Kiezspaziergang am 8.1.2005

vom Bahnhof Zoo zur KPM

mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Am Bahnhof Zoo unter der großen Uhr an der Hardenbergstraße

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem ersten Kiezspaziergang im Jubiläumsjahr “300 Jahre Charlottenburg”. Wir werden heute das neue Oberverwaltungsgericht im alten Gebäude des Königlich-Preußischen Oberverwaltungsgerichts gleich nebenan an der Hardenbergstraße besichtigen, das Helmut-Newton-Fotomuseum um die Ecke in der Jebensstraße, die neue Volkswagen-Universitätsbibliothek in der Fasanenstraße und zum Schluss die KPM im neuen KPM-Quartier. Sie sehen, viel Neues steht heute auf dem Programm, aber natürlich Neues mit Geschichte. Und wir wollen damit die Reihe der Kiezspaziergänge im Jubiläumsjahr “300 Jahre Charlottenburg” eröffnen, indem wir Vergangenheit und Zukunft unseres Bezirks gleichermaßen erleben.

Wie immer gleich der Hinweis auf unseren nächsten Kiezspaziergang. Wir wollen im Februar die Deutsche Oper besichtigen und dort einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen werfen. Deshalb treffen wir uns am Sonnabend, dem 12. Februar um 14.00 Uhr am Ernst-Reuter-Platz, und zwar am U-Bahn-Ausgang Ecke Schillerstraße. Von da aus werden wir vorbei am Schillertheater zur Deutschen Oper gehen und dort eine Führung erhalten. Wer im Anschluss daran dann eine Aufführung besuchen will, der wird voraussichtlich Karten zu ermäßigten Preisen erhalten können.

Also es lohnt sich in jedem Fall: Sonnabend, 12. Februar um 14.00 Uhr am U-Bahnausgang Ernst-Reuter-Platz, Hardenbergstraße Ecke Schillerstraße.

Bahnhof Zoologischer Garten

Der Bahnhof wurde 1878-82 von Ernst Dircksen gebaut und zunächst für den Stadtbahnverkehr, ab 1884 auch für den Fernverkehr geöffnet. Kurz danach wurde der Ausbau des Kurfürstendammes beendet, und schnell wurde der Bahnhof Zoo zu einer Art Hauptbahnhof für die neue City im Berliner Westen.

1934-41 wurde der Bahnhof durch Fritz Hane völlig neu gestaltet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden 1954-57 die Fernbahnhalle und die niedrigere S-Bahn-Halle verglast und ein terrassenförmiger Restaurantvorbau errichtet. 1985-89 erfolgte eine aufwändige Restaurierung. Während der Teilung der Stadt war Bahnhof Zoo in der Zuständigkeit der Deutschen Reichsbahn lange Zeit der einzige Fernbahnhof und damit wiederum der eigentliche Hauptbahnhof West-Berlins.

Bahnhof Zoo wurde durch das Buch von Christiane F., das später verfilmt wurde, auch zum Synonym für die Schattenseiten der Großstadt, für die Drogen- und Obdachlosenszene, aber auch durch das Musical “Linie 1” des Grips-Theaters zum Symbol für die Sehnsüchte vieler Jugendlicher nach den Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten der Großstadt.

1994 fusionierten die Deutsche Reichsbahn und die Deutsche Bundesbahn zur Deutschen Bahn AG, die 1995 den Servicebetriebs neu ordnete und damit auch den Bahnhof Zoo im Inneren völlig umgestaltete.

Gegen den Widerstand von Künstlern und Intellektuellen aus dem Ost- und Westteil der Stadt wurde dabei auch die legendäre Heinrich-Heine-Buchhandlung geschlossen.

Nach wie vor ist dies der bedeutendste Bahnhof in der westlichen City; hier treffen Fern-, S- und U-Bahn zusammen. Hier verkehren täglich durchschnittlich je 400 an- und abfahrende Züge, 600 S-Bahnen und 120.000 Reisende, in Spitzenzeiten 180.000. Allerdings wird die Bedeutung dieses Bahnhofs geringer werden, wenn der neue Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof im Jahr 2006 seinen Betrieb in vollem Umfang aufnehmen wird.

Hardenbergplatz

Der Hardenbergplatz wurde 1887 benannt wie die Hardenbergstraße nach dem preußischen Staatskanzler Karl August, Freiherr, Graf, Fürst von Hardenberg (1750-1822).

Der Platz wurde zur 750-Jahr-Feier Berlins1987 umgestaltet und mit so genannten Torhäuschen bebaut, in denen ein BVG-Schalter und Verkaufsstellen untergebracht sind. Für eine geplante Tiefgarage hat sich kein Finanzier gefunden.

Zoofenster

Das so genannte Zoofenster gegenüber dem Bahnhof ist seit 8 Jahren eine Baulücke und hat lange dafür gesorgt, dass Berlin-Besucher nicht gerade den besten Eindruck von der Stadt bekommen, wenn sie hier aussteigen. Seit einigen Monaten haben wir durch eine Vereinbarung mit den Firmen Megaposter und Samsung immerhin eine ansprechende optische Verkleidung bekommen, die durch Werbung finanziert wird. Vor mehr als zehn Jahren wurde hier gegen die Auffassung des Bezirks ein Hochhausbau durch den Getränkekonzern Brau und Brunnen geplant, ursprünglich nach Plänen des britischen Architekten Richard Rogers, abgelöst von einem Entwurf des Frankfurter Architekten Christoph Mäckler. 1995 wurden die alten Gebäude abgerissen, mit Ausnahme des damaligen Teppich-Kibek-Hauses, wegen dessen Beschädigung es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kam. Der erste Spatenstich folgte 1999, im Sommer 2001 Verkauf an die Kölner Unternehmensgruppe Dr. Ebertz & Partner; vorgesehen war die Nutzung als Luxus-Hotel durch den Hilton-Konzern, im Juli 2002 sprang die Hilton-Gruppe als Betreiber ab, und die Suche nach einem neuem Betreiber begann.

Hutmacher Haus / DOB-Hochaus

Das Hochhaus gegenüber dem Bahnhofsgebäude auf der anderen Seite des Hardenbergplatzes entstand 1955-57 nach Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger mit Büro- und Ausstellungsflächen für die Damenoberbekleidungsindustrie (DOB). Das Haus ist Teil des so genannten Zentrums am Zoo oder Zoobogens, der den Zoologischen Garten als südliche Randbebauung abschließt. Dazu gehören der Zoo-Palast das Bikini-Haus gegenüber der Gedächtniskirche und ein Parkhaus mit der “Blauen Kugel”, in der die Talkshow von Sabine Christiansen stattfindet.

Hardenbergstraße

Hardenbergstr. 29a Zoo-Palast

In den 20er Jahren befand sich hier der Ufa-Palast-am Zoo, untergebracht in einem großen Gebäudekomplex, der im Anschluss an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ebenfalls im romanischen Stil gebaut worden war. In dem großen Komplex befanden sich Ausstellungshallen, Geschäfte, Tanzlokale und vieles mehr. Er wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.

Anstelle des früheren Ufa-Palastes wurde 1956-57 der Zoo-Palast als Teil des Zentrums am Zoo durch die Architekten Paul Schwebes, Hans Schoszberger und Gerhard Fritzsche als Uraufführungskino mit über 1200 Plätzen für die Berliner Filmfestspiele erbaut. In dem kubischen Bau über einem trapezförmigen Grundriss mit lichtgelber Keramikplattenverkleidung befinden sich zwei versetzt übereinander angeordnete Kinosäle. Das kleine Kino “Atelier am Zoo” hat 550 Plätze. 1994 wurde das Kino durch die amerikanische Betreiberfirma UCI Kinowelt übernommen, renoviert und umgestaltet. Das 50er-Jahre-Flair ging damit verloren, es wurden neun Kinosäle geschaffen. Nach dem Bau großer Multiplexe am Potsdamer Platz und in anderen Bezirken wurden einige Kinos in der City-West geschlossen, Marmorhaus, Gloria-Palast, Filmbühne-Wien, Astor, und auch der Zoo-Palast hat viel von seiner Attraktivität eingebüßt, seit die Filmfestspiele an den Potsdamer Platz verlegt wurden.

Budapester Straße

Die Budapester Straße war bis 1925 Teil des Kurfürstendammes. Deshalb fehlen heute die Hausnummern Kurfürstendamm 1 bis 10. 1925 wurde nach dem Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert die damalige Budapester Straße südlich des Brandenburger Tores in Ebertstraße umbenannt. Um die Ungarn nicht zu verstimmen, wurde ein in etwa gleichwertiger Ersatz gesucht und der Teil des Kurfürstendammes zwischen Corneliusbrücke und dem heutigen Breitscheidplatz in Budapester Straße umbenannt.

In den 20er Jahren war hier zwischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Zoologischem Garten als moderne Bebauung ein Geschäftshaus von Hans Poelzig mit dem Kino Capitol im Zentrum. Der gesamte Komplex wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. An seiner Stelle entstand in den 50er Jahren das Zentrum am Zoo mit dem Bikini-Haus entlang der Budapester Straße.

Hardenbergstr. 31

Oberwaltungsgericht

Ich freue mich sehr, dass wir heute das Oberverwaltungsgericht besichtigen können, das vor einem viertel Jahr in das 1905 bis 1907 gebaute Haus des Königlich-Preußischen Oberverwaltungsgerichtes eingezogen ist. Der Präsident des Oberverwaltungsgerichts, Herr Kipp, wird uns sein Gericht persönlich vorstellen.

Das Gebäude wurde 1905 bis 1907 als Königlich-Preußisches Oberverwaltungsgericht von Paul Kieschke und Eduard Fürstenau errichtet. Entstanden ist ein neobarocker Baukomplex um mehrere Innenhöfe. Auf der Balustrade des Mittelrisalits und beidseitig des Balkons über dem Hauptportal ist reicher Figurenschmuck zu erkennen. Im Inneren gibt es reich ausgestattete Sitzungssäle, die nach 1950 teilweise neu ausgestattet wurden.

1953 zog das neu eingerichtete Bundesverwaltungsgerichtes hier ein als oberster Gerichtshof des Bundes für das Gebiet der allgemeinen Verwaltungsgerichtsbarkeit. Die Wahl des Standortes Berlin wurde als demonstratives Zeichen der Bundespräsenz in Berlin gewertet.

Im August 2002 zog des Bundesverwaltungsgerichtes nach Leipzig um; 2003 übertrug der Bund das Gebäude dem Land Berlin, das hier ab 1.10.2004 das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin angesiedelt hat. Später soll das Brandenburger OVG hinzukommen.

Jebensstraße

Die Jebensstraße erinnert uns noch einmal an das Oberverwaltungsgericht. Sie wurde nämlich 1912 benannt nach Albrecht Wilhelm Jebens. Der 1830 in Danzig geborene Jurist und Kommunalpolitiker war Senatspräsident am preußischen Oberverwaltungsgericht und am Ausbau des preußischen Verwaltungsrechts beteiligt, vor allem an der Städteordnung. Er war Stadtverordneter und Stadtrat in Charlottenburg und gehörte von 1900 bis 1907 der Charlottenburger Deputation für Kanalisations-, Straßenreinigungs- und Feuerlöschwesen an. Er starb am 13.11.1907 in Charlottenburg.

Das Gefallenendenkmal des Reserve- und Landwehr-Offizierskorps, auch “Roland” genannt, wurde 1927 von Hans Dammann und Heinrich Rochlitz geschaffen. Es wurde gegenüber dem damaligen Landwehr-Kasino aufgestellt.

Das Kasino war bereits 1909 von dem Reserve- und Landwehr-Offizierskorps errichtet worden, das auch das Denkmal in Auftrag gegeben hatte.

Das eiserne Standbild eines idealisierten Kriegers im Panzer mit links übergeworfenem Mantel, Schwert und Schild wurde in Lauchhammer gegossen. Es steht auf einem hochrechteckigen an den Ecken abgeflachten, auf einer Stufe stehenden Sockel aus Werkstein. Ursprünglich war das Denkmal von einer Rasenfläche umgeben.

Jebensstr. 2

Museum für Fotografie und Helmut-Newton-Stiftung

Leider kann uns der Leiter der Helmut-Newton-Stiftung, Dr. Matthias Harder, nicht persönlich begrüßen. Er musste wegen Krankheit kurzfristig absagen.

Der Wilhelminische Prunkbau direkt hinter dem Bahnhof Zoologischer Garten wurde von 1908 bis 1909 von Heino Schmieden und Julius Boethke als Kasino für die Offiziere der preußischen Landwehr-Inspektion Berlin gebaut. Es war damals als “Landwehr-Casino” bekannt. Die Giebelinschrift lautet: “Unter der Regierung Wilhelms II., Deutschen Kaisers, Königs von Preußen, Erbaut von der Kameradschaftlichen Vereinigung der Offiziere der Landwehr Inspektion Berlin MCMIX (1909)”.
Das Gebäude war nach dem Krieg zunächst der Gründungsort der “Berlinischen Galerie” und beherbergte von 1954 bis 1994 die Kunstbibliothek, die danach ans Kulturforum zog.

Im Oktober 2003 stiftete der 83jährige Fotograf Helmut Newton seine Fotosammlung mit ca. 1.000 Fotos Berlin.

Sie bilden das Herzstück des neuen Museums für Fotografie. Die Renovierungskosten des 5.500 qm umfassenden Baus hat die Helmut Newton Stiftung getragen. Helmut Newton selbst starb am 23.1.2004 bei einem Verkehrsunfall in den USA. Er wurde in Berlin auf dem Friedhof Stubenrauchstraße in Friedenau in der Nähe von Marlene Dietrich beerdigt . Das Museum wurde am 4.6.2004 eröffnet.

Hertzallee

Die Hertzallee erhielt ihren Namen erst 1950. Davor hieß sie seit 1898 Kurfürstenallee. Benannt wurde sie 1950 nach dem Physiker Heinrich Rudolf Hertz, der 1857 in Hamburg geboren wurde und bereits im Alter von 36 Jahren in Bonn starb. Ihm gelang die Erzeugung und der Nachweis elektromagnetischer Wellen und damit wurde er trotz seines frühen Todes zum Begründer der weltumspannenden Radio- und Nachrichtentechnik damit zu einem der bedeutendsten Physiker des 19. Jahrhunderts. Sein Name wurde zur Maßeinheit für die Anzahl der Schwingungen, die ein elektromagnetisches Feld pro Sekunde ausführt.

Der Wirtschaftshof der BVG gehört übrigens schon zum Bezirk Mitte (Tiergarten), denn die Bezirksgrenze verläuft hier entlang der Hertzallee, geht aber dann im spitzen Winkel entlang dem BVG-Gelände in Richtung Landwehrkanal, so dass die neue Universitätsbibliothek dann wieder zu Charlottenburg-Wilmersdorf gehört.

Fasanenstraße

Die Fasanenstraße verläuft von der Müller-Breslau-Straße bis zum Hohenzollerndamm und erhielt ihren Namen bereits 1867. König Friedrich II ließ hier 1755 einen königlichen Fasanerie-Garten mit Gehege anlegen. Dieser musste 1841 dem Zoologischen Garten Platz machen und wurde nach Potsdam verlegt.

Fasanenstr. 88

Volkswagen-Universitätsbibliothek

Ich freue mich, dass der Präsident der Technischen Universität, Prof. Kurt Kutzler, uns die neue Universitätsbibliothek vorstellt.

Die gemeinsame Bibliothek von TU und UDK, wurde nach 18 Jahren Planung und 2 Jahren Bauzeit am 8.7.2004 an ihre Nutzer übergeben und am 9.12.2004 feierlich eröffnet. Architekten waren Lothar Jeromin und Walter A. Noebel. Auf 5 Etagen mit etwa 30.000 qm können 3 Mio Medien untergebracht werden. Bund und TU bezahlten jeweils 25 Mio EUR, VW 5 Mio EUR.

Die Tradition der Bibliothek der Universität der Künste reicht bis zur Gründung der Akademie der Künste 1696 zurück, und die Bibliothek der Technischen Universität wurde zusammen mit der Technischen Hochschule 1884 ins Leben gerufen. Das neue gemeinsame Bibliotheksgebäude ist eine der modernsten Einrichtungen in Deutschland.

Zum Angebot gehören rund 2,7 Mio Bücher und Zeitschriften, multimediale und digitale Medien sowie der umfangreichste und historisch bedeutsamste Bestand an Notendrucken unter den deutschen Musikhochschulbibliotheken. In den Lesesälen stehen 650 Plätze mit besten Voraussetzungen für die elektronische Recherche zur Verfügung.

Zu den Gebäuden der Universität der Künste und der Technischen Universität werden wir bei einem anderen Kiezspaziergang über das Gelände der Universitäten mehr erfahren.

Müller-Breslau-Straße

Die Müller-Breslau-Straße wurde erst 1967 nach dem Techniker Heinrich Müller-Breslau benannt. Zuvor hieß sie “Gartenufer”. Der 1851 in Breslau geborene Physiker und Techniker war von 1888 bis 1923 Professor an der Technischen Hochschule in Hannover und an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, deren Rektor er wurde. Er beschäftigte sich vor allem mit der Technik des Brückenbaus. Die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau am Landwehrkanal gehört wieder zum Bezirk Mitte (Tiergarten). Die Bezirksgrenze verläuft hier entlang der Müller-Breslau-Straße und dann im spitzen Winkel wieder zurück entlang der Straße des 17. Juni bis zur S-Bahnbrücke am S-Bahnhof Tiergarten.

Straße des 17. Juni

Die Straße des 17. Juni ist Teil der großen Ost-Westachse vom Schloßplatz in Mitte bis zum Scholzplatz/ Heerstraße, ursprünglich angelegt von Friedrich I. als Verbindung zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg über die heutige Otto-Suhr-Allee. Ursprünglich hieß der östliche Teil der Straße Charlottenburger Chaussee, der westliche vom Tor bis zum Schloss Charlottenburg Berliner Straße. Am 22.6.1953 beschloss der Senat den neuen Namen zum Gedenken an die Opfer des Arbeiteraufstandes in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953.

An den Wochenenden findet zwischen Ernst-Reuter-Platz und Bahnhof Tiergarten ein großer Trödel- und Kunstmarkt statt.

Charlottenburger Tor

Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein von August Stüler 1857 erbautes Steuereinnahmehäuschen. Es wurde 1907 abgerissen. Das Tor ist also noch keine 100 Jahre alt. Es wurde 1908 von Bernhard Schaede an der damaligen Charlottenburger Chaussee als Stadteingang und Pendant zum Brandenburger Tor erbaut. Es ist eine kolonnadenartige Toranlage mit überlebensgroßen Bronzestandbildern des Stadtgründers Friedrich I. mit Szepter und Hermelin sowie Sophie Charlottes mit dem Modell des Charlottenburger Schlosses von Heinrich Baucke. 1937 wurde das Tor im Zuge des Ausbaus der Ost-West-Verbindung zur nationalsozialistischen Triumphstraße auseinandergerückt.

Mit Unterstützung der Stiftung Denkmalschutz wird das Tor derzeit denkmalgerecht restauriert, finanziert durch die Werbung der Firma Samsung, die sich bereit erklärt hat, ab März dieses Jahres für unser Jubiläum mit zu werben.

Ernst-Reuter-Haus

Das Ernst-Reuter-Haus wurde 1938-39 von Walter Schlempp als Verwaltungsgebäude für den Deutschen Gemeindetag gebaut. Heute ist es ein Baudenkmal.

Die mehrgliedrige schlossähnliche Anlage wurde im Krieg teilweise zerstört, bis 1952 wiederhergestellt und umgebaut und 1956 nach dem ersten Berliner Regierenden Bürgermeister benannt. Heute haben hier mehrere Institutionen ihren Sitz: Der Deutscher Bibliotheksverband, der Deutsche Städtetag, das Deutsche Institut für Urbanistik und die Senatsbibliothek. Das Deutsche Institut für Urbanistik wurde 1973 als unabhängiges, gemeinnütziges Forschungsinstitut des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. gegründet. Es ist gewissermaßen die Forschungseinrichtung des Deutschen Städtetages, also der Städte und Gemeinden in Deutschland. Es versteht sich als wissenschaftlicher Partner bei der Lösung kommunaler Aufgaben.

Die Senatsbibliothek ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek für die Verwaltung des Landes Berlin und als kommunalwissenschaftliche Spezialbibliothek für die Bundesrepublik Deutschland eine ideale Ergänzung zu den anderen Einrichtungen im Haus. Die Senatsbibliothek ist öffentlich zugänglich und dürfte eine der besten Institutionen für Berlin-Literatur überhaupt sein. Jedem Berlin-Liebhaber sei ein Besuch empfohlen.

KPM-Quartier

Zum KPM-Quartier in der neu entstehenden Spreestadt gehört der Neubau für ein Accor-Luxushotel der Dorint-Novotel-Kette hier an der Straße des 17. Juni, der noch in diesem Frühjahr eröffnet wird, außerdem die Häuser für die drei Spitzenverbände des Gesundheitswesens: die Bundesärztekammer, die kassenärztliche Bundesvereinigung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft.

Insgesamt bebaut die Bavaria im KPM-Quartier rund 30.000 qm Fläche.

Wegelystraße

Die Wegelystraße wurde 1883 benannt nach dem Gründer der ersten Berliner Porzellanmanufaktur, Wilhelm Caspar Wegely, der 1714 in Berlin geboren wurde und 1764 ebenfalls in Berlin starb.

KPM

Ich freue mich, dass der Geschäftsführer der Gewerbesiedlungsgesellschaft GSG, Dr Herdmann, uns die Ringofenhalle der Königlichen Porzellan Manufaktur vorstellt, die ja seit neuestem auch wieder in königlichem Besitz ist.

1751 gründete Caspar Wilhelm Wegely seine Porzellanmanufaktur, die bald danach von Johann Ernst Gotzkowski übernommen wurde und 1763 als königliches Konkurrenzunternehmen zur 1710 gegründeten Meißener Porzellanmanufaktur von Friedrich II. erworben und damit Königlich wurde.

Bis 1871 lag die Produktionsstätte an der Leipziger Straße in Mitte; aus Platz- und Transportgründen wurde sie nach Charlottenburg an die Spree verlegt; Neubauten 1868-72 durch Gustav Möller. 1913 bis 1916 wurde der Ringofen errichtet, ein Porzellan-Brennofen mit 22 Brennkammern. Er war bis 1960 in Betrieb. Nach der Revolution 1918 wurde die KPM in “Staatliche Porzellan Manufaktur” umbenannt. Erst in den 80er Jahren erhielt sie ihren Königlichen Namen zurück. Erweiterungsbauten 1955-62 von Bruno Grimmek. 1981 wurde das in Ost-Berlin befindliche Plan- und Produktionsarchiv gegen die in West-Berlin lagernden Skulpturen der Schinkelschen Schloßbrücke ausgetauscht. 1998-2004 Sanierung der historischen Manufakturgebäude, Umbau und Erweiterung der Produktionsstätten durch das Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner (gmp) und Vergrößerung des KPM-Quartiers in der neu entstehenden Spreestadt mit Büro-, Gewerbe und Wohnflächen. Ende 2004 verkaufte die Investitionsbank Berlin IBB im Auftrag des Berliner Senats die KPM an Franz Wilhelm Prinz von Preußen, den Urenkel Kaiser Wilhelms II.

Seit die Porzellanmanufaktur “Königlich” genannt wurde, führt sie das königsblaue Szepter als Markenzeichen. KPM ist eine der letzten Manufakturen weltweit: Bis heute wird jedes Stück von Hand hergestellt. Zu allen Zeiten gab es die Zusammenarbeit mit berühmten Künstlern: Von Schadow bis Mari (von dem Mailänder Designer stammt das neueste KPM-Service ‘Berlin’).