Der Delphi-Filmpalast hat eine bewegte Geschichte. Bernhard Sehring erbaute 1927/28 hier das Tanzlokal Delphi-Palais. Der Architekt hatte bereits das „Theater des Westens“ entworfen. Erst nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verwandelte man das Gebäude 1948/49 in ein Kino. Es bot damals Platz für etwa 1.200 Zuschauer. Ein Umbau im Jahr 1981 reduzierte die Kapazität und schuf eine intimere Atmosphäre. Heute beherbergt der Delphi-Filmpalast den größten Programmkinosaal Deutschlands mit mehr als 670 Sitzen und gilt als bedeutendes Filmkunstkino mit anspruchsvollem Programm. Der Delphi Filmpalast ist eines der wenigen verbliebenen Kinos in Deutschland, in dem noch Filme im 70mm-Format vorgeführt werden können.
Von dem Theatergarten an der Ecke Kantstraße und Fasanenstraße betrat man ursprünglich das Theater des Westens über die “Kaisertreppe”. 1997/98 wurde die Gartenanlage, die Kaisertreppe und die historische Fassade des Delphi rekonstruiert.
Unterhalb des Delphi-Filmpalasts liegt der berühmte Jazzkeller Quasimodo, einer der traditionsreichsten Jazzclubs der Stadt. Seit 1969 erklingt hier Live-Musik, die von Jazz bis Funk, Soul, Latin, Blues und Rock reicht.
Direkt neben dem Kino liegt das Theater des Westens. Es zählt zu den bekanntesten Bühnen Berlins. Bernhard Sehring errichtete es zwischen 1895 und 1896 im Stil des wilhelminischen Historismus. Das prächtige Gebäude beeindruckt mit seiner neobarocken Fassade. Schon damals zog der Bau mit seinen skulpturalen Verzierungen wie der Perseus-Gruppe und dem Siegesboten die Aufmerksamkeit der Berliner auf sich. Das Haus eröffnete am 1. Oktober 1896 mit Holger Drachmanns Märchenspiel „Tausendundeine Nacht“.
In über 125 Jahren erlebte das Theater des Westens viele Nutzungen und Umgestaltungen. Ursprünglich als Schauspielhaus konzipiert, wurde es ab 1898 zur Opern- und Operettenbühne. Die „Goldenen Zwanziger Jahre“ brachten einen wechselhaften Spielplan und glanzvolle Momente wie Gastspiele von weltbekannten Tänzerinnen wie Anna Pawlowa und Josephine Baker. Das Gebäude überstand schwere Zeiten, darunter einen Brand 1912 und Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg. Während der nationalsozialistischen Ära integrierte man es als „Volksoper“ in das Propagandaprogramm der Nazis.
Nach dem Krieg diente das Theater von 1945 bis 1961 der Städtischen Oper Berlin (heute Deutsche Oper) als Spielstätte. Ab den 1960er Jahren begann die bis heute anhaltende Ära der Musicals. Mit der deutschsprachigen Erstaufführung von „My Fair Lady“ 1961 etablierte sich das Haus als führende Bühne für große Musical-Produktionen. In den 1980er Jahren sorgten Inszenierungen wie „Guys & Dolls“ und „Ein Käfig voller Narren“ unter Götz Friedrich und Helmut Baumann für neue Höhepunkte.
2002 übernahm die Stage Entertainment GmbH die Leitung des Theaters, das im Besitz des Landes Berlin bleibt. Nach umfassenden Renovierungen, die das Innere und die prächtige Fassade neu erstrahlen ließen, öffnete das Theater 2003 mit dem Musical „Les Misérables“ [Le Miserable] wieder seine Türen. Seitdem zeigt es erfolgreiche Produktionen wie „We Will Rock You“, „Mamma Mia“ und „Tanz der Vampire“. Heute fasst das Theater etwa 1.500 Zuschauer.
Das Theatergebäude gilt nicht nur wegen seiner kulturellen Bedeutung, sondern auch wegen seiner außergewöhnlichen Architektur als Berliner Wahrzeichen. Die Hauptfassade erinnert an die „Opéra Garnier“ [Opärah Garnjeeh] in Paris. Die prächtige Innenausstattung mit Kassetten-, Rosetten- und Blumenornamenten im Zuschauerraum und Foyer zeigt eindrucksvoll die historistische Theaterbaukunst. Neben Musicals finden hier auch Galas und Preisverleihungen statt. Mit seiner langen Geschichte und vielfältigen Nutzung bleibt das Theater des Westens ein zentraler Bestandteil der Berliner Kulturlandschaft und fasziniert regelmäßig Touristen und Berliner.
Wir gehen jetzt ein kleines Stück die Kantstraße hinauf, biegen dann links in den Yva-Bogen und treffen und vor dem Delphi Lux wieder.