Kiezspaziergang am 10.12.2005

vom Adenauerplatz zur Schaubühne

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Treffpunkt: Adenauerplatz, an der Adenauer-Skulptur

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem letzten Kiezspaziergang in diesem Jahr. Dieser Spaziergang ist eine der letzten Veranstaltungen im Jubiläumsjahr “300 Jahre Charlottenburg”. Allerdings steht uns ein letzter Jubiläumshöhepunkt noch bevor, nämlich der Silvesterball im Rathaus Charlottenburg. Das Rathaus ist ja in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, denn die Bürgerinnen und Bürger Charlottenburgs haben es sich zum 200. Geburtstag ihrer Stadt selbst geschenkt. Ich lade Sie herzlich ein zu diesem Ball. Die Karten für 49 oder 69 Euro gibt es dienstags und donnerstags von 10 bis 16 Uhr in meinem Büro im Rathaus Charlottenburg.

Ein Jubiläumsprodukt haben wir Ihnen heute mitgebracht. Es ist ein Kalender 2006 mit wunderschönen Fotos vom Volkspark Jungfernheide. Der Fotoamateur Klaus Flöter hat die Fotos gemacht. Er wohnt ganz in der Nähe des Volksparks in Charlottenburg-Nord. Wir haben ihn und seine Fotos kennen gelernt bei unserem Jubiläums-Fotowettbewerb über “Wasserlandschaften in Charlottenburg”.

Unsere Kiezspaziergänge werden wir natürlich auch im nächsten Jahr in gewohnter Weise fortsetzen, dann auch wieder einige mehr in Wilmersdorf. Denn immerhin erinnern wir uns im nächsten August an den 100. Jahrestag der Stadtrechte für Wilmersdorf. Wilmersdorf hat diese Stadtrechte zwar nur für 14 Jahre behalten, bevor es 1920 nach Berlin eingemeindet wurde. Deshalb ist ein großes Fest vielleicht nicht gerade angebracht, aber daran erinnern wollen wir schon, denn vieles, was in diesen 14 Jahren in der Großstadt Wilmersdorf geschaffen wurde, bestimmt bis heute unser Leben in diesem Bezirk.

Der erste Kiezspaziergang im neuen Jahr wird uns aber zunächst noch einmal nach Charlottenburg führen, und zwar in die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, von der wir zur Besichtigung ihres Geländes und Gebäudekomplexes eingeladen wurden. Wir treffen uns am Sonnabend, dem 14. Januar, um 14.00 Uhr am Ernst-Reuter-Platz, am U-Bahn-Ausgang zwischen Hardenbergstraße und Straße des 17. Juni, und wir gehen dann auf relativ kurzem Weg zur PTB in der Abbestraße.

Auch heute wurden wir eingeladen, und zwar von der Schaubühne, die wir ab etwa 15.00 Uhr besichtigen werden. Und ich freue mich sehr darauf, dass der Direktor Jürgen Schitthelm persönlich uns sein Haus vorstellen wird. Bereits jetzt ist bei uns Herr Andreas Seyffert von der PR-Abteilung der Schaubühne, der diese Besichtigung organisiert hat. Wir haben in diesem Jahr bereits einige Projekte gemeinsam gemacht, und ich freue mich sehr über diese Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk und seinem bedeutendsten Theater.

Adenauerplatz

Zunächst aber einige Erläuterungen zum Adenauerplatz. Die Beziehung zwischen Konrad Adenauer und Berlin war ja durchaus nicht ganz einfach. Wer beim letzten Kiezspaziergang mit dabei war, der hat von meinem Kollegen Bernhard Skrodzki am Kaiserdamm gehört, dass am 26. April 1967 der Kaiserdamm umbenannt worden ist in Adenauerdamm. Eine Woche davor, am 19.April 1967 war Konrad Adenauer in Bad Honnef-Rhöndorf gestorben. Gegen diese Umbenennung aber gab es so heftige Proteste, dass sie bereits am 15. Januar 1968 wieder rückgängig gemacht wurde. Ersatzweise hat man dann, 5 Jahre später, am 21. Juni 1973 diesen Platz nach Adenauer benannt. Der Platz war entstanden durch einen Umbau der Straßenkreuzung, seit dem die Wilmersdorfer Straße nicht mehr direkt in den Kurfürstendamm, sondern in die Lewishamstraße einmündet.

Seit diesem Frühjahr ist Konrad Adenauer auf seinem Platz am Kurfürstendamm nun auch selbst präsent. Dank einer Stiftung des bekannten Unternehmers Hans Wall konnten wir am 19.4.2005 die 1,85 m hohe Bronzestatue von Helga Tiemann enthüllen. Dabei war die CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel, heute wie wir alle wissen Nachfolgerin Konrad Adenauers im Kanzleramt, außerdem der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bernhard Vogel, die Adenauer-Tochter Libeth Werhahn-Adenauer und die Enkel Konrad, Karl und Bettina Adenauer.

Die Statue wurde in diesem Jahr von Helga Tiemann geschaffen. Sie zeigt einen dynamischen Adenauer mit wehendem Mantel und Hut in der Hand. Als Vorbild diente ein legendäres Foto vom 21.9.1949. Es zeigt Adenauer beim Verlassen des Sitzes der Hohen Kommission auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn.

Dabei hatte er bewusst die Anweisung missachtet, nicht auf den Teppich zu treten, auf dem die Vertreter der Besatzungsmächte standen. Er demonstrierte damit Selbstbewusstsein der neu entstehenden Bundesrepublik Deutschland.

Einige Meter hinter der Figur von Konrad Adenauer erinnert ein Gedenkstein aus rotem Granit an den Tod des damals 19jährigen Mete Eksi. Der Text auf dem Stein lautet:

METE EKSI GEB. 1972 STARB
AM 13. NOVEMBER 1991 AN DEN
SCHWEREN VERLETZUNGEN DIE ER
AN DIESEM ORT BEI EINER
GEWALTÄTIGEN AUSEINANDERSETZUNG
ZWISCHEN BERLINER JUGENDLICHEN
UNTERSCHIEDLICHER HERKUNFT ERLITT
GEGENSEITIGER RESPEKT UND DER WILLE
ZUR GEWALTFREIHEIT HÄTTEN SEIN
LEBEN SCHÜTZEN KÖNNEN

Mete Eksi selbst war gar nicht an der Auseinandersetzung beteiligt, sondern er wollte schlichtend eingreifen. Das wurde ihm zum Verhängnis.

Am 19. November dieses Jahres wurde bereits zum 14. Mal der Mete-Eksi-Preis vergeben. Die Jugendlichen des Projektes “Protection” haben beispielsweise einen Preis erhalten. Diese jungen Menschen verschiedener Herkunft ließen sich als Konfliktschlichter und Gewaltverhinderer für einen friedlichen 1. Mai in Kreuzberg ausbilden. Sie bewiesen großen Mut, sich in der Grauzone zwischen Randalierern und staatlicher Gewalt zu positionieren. Der Erfolg ihres Engagements war auf dem letzten Maifest deutlich zu spüren.

Der Mete-Eksi-Fonds wurde 1992 von der GEW BERLIN und dem Türkischen Elternverein gegründet, um jährlich einen Preis an Kinder und Jugendliche zu vergeben, die sich in besonderem Maße für das friedliche Zusammenleben von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft in Berlin bemüht haben.

Der Straßentunnel unter dem Kurfürstendamm wurde 1972 eröffnet. Im Rahmen der Untertunnelung des Kurfürstendammes wurde 1974 auch der Platz neu angelegt mit Pflasterung, Bäumen und Sitzbänken. Im Zentrum steht die Brunnenskulptur “Säule in der Brandung” aus Chromnickelstahl mit einem flachen Rundbecken aus Stein von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff.

Der U-Bahnhof wurde 1978 eröffnet. Er ist angelegt als Kreuzungsbahnhof, denn die Kurfürstendammlinie sollte über den Bahnhof Uhlandstraße hinaus bis zum Henriettenplatz verlängert werden. Diese Planungen wurden bisher nicht wieder aufgegriffen.

An der Ecke Kurfürstendamm 70 / Lewishamstraße baute Helmut Jahn 1992 bis 1994 das schmalste Bürogebäude Berlins auf einem nur 2,5 Meter tiefen Grundstück mit einer Stahl-Glasfassade. Zur Vergrößerung der Grundfläche kragt das Gebäude ab der ersten Etage fünf Meter vor. – Die ungewöhnliche Grundstückssituation ergab sich aus dem Abriss eines Hauses im Zuge der Straßenverbreiterung und der Untertunnelung des Kurfürstendammes. Mieter sind vor allem Anwaltskanzleien.

Die Lewishamstraße hat ihren Namen seit 1972. Lewisham ist ein Stadtteil von London, mit dem Charlottenburg bereits 1968 partnerschaftliche Beziehungen aufgenommen hat. Heute pflegen wir diese und alle anderen früheren Partnerschaften im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf weiter.

Zwischen Olivaer Platz und Lehniner Platz verlief bis zur Bezirksfusion über den Kurfürstendamm die Bezirksgrenze zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf. Hier auf dem Adenauerplatz befinden wir uns also auf Alt-Charlottenburger Gebiet, und wir bewegen uns also heute auf der früheren Bezirksgrenze, bis wir dann mit der Schaubühne den Wilmersdorfer Teil des Kurfürstendammes in Halensee zwischen Lehiner Platz und Rathenauplatz erreichen. Die Bezirksgrenze verlief weiter über die Damaschkestraße. Auf der anderen Seite, zwischen Olivaer Platz und Breitscheidplatz, gehörte der Kurfürstendamm zu Charlottenburg, denn dort verlief die Bezirksgrenze weiter über die Lietzenburger Straße.

Kurfürstendamm

Der Kurfürstendamm ist eine der wenigen Straßen, bei denen der Name den Zweck bezeichnet, den sie ursprünglich erfüllte. Bis 1880 war es ein Knüppeldamm durch teilweise sumpfiges Gelände, den der König und die Kurfürsten benutzten, um vom Berliner Stadtschloss zur Jagd in den Grunewald zu reiten.

Bereits 1542 war ja dort bereits das Jagdschloss Grunewald gebaut worden. Hier befand sich also ein Damm für die Kurfürsten. Auf alten Karten ist er auch als solcher eingetragen, als “Churfürsten-Damm”, geschrieben mit “Ch”. Viele Querstraßen des Kurfürstendammes im westlichen Teil in Halensee sind daher auch allesamt nach früheren Kurfürsten benannt: Albrecht Achilles, Hektor, Eisenzahn, Georg Wilhelm, Markgraf Albrecht, Cicero, Joachim Friedrich und Sigismund.

Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck regte 1871 den Ausbau des Kurfürstendammes zum Boulevard nach dem Vorbild der Champs Elysées an. Er war nach dem deutsch-französischen Krieg aus Paris zurückgekommen, wo gerade das Kaiserreich gegründet worden war.

1875 wurde die Breite des zukünftigen Kurfürstendammes per Kabinettsordre auf 53m festgelegt, das ist knapp halb so breit wie die Champs-Èlysées. Bismarck legte besonderen Wert darauf, dass ein Reitweg erhalten bleiben sollte. Zunächst scheiterten die Finanzierungsbemühungen. Schließlich wurde ein Banken-Konsortium gebildet, die Kurfürstendamm-Gesellschaft. Diese erhielt als Ausgleich für die Finanzierung des Straßenausbaus die Vorkaufsrechte für 234 ha Grunewald. Der Boulevard sollte nicht in einen Wald führen, sondern in eine Villenkolonie.

Seit 1883 wurde die Straße ausgebaut, am 5.5.1886 mit der Dampfstraßenbahnlinie Zoo-Kurfürstendamm-Grunewald eröffnet. Dies war in gewisser Weise der Geburtstag des Kurfürstendammes als Boulevard, und in rasantem Tempo entwickelte sich der frühere Knüppeldamm. Innerhalb weniger Jahre wurde der Kurfürstendamm fast vollständig mit pompösen Mietshäusern bebaut.

Sie waren reich mit Stuck verziert, an jeder Ecke mit prächtigen Türmen bekrönt und mit 10- und mehr Zimmer-Wohnungen ganz auf hochherrschaftlichen bürgerlichen Bedarf ausgerichtet. Die Fassaden zeigten alle stilistischen Spielarten von romanisch-mittelalterlich über rokoko, barock bis modern. Der Begriff “Kurfürstendamm-Architektur” bürgerte sich als Schimpfwort ein für eine überladene, geschmacklos-protzige kunterbunte Fassadengestaltung.

Aber der Kurfürstendamm wurde innerhalb weniger Jahre zum neuen Berliner Boulevard, zur City-Filiale, wie man bald sagte, weil viele berühmte Geschäfte, Cafés und Restaurants aus der alten City hier moderne Filialen eröffneten, und bald waren die Filialen beliebter als die Originale. Eine große Rolle spielten in den 20er Jahren die Kinos: In den großen Uraufführungskinos wie Marmorhaus, Gloria-Palast, Union-Palast, Capitol und Ufa-Palast am Zoo fanden glanzvolle Premieren statt. Spätestens in den 20er Jahren überflügelte die westliche City-Filiale die alte City. Thomas Wolfe nannte den Kurfürstendamm “das größte Caféhaus Europas”. Der Kurfürstendamm war die lebendigste, modernste, internationalste Straße Berlins geworden.

Das ist er bis heute geblieben, und sein Markenzeichen ist der schnelle Wandel, denn ein Boulevard muss immer up to date sein. Aber wir müssen doch auch aufpassen, dass der Kurfürstendamm seine Vielfalt behält. Als reine Geschäftsstraße wird er seine Besonderheit verlieren. Nachdem eine Reihe von Kinos schließen mussten, sind jetzt auch die Theater unter Druck geraten.

Derzeit kämpfen wir um den Erhalt der beiden Bühnen Komödie und Theater am Kurfürstendamm. Sie sind lebensnotwendig für den Boulevard.

Entscheidend für den Erfolg von Deutschlands berühmtestem Boulevard war von Anfang an die Mischung: Kunst und Kommerz, Kultur und Gastronomie, Wohnen, Einkaufen, Amüsement, Sehen und Gesehen Werden.

Kultur ist für den Erfolg des Boulevards mindestens ebenso wichtig wie Kommerz und Gastronomie. Deshalb freue ich mich, dass wir heute die Schaubühne besuchen können, wo wir dieses Thema sicher noch ein wenig vertiefen können.

Waitzstraße

Die Waitzstraße wurde 1906 nach dem Berliner Historiker Georg Waitz benannt. Er wurde 1813 in Flensburg geboren und starb 1886 in Berlin. Gemeinsam mit dem Namensgeber der Nachbarstraße, Friedrich Christoph Dahlmann, hat er die “Quellenkunde zur deutschen Geschichte verfasst.

Dahlmannstraße

Die Dahlmannstraße wurde ebenfalls 1906 benannt, und zwar nach dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann, der 1775 in Wismar geboren wurde und 1860 in Bonn starb.

Damaschkestraße

Die Damaschkestraße wurde 1950 benannt nach dem Sozialpolitiker und Pädagogen Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke (vorher hieß die Straße seit 1892 “Küstriner Straße”)

Lehniner Platz

Der Lehniner Platz wurde 1893 benannt nach dem brandenburgischen Ort Lehnin, der durch das bereits 1180 gegründete Zisterzienserkloster berühmt wurde.

Kurfürstendamm Nr.153-156

Dieses Grundstück blieb als einziges am Kurfürstendamm noch bis in die 20er Jahre hinein unbebaut. Deshalb entstand hier ein moderner Gebäudekomplex, der sich deutlich von den wilhelminischen Prachtbauten abhebt, die bis dahin am Kurfürstendamm entstanden waren. Hier fanden am Anfang des 20. Jahrhunderts noch Flottenspiele statt, in einer Art Wasserzirkus mit Tribünen für 4.000 Besucher. 1905 wurden “Die letzten Tage von Pompeji” vorgeführt, 1908 Tennisplätze angelegt, im Winter eine Eisbahn, bis der Verleger Rudolf-Mosse das Gelände kaufte und 1927 von Erich Mendelsohn bebauen ließ. Die Mendelsohnschen Bauten wurden damals als sensationell empfunden. Er schloss die vorhandene Baulücke im Grunde nicht, sondern er schuf eine Öffnung in der Reihe der geschlossenen wilhelminischen Fassaden. Wie “ein groß aufgesperrtes Maul” wirkte der Eingangsbereich, wie damals ein Kritiker meinte.

Mendelsohn baute das “Universum-Kino”, gegenüber das Kabarett der Komiker (KadeKo) und einen Wohnkomplex entlang der Cicerostraße mit Tennisplätzen im hinteren Bereich. Im Haus des KadeKo wurde das Café Leon eingerichtet. Es wurde zum Stammcafé von Erich Kästner, der 1931 von der Prager Straße in die Roscherstraße gezogen war. Das “Universum-Kino” wurde nach 1945 zunächst als “Capitol”, später bis 1973 als “Studio” weiterbetrieben.

In dem Bau residierte nach dem Krieg das Prominentenlokal Ricci. Nach Totalabriss und äußerlich originalgetreuem Wiederaufbau seit 1978 durch Jürgen Sawade wurde das Haus 1981 als Schaubühne am Lehniner Platz eröffnet. 1927 hatte die Architekturkritik das Haus gelobt als ersten eigenständigen Kinobau, der sich nicht mehr an der Theaterarchitektur orientierte, sondern mit seiner Dynamik und Modernität das neue Medium Film auch architektonisch zum Ausdruck brachte. Es ist schon etwas paradox, dass dieses Gebäude nur gerettet werden konnte, indem seit 1981 ein Theater darin untergebracht wurde.

Die gesamte Anlage wurde in den 20er Jahren als revolutionär empfunden und von der Architekturkritik begeistert gefeiert.

Das KadeKo war eines der berühmtesten Kabaretts der 20er Jahre, in dem auch noch in den 30er Jahren gewagte Anspielungen gemacht wurden. Werner Finck zum Beispiel fragte noch im Jahr 1936 von der Bühne herunter den anwesenden Spitzel im Publikum: “Kommen Sie noch mit – oder muss ich mitkommen?”. In einem berühmten Sketsch “Beim Schneider” interpretierte er den Hitlergruß als “Aufgehobene Rechte”. Seit dem 1.6.1945 spiele das Kabarett der Komiker im “Café Leon” ein Notprogramm. Im April 1948 eröffnete in seinen Räumen das “British Centre” mit Film-Club und Musik-Club

Kurfürstendamm 76

Am Kurfürstendamm Nr.76 residierte von 1917 bis 1924 der Malik-Verlag von Wieland Herzfelde, der hier eine Dachwohnung bewohnte. Er verlegte expressionistische und zunehmend pazifistische Literatur und Bildbände, darunter die berühmten bissigen Bilder von George Grosz und die Plakate von John Heartfield. Herzfelde, Grosz und Heartfield waren gemeinsam mit Else Lasker-Schüler Stammgäste im Café des Westens, das wegen der vielen Künstler, die dort regelmäßig einkehrten “Café Größenwahn” genannt wurde. Es befand sich übrigens genau dort am Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße, wo später das Café Kranzler aufmachte.

Die Hausnummern 77 bis 89 fehlen am Kurfürstendamm, die Deutsche Allgemeine Zeitung DAZ fragte schon am 9.5.1936: “Hat jemand zufällig dreizehn Häuser gesehen?” Wir können es uns nicht erklären.

Albrecht-Achilles-Straße

Die Straße wurde 1911 benannt nach dem Kurfürsten von Brandenburg Albrecht III “Achilles”

Nr. 65

SEKIS. Die Abkürzung steht für Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationsstelle. Das ist eine zentrale Stelle für ganz Berlin, die 1983 aus einer Initiative verschiedener Gruppen aus dem Gesundheitsbereich hervorgegangen ist. Im gleichen Gebäude ist auch die Nationale Kontakt- und Informationsstelle untergebracht, die für die Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen in der gesamten Bundesrepublik zuständig ist, während SEKIS als übergeordnete Kontaktstelle für Berlins Selbsthilfegruppen und interessierte Menschen im Gesundheits- und Sozialbereich arbeitet. Träger ist die Paritätische Akademie Berlin.

Nr. 62-64

Hier befand sich bis 1982 das Albrecht-Achilles-Krankenhaus. Es wurde 1938-40 von M. Braunstorfinger und Felix Halbach gebaut. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Heute ist hier das Landesversorgungsamt Berlin untergebracht

Tennisplätze

Auch die Tennisplätze gehören zu dem von Erich Mendelsohn geschaffenen Baukomplex zwischen Kurfürstendamm, Albrecht-Achilles-Straße, Paulsborner Straße und Cicerostraße. Diese Tennisplätze am Kurfürstendamm waren immer etwas Besonderes und bei Prominenten sehr beliebt.

Paulsborner Straße

Die Paulsborner Straße wurde 1888 benannt nach dem Ausflugsort und Forsthaus am Grunewaldsee.

Hochmeisterplatz

Der Platz wurde 1892 benannt. Hochmeister ist der Titel der Oberen eines geistigen Ritterordens.

Die Hochmeisterkirche wurde 1908 bis 1910 von Otto Schnock als Backsteinbau im romanischen Stil gebaut. Zunächst war der Olivaer Platz als Bauplatz vorgesehen, aber nachdem im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kurfürstendammes der Stadtteil Halensee sehr schnell gewachsen war, entschloss man sich, hier, mitten in dem neuen Vierteil die Kirche zu bauen Sie wurde am 11.9.1910 eingeweiht als dritte evangelische Kirche in Wilmersdorf, nach der Auenkirche und der Grunewaldkirche. Das große Gemeindehaus an der Paulsborner Str. 86 mit dem als Konzertsaal geschätzten “Hochmeistersaal” wurde am 15.9.1929 eingeweiht. Nach schweren Kriegsschäden wurde die Kirche 1953-58 wiederhergestellt durch Erwin Rettig. Am 31. Oktober 1958 wurde sie vom damaligen Bischof von Berlin und Brandenburg, Otto Dibelius, wieder eingeweiht.

Cicerostraße

Die Cicerostraße wurde 1885 benannt nach Johann Cicero. Er wurde 1455 in Ansbach geboren und 1486 Kurfürst von Brandenburg, was er bis zu seinem Tod 1499 blieb.

Kurfürstendamm 154

Am 20. Juli dieses Jahres wurde neben der Schaubühne im rückwärtigen Teil des Geländes eine Gedenktafel für Walter Jurmann enthüllt:

In diesem Haus lebte der Film- und Schlagerkomponist
Walter Jurmann
12.10.1903 – 17.6.1971
Schöpfer unvergessener Melodien
“Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen tralala”
1933 emigrierte er über Paris nach Amerika
Gestiftet von der WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH

Schaubühne

Ich freue mich sehr, dass der Direktor der Schaubühne, Jürgen Schitthelm, uns sein Theater nun selbst vorstellen wird. Er kennt die Schaubühne von ihren legendären Anfangsjahren an, hat den Umbau dieses Hauses und den Umzug hierher selbst mit erlebt und organisiert und kann uns sicher eine Menge erzählen.