Kiezspaziergang am 13.8.2005

durch das Gelände der Kliniken Westend

mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, Prof. Dr. Thomas Kersting, Prof. Dr. Ernst Kraas, Prof. Dr. Harald Gögler und Leiterin der Pflege Ursula Völz
Treffpunkt: Haupteingang der Kliniken, Spandauer Damm 130

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem Kiezspaziergang. Auch in diesem Monat wurden wir wieder eingeladen, und ich danke dafür ganz herzlich dem Ärztlichen Direktor der Berliner DRK-Kliniken, Prof. Dr. Thomas Kersting, der es sich nicht hat nehmen lassen, uns persönlich zu begrüßen. Die Führung durch das Krankenhausgelände werden dann übernehmen: Der Ärztliche Leiter der Kliniken Westend, Prof. Dr. Harald Gögler, der Chirurg und in der Geschichte dieses Hauses besonders bewanderte Prof. Dr. Ernst Kraas und die Schwester Oberin Ursula Völz. Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns heute ihre Klinik zu präsentieren.

Auch dem Verwaltungsleiter, Herrn Peter Kamenz möchte ich herzlich danken. Er hatte die Idee, uns einzuladen. Und die Kuratorin Annemarie Freybourg, die das Klinikum in Kunstfragen berät, hat diesen Kiezspaziergang vorbereitet. Auch ihr herzlichen Dank.

Wie bei unserer TU-Besichtigung im letzten Monat könnte man auch heute wieder die Frage stellen, ob der Begriff Kiez zutreffend ist. Aber Sie werden sehen: Die DRK-Kliniken Westend sind ein großer Komplex mit vielen Bauten und Parkanlagen, im Grunde eine Stadt für sich oder eben auf jeden Fall ein Kiez.

Ich freue mich, dass sich unsere Kiezspaziergänge inzwischen so weit herumgesprochen haben, dass wir immer häufiger eingeladen werden, Institutionen in unserem Bezirk zu besuchen. Die Verantwortlichen wissen, dass zum Kiezspaziergang nur interessierte Menschen kommen, die dankbar sind für jede neue Information, die sie erhalten, und solche Menschen hat man gerne bei sich zu Gast. Ich betrachte also diese Einladung auch als Kompliment an uns alle.

Im nächsten Monat aber wollen wir wieder einmal ganz traditionell einen richtigen Kiez in unserem Bezirk erkunden, und wir wollen wieder einmal nach Wilmersdorf gehen. Diesen Bezirksteil haben wir ja in diesem Jahr wegen des Charlottenburger 300jährigen Jubiläums bisher sehr vernachlässigt. Anlass für den Besuch in Wilmersdorf ist das Fest der Nationen, das wir an dem Wochenende vom 9. bis zum 11. September bereits zum 20. Mal auf dem Prager Platz feiern. Und ich möchte Sie gerne einladen, im Anschluss an den Kiezspaziergang am Sonnabend dem 10. September auf dem Prager Platz mit uns zu feiern.

Deshalb treffen wir uns am Sonnabend, dem 10. September, um 14.00 Uhr vor dem Rathaus Wilmersdorf auf dem Fehrbelliner Platz 4. Wir werden dort den runden Innenhof des Rathauses Wilmersdorf besichtigen, in dem seit Anfang des Jahres die Skulptur “Versöhnung” wieder ihren ursprünglichen Platz gefunden hat.

Anschließend geht es durch den Preußenpark, die Württembergische Straße, vorbei an den Neubauten von Hinrich Baller und an der Kolonie Württemberg, über deren Bebauung derzeit diskutiert wird, durch die Pariser Straße über die Bundesallee durch die Nachodstraße und die Prager Straße bis zum Fest der Nationen auf dem Prager Platz. Wie immer wird es unterwegs viel zu sehen und zu erzählen geben.

Heute aber sind wir gespannt auf die Kliniken Westend. Bevor ich das Mikrofon an unsere kompetenten Gastgeber weiter reiche, möchte ich ein paar Worte sagen zur Bedeutung dieses Krankenhauses für den Stadtteil Westend, für unseren Bezirk und auch weit darüber hinaus.

Die Villenkolonie Westend wurde 1866 durch die “Kommandit-Gesellschaft auf Aktien” auf einem Plateau des Grunewaldes an der Spandauer Chaussee für das wohlhabende Bürgertum gegründet. Vorbild war die englische Vorstellung von der Trennung der Stände in verschiedenen Wohngebiete – im Gegensatz zur Berliner Tradition, wo die Bevölkerung sich eher innerhalb der Mietshausbauten in die Bewohner der Vorderhäuser und der Hinterhäuser aufteilte.

Weitergeführt wurde die Planung von Westend durch den Kaufmann Heinrich Quistorp. Zunächst wurde das Gebiet rund um den Branitzer Platz hier direkt gegenüber dem heutigen Klinikum bebaut. Benannt wurde die Kolonie nach dem vornehmen Londoner Stadtteil Westend. Das Terrain wurde schachbrettartig erschlossen, begrenzt vom Spandauer Damm im Norden, Platanenallee im Süden, Ahornallee im Osten und Kirschenallee im Westen. Gebaut wurden großbürgerliche Villen in großzügigen Gärten.

1878 wurde die bevorzugte Wohngegend nach Charlottenburg eingemeindet, 1880 der Bahnhof Westend eröffnet. Bis 1900 war die Besiedlung weitgehendst abgeschlossen.

Die Kliniken Westend haben im letzten Jahr ihr 100jähriges Jubiläum gefeiert. Vom Städtischen Krankenhaus Westend über das Universitätsklinikum der Freien Universität Berlin bis zu den heutigen DRK-Kliniken Berlin Westend hat der Krankenhauskomplex eine wechselvolle Geschichte erlebt. Bedeutende Architekten von Heinrich Seeling bis zu Peter Poelzig und Josef Paul Kleihues haben hier gebaut.

Der erste Krankenhausbau am Spandauer Damm Ecke Fürstenbrunner Weg wurde 1901 – 1907 von Heino Schmieden als Städtisches Krankenhaus Charlottenburgs errichtet, und dieses Haus wurde weit über Berlin hinaus als richtungsweisend angesehen. Der große Charlottenburger Gartenarchitekt Erwin Barth hat 1913 den Krankenhausgarten angelegt. Heute ergänzen sich die traditionellen Pavillonbauten, die Kopfklinik aus den 60er Jahren und die 2001 von der DRK-Schwesternschaft als neuem Träger errichteten Neubauten. Abrisspläne Ende der 80er Jahre wurden glücklicherweise nicht realisiert.

Das Klinikgelände ist nicht nur architekturhistorisch interessant, sondern auch bedeutende Persönlichkeiten der Medizingeschichte verbinden sich mit Westend. Die DRK-Kliniken setzen sich sehr intensiv mit ihrer Geschichte auseinander und haben auch im künstlerischen Bereich viel zu bieten. Und natürlich interessieren wir uns auch für die medizinische Arbeit, die in diesem für Berlin insgesamt wichtigen Krankenhauses geleistet wird.