158. Kiezspaziergang

Vergangene und aktuelle Kinolandschaft rund um die Gedächtniskirche

Bezirksstadtrat Carsten Engelmann

Treffpunkt: am Marmorhaus, Kurfürstendamm 236, an der südlichen Seite des U-Bahnhofs Kurfürstendamm in Richtung Gedächtniskirche / Breitscheidplatz, Länge: 2,5 km

Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserem heutigen Kiezspaziergang. Anlässlich der im Moment stattfindenden 65. Berlinale machen wir heute die vergangene und aktuelle Kinolandschaft rund um die Gedächtniskirche zum Schwerpunkt dieses 158. Kiezspazierganges.

Auch wenn als Geburtsstunde des Films im Allgemeinen die Filmvorführung der Brüder Lumière im Dezember 1895 in Paris steht, wurden bereits am 1. November im Rahmen eines Varieté-Programms im Berliner Wintergarten neun Kurzfilme vor einem zahlenden Publikum auf eine Leinwand projiziert. Diese Vorführung dauerte etwa 10 Minuten.

Ab 1895 entwickelte sich Charlottenburg parallel zur explosionsartigen Stadtentwicklung schnell zu einem der bedeutendsten Kinostandorte in Deutschland. Die größten und prunkvollsten standen am Kurfürstendamm. Walter Benjamin, Chronist seiner Zeit, sprach von “Traumhäusern des Kollektivs”.
Bereits 1913 wurden das Marmorhaus und der Union-Palast eröffnet, bald danach der UFA-Palast am Zoo, das Capitol, der Gloria-Palast und viele weitere bedeutende Kinos. Eine große Rolle spielten die Kinos in den 20er Jahren: In den großen Uraufführungskinos fanden glanzvolle Premieren statt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zwar viele Kinos zerstört, aber teilweise wurden schon 1945 in den Ruinen wieder Filme gezeigt. Einige Kinos wurden wieder aufgebaut, viele andere entstanden neu. Seit den 50er Jahren gab es wieder viele Kinos in Charlottenburg und trotzdem bildeten sich oft lange Schlangen vor den Lichtspielhäusern, besonders an den Wochenenden. Und seit 1951 gibt es die Internationalen Filmfestspiele Berlin, die schon in ihrem zweiten Jahr 1952 an den Kurfürstendamm zogen. 1953 wurden der neue Gloria-Palast und die Filmbühne Wien eröffnet, 1957 schließlich der Zoo-Palast.

In den letzten beiden Jahrzehnten mussten viele Kinos schließen. Von den 22 Kinos am Kurfürstendamm gibt es gerade nochmal 2, die Astor Film Lounge und das Cinéma Paris. Aber immer noch ist die City West ein bedeutender Kinostandort. Um den Zoo-Palast haben wir erfolgreich gekämpft, und das Delphi-Kino ist nach wie vor eines der profiliertesten Programmkinos der Stadt.

Wir werden heute nicht alle Kinos ansteuern können, weil sie für unseren Spaziergang zu weit entfernt sind. Aber wir werden einige Standorte und Gebäude von inzwischen geschlossenen Kinos und noch bespielten Kinos sehen können.

Wie Sie es gewohnt sind, will ich Ihnen gleich zu Beginn den Treffpunkt des nächsten Kiezspaziergangs nennen: Am 14. März wird Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann mit Ihnen durch einen Teil der Paul-Hertz-Siedlung gehen. Aus Anlass des Internationalen Frauentages werden wir dort der vielen Frauen gedenken, die wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime ihr Leben lassen mussten.
Treffpunkt ist am Samstag, den 14. März, um 14.00 Uhr am U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz, und zwar auf der östlichen Seite des Kurt-Schumacher-Damms

Marmorhaus, 14.2.2015

Station 1: Kurfürstendamm 236

MARMORHAUS
Wir stehen vor dem Marmorhaus. Der Name kommt von der 22 m hohen Fassade aus weißem schlesischem Marmor.
Das Marmorhaus wurde 1912/13 als Geschäftshaus mit Lichtspieltheater erbaut. Künstlerischer Bauleiter war Hugó Pál, Architekten waren Scheibner und Eisenberg. Die expressionistischen Wand- und Deckenmalereien im Foyer und Zuschauerraum waren von César Klein, der auch den Entwurf für die farbige Glasdecke im Foyer gestaltete. Sie bestand aus Blätter- und Fächermotiven. Das Walmdach war ursprünglich verglast.
Das Kino mit einem Balkon wurde im Frühjahr 1913 mit der Premiere des Films Das goldene Bett von Walter Schmidthässler eröffnet. 1919 war hier Welturaufführung von Das Kabinett des Dr. Caligari.
Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich der architektonische Geschmack, so dass es 1927 von Franz Schroedter und 1928 von Gustav Neustein umgebaut wurde. Die Formen wurden sachlicher und einfacher.
Während des Zweiten Weltkrieges lief der Kinobetrieb weiter. Noch am 22. Januar 1945 fand hier die Premiere des Filmes Solistin Anna statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Günter Heidecke 1948/49 das nur wenig beschädigte Kino wieder instand und bei der Renovierung im Jahre 1950 wurde der Eingangsbereich neu gestaltet.
In den 50er Jahren löste der Zoo-Palast das Marmorhaus als Premierenkino ab.
Ab 1972 wurden Schachtelkinos eingebaut, zwei im 3. Ober-geschoss und eines im Keller. Nun hatte das Haus vier Kinosäle mit insgesamt 960 Plätzen. Diese Einbauten führte Wolfgang Rasper aus. Er wird uns auf unserem Spaziergang noch häufiger begegnen.
In den 1980er Jahren erwarb sich das Haus einen legendären Ruf durch die regelmäßig stattfindenden „Langen Filmnächte“. Zum Preis von einem konnte man die ganze Nacht durch hintereinander Filme schauen.
Bei der Renovierung 1997 wurden die Schachtelkinos wieder entfernt. Doch drei Jahre später wurde das Marmorhaus endgültig geschlossen.
In den unteren Etagen befindet sich nun eine Filiale der Modekette Zara, einer Marke der spanischen Firma Inditex, die mit mehr als 6000 Filialen in über 80 Ländern zu einem der größten Textilunternehmen der Welt gehört.

WIR ÜBERQUEREN NUN DEN KU’DAMM UND GEHEN ZU DEM EHEMALIGEN STANDORT DES GLORIA-PALASTES UND DER GLORIETTE

Kronleuchter mit Treppenaufgang Gloria-Palast, 14.2.2015

Station 2: Kurfürstendamm 12-13

GLORIA-PALAST und GLORIETTE
Wir stehen nun am ehemaligen Standort des „neuen“ Gloria-Palastes, der am 2. Januar 1953 mit 900 Plätzen in einem Neubau neben dem alten Standort, zu dem wir am Schluss kommen, wieder eröffnet wurde. Für ein paar Jahre war er auch Spielstätte der Berlinale. 1971 wurde der Saal umgebaut und ein Jahr später durch den kleineren Saal Gloriette im Untergeschoss ergänzt. Mit dem Neubau der Gloria-Passage 1986 wurden beide Säle komplett neu gebaut und das Foyer unter Denkmalschutz gestellt.
1998 wurde von dem Besitzer des Hauses und dem letzten Betreiber, Hans-Joachim Flebbe, der heute den Zoo-Palast betreibt, das Ende des Gloria-Palasts bekanntgegeben.

Gloria-Palast, 14.2.2015

Die Gloria Galerie am Kurfürstendamm wurde im Juli 2006 für 85 Mio EUR an einen englischen Investor (Dawnay Day Trevira Funds) verkauft. Nun befinden sich hier Filialen von Benetton, Görtz und Sisley. Im Sisley können Sie noch das alte Foyer, die Treppe und das Kassenhäuschen des Gloria-Palastes sehen. Außen hängt noch das originale Namenschild des Palastes.

WIR ÜBERQUEREN NUN DIE JOACHIMSTHALER STRASSE UND DEN KU’DAMM UND GEHEN ZUM EHEMALIGEN FILMPALAST BERLIN, HEUTE DIE ASTOR FILM LOUNGE

[Zuerst möchte ich Herrn Friedrich von der Astor Film Lounge begrüßen, der uns zum Schluss noch das Konzept des Kinos vorstellen wird.]

Station 3: Kurfürstendamm 225

FILMPALAST BERLIN
1895 ist, wie wir bereits gesagt haben, das Jahr der allerersten Filmvorführungen der Welt, in Berlin und Paris. In diesem Jahr wurde auch der Grundstein zu dem Haus am Kurfürstendamm Nr. 225 gelegt. Aber noch wurde hier nicht an die Einrichtung eines Kinos gedacht, da die Steuern für Vergnügungsbetriebe, die sogenannte „Lustbarkeits“-Steuer, sehr hoch waren. Stattdessen kam in das Erdgeschoss eine Gaststätte der Brauerei Berliner Kindl Bräu. Und wie Sie sehen, bekommt man hier auch heute noch ein Berliner Kindl.
Das Gebäude wurde von den Architekten Paul Lewy und Richard Selig entworfen, in dem für unser Interesse besonders der Slevogt-Saal von Bedeutung war, denn 1948 wurde hier das Kiki oder „Kino im Kindl“ eingebaut. In dieser Zeit kurz nach dem Krieg waren Kinobesuche sehr gefragt, um der alltäglichen Tristesse zu entgehen, so dass das Kino bald zu klein war.
Daher wurde es Anfang der fünfziger Jahre von dem bekannten Kino-Architekten Gerhard Fritsche vergrößert und umgebaut. Er gab dem Saal mit nunmehr 668 Plätzen die noch heute charakteristische Muschelform. Er entwarf auch das hufeisenförmige Vordach mit der beleuchteten Glasdecke, die sich weit in den Kassenvorraum hinein fortsetzt. Der Saal gehört sicher zu den schönsten Kinosälen der fünfziger Jahre. Da gerade eine Vorstellung stattfindet, können wir heute aber leider nicht hineingehen.
Das Kiki war ein Erfolg. Dazu trug auch bei, dass der Senat auf die Erhebung der Vergnügungssteuer bei bestimmten Sondervorführungen verzichtete, um den in Ost-Berlin lebenden Einwohnern und Einwohnerinnen einen Kinobesuch zum halben Westmarkpreis zu ermöglichen. Der Filmklassiker „Vom Winde verweht“ lief beispielsweise vier Jahre lang.
Die nächste wichtige Veränderung war die Übernahme des Kinos 1956 durch die UFA. Das Kino wurde in UFA-Pavilion umbenannt und von dem Architekten Wolfgang Rasper 1963-64 weiter umgebaut.
Die siebziger und achtziger Jahre waren für den UFA-Palast, wir er nun hieß, eine Zeit des Niedergangs. 1988 übernahm Hans-Joachim Flebbe das Kino. Er beauftragte die Architekten Ludwig Dempewolf und Günter Reiss mit dem Umbau. Moderne Technik wurde eingebaut, und das Kino bekam einen neuen Namen: Filmpalast Berlin. Hier liefen dann so erfolgreiche Filme wie The Big Blue – Im Rausch der Tiefe oder Pink Floyd – The Wall.

ehemaliger Filmpalast, Kurfürstendamm 225, 14.2.2015

Kurfürstendamm 225

ASTOR FILM LOUNGE
2008 wird das Kino von den VEB Filmbetrieben übernommen, Mitinhaber ist auch hier Hans Joachim Flebbe. Das Filmtheater wird von Anna Maske aufwendig umgestaltet, restauriert und luxuriös ausgestattet. Nachdem 2002 das Astor am Kurfürstendamm 217 ebenfalls dem Kinosterben zum Opfer gefallen war, wurde der Name für das neue Kino aufgegriffen. Es heißt nun: Astor Film Lounge und ist das erste Premiumkino in Berlin.
Das Kino hat jetzt auf derselben Fläche nur noch 250 Plätze, was den Kinogästen viel Platz verschafft. Man sitzt auf verstellbaren, bequemen Ledersesseln und kann vor der Vorstellung an seinem Platz speisen und sich während des Films Getränke jeglicher Art, also auch Cocktails und Champagner, bringen lassen, wenn einem danach der Sinn steht. Das Parken des Autos übernimmt der Türsteher des Kinos.
[Nun übergebe ich das Wort Herrn Friedrich, der uns etwas zu dem Konzept der Astor Film Lounge sagen wird.]

UNSER BLICK WENDET SICH NUN DER ANDEREN SEITE DES KU’DAMMS ZU:

Bio-Filmtheater, 14.2.2015

Station 4: Kurfürstendamm 25

BIO-FILMTHEATER
Dort befand sich im Hotel am Zoo von 1910 bis 1979 ein weiteres Kino.
Das Haus wurde 1891 bis 1892 nach Plänen von Alfred Messel erbaut. 1910 bauten Carl Witting und Georg Güldner das Wohnhaus zum „Hotel am Zoo“ um und richteten im Erdgeschoss des Vorderhauses und im anschließenden Seitenflügel das Kino Kurfürsten-Theater mit 200 Plätzen ein.
Ab 1946 wechselte es öfter den Namen und hieß Bio-Filmtheater, Tageskino Bio und Comet-Filmtheater. Nach dem zweiten Weltkrieg fanden hier die ersten Vorführungen von 3D-Filmen statt. Es wurde auch kurzzeitig als Sex-Kino genutzt, ehe es dann 1979 seinen Betrieb einstellen musste.

Station 5: Kurfürstendamm 26

UFA Film-Bühne Wien
Das Gebäude daneben wurde 1912-13 von Nentwich & Simon als eines der ersten reinen Lichtspielhäuser unter dem Namen “Union-Palast” im Stile des Wilhelminischen Klassizismus mit einer fünfgeschossigen, tempelähnlichen Giebelfront und vier ionischen Säulen gebaut. Zudem gibt es einen dreigeschossigen Anbau. Unter dem Kinosaal befand sich ein großes Konzert-Café, das “Neue Café des Westens”. Seit 1924 gehörte das Kino mit seinen 850 Plätzen zur UFA (UFA-Palast, später UFA-Theater).
Als erster Film wurde Max Reinhardts Insel der Seligen gezeigt. Auch später zeigte das Kino künstlerisch anspruchsvolle Filme. Es war das erste Kino in Berlin mit Cinemascope-Leinwand und war bis zum Schluss Premierenkino, zwischendurch auch Berlinale-Kino.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kino von Carl Cramer wieder instandgesetzt und in Filmbühne Wien umbenannt. Bruno Meltendorf führte 1953 die nächsten Umbauarbeiten durch. Der Eingang wurde in Läden umgewandelt.
Ab 1979 wurde das große, luxuriöse Interieur der Filmbühne durch den Einbau von Schachtelkinos zerstückelt, der Niedergang begann. Am 26. April 2000 schloss das Kino. Mit der Filmbühne Wien starb ein besonders traditionsreiches Kino. Das Haus stand ein paar Jahre leer, bis am 3. Mai 2013 nach zweijähriger Umbauzeit der Apple-Store am Ku’damm eröffnet wurde.

Station 6: Kurfürstendamm 217

ASTOR
Dieses Gebäude, in dem früher das Astor war, wurde 1895/96 erbaut. Architekten waren Heinrich Mittag und Heinrich Seeling, der von 1907 bis 1921 Stadtbaurat in Charlottenburg war. Heinrich Seeling war außerdem ein gefragter Theaterarchitekt.
In Charlottenburg baute er z.B. das Deutsche Opernhaus. In Zusammenarbeit mit Erwin Barth entwarf er die südlichen Kaskaden des Lietzenseeparks. Bekannt ist neben dem Erweiterungsbau des Rathauses Charlottenburg auch das Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Kremmen. Er wurde als “Stadtältester von Berlin” geehrt und starb am 15.2.1932 in Berlin.
1921 bis 1928 richtete der Komponist und Pianist Rudolf Nelson hier das Nelson Theater ein, dort wurden die legendären „Nelson-Revuen“ aufgeführt, wo 1928 auch Josephine Baker auftrat.
1934 verband Rudolf Möhring das im Erdgeschoss gelegene Restaurant “Sanssouci” mit dem ersten Obergeschoss und baute es zu einem Kino mit 500 Plätzen um: das Astor war entstanden.
Bei einem weiteren Umbau 1993 unter der Leitung von Günther Reiss wurde es auf 300 Plätze verkleinert und die Fassade verschönert.
Hier ein Zitat aus dem kinokompendium:
„Nach der letzten Renovierung 1993 glänzte die Fassade des ‘Astor’ wieder im historischen Charme. […]
Trotz durchwachsener Zuschauerzahlen leistete sich das ‘Astor’ netterweise noch eine Platzanweiserin bis zum Ende. Die freundliche Dame war zwar längst im Rentenalter, hatte aber immer noch großen Spaß daran, dem älteren Stammpublikum beim Einlass und der Platzsuche behilflich zu sein. “Wenn die Alten nicht kommen würden, hätten wir schon lange dicht machen müssen” meinte sie in Bezug auf die treuesten ‘Astor’-Anhänger.
Auf den ersten Blick war die wunderbare Linienführung des Saals erkennbar. Außer der horizontalen Trennung zwischen Parkett und Rang sowie den vertikalen Säulen, waren alle Elemente des Saals abgerundet. In der Mitte der Decke wurde die dezent durchgestaltete Architektur durch eine runde Lichtkuppel ergänzt. Der Rang umschloß als eine Art Galerie die Rückwand und die Seitenwände des Saals, wodurch der Saal sehr geschlossen und intim wirkte. Die Bühne erstreckte sich über die gesamte Stirnseite und die Leinwand hatte einen Vorhang.
Die gemütlichen, roten Polstersessel mit hoher Rückenlehne und gepolsterter Armlehne bildeten den einzigen farbigen Kontrast zum ansonsten ganz in gelb und sandsteinfarben gehaltenen Saal. Der Komfort des Saals vermittelte noch richtiges Kinogefühl, das in vielen Neubauten schon lange nicht mehr aufkam.“
Das Astor war lange Gastgeber der Berlinale mit der Sektion Retrospektive.
2002 wurde es wegen einer Mieterhöhung geschlossen. Der Spielbetrieb lief von 1934 bis 2002 ununterbrochen, also auch im Zweiten Weltkrieg wurden hier Filme gezeigt. Nach der Schließung zog die Modekette Tommy Hilfiger ein.

Cinema Paris, 14.2.2015

Station 7: Kurfürstendamm 211

Cinéma Paris im Maison de France
Das Haus wurde 1897 von W. Klopsch als Miet-, Wohn- und Geschäftshaus erbaut und 1927 bis 1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit von Hans und Wassili Luckhardt und Alfons Anker zum “Haus Scharlachberg” umgebaut. Es wurde im Krieg teilweise zerstört.
Von 1948-1950 wurde das Haus von dem Architekten Hans Semrau zum französischen Kulturzentrum umgebaut.
1992 kaufte der französische Staat das Gebäude, das ein Jahr später als 1000. Baudenkmal in die Liste der Berliner Denkmale aufgenommen wurde.
Im April 2013 wurden die Schließung und der Verkauf des Hauses für das Jahr 2015 angekündigt, aber nach großen Protesten im Januar 2014 wieder revidiert.
Das Haus beherbergt das Institut Français, das Bureau du Théatre et de la Danse, die Mediathek und das Kino Cinéma Paris mit 325 Plätzen.
Das Cinéma Paris spielt fast ausschließlich europäisches Programm und zur Hälfte französische Filme. Ein Viertel der Filme wird in Originalfassung gezeigt. Manchmal gibt es auch Diskussionen mit Regisseuren und Darstellern nach den Filmvorführungen. Im Cinéma Paris kann man in den Toiletten den Ton des Filmes weiterhören.

Station 8: Kurfürstendamm 206-207

Garten-Kinematographen-Theater
Wir gehen nun ein paar Häuser weiter zur Komödie, wo sich von 1913 bis 1916 eines der ersten Freiluft-Kinos befand: die Sommer-Lichtspiele am Kurfürstendamm oder das Garten-Kinematographen-Theater. Es wurde von Arthur Biberfeld in einem Gartenlokal konzipiert. Unter großen grünen Bäumen konnte man im Sommer draußen bei Bier und Wein Kino genießen.
WIR GEHEN NUN ZURÜCK, ÜBERQUEREN DEN KU’DAMM UND BIEGEN IN DIE FASANENSTRASSE EIN.

Kino Delphi - Filmpalast am Zoo, 14.2.2015

Station 9: Kantstraße 12a

Delphi Filmpalast am Zoo
Das Kino Delphi – Filmpalast am Zoo ist heute eines der erfolgreichsten Filmkunst-Kinos Deutschlands.
Der Delphi-Palast wurde 1927/28 von dem Architekten Bernhard Sehring als Tanzlokal gebaut. Übrigens baute Sehring auch das Theater des Westens gleich daneben, allerdings ein paar Jahre früher, nämlich 1895/96. Während das Theater den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte, wurde der Delphi-Palast, der zu einem der beliebtesten Tanzlokale der zwanziger und dreißiger Jahre in Berlin geworden war, ausgebombt.
Nun kommt eine für das Delphi sehr wichtige Person ins Spiel, der Kino-Betreiber Walter Jonigkeit. Er wurde 1907 in Berlin geboren und starb dort im Alter von 102 Jahren. In einem Nachruf vom 5.1.2010 schrieb der Tagesspiegel über ihn:
„Als 18-Jähriger hatte er 1925 bei der Berliner Filmproduktionsfirma Trianon eine kaufmännische Lehre begonnen, sein Vater kannte den Prokuristen. Neun Jahre später übernahm er sein erstes Kino, die “Kamera unter den Linden”, gegenüber dem heutigen Café Einstein – und nahm mit der Programmgestaltung das Konzept des Repertoirekinos vorweg. In dem darüber liegenden “Klub der Kamerafreunde” brachte er Stars wie Emil Jannings, Marianne Hoppe, Heinz Rühmann und Heinrich George mit ihrem Publikum zusammen. Und als Reklame legte er abgerissene Kinokarten in der S-Bahn auf die Sitze. “Die Kamera – Das Haus des guten Films” stand darauf, und es hat gewirkt.
Solche Anekdoten hatte er immer zur Hand, erzählte dann auch, wie er die Kapellen der West-Berliner Tanzlokale bestach, dass sie auch ja nur den “River- Kwai-Marsch” spielten, Reklame für den Kriegsfilm mit Alec Guiness. Das war 1958, 41 Wochen lang lief der Film und nur im Delphi. Wenn es um seine Lichtspielhäuser ging, war Jonigkeit eben sehr erfindungsreich, griff auch schon selbst zum Feuerwehrschlauch, um sie vor der Zerstörung zu bewahren, im Kriege, als die von ihm 1937 übernommene Kurbel in der Giesebrechtstraße in Flammen stand.“
Zehn Jahre später übernahm Jonigkeit das Delphi und ließ es wieder aufbauen. Er beauftragte trotz der knappen Ressourcen der Nachkriegszeit das Architekturbüro Brader & Buggenhausen. Die Fassade wurde in einfacher und schmuckloser Form rekonstruiert und die verbliebenen Säulen und Dekorationselemente vorübergehend im Garten vergraben, heute sind sie wieder in das Gebäude und den Garten integriert.
Im Herbst 1949 öffnete der Filmpalast mit dem Film Lord Nelsons letzte Liebe. In den fünfziger Jahren ließ Jonigkeit das Kino mit der neuesten Technik ausstatten, was dazu führte, dass das Delphi von 1952 bis wahrscheinlich 1956 die Filmfestspiele beherbergen konnte.
Damals wurden die Filme mit für heute unvorstellbar langen Laufzeiten gezeigt, z.B. lief Ben Hur 50 Wochen, Porgy und Bess 33 Wochen, Lawrence von Arabien 36 Wochen und My Fair Lady 52 Wochen.
Trotz der großen Erfolge musste das Delphi auch schwere Zeiten durchmachen: die Konkurrenz der großen Ku’damm-Kinos und die Verbreitung des Fernsehens ließ die Besucherzahlen sinken. 1972 wurde im Bezirksamt Charlottenburg, dem das Grundstück seit 1964 gehörte, über andere Verwendungen nachgedacht. Durchgespielt wurden die Optionen Spielkasino, Hotel, Revuetheater und Probebühne des benachbarten Theater des Westens. Zwar wurde nichts davon realisiert, aber Jonigkeit erhielt nur noch kurzfristige Pachtverträge und Mitte der 80er Jahre wurde der Pachtvertrag ganz gekündigt. Durch den persönlichen Einsatz von Kultursenator Hassemer konnte die Kündigung abgewendet werden, und das Delphi bekam endlich wieder einen langfristigen Pachtvertrag und konnte in Technik und Ausstattung investieren. In den 80er Jahren wurde das Betreiberteam vergrößert, und das Delphi wurde Programmkino.
Seit 1981 ist das Delphi Austragungsort für das Internationale Forum des Jungen Films, was auch der Grund ist, warum wir heute das Kino nicht besichtigen können.

AKI-Aktualitäten-Kino am Zoo, 14.2.2015

Station 10: Hardenbergstraße 27 / Kantstraße 5

AKI-Aktualitäten-Kino am Zoo
Das AKI-Aktualitäten-Kino wurde 1952 in der Joachimsthaler Straße 43-44 eröffnet. Es zeigte von 9:00 Uhr morgens bis Mitternacht ohne Unterbrechung eine Mischung aus Wochenschauen, Sportberichten und Kulturfilmen. Von 1953-1956 befand sich das AKI in der Tauentzienstraße 10, ehe es dann in die Hardenbergstraße 27 zog, wo es den Spielbetrieb bis 1990 aufrechterhalten konnte.
Das 1960 von Paul Schwebes und Hans Schoszberger entworfene Gebäude hatte wahrscheinlich einen Ausgang hier in der Kantstraße 5-6, wo demnächst das neue Gebäude des Investors Hines entstehen wird. Nach dem Abriss des Aschinger-Hauses wird ein Geschäftshaus für Einzelhandel und Büros nach den Entwürfen von Rainer Hascher und Sebastian Jehle entstehen.
WIR ÜBERQUEREN NUN DIE JOACHIMSTHALER STRASSE

Station 11: Kantstraße 162

Olympia am Zoo
Das Kino wurde 1911 mit zuerst 210 Plätzen als Palette am Zoo im ersten Obergeschoß eines heute zerstörten Wohn- und Geschäftshauses eingerichtet. Über eine steile Treppe erreichte man das Foyer, in dem anfangs auch ein Restaurant untergebracht war. Das Kino war als solches von außen kaum wahrnehmbar.
Über die schwierigen Zeiten von Mitte der 60er- bis Mitte der 80er-Jahre rettete sich das Kino mit täglich wechselnden Italo-Western und später Karatefilmen. Die erste Vorstellung begann um 10:30 Uhr und die letzte um 20:30 Uhr mit Nonstop-Einlass. Am Wochenende wurden zusätzlich Pornofilme im Spätprogramm gezeigt.
1986 übernahm Uwe Feld das Kino und entwickelte es zu einem Programmkino. Damit kamen auch die ersten großen Publikumserfolge. Drei Jahre später wurde das Kino von der Yorck-Gruppe übernommen. Mit dem neuen Konzept wurden vermehrt Filme in Originalfassung gezeigt. Die Schließung erfolgte 1999, drei Jahre später wurde das Eckgebäude abgerissen.

Station 12: Kantstraße 163

Richard-Oswald-Lichtspiele
Richard Oswald, der 1880 in Wien geboren wurde, war, Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Kinobetreiber. Sein Erfolgskonzept waren Literaturadaptationen und Detektivfilme. Bekannt wurde er dadurch, dass er die ersten Filme zur sexuellen Aufklärung produzierte und zeigte. Er arbeitete auch mit Magnus Hirschfeld zusammen, dem großen Sexualwissenschaftler.
1919 eröffnet er in dem ehemaligen Prinzeß-Theater die Richard-Oswald-Lichtspiele mit 800 Plätzen.

Station 13: Kurfürstendamm 10 /Auguste-Viktoria-Platz/Kantstraße 167

Gloria-Palast
Im Romanischen Haus am ehemaligen Auguste-Viktoria-Platz, dem heutigen Breitscheidplatz, entstand in den zwanziger Jahren eines der repräsentativsten Lichtspieltheater Deutschlands, der Gloria-Palast. Dazu wurde das Gebäude entkernt. Der Kinosaal selbst, der über drei Etagen ging, wurde im ehemaligen Innenhof des Hauses über dem Café Trumpf errichtet. Die romanische Fassade blieb aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten.
Am 26. Januar 1926 wurde der Gloria Palast mit der Pantomime Die Flöhe von Frank Wedekind und Murnaus Molière-Verfilmung Tartüff mit Emil Jannings und Lil Dagover eröffnet.
Hierzu schrieb die Frankfurter Zeitung:
„Die großen Lichtspielhäuser in Berlin sind Paläste, sie schlicht als Kinos zu bezeichnen wäre despektierlich!”
Es gab sieben Treppenhäuser teilweise mit rötlichen Marmorstufen, drei Aufzüge, einen verspiegelten Wintergarten, Konversations- und Schreibzimmer, Wandelgänge mit Garderoben und Buffets, Kristalllüster, seidenbespannte Wände, separate Logen für die Filmstars, plätschernde Marmorbrunnen, einen Orchesterraum, der 40 Musikern Platz bot, und insgesamt 60 Mitarbeiter, die sich um den Programmablauf kümmerten.
Kurz nach der Eröffnung wurde hier der erste deutschsprachige Tonfilm gezeigt und 1930 ‘Der blaue Engel’ mit Marlene Dietrich uraufgeführt.
Das Kino hatte 1200 Plätze und war bis 1943, als es bei den Novemberangriffen zerstört wurde, in Betrieb. Aus dem brennenden Kino konnte nur ein Foyerstuhl gerettet werden, der heute in der Sammlung der Deutschen Kinemathek steht.

Zoo-Palast, 14.2.2015

Station 14: Hardenbergstraße 29a

Zoo-Palast
In den 20er Jahren befand sich hier der Ufa-Palast-am Zoo mit mehr als 2000 Plätzen. Er war in einem großen Gebäudekomplex untergebracht, der wie der restliche damalige Auguste-Viktoria-Platz und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im neoromanischen Stil gebaut worden war. In dem großen Komplex befanden sich Ausstellungshallen, Geschäfte, Tanzlokale und vieles mehr. Albert Speer verkleidete anlässlich der Olympischen Spiele 1936 das Gebäude für Propagandazwecke mit monumentalen Blendfassaden.
Das Gebäude wurde bei dem Angriff am 23. November 1943 völlig zerstört.
Anstelle des früheren Ufa-Palastes wurde 1956-57 in acht Monaten Bauzeit der Zoo-Palast als Teil des Zentrums am Zoo durch die Architekten Gerhard Fritsche, Paul Schwebes und Hans Schoszberger als Uraufführungskino für die Berliner Filmfestspiele gebaut. Das Kino war architektonisch spektakulär, da der große Saal, der Zoo-Palast, sich als freistehender kubischer Bau wie ein gegenläufiger Keil unter den kleinen Saal, das Atelier am Zoo, schob, das einen eigenen Eingang mit Kassenbereich hatte und Platz für 550 Kinogäste bot.
Zur Eröffnung des Zoo-Palastes am 28. Mai 1957 wurde der Film Zürcher Verlobung mit Liselotte Pulver gezeigt. Bis 1999 war der große Saal im Zoo-Palast Spielstätte der Wettbewerbs-Filme der Berlinale. Ein Gong im Foyer wies die Zuschauer auf den Beginn des Films hin. Auch außerhalb der Berlinale war der Zoo-Palast das wichtigste Premieren-Kino West-Berlins. Viele Stars waren in dem Kino, u.a.: Walt Disney, Jodie Foster, Tom Hanks, Dustin Hoffman, Jack Lemmon, Steven Spielberg, James Stewart und Jaques Tati – um nur ein paar wenige zu nennen.
1994 wurde das Kino durch die amerikanische Betreiberfirma UCI Kinowelt übernommen, renoviert und umgestaltet. Es wurden sieben weitere Kinosäle eingebaut. Die Architektur der 50er-Jahre ging dabei verloren.
Mit dem Umzug der Berlinale an den Potsdamer Platz ging es mit dem Zoo-Palast weiter bergab, und es wurde über seine Schließung nachgedacht, obwohl bis 2010 weiterhin die Sektionen Generation und Panorama der Berlinale vertreten waren.
Im Rahmen des Projekts BIKINI der Bayerischen Hausbau-Immobilien-Gruppe wurde das Kino 2010 von dem Betreiber Hans-Joachim Flebbe übernommen, der seit 2008 ja die Astor Film Lounge als neues Luxus-Kino betreibt. Er gab der Architektin Anna Maske den Auftrag, den Zoo-Palast zu restaurieren und zu einem Premium-Kino umzubauen.
Die Architektin versuchte möglichst viel von dem von Gerhard Fritsche entworfenen Charakter zu bewahren oder wiederherzustellen. 2013 wurde das Kino wieder eröffnet. Auch Liselotte Pulver war anwesend.
Jetzt laufen im Zoo-Palast wieder die Filme des Wettbewerbs der Berlinale. Der Saal 2, das ehemalige Atelier am Zoo, wird für die Sektion Internationales Forums des jungen Films genutzt.
Der Zoo-Palast hat seit dem Umbau sieben Säle in unterschiedlichen Größen. Saal 1 hat 781 Plätze, Saal 2 273 Plätze, Saal 3, Saal 4 und 5 sind mit ungefähr 150 Plätzen etwa gleich groß und die Säle 6 und 7 sind kleine Club-Kinos mit Bibliothek und Bar.

Station 15: Budapester Straße 42-46

Capitol – Lichtspiele am Zoo
1925 entwarf an der Stelle, wo heute das neu eröffnete BIKINI steht, Hans Poelzig ein lang gestrecktes modernes Geschäftshaus mit dem Kino Capitol im Zentrum. Hans Poelzig, der auch das Haus des Rundfunks in der Masurenallee entworfen hat, lebte von 1869 bis 1937 in Berlin. Er wurde vor allem durch seine Beiträge zur Architektur des Expressionismus und zur Neuen Sachlichkeit bekannt. Das Kino hatte 1280 Plätze. Von außen wirkte es schlicht und modern und integrierte sich unauffällig in die Ladenzeile. Es war nur durch den zurückgesetzten, achteckigen Hochbau und die hohe umlaufende Leuchtreklame zu erkennen. Die expressionistischen Innenräume machten das Capitol aber zu einem der beeindruckendsten Kinobauten des letzten Jahrhunderts.
Im fast quadratischen Eingangsfoyer war mittig ein freistehendes ovales Kassenhäuschen eingestellt, umgeben von konzentrisch angeordneten, unregelmäßigen, verschiedenfarbigen Marmorplatten. Die Rangtreppen wirkten als würden sie sich um die Lichtschächte ranken. Mit jedem Schritt hatte man eine andere Perspektive, was den Raum zu einer Art begehbaren Skulptur machte. Der Saal war sechseckig, die Kuppel achteckig und durch die vertikalen Goldstäbe entstand der Eindruck eines Festzeltes.
Der gesamte Gebäudekomplex wurde bei dem Luftangriff am 23. November 1943 vollständig zerstört.

Station 16: Budapester Straße 38

Panorama
Östlich des Bikini-Hauses in der Budapester Straße 38 befand sich die sogenannte blaue Kugel, die von den Architekten Andreas Reidemeister und Joachim Glässel 1988 als erstes deutsches 360-Grad-Kino gebaut worden war.
Ihr Bau hatte 13 Millionen DM gekostet. Das Kino hatte 400 Stehplätze und wurde am 20.12.1989 eröffnet. Innen war die Kugel eine Dose: die Decke schwarz, die Wand weiß. Über den Köpfen der Zuschauer hing die Vorführkabine und projizierte durch eine Spezialoptik ein nahtloses Rundbild auf die sechs Meter hohe und sechzig Meter lange Projektionsfläche. Gezeigt wurde der eigens gedrehte Film „Destination Berlin“, ein Streifzug durch Berlin. Nach zwei Jahren musste das Kino schließen, da die Miete zu teuer war.
Danach zog die Diskothek „Magic Balloon“ in die blaue Kugel ein, aber auch diese musste bald wieder schließen. Am bekanntesten wurde die blaue Kugel zwischen 1997 und 2007durch Sabine Christiansens Talk-Show.
2010 schenkte der neue Eigentümer des BIKINI-Hauses, die Bayerische Hausbau, die blaue Kugel dem Filmpark Babelsberg. Nun werden in dem Kugelkino mit dem neuen Namen: „Dome of Babelsberg“ interaktive XD-Spektakel für maximal 24 Zuschauer gezeigt. Umzug und Umbau kosteten 5 Mio. €.

Europa-Center, 14.2.2015

Station 17: Europa-Center

Royal-Palast
Das Europa-Center wurde von 1963 bis 1965 für den Berliner Geschäftsmann Karl-Heinz Pepper am Standort des kriegszerstörten zweiten Romanischen Hauses als erstes wirkliches Hochhaus der Stadt erbaut. Vorbild war das Rockefeller-Center in New York. Es besteht aus einem 22-geschossigen 103 m hohen Hauptgebäude mit vorgehängter Stahl-Glas-Fassade und einem vorgelagertem drei- bis fünfgeschossigem Sockelbau.
Die Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg wurden künstlerisch und städtebaulich von Werner Düttmann und Egon Eiermann beraten. Eröffnung war am 2.4.1965, also vor ziemlich genau fünfzig Jahren.
Als Bindeglied zwischen der Blockrandbebauung am Tauentzien und dem Europa-Center baute Klaus Heese zwei Kinosäle, der erste mit 940 Plätzen war der Royal-Palast, der zweite mit 620 Plätzen hieß bis 1983 City.
1983 erfolgte der erste Umbau von Wolf Bertelsmann, der in das Foyer drei Schachtelkinos einbaute. Von außen war das Kino durch die riesige Werbewand, die sich über zwei Geschosse erstreckte, und die Neonbuchstaben des Kinos gut zu erkennen. Der Saal 1 wurde lange für die Berlinale genutzt. 1967/68 war das Kino sogar die Hauptspielstätte der Filme, die im Wettbewerb liefen.
Schon im Jahr 2000 während des allgemeinen Kinoniedergangs kursierten die ersten Gerüchte über eine Schließung des Royal Palast, die damals vehement dementiert wurden. Dennoch schloss das Kino am 28.4.2004 und wurde im Frühjahr 2006 abgerissen.

Station 18: Europa-Center 1. Stock

UFA Europa Studio
1988 baute Stefan Schroth in den ersten Stock des Europa-Centers das Europa-Studio. Die Kasse war in einem umfunktionierten U-Bahn-Wagen untergebracht. Der Saal fasste 260 Plätze. Das Europa-Studio war ein Multivisionskino, das mit Film, Dias und Effekten die Geschichte und Gegenwart West-Berlins zeigte und hauptsächlich für Touristen gedacht war. Abends gab es Spielfilme zur Ergänzung des Royal-Palastes. Nach der Wende stand ein neues Konzept oder die Schließung an, die UFA entschied sich für die Schließung.

mit Uwe Timm vor dem Europa-Center, 14.2.2015

Station 19: Europa-Center:

Broadway
Das Broadway wurde 1973 als Cinema Princess in einer Einkaufspassage im Europa-Center am Tauentzien eröffnet. Es hatte damals die kleinste 70-Millimeter-Breitwandleinwand der Welt und nur einen Saal. 1976 wurde es in Barbarelle umgetauft und musste nach einem kurzen Zwischenspiel als Sexkino 1977 wieder schließen.
1979 übernahm die Yorck-Gruppe das Kino und richtete das erste sogenannte Off-Kino oder Programmkino in der City-West ein. Es hieß nun Broadway und hatte so großen Erfolg, dass der Betreiber ein Jahr später, nach dem Konkurs der Diskothek nebenan, das Kino um drei Säle erweitern konnte. Nun hatten 415 Zuschauer Platz. Der Kassenbereich wurde ins Erdgeschoss verlegt und oben ein Foyer mit Café eingerichtet. Bis zu seiner Schließung 2011 besuchten 7 Millionen Kinogäste das Broadway.
Eine Besonderheit war seit 1985 das „Kino für Schulen“, das großen Erfolg hatte, und nach der Schließung des Broadway vom Yorck-Kino übernommen wurde.
Als die Passage umgestaltet wurde, musste das Off-Kino neben dem Europacenter schließen. Am 23. Juni 2011 wurde zum Abschluss noch einmal Woody Allens Film Manhattan gezeigt, der auch im Gründungsjahr des Kinos gespielt worden war.

Und nun freue ich mich, den Geschäftsführer des Europa-Center, Herr Uwe Timm, begrüßen zu können. Das Europa-Center wird ja dieses Jahr 50 Jahre alt und Herr Timm wird uns etwas zu den geplanten Feierlichkeiten sagen.

Quellen:
Berlin und seine Bauten, Teil 5,A: Bauten für die Kunst. – Berlin, 1983
Heimweh nach dem Kurfürstendamm : Geschichte, Gegenwart und Perspektiven des Berliner Boulevards / Hrsg.: Universität der Künste. – Berlin, 2009