142. Kiezspaziergang am 12.10.2013

Vom Rathaus Charlottenburg zum Bröhan-Museum

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, 12.10.2013, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, 12.10.2013, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann

Treffpunkt: Vor dem Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100
ca. 1,8 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 142. Kiezspaziergang. Der neue Direktor des Bröhan-Museums, Dr. Tobias Hoffmann, hat uns eingeladen, sein Haus zu besuchen, und er wird uns durch die Jubiläumsausstellung zum 250. Geburtstag der KPM führen: “Lust auf Dekor. KPM-Porzellane zwischen Jugendstil und Art Deco.”

Kartenskizze

Kartenskizze

Zunächst werden wir durch das Rathaus zur Straße Alt-Lietzow gehen, dann ein Stück an der Spree entlang zur Russisch-Orthodoxen Kirche der Maria-Schutz-Gemeinde an der Wintersteinstraße 24. Priester André Sikojev wird uns seine Kirche vorstellen.
Danach gehen wir über die Caprivibrücke zum neuen Österreich-Park an der Sömmeringstraße und von dort zur Schlossbrücke und vorbei am Schloss Charlottenburg zum Bröhan-Museum.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt mitteilen, wie immer am zweiten Samstag, des Monats, also am 9. November, um 14.00 Uhr.
Der November ist für uns immer der Monat des Gedenkens und Erinnerns an die Geschichte des Nationalsozialismus, an die Verfolgung der Juden in unserem Bezirk. In diesem Jahr, 75 Jahre nach dem Pogrom, gedenkt Berlin dieser Geschichte in einem Themenjahr unter dem Titel “Zerstörte Vielfalt”, und in diesem Jahr fällt unser November-Kiezspaziergang direkt auf den 9. November. Das ist Anlass genug, dass wir uns an diesem Tag besonders eingehend mit diesem Teil unserer Geschichte beschäftigen und entsprechende Erinnerungsorte besuchen.
Wie Sie wissen, gibt es davon in allen Teilen unseres Bezirks sehr viele. Wir wollen in diesem Jahr einige Spuren in der City West verfolgen. Deshalb treffen wir uns am Samstag, dem 9. November, um 14.00 Uhr vor dem Theater am Kurfürstendamm im Kudamm Karree. Das ist Kurfürstendamm 209, wenige Schritte vom U-Bahnhof Uhlandstraße entfernt. Von dort gehen wir durch die Uhlandstraße, wo uns viele Stolpersteine an ermordete jüdische Bürgerinnen und Bürger erinnern, aber auch eine Gedenktafel an das mutige Ehepaar Jenny und Walter Rieck, das unter größtem Risiko eine jüdische Familie gerettet hat. Schließlich werden wir rund um den Ludwigkirchplatz auf viele neue Stolpersteine treffen, die in diesen Tagen verlegt werden. Auch das Haus, in dem sich bis zum 9. November 1938 die größte jüdische Organisation in Deutschland befand, der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, liegt unmittelbar am Ludwigkirchplatz.

Vor dem Rathaus Charlottenburg, 12.10.2013, Foto: KHMM

Vor dem Rathaus Charlottenburg, 12.10.2013, Foto: KHMM

Rathaus Charlottenburg
Das Rathaus Charlottenburg wurde 1899-1905 von den Architekten Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth für die Stadt Charlottenburg erbaut und am 20. Mai1905 eröffnet, an dem Tag, an dem auch die 200-Jahr-Feier der Stadt Charlottenburg begann. Charlottenburg war damals eine selbständige Großstadt und galt als reichste Stadt Preußens. Das ist dem Rathaus durchaus anzusehen.
Der Erweiterungsbau, in dem heute die Heinrich-Schulz-Bibliothek untergebracht ist, wurde 10 Jahre später von 1911 bis 1916 von Heinrich Seeling für die Sparkasse gebaut.
Der Turm ist 89 Meter hoch. Angeblich soll Kaiser Wilhelm II es abgelehnt haben, auf dem Weg zum Schloss Charlottenburg am neuen Rathaus vorbeizufahren, weil der Turm die Kuppel von Schloss Charlottenburg um einiges überragt. Er ist aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich.
An einem Tag im Jahr ermöglichen wir zum Tag des offenen Denkmals nach vorheriger Anmeldung in meinem Büro ausnahmsweise den Zugang auf eigene Gefahr.
Ursprünglich wurde das Haus im gotischen Stil geplant, dann aber entschied man sich für den so genannten Sezessionsstil mit Jugendstilelementen. Neben vielen allegorischen Schmuck-Figuren an der Fassade und im Innenbereich gibt es auch eine Reihe von in Stein gehauenen und in Holz geschnitzten Sinnsprüchen. Fast alle vermitteln Arbeitsethos und den Kampf ums Dasein. Schwere Kriegsschäden entstanden in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs von 1943 bis 1945, vor allem hier im vorderen Teil. Der Turm war nach dem Krieg nur noch ein Gerippe. Hans Günther leitete die Wiederherstellung von 1947 bis 1958.
Im Rathaus habe ich als Bezirksbürgermeister mit der Abteilung Personal und Finanzen meinen Sitz. Mein Büro befindet sich direkt über der Eingangstür.
Rechts und links vom Balkon des Bürgermeisterzimmers stehen zwei überlebensgroße Frauengestalten. Es sind allegorische Darstellungen der Weisheit und der Gerechtigkeit. Von Ihnen aus gesehen links die Justitia stützt mit ihrem rechten, angewinkelten Bein das Gesetzbuch ab und hält es, nach außen geöffnet dem Betrachter entgegen. Die linke Hand umfasst das Schwert, das auf dem rechten Unterarm liegt. Zu Füßen der Justitia erinnern zwei ineinander verschlungene Schlangen an den Gegensatz von Gut und Böse.
Die Figur der Weisheit auf der rechten Seite hat ihre Beine gekreuzt, ihr in eine Kapuze gehüllter Kopf ist über ein Buch gesenkt, in dem sie liest. Die rechte Hand hat sie zum Schwur erhoben, als wollte sie die eben erfahrene Weisheit beschwören. Als Symboltier hat der Bildhauer ihr zu Füßen eine Eule beigegeben.
Weisheit und Gerechtigkeit als Herrschertugenden werden also von Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen erwartet.
Als Portalfiguren enthalten die beiden Frauen auch ein Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger, die dieses Rathaus betreten. Sie sollen wissen, dass ihre Repräsentanten der Gerechtigkeit verpflichtet sind und weise handeln.
Wenn Sie sich aber den Abschluss des Giebels über dem Haupteingang ansehen, so werden Sie feststellen, dass unser Rathaus und damit natürlich auch der gesamte Bezirk unter dem Schutz von Pallas Athene stehen. Direkt über dem Schild mit dem Charlottenburger Wappentor ist sie mit Helm abgebildet, über ihr ein kreisrundes Gebäude. Sie ist hier die griechische Schutzgöttin der Burgen und Städte. Der Helm zeigt, dass sie wehrhaft ist, aber Angriffswaffen fehlen. Sie ist auch die Göttin der Verträge und des Friedens – ein schönes Symbol für eine Kommunalverwaltung.
Die Figuren unterhalb des Daches sind ebenfalls als Alegorien zu verstehen.
Links vom Rathausturm sehen wir das Handwerk, die Kunst, die Wissenschaft und die Verwaltung, rechts die Geistlichkeit, den Handel, Ackerbau, Industrie, Jugendfürsorge und die Heilkunst.
Der Frauenkopf unmittelbar über dem Eingang stellt ebenfalls die Stadtgöttin Pallas Athene dar.
Hier am Rathaus Charlottenburg beginnt auch die Altstadttour, die wir 2008 eröffnet haben. Auf insgesamt 16 Tafeln werden historische Orte und Gebäude Charlottenburgs erläutert. Die Stelen wurden uns von der Firma Wall zur Verfügung gestellt. Mit dieser Altstadttour haben wir den früheren Altstadtpfad ersetzt, dessen Tafeln zum Teil beschädigt und zum Teil überholt waren. Heute werden wir der Altstadttour nicht folgen, weil wir andere Ziele haben, aber sie ist sehr empfehlenswert und kann jederzeit individuell begangen werden. Auf jeder Tafel finden Sie eine Kartenskizze mit dem Weg zur nächsten Tafel.
Wir gehen jetzt durch das Rathaus hindurch, wollen aber zuvor noch einmal kurz in der Eingangshalle Station machen. Bevor Sie die Treppe hinaufsteigen, können Sie den in Stein gehauenen Bilderschmuck oben an den Wänden betrachten. Dargestellt werden vor allem Szenen der Arbeit und des Kampfes.

Eingangshalle
Nachdem Sie in Stein gehauen betrachten konnten, wie hart die Menschen arbeiten und kämpfen müssen, um zu überleben, können Sie es hier in der Eingangshalle direkt über der Eingangstür noch einmal nachlesen: “ Unablässige Arbeit Überwindet Alles”, heiß es hier. Das würden wir heute wohl so nicht mehr in Stein meißeln, aber damals, 1905, drückte es den Stolz der Bürgerinnen und Bürger aus, die den Reichtum ihrer Stadt mit eigener Arbeit geschaffen hatten.
Sie sehen hier links die Pförtnerloge und dahinter die Treppe nach unten zur Heinrich-Schulz-Bibliothek. Rechts ist der Empfang des Bürgeramtes.
Im April dieses Jahres ist auch die Bezirksverordnetenversammlung aus dem Rathaus Wilmersdorf hierher gezogen. Weitere Umzüge werden folgen, denn wir müssen das Rathaus Wilmersdorf aufgeben und hier im Rathaus Charlottenburg zusammenrücken.
Um Platz zu schaffen, wird das Bürgeramt zur Jahreswende in die Wilmersdorfer Arcaden in der Wilmersdorfer Straße umziehen, das heißt dorthin, wo viele Bürgerinnen und Bürger zum Einkaufen hingehen. Sie können dann den Gang zum Bürgeramt damit verbinden.
Direkt über uns, in der Rathausgalerie in der zweiten Etage zeigen wir regelmäßig Ausstellungen.
Wir gehen jetzt durch den Mittelgang bis zum mittleren Treppenhaus.

Mittleres Treppenhaus
Hier können Sie dann im steinernen Geländer rechts und links jeweils einen Drachenkämpfer bewundern. Links neben der Pförtnertür ist ein Pförtnerkopf zu sehen, und rechts neben der Fernsprechertür eine Call-Center-Dame. Wir gehen jetzt links vorbei an der Bezirkskasse und dann rechts die Treppe hinunter in den Hof und von dort zur Straße Alt-Lietzow. Am Ausgang möchte ich Sie dann auf weitere Merksätze an der hinteren Rathausfassade hinweisen.

Alt-Lietzow, 12.10.2013, Foto: KHMM

Alt-Lietzow, 12.10.2013, Foto: KHMM

Alt-Lietzow
Die Straße wurde 1937 nach dem alten Dorfnamen benannt. Zuvor hieß sie Lützower Straße. Das Dorf Lietzow wurde im Jahr 1239 erstmals erwähnt, damals noch unter der Bezeichnung “Lucene”. Erwähnt wurde das Dorf, das damals nur aus einem einzigen Hof bestand, in der Stiftungsurkunde des Nonnenklosters in Spandau, dem es bis 1542 gehörte. Damals gab es in Lietzow 13 Höfe. Das Dorf wurde 1720 in die neu gegründete Stadt Charlottenburg eingemeindet.
Hier, an der hinteren Außenfassade, sind über den Erdgeschossfenstern folgende Sinnsprüche zu lesen (von links): “Reden ist Silber, Schweigen Gold”, “Rast’ ich, rost’ ich”, “Eintracht hat grosse Macht”, direkt über dem Eingang: “Das Leben – ein Kampf” und rechts davon: “Eh’ veracht als gemacht”, “Recht geht vor Macht”.
In der obersten Etage werden unter anderem folgende Tätigkeiten mit Wort und Bild dargestellt (von links): “Technik”, “Wehrstand”, “Naerstand”, “Kunst” und “Wissenschaft”.

Alt-Lietzow 23: Kath. Kirche Herz Jes u
Die katholische Herz-Jesu-Kirche wurde 1875-77 von Hubert Stier als dreischiffige Basilika im gotischen Stil ohne Turm und ohne Querhaus erbaut.
1883 wurden der Chor und die Sakristei angefügt. Die Kirche wurde im Krieg beschädigt und 1953 wiederhergestellt. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
2002 wurde an der Kirche eine Gedenktafel für Bernhard Lichtenberg enthüllt:
“In dieser Kirche wirkte von 1913 bis 1930
BERNHARD LICHTENBERG
3.12.1875 – 5.11.1943
als Pfarrer
Seit 1932 Dompfarrer an der St. Hedwigs-Kathedrale,
seit 1938 Dompropst in Berlin,
im Vorstand des Friedensbundes Deutscher Katholiken,
predigte engagiert gegen den Nationalsozialismus,
rettete Verfolgte vor der Gestapo,
wurde 1941 verhaftet und zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt,
starb in Hof auf dem Transport ins KZ Dachau.”
Lichtenberg engagierte sich als Pfarrer der Herz Jesu Kirche auch politisch und wurde Bezirksverordneter der Zentrumspartei in der Charlottenburger Bezirksversammlung. Hier setzte er sich besonders für Jugend-, Sozial- und Bildungsfragen ein. Bereits hier war er auch den Angriffen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Zum Beispiel nahmen sie ihm übel, dass er als Vorstandsmitglied es Friedensbundes deutscher Katholiken zu der Vorführung der Antikriegsfilms “Im Westen nichts Neues” nach dem Roman von Erich Maria Remarque eingeladen hatte. Nach ihrer Machtübernahme setzten die Nationalsozialisten ihre Angriffe auf Lichtenberg fort.
Auch als Dompfarrer der St. Hedwigs-Kathedrale und schließlich als Berliner Dompropst blieb Lichtenberg in engem Kontakt mit der Herz Jesu Gemeinde.
Lange schreckten die Nationalsozialisten davor zurück, den beliebten und weit über die Grenzen der katholischen Kirche in Berlin hinaus bekannten Pfarrer und Dompropst zu verhaften. 1941 wurde er nach einem Abendgebet in der St. Hedwigs-Kathedrale von zwei Studentinnen angezeigt und anschließend festgenommen.
Am 23. Oktober 1943 sollte er aus der Haftanstalt Tegel entlassen werden, aber wegen “Gefährdung der Öffentlichkeit” ordnete die Gestapo die Überführung des Todkranken in das Konzentrationslager Dachau an. Lichtenberg starb unterwegs, am 5. November 1943 im Krankenhaus in Hof. Eine Gedenkstätte für Bernhard Lichtenberg befindet sich in der Kirche Maria Regina Martyrum in Charlottenburg-Nord, sein Grabmal in der St Hedwigs-Kathedrale.

Alt-Lietzow 12: Gedenktafel für Erich Mühsam
Die Gedenktafel mit einer Portraitzeichnung von Erich Mühsam wurde von der Künstlerin Brigitte Arndt gestaltet und 2003 hier enthüllt. Der Text lautet:
“Hier lebte der deutsche Schriftsteller
Erich Mühsam
von 1924 bis 1927
“Ein Anarchist, der die Gewalt hasste”
1934 von den Nationalsozialisten
im KZ Oranienburg ermordet”
Erich Mühsam wurde am 6.4.1878 in Berlin geboren. Er wurde bekannt als Anarchist und Mitglied der Münchener Räteregierung 1918. Am 7.7.1919 wurde er wegen Hochverrats zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. Nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft in Niederschönenfeld im Dezember 1924 kam er hierher nach Charlottenburg, wo er bis 1927 lebte.
Er engagiert sich hier unter anderem in der sozialistischen “Roten Hilfe” für die Befreiung politischer Häftlinge. Kurz vor seiner geplanten Flucht nach Prag wurde er nach dem Reichstagsbrand am 28.2.1933 als “politisch verdächtige Person” von den Nationalsozialisten verhaftet. Im KZ Oranienburg wurde er gefoltert und in der Nacht vom 10. zum 11. Juli 1934 ermordet. Das KZ Oranienburg wurde kurz danach aufgelöst. Es wird häufig mit dem KZ Sachsenhausen bei Oranienburg verwechselt.
Brigitte Arndt, die diese Tafel gestaltet hat, lebt und arbeitet in dem Haus, das dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf gehört und bevorzugt an Künstlerinnen und Künstler vermietet wird. Deshalb haben wir es “Künstlerhof” genannt. In dem Haus befand sich früher eine Beerenlikörfabrik, eine Wäscherei, eine Autoreparaturwerkstätte, aber schon immer haben auch Künstler hier gelebt und gearbeitet.

Arcostraße
Die Arcostraße wurde 1950 dem Hochfequenzingenieur Georg Wilhelm Graf von Arco benannt, der die Grundlagen der Telegraphie erforscht hat, bei AEG die ersten Telegraphenapparate in Serie bauen ließ und die Firma Telefunken gründete. Während des Ersten Weltkriegs engagierte er sich in der pazifistischen Bewegung. Arco lebte von 1897 bis 1950. Die Straße hieß von 1897 bis 1950 merkwürdigerweise Havelstraße, obwohl sie direkt zur Spree führt.
Das ehemalige Haus des Sports an der Arcostraße 11 steht zum Verkauf an. Dort war zuletzt die Geschäftsstelle des Betriebssportbundes Berlin-Brandenburg untergebracht, der inzwischen zum Olympiagelände umgezogen ist.
Wir gehen jetzt durch die Arcostraße zur Spree, wo wir auf den Spreekieker treffen.

Spreekieker, 12.10.2013, Foto: KHMM

Spreekieker, 12.10.2013, Foto: KHMM

Spreekieker
Die Skulptur des Spreekiekers wurde 1982 von Gertrud Bergmann geschaffen und mit einer Gedenktafel für Alfred Braun hier aufgestellt. Der Text lautet:
“Der Spreekieker
zur Erinnerung an
Alfred Braun
3.5.1888 – 31.1.1978
den ersten deutschen Rundfunksprecher
Skulptur von Gertrud Bergmann”
1924 begann Brauns Tätigkeit beim Funk, zunächst als Sprecher, später auch als Regisseur. In die Rundfunkgeschichte eingegangen sind seine Live-Reportagen von der Trauerfeier für Reichsaußenminister Gustav Stresemann am 6. Oktober 1929 und der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Thomas Mann am 10. Dezember 1929.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete 1933 vorläufig Brauns Karriere. Obwohl er zeitweilig inhaftiert und nach seiner Entlassung in die Schweiz übergesiedelt war, kehrte Alfred Braun 1941 nach Deutschland zurück. Während des Zweiten Weltkriegs verfasste er unter anderem für Veit Harlan die Drehbücher zu den NS-Filmen “Die goldene Stadt” und “Kolberg”. Nach Kriegsende hatte Alfred Braun Erfolg als Hörspiel- und Filmregisseur, unter anderem 1953 mit dem Zarah Leander-Film “Ave Maria”.

Kraftwerk Charlottenburg
Auf der gegenüberliegenden Seite der Spree befindet sich seit der Jahrhundertwende um 1900 das Kraftwerk Charlottenburg. Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz. Die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes für die Stadt Charlottenburg geht auf einen Magistratsbeschluss von 1898 zurück.
Die Maschinenhalle für das Kraftwerk wurde 1899/1900 von Georg Klingenberg als roter Ziegelbau mit weißen Putzfeldern zeitgleich mit der Fußgängerbrücke Siemenssteg errichtet und am 1.8.1900 eröffnet. Das Kraftwerk wurde von Anfang an als Kraft-Wärme-Kopplungsanlage betrieben. Die erste Heizwärme floss in das Rathaus Charlottenburg. Die Kohle, die für die Dampfproduktion in großen Mengen benötigt wurde, kam über die Spree auf großen Lastkähnen, die direkt am Kraftwerk entladen wurden. Die Förderbänder wurden erst vor einigen Jahren abgerissen.
1922 wurde das Kraftwerk in die “Berliner Städtischen Elektrizitätswerke” eingegliedert und 1925/26 zum ersten deutschen Hochdruck-Großkraftwerk mit Hochdruckturbinen umgebaut.
Damals wurde das erste Fernheiznetz Berlins eingerichtet.
Es gab mehrfach Erweiterungsbauten: 1925 wurde das Schalthaus im Stil der neuen Sachlichkeit errichtet, 1953 wurde das alte Kesselhaus abgerissen und ein neues als vertikal gegliederter Kubus gebaut. 1954-66 entstand neben dem mit Wasserdampf als Wärmeträger arbeitenden Heiznetz ein Heißwasser-Heiznetz. 1989 kamen die Rauchgasentschwefelungsanlagen dazu und 1994 die großen Rauchgasentstickungsanlagen. 2001 war das Ende des “Dampfkraftwerkes”. Die letzten der drei kohlebefeuerten Dampfblöcke wurden stillgelegt. Die heutige Anlage arbeitet mit drei leichtölgefeuerten Gasturbinen. Im September 2006 ließ der Betreiber Vattenfall den 125 Meter hohen Schornstein abtragen.
2007 wurde der von Vattenfall gestaltete neue Uferweg „Am Spreebord“ eröffnet. Im Januar 2008 beschloss Vattenfall, die Energieproduktion an diesem Standort aufrechtzuerhalten. Pläne für ein Wellnesshotel und Thermalbad wurden damit hinfällig.
Wir gehen jetzt durch das Kastanienwäldchen, die Treppe hoch zur Wintersteinstraße und links zur Russisch-Orthodoxen Kirche, deren blau getünchte Wand sie gleich links hinter dem Zaun sehen werden.

Wintersteinstraße
Die Wintersteinstraße hieß von 1824 bis 1950 “Spreestraße”, dann wurde sie nach dem Berliner Architekten Hans Winterstein benannt. Er lebte von 1864 bis 1946, studierte und promovierte an der Technischen Hochschule in Charlottenburg und war langjährig als Stadtbaurat in Charlottenburg und als Professor für Architektur an der Technischen Hochschule tätig.

Wintersteinstr. 20: Phönix
Das Fassadengemälde von 1989 mit dem Titel “Phönix” von Gert Neuhaus, zeigt ein Schiff, das zwischen zwei Häusern hervorkommt. Gert Neuhaus gestaltet seit den 1970er Jahren Hausfassaden.

Priester Sikojev in der Russisch-Orthodoxen Kirche, 12.10.2013, Foto: KHMM

Priester Sikojev in der Russisch-Orthodoxen Kirche, 12.10.2013, Foto: KHMM

Wintersteinstr. 24: Russisch-Orthodoxe Kirche
Am 7.3.2008 war die feierliche Schlüsselübergabe für die neue Russische Orthodoxe Kirche “Schutz der Gottesmutter”. Erzbischof Mark von Berlin und Deutschland war extra gekommen, und Gemeindepriester André Sikojev nahm den Schlüssel in Empfang. Die älteste christliche orthodoxe Gemeinde Berlins “Schutz der Gottesmutter” (russ.: Pokrov Bogorodizy) nutzte zunächst nur das Erdgeschoss des Gebäudes, in dem früher eine Kita untergebracht war, während das obere Stockwerke und das Dach in den folgenden Monaten umgebaut wurden. Am 13.10.2009 wurden zwei vergoldete Zwiebelturmspitzen aufgesetzt.
Priester Sikojev hat uns eingeladen und wird uns seine Kirche vorstellen. Herzlichen dank dafür.

Caprivibrücke
Die Brücke führt von der Wintersteinstraße über die Spree zur Sömmeringstraße und ist benannt nach dem in Charlottenburg geborenen Leo Graf von Caprivi (1831 – 1899), Nachfolger Bismarcks als Deutscher Reichskanzler von 1890 bis 1894 und bis 1892 preußischer Ministerpräsident.
Die Brücke entstand zwischen 1919 und 1923 als Stahlbogenbrücke und wurde 1945 zerstört. 1954 begann der Neubau der Spannbetonbrücke mit einer Stützweite von 62 m und einer Tragfähigkeit von 60 t. Sie wurde im September 1956 eröffnet. Die Brücke hat acht Fahrspuren, breite Bürgersteige und acht 10 m hohe Lampen.

Spreebord
Auf einer Karte von 1835 ist an dieser Stelle der Spree die Bezeichnung “Spree Port” eingezeichnet, also Spreehafen. Später entwickelte sich daraus der Name “Spreebord”.

Am Spreebord 9: Bildgießerei Noack
Im Dezember 2010 bezog die Bildgießerei Noack aus Friedenau hierher in ihre neue Gießerei und ihr Skulpturenzentrum auf dem ehemaligen Kohlenlagerplatz des Kraftwerkes Charlottenburg.
Das 1897 gegründete Familienunternehmen hat viele berühmte Skulpturen in Berlin hergestellt darunter die rekonstruierte Schadowsche Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die Goldelse auf der Siegessäule, die Henry-Moore-Plastik für der Kongresshalle und in Charlottenburg-Wilmersdorf und das Reiterstandbild des großen Kurfürsten vor dem Charlottenburger Schloss. Dies sind nur einige wenige Beispiele. Aber die Bedeutung der Gießerei Noack geht weit über Berlin hinaus, und es gibt kaum einen bedeutenden Bildhauer, der seine Skulpturen nicht bei Noack gießen lässt. Einige Skulpturen können Sie hinter dem Zaun erkennen.

Sömmeringstraße
Die Sömmeringstraße wurde 1902 benannt nach dem Arzt und Naturforscher Samuel Thomas von Sömmering (1755-1830).

Sömmeringstr. 29: Sporthalle Charlottenburg
An der Sömmeringstraße 29 wurde 1964 die Sporthalle Charlottenburg eröffnet. Es war der bis dahin größte Sporthallenbau Berlins nach dem Krieg. Die ursprünglich auf 2,2 Millionen DM veranschlagten Kosten erhöhten sich beträchtlich auf 3,5 Millionen, unter anderem durch die Entdeckung, dass der Baugrund im Urstromtal der Spree so schlecht war, dass die Halle auf etwa 150 dicken Stahlpfählen errichtet werden musste. Inzwischen ist die Halle als “Sömmering-Halle” bekannt und beliebt für sportliche und manchmal auch andere Großveranstaltungen.
Wir gehen jetzt aber nicht bis zur Sporthalle, sondern biegen vorher links ab in den Österreichpark.

Im Österreichpark, 12.10.2013, Foto: KHMM

Im Österreichpark, 12.10.2013, Foto: KHMM

Österreichpark
Zwischen der Sporthalle Charlottenburg und der Spree haben wir am 12. Mai dieses Jahres den Österreichpark eröffnet. Österreich hat den Park unter der Schirmherrschaft des österreichischen Botschafters Dr. Ralph Scheide angelegt und eine zunächst dreijährige Patenschaft für den Park übernommen. Die Mittel für den Park wurden von der nationalen Tourismusorganisation „Österreich Werbung Deutschland“ und den neun Landestourismusorganisationen gestellt. „Österreich Werbung Deutschland“ ließ gemeinsam mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf eine österreichische Parklandschaft entstehen – mit einem alpinen Steingarten, einer Allee steirischer Apfelzierbäume, einer Blumenwiese und einem rot-weiß-roten Rosengarten. Die alten Parkbänke wurden durch Salzburger Almbänke ersetzt. Donauliegen wurden aufgestellt und ein Fernrohr montiert, durch das die Tiroler Alpen zu sehen sind.
Wir gehen durch den Park und dann weiter am alten Spreearm entlang zum Bonhoefferufer über die Schlossbrücke und dann unter der Schlossbrücke hindurch zum Schloss Charlottenburg.
Dabei kommen wir vorbei an der Rückseite der Mierendorff-Grundschule. Sie wurde 1976-1978 nach Plänen von Rolf D. Weisse, einem Schüler Mies van der Rohes errichtet. Die großzügige Schulanlage besteht aus mehreren zwei- und dreigeschossigen Gebäudeteilen, die miteinander verbunden sind.

Bonhoefferufer
Das Bonhoefferufer wurde 1950 nach dem evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer benannt. Er wurde 1906 als Sohn des bekannten Psychologen und Nervenarztes Karl Bonhoeffer geboren und am 9. April 1945 als Widerstandskämpfer im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Schlossbrücke
Die Schlossbrücke führt am Luisenplatz über die Spree. 1709 wurde an dieser Stelle eine einfache Holzbrücke über die Spree mit der Bezeichnung “Berlinische Brücke” gebaut. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie ersetzt durch eine stärkere Jochbrücke. Diese wurde am Ende des Jahrhunderts durch Ludwig Hoffmann verbreitert und mit einem eisernen Überbau, sowie Bildhauerarbeiten von Max Dennert versehen. Sie wurde 1901 eröffnet.
1926-27 wurde sie von dem Stahlbauunternehmen A. Druckenmüller durch eine massive Eisenkonstruktion ersetzt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der in der Spree versunkene Eisenkörper geborgen und die Brücke 1946-49 wieder aufgebaut.

Neuer Pavillon
Der Neue Pavillon wurde 1824/25 von Karl Friedrich Schinkel auf einem quadratischen Grundriss als Sommerhaus für König Friedrich Wilhelm III. errichtet. Vorbild war die neapolitanische Villa Reale del Chiatamone, in der der König bei einer Italienreise gewohnt hatte. Unmittelbarer Anlass für die Errichtung des Pavillons war die zweite Ehe des Königs mit Auguste Fürstin von Liegnitz. Die überwiegend als privates Refugium von Friedrich Wilhelm III. genutzte Sommervilla mit ihrer bürgerlich-einfachen Ausstattung wurde während des Zweiten Weltkriegs fast völlig zerstört.
Der Neue Pavillon ist nach umfassender Sanierung seit Ende 2011 mit einer neuen Dauerausstellung wieder geöffnet. In den rekonstruierten Innenräumen sind Gemälde der Romantik und des Biedermeier von Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel und Eduard Gaertner sowie Mobiliar, Skulpturen, Porzellan und Berliner Eisenkunstguss zu sehen.
Schloss Charlottenburg (1)
Kurfürst Friedrich III, der spätere preußische König Friedrich I, schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Gemeinde Lützow und Umgebung für eine Sommerresidenz. Sie ließ sich diese Residenz ab 1695 als “Schloss Lietzenburg” von Johann Arnold Nehring im Stil des italienischen Barocks bauen. Es war zunächst noch ein relativ bescheidener Landsitz, ohne Flügelbauten und ohne Kuppel. Nach dem frühen Tod von Sophie Charlotte im Alter von 36 Jahren am 1.Februar 1705 gab König Friedrich I. dem Schloss den Namen Charlottenburg.
Die Ansiedlung mit den wenigen Häusern rund um die Schloßstraße erhielt Stadtrechte, ebenfalls unter dem Namen Charlottenburg. Der Ursprung der Stadt Charlottenburg hängt also eng mit dem Schloss Charlottenburg zusammen.

Luisenplatz, 12.10.2013, Foto: KHMM

Luisenplatz, 12.10.2013, Foto: KHMM

Luisenplatz
Der Platz vor dem Knobelsdorff-Flügel des Schlosses Charlottenburg wurde 1841 durch Peter Josef Lenné angelegt.
1902-05 wurde er mit einem Denkmal für Kaiser Friedrich III. in der Platzmitte umgestaltet. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Der Platz wurde 1955 mit Rasen und jungen Bäumen gärtnerisch neu gestaltet. Inzwischen stehen hier zwei Kopien von Statuen.
Die erste Statue zeigt Friedrich den Großen, hier erkennbar als Feldherr, Gesetzgeber und Friedensstifter. Das Original stammt von Johann-Gottfried Schadow.
Die zweite Statue, hinter dem Baustellenzaun, zeigt Friedrich I, den Ersten König der Preußen, wie es auf der Inschrift heißt. Er war der Gemahl von Sophie Charlotte. Die Statue wurde 1698 von Andreas Schlüter für den Hof des Zeughauses geschaffen, 1801 in Königsberg aufgestellt und ist seit 1945 verschollen. 1972 wurde der Nachguss hier aufgestellt.

Schloss Charlottenburg (2)
Bis 1713 erweiterte Johann Friedrich Eosander von Göthe das Schloss zur Dreiflügelanlage mit Turm, Kapelle und Orangerie. 1740-46 errichtete Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff als Anbau rechts den Neuen Flügel, der zur Zeit saniert wird.
1787-91 wurde der Orangerietrakt links durch den Theaterbau von Carl Gotthard Langhans erweitert.
1790 wurde von Georg Friedrich Boumann die Kleine Orangerie parallel zum Eosanderflügel errichtet. Nach den schweren Kriegsschäden von 1943 setzte Schlösserdirektorin Margarete Kühn durch, dass das Schloss wieder aufgebaut und nicht wie andere Ruinen nach dem Zweiten Weltkrieg vollends abgerissen wurde.
Die innere Rekonstruktion dauerte bis zum Ende der 1970er Jahre. Bei der vergoldeten Fortuna auf der Turmkuppel handelt es sich um eine Nachschöpfung von Richard Scheibe von 1954.
Neben dem Zeughaus ist das Schloss Charlottenburg die bedeutendste erhaltene Barockanlage, sowie die größte der neun bestehenden Schlossanlagen Berlins.

Reiterstandbild des Großen Kurfürsten
Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof wurde 1696 von Andreas Schlüter geschaffen. Es ist eines der berühmtesten Reiterstandbilder der Welt, ein Hauptwerk der Barockplastik nach dem Vorbild der Marc-Aurel-Statue in Rom.
1703 wurde es auf der ehemaligen Langen Brücke, der heutigen Rathausbrücke aufgestellt. Die vier Sklaven am Sockel waren von Schlüter vorgesehen, stammen aber von anderen Künstlern.
1943 wurde die Skulptur in Ketzin im Havelland in Sicherheit gebracht. Beim Rücktransport 1946 versank sie im Tegeler See. Unter der Last von 180 Zentnern gingen die beiden Spreekähne, in deren Mitte es vertäut worden war, zu Bruch. 1950 wurde die Skultpur geborgen und in der Gießerei Noack restauriert.
Der Senat von West-Berlin beschloss, das Monument nicht wie verlangt, an den Sowjetischen Sektor auszuliefern, wo kurz zuvor das Stadtschloss weggesprengt worden war. Zur Eröffnung der Berliner Festwochen stellte man das Reiterstandbild 1951 hier im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg auf.
Die nach der Wende angestellten Überlegungen, das Standbild wieder an seinen ursprünglichen Platz aufzustellen, wurden vom Denkmalamt mit dem Argument verworfen, dass die Rathausbrücke durch die Schloss-Sprengung ihren Originalcharakter verloren habe, während der Ehrenhof des barocken Schloss Charlottenburg einen authentischeren Kontext besäße.

Standbild des Prinzen Albrecht von Preußen
Gegenüber auf dem Mittelstreifen der Schloßstraße steht seit 1901 das Bronzestandbild des Prinzen Albrecht von Preußen. Er lebte von 1809 bis 1872, war der jüngste Bruder Kaiser Wilhelms I und ist hier als Reitergeneral dargestellt.
Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Eugen Boermel und dem Maler Conrad Freyberg geschaffen.
Gemeinsam mit den Museen in den Stüler-Bauten gegenüber, dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim und weiteren Einrichtungen in der Umgebung bildet das Schloss Charlottenburg das bedeutendste kulturelle Zentrum unseres Bezirks und eine der großen Touristenattraktionen Berlins.

Schloßstr. 70: Sammlung Scharf-Gerstenberg und Schloßstr. 1: Museum Berggruen
Die beiden Baudenkmale an der Schloßstraße Ecke Spandauer Damm wurden 1851-59 von Friedrich August Stüler nach Entwürfen Friedrich Wilhelms IV. als Offiziers-Kasernen der Gardes du Corps gegenüber dem Charlottenburger Schloss erbaut. Nach erheblichen Kriegsbeschädigungen wurden sie in den 50er Jahren wiederhergestellt.
Der westliche Bau wurde seit 1960 als Antikenmuseum genutzt. 1995 zog die Sammlung Berggruen ein, das heutige Museum Berggruen mit einer der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen mit Werken der Klassischen Moderne. Die Erben von Heinz Berggruen, darunter Sohn Nicolas Berggruen, haben das Museum um fünfzig Werke der Klassischen Moderne erweitert, darunter Picasso, Matisse, Klee und Cézanne. Dafür wurde benachbarte Kommandantenhaus ausgebaut und mit dem Stüler-Bau verbunden.
Im östlichen Bau war von 1967 bis 2005 das Ägyptische Museum untergebracht. Nach einem Umbau wurde hier 2008 die Sammlung Scharf-Gerstenberg. eröffnet.
Die Sammlung zeigt unter dem Titel “Surreale Welten” hochkarätige Werke der Surrealisten und ihrer Vorläufer aus den Beständen der “Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg”.

Mit Dr. Tobias Hoffmann vor dem Bröhan-Museum, 12.10.2013, Foto: KHMM

Mit Dr. Tobias Hoffmann vor dem Bröhan-Museum, 12.10.2013, Foto: KHMM

Schloßstr. 1a: Bröhan-Museum
Das Haus, in dem heute das Bröhan-Museum untergebracht ist, wurde 1892/93 als Mannschaftsgebäude und Offizierswohnhaus der Gardes-du-Corps errichtet. 1929 wurde es von Alfred Richter für ein Polizei-Institut umgebaut. Die Nationalsozialisten richteten hier die SS-Führerschule ihrer Sicherheitspolizei ein.
Seit 1983 beherbergt dieses Haus das Bröhan-Museum, das aus der Privatsammlung Karl H. Bröhans hervorgegangen ist. Ausstellungsschwerpunkte sind Jugendstil, Art Deco und die Berliner Sezession. Neben Gemälden wird auch Industriedesign, Kunsthandwerk und Mobiliar gezeigt.
Ich freue mich sehr, dass der neue Direktor des Museums, Dr. Tobias Hoffmann, uns eingeladen hat und uns sein Haus persönlich vorstellen wird. Herzlichen Dank dafür.