns mit einzelnen Abstechern entlang der Figur über den Prager Platz, Nürnberger Platz, Fasanenplatz, Nürnberger Platz bis hin zum Hohenzollernplatz.
Bevor es aber losgeht, schon einmal der Hinweis auf den nächsten Kiezspaziergang. Der 264. Kiezspaziergang führt Sie unter der Leitung meines Kollegen Arne Herz wieder nach Charlottenburg und startet am Samstag, dem 08. Februar, um 14 Uhr am Haus des Rundfunks in der Masurenallee.
Nun aber zu unserem heutigen Spaziergang: Im Mittelpunkt steht die Carstenn-Figur. Das ist eine besondere Straßenstruktur, die Johann Anton Wilhelm von Carstenn im Jahr 1870 entwarf. Diese symmetrische Anordnung, findet sich an den nördlichen und südlichen Enden der heutigen Bundesallee.
Carstenn ist in Hamburg durch Immobiliengeschäfte zu Geld gekommen und erwarb 1868 das Rittergut Deutsch-Wilmersdorf in Berlin. Damals lag die Gestaltung von Straßen und Plätzen in der Hand der Besitzer, und so entstand auf dem Gebiet des Ritterguts in Wilmersdorf und Friedenau die Carstenn-Figur. Der Plan: eine symmetrische Straßenanordnung mit der heutigen Bundesallee, damals Kaiserallee, als zentraler Achse.
Vier Plätze rahmen die Carstenn-Figur ein: Fasanenplatz, Nürnberger Platz, Prager Platz und Nikolsburger Platz. Diese sollten als Grünflächen und Schmuckplätze dienen. Carstenn wollte eine Landhauskolonie errichten, ähnlich den Villenkolonien, die in Englands Vororten in Mode waren.
Carstenns Vision ging über Stadtplanung hinaus: Er wollte den Menschen bessere Lebensbedingungen bieten. In der schnell wachsenden Industriestadt Berlin lebten viele Menschen unter schlechten Bedingungen auf engstem Raum. Carstenn wollte Licht, Luft und Grünflächen schaffen. Damit widersprach er den Plänen des obersten Berliner Stadtplaners James Hobrecht, der die Bürger im Stadtzentrum halten wollte und Mietskasernen propagierte. Die wohlhabenden Bürger sollten in den Vorderhäusern wohnen, bevorzugt in der Beletage. Wer sich das nicht leisten konnte, musste in den Hinterhäusern unter schlechten Bedingungen leben.
Doch der Börsenkrach von 1873 durchkreuzten Carstenns Pläne. Er ging pleite, und die Straßen blieben zunächst unbebaut. Erst ab 1890 entstanden hier Gebäude – große, fünfstöckige Häuser, nicht die Villen, die Carstenn vorschwebten.