117. Kiezspaziergang am 10.9.2011
Vom Theodor-Heuss-Platz zum Kaiserdamm
Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Theodor-Heuss-Platz an der Ewigen Flamme
Länge: ca. 2,6 km
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 117. Kiezspaziergang. Es ist
mein letzter, und ich möchte mich heute von Ihnen
verabschieden. Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen mit diesen
Kiezspaziergängen unseren Bezirk im Detail und in seiner
ganzen Vielfalt vorstellen konnte. Auch ich selbst habe dabei
viele Entdeckungen gemacht und neue Wege in
Charlottenburg-Wilmersdorf kennen gelernt.
Unser Ziel ist heute das Seifenkistenrennen auf dem Kaiserdamm,
das an diesem Wochenende von der Interessengemeinschaft der
Einzelhändler am Kaiserdamm veranstaltet wird. Sie hat 2006
mit dieser liebenswerten Tradition wieder begonnen, und in
diesem Jahr finden hier sogar die 63. Deutsche Meisterschaft
und die 13. Europameisterschaft im Seifenkistenrennen
statt.
Wir werden zunächst zum International Club Berlin an der
Thüringer Allee gehen, dann über den Karolingerplatz,
Alemannenallee, Kastanienallee und Platanenallee zum
Katholischen Gymnasium Liebfrauen, das uns die Schulleiterin
Cornelia Wehr vorstellen wird. Schließlich werden wir von dort
durch die Hölderlinstraße zurück zum Theodor-Heuss-Platz und
zum Kaiserdamm gehen.
Bevor wir beginnen möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den
nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Im Oktober wird meine
Kollegin, Sozialstadträtin Martina Schmiedhofer, den
Spaziergang übernehmen, denn im Oktober werden die jetzigen
Bezirksamtsmitglieder zwar noch im Amt sein, aber ich werde
mich im Urlaub befinden. Ob die Tradition der Kiezspaziergänge
auch vom neuen Bezirksamt weitergeführt wird, das wird der
neue Bezirksbürgermeister oder die neue
Bezirksbürgermeisterin entscheiden. Frau Schmiedhofer startet
am Sonnabend, dem 8. Oktober, um 14.00 Uhr gegenüber dem
S-Bahnhof Tiergarten vor dem Dorint Novotel an der Straße des
17. Juni Ecke Bachstraße, und es wird an der Spree entlang
gehen bis zur Schlossbrücke am Schloss Charlottenburg.
Die Teilnahme ist frei. Alle Informationen über die bisherigen
Kiezspaziergänge sind im Internet zu finden unter
www.kiezspaziergaenge.de.
Theodor-Heuss-Platz
Der Theodor-Heuss-Platz wurde am 18. Dezember 1963 nach unserem
ersten Bundespräsidenten benannt, 6 Tage nach seinem Tod am
12. Dezember 1963 in Killesberg bei Stuttgart. Von 1906 bis
1933 und von 1947 bis 1963, also vor und nach der Zeit des
Nationalsozialismus, hieß der Platz Reichskanzlerplatz, von
1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz.
Alle drei Namen zeigen auf ihre Weise die Bedeutung dieses
Platzes als Teil der großen Ost-West-Verbindung durch Berlin,
und die Namen spiegeln die Epochen unserer Geschichte im 20.
Jahrhundert wider, wobei erstaunlich scheint, dass man nach dem
Zweiten Weltkrieg zunächst zu dem Namen
“Reichskanzlerplatz” zurückkehrte, obwohl ein
“Reichskanzler” nicht mehr existierte und auch
nicht mehr zu erwarten war.
Der Platz wurde von 1904 bis 1908 als Schmuckplatz in dem neuen
Wohnviertel Neu-Westend im Zuge der Ost-West-Verbindung
angelegt.
Bereits 1866 war nördlich davon die Villenkolonie Westend
gegründet worden, und zwar durch die
“Kommandit-Gesellschaft auf Aktien” für das
wohlhabende Bürgertum gemäß dem englischem Vorbild einer
“Trennung der Stände in verschiedene Wohngebiete”,
weitergeführt durch den Kaufmann Heinrich Quistorp. Bebaut
wurde die Kolonie mit großbürgerlichen Villen in
großzügigen Gärten. Sie wurde nach dem vornehmen Londoner
Stadtteil Westend benannt und 1878 nach Charlottenburg
eingemeindet. Bis 1900 war die Bebauung weitgehendst
abgeschlossen.
1903 wurde die Neu-Westend-Gesellschaft zur Errichtung der
Siedlung Neu-Westend gegründet. Sie plante gemeinsam mit der
Deutschen Bank und der Hochbahngesellschaft die Weiterführung
der U-Bahn vom U-Bahnhof Bismarckstraße (heute: Deutsche Oper)
bis hierher zum Reichskanzlerplatz. Sie wurde am 29. März 1908
mit einer Fahrt von Kaiser Wilhelm II im sogenannten
„Kaiserwagen“ vom Potsdamer Platz bis zum
Reichskanzlerplatz eröffnet.
Hitlers Architekt Albert Speer plante hier auf dem damaligen
Adolf-Hitler-Platz eine monumentale Kolonnade und ein
Heldendenkmal.
Dazu ist es nicht gekommen. Die Säulen für das Monument
wurden in Stuttgart angefertigt und stehen dort noch heute an
der Neckartalstraße. Hier wurde nur die Basisplattform fertig
gestellt, auf der man 1952 einen Brunnen errichtete.
1955 errichteten die Landsmannschaften der deutschen Heimatvertriebenen das Mahnmal mit der Ewigen Flamme als Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Es wurde von Theodor Heuss durch das Entzünden der Flamme eingeweiht. Es handelt sich um einen Kunststeinquader mit einer eisernen Opferschale, in der eine ewige Flamme bis zur Wiedervereinigung brennen sollte. Auf der Platzseite befindet sich eine Tafel mit der Inschrift „Diese Flamme mahnt: Nie wieder Vertreibung“. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, wurde die Flamme gelöscht. Drei Monate später, am 10. Dezember 1990, dem Tag der Menschenrechte, wurde sie erneut entzündet und brennt seither im Sinne der an der Straßenseite des Mahnmals angebrachten Worte “Freiheit – Recht – Friede”.
Am 18.12.1963 wurde zur Platzbenennung auf dem Platz eine
Gedenktafel enthüllt, die an Theodor-Heuss erinnert. Sie
befindet sich an der kniehohen Mauer rechts neben der Flamme.
Der Text auf der Bronzetafel lautet:
THEODOR HEUSS
31.1.1884 – 13.12.1963
1. Bundespräsident der
Bundesrepublik Deutschland
von 1949 – 1959
Mit Theodor Heuss wird hier ein Mann geehrt, der in den 20er
Jahren in Berlin politisch aktiv war, zunächst als
Schöneberger Stadtverordneter und seit 1920 als
Bezirksverordneter, dann von 1924 bis 1933 als Abgeordneter der
Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag. 1933
wurde ihm sein Lehrauftrag an der Hochschule für Politik in
Berlin entzogen. Seine Bücher wurden von den
Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. Er publizierte
weiter in der “Frankfurter Zeitung” unter dem
Pseudonym Thomas Brackheim. Und er hatte Kontakte zu den
Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler.
Nach dem Krieg wurde er Vorsitzender der von ihm gegründeten
FDP, Kultusminister in
Württemberg-Baden und schließlich von 1949 bis 1959
Bundespräsident.
1985 wurde der Platz vom Gartenbauamt Charlottenburg nach einem
Entwurf von Thomas Cordes umgestaltet. 1989 wurden die zwei
Köpfe von Rainer Kriester aufgestellt: zwei sich
gegenüberstehende, 2,60 Meter hohe Kopfskulpturen.
“Großes Berliner Kopfzeichen” heißt die schwarze
Skulptur aus Bronze, deren Gesicht von einer Maske voller
Einschnitte und Kerben bedeckt ist. “Großer
verschnürter Kopf” heißt der weiße Kopf aus Kalkstein,
der bis auf den Mund verhüllt, verschnürt und zugenäht
ist.
1995 wurde die Brunnenskulptur “Blauer Obelisk” von
der Berliner Künstlerin Hella Santarossa installiert. Der
Brunnen ist 15m hoch und besteht aus übereinander gestapelten
Kuben aus mundgeblasenem blauem Antikglas. Das Brunnenwasser
wird mit einer Pumpe von oben über die Skulptur geleitet.
Wegen der Gefahr einer raschen Verkalkung stand jahrelang nur
“stilles” Wasser im Brunnenbecken. 2003 wurde der
Brunnen wieder in Betrieb genommen.
Deutschland- und Amerikahaus
Der südliche Platzrand des damaligen Reichskanzlerplatzes an
der Ecke Heerstraße wurde 1928-30 nach Entwürfen von Heinrich
Staumer durch den Bauunternehmer Heinrich Mendelssohn mit zwei
Geschäftshäusern im Stil der neuen Sachlichkeit bebaut, dem
Deutschlandhaus und dem Amerikahaus, gebaut für Hotels,
Cafés, Kinos und Läden.
1937 wurde das Deutschlandhaus von der Deutschen Reichspost
für Fernsehzwecke ausgebaut und ein Jahr später der im Turm
des Amerikahauses installierte Fernsehsender in Betrieb
genommen. Am 1. November 1938 war der Beginn des regelmäßigen
Studiobetriebs. 1943 wurde der Sender durch alliierte Bomben
zerstört, das Gebäude dabei aber nur geringfügig
beschädigt. 1954 erwarb der SFB das
Deutschlandhaus für seine Fernsehabteilung und sendete 1955
erstmals von hier, bevor er 1970 in das neue Fernsehzentrum
umzog. Im Deutschlandhaus befand sich bis zur Wende auch der
Sitz der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der
Deutschen Kinemathek, sowie der Deutschen Welle.
Das Amerikahaus wurde nach dem Krieg von den Britischen
Streitkräften als Naafi-Club (Navy-Army-Air Force-Institution)
genutzt; hier befanden sich Geschäfte, Restaurants und Clubs,
sowie das “Globe-Cinema”; heute ist das Haus
Domizil des Kabaretts “Die Wühlmäuse”.
Im Nachbarhaus am Theodor-Heuss-Platz 5 befindet sich das
Internationale Studienzentrum Berlin (ISB)
Edinburgh-House
Das “Edinburgh House” wurde 1960-62 von Werner
Düttmann als Hotel für britische Offiziere erbaut. Nach der
Verabschiedung der Alliierten wurde hier auf Anregung von
Helmut Kohl und François Mitterand ein Wohnheim und eine
Begegnungsstätte für ausländische Austauschstudenten ins
Leben gerufen, die durch das Studentenwerk Berlin betrieben
wird. Es steht fortgeschrittenen Stipendiatinnen und
Stipendiaten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den
Ländern der vier Alliierten offen. Es bietet ein umfangreiches
kulturpolitisches Programm zur deutschen und europäischen
Kultur. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Fernsehzentrum
Das Fernsehzentrum zwischen Masurenallee und Kaiserdamm wurde
von 1965 bis 1970 von Robert Tepez für den damaligen
SFB gebaut. Am Theodor-Heuss-Platz
befinden sich mehrere flache, vor gelagerte Bauten. Dadurch
wird die Ostseite des Platzes offen gehalten. Dahinter erhebt
sich das Hochhaus. Der nördliche Flügel für Messtechnik und
Synchronstudios ist 7-geschossig, der südliche 13- und
14-geschossig. Auffällig ist der etagenweise Wechsel von
brauner und weiß-metallener Aluminium-Verkleidung. Wo die 13-
und 14-geschossigen Flügel zusammentreffen, erhebt sich auf
dem Dach ein Turm, der wie ein Gelenk der beiden Trakte wirkt.
Darauf befinden sich Richtfunkantennen. Östlich vom Hochhaus
erstreckt sich ein 2-geschossiger Eingangsbau. Im spitzen
Winkel verläuft eine Fußgängerbrücke zum benachbarten Haus
des Rundfunks. Entlang des Kaiserdamms sind drei
würfelförmige Produktionsstudios fensterlos, mit Klinkern
verkleidet und so isoliert, dass der Verkehrslärm nicht bis
ins Innere vordringen kann. Am Standort des heutigen
Fernsehzentrums befand sich in den 1920er Jahren ein Wohnhaus
mit der Adresse Reichskanzlerplatz 3. Hier lebte die
Millionärsgattin Magda Quandt, die sich 1929 von ihrem Mann
Günther Quandt scheiden ließ und im Dezember 1931 Joseph
Goebbels heiratete, um Hitler nahe zu sein, den sie verehrte.
Hitler war hier öfter zu Gast.
Heerstr..2: Richard Strauss
An dem Haus Heerstraße 2, dem heutigen Steakhaus unmittelbar
am Theodor-Heuss-Platz wurde 1991 eine Berliner Gedenktafel
für Richard Strauss enthüllt. Sie trägt folgenden
Text:
In diesem Haus lebte von 1913 bis 1917
Richard Strauss
11.6.1864 – 8.9.1949
Komponist und Dirigent
Hier entstanden seine Opern
“Die Frau ohne Schatten”
und
“Ariadne auf Naxos”
Thüringer Allee 5-11: International Club
Berlin
Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Gebäudekomplex als
Garnisonslazarett errichtet. Später wurde hier das
Hildegard-Krankenhaus eingerichtet. 1920 kauft der Berliner
Schlittschuhclub das Gelände und errichtete hier Sportanlagen
und ein Clubhaus. 1945 wurden Anlage und Gebäude Heim des
British Officers’ Club. Nach dem Abzug der britischen
Schutzmacht wurde 1994 als Nachfolger der International Club
Berlin e.V. gegründet. Er bietet seinen Mitgliedern einen
exklusiven Rahmen für die Pflege gesellschaftlicher und
geschäftlicher Kontakte. Schirmherr ist Prinz Charles. Das
Gelände ist insgesamt 15.000 Quadratmeter groß. Dazu gehören
acht Tennisplätze, ein Swimmingpool mit 25 Meter langer Bahn
und eine Liegewiese mit einem Spielplatz. 2006 hat der Club das
Gelände vom Land Berlin erworben. Wie im Tagesspiegel vor
einigen Wochen zu lesen war, ist der Mitbegründer des Clubs,
Klaus Landowski, vor einem Jahr ausgetreten. Der
Mitgliedsbeitrag soll laut Tagesspiegel 1.500 Euro jährlich
kosten. In der gedruckten Ausgabe stand 3.000 Euro, aber
inzwischen wurde die Summe im Internet korrigiert. 500 zahlende
Mitglieder gibt es derzeit. Neue Mitglieder werden sorgfältig
ausgewählt.
Nach einem Gespräch mit der Geschäftsführerin muss der
Vorstand zustimmen. Natürlich haben wir angefragt, ob wir mit
diesem Kiezspaziergang den Club besichtigen können, aber wir
haben eine höfliche Absage erhalten.
Langobardenallee
Die Straße wurde 1909 nach dem germanischen Stamm der
Langobarden benannt. Erstmals erwähnt wurden sie im Jahr 3 vor
Christus. Ihr Siedlungsgebiet lag an der mittleren Elbe und im
westlichen Mecklenburg.
Karolingerplatz
Der Karolingerplatz ist ein Gartendenkmal. Er wurde 1908 nach
dem fränkischen Herrschergeschlecht der Karolinger benannt.
Vier Jahre später, 1912-13 gestaltete der Charlottenburger
Gartenbaudirektor Erwin Barth den Platz mit einer tiefer
gelegten Rasenfläche, umlaufenden Rosenspalieren und einem
Spielplatz. Es war einer der ersten Stadtplätze, die einem
Hausgarten ähneln. Dieser Platz ist eines der frühesten
Beispiele für das soziale Verständnis von Gartenbaukunst, das
Erwin Barth hatte. Denn hier in Neu-Westend entstanden seit
1913 im Gegensatz zur Villenkolonie Westend Mietshäuser und
Reihenhäuser.
Barths Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche
Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle,
mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo
Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten
können.” Ich habe diesen Satz bei unseren
Kiezspaziergängen schon oft zitiert, denn Erwin Barth hat ihn
mit vielen wunderbaren Plätzen und Parks in Charlottenburg
immer wieder neu in die Realität umgesetzt, unter anderem mit
dem Brixplatz, dem Savignyplatz, Mierendorffplatz,
Klausenerplatz, Hochmeisterplatz oder dem Volkspark
Jungernheide.
1928 baute das Hochbauamt Charlottenburg nach den Plänen von
Walter Helmcke ein Gerätehaus.
Karolingerplatz 10-11: Botschaft von Burkina Faso
Alemannenallee
Auch die Alemannenalle wurde 1909 nach einem germanischen Stamm
benannt.
Heerstr. 21: Türkisches Generalkonsulat
Die türkische Botschaft befindet sich in der Rungestraße 9 in
Berlin-Mitte.
Heerstraße 12-14: Bürgeramt
Das Bürogebäude wurde 1938-41 von Paul Emmerich und Paul
Baumgarten errichtet. Es steht unter Denkmalschutz. Derzeit ist
darin eines von drei Bürgerämtern des Bezirksamts
untergebracht, außerdem das Regionalteam 3 des Jugendamtes mit
seiner Jugendförderung, Jugendberatung, Tagesbetreuungsdienst
und dem regionalen sozialpädagogischen Dienst.
Kastanienallee
Die Kastanienallee wurde 1867 benannt – wie die meisten
Straßen in Westend nach den damals gepflanzten
Straßenbäumen.
Kastanienallee 27: Gedenktafel für Johanna
Moosdorf
Die Edelstahltafel am Haus Kastanienallee 27 wurde gestaltet
von Reinhard Jacob und am 12. Juli 2006 enthüllt. Der Text
lautet:
In diesem Hause lebte und arbeitete von 1959-2000
die Schriftstellerin
JOHANNA MOOSDORF
12.7.1911 Leipzig – 21.6.2000 Berlin
Im Mittelpunkt ihres Schaffens stand
der unaufgearbeitete Faschismus
im Alltag und dessen Kontinuität in Deutschland.
Besondere Aufmerksamkeit fanden
ihre unkonventionellen Frauengestalten.
Am 24. September 2008 wurde die Bibliothek unweit von hier an
der Westendallee 45 nach Johanna Moosdorf benannt.
Eines ihrer wichtigsten Werke ist der 1989 erschienene Roman
“Jahrhundertträume”, in dem sie die Geschichte
ihres eigenen Lebens literarisch verarbeitet. Ein zentrales
Thema der Schriftstellerin, deren erster Ehemann von den
Nationalsozialisten ermordet wurde, war der Umgang mit dem
Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit.
Mit ihren Werken unterstützte sie die Emanzipation der Frauen
und nahm sie teilweise vorweg. Auch gleichgeschlechtliche
Beziehungen zwischen Frauen thematisierte sie in ihrem Roman
“Die Freundinnen”, der erst 1977 erschien.
Kastanienallee 28: Gedenktafel für Otto und Hedwig
Hintze
Die beiden Berliner Gedenktafeln (Porzellantafeln der
KPM) wurden am 14.3.2008 an dem Haus
Kastanienallee 28 in Westend enthüllt. Sie enthalten folgende
Texte:
Hier lebte und arbeitete von 1933 bis 1940
OTTO HINTZE
27.8.1861 – 25.4.1940
Historiker
So harren wir der dunklen Schicksalswende
Die dies verworrene Trauerspiel beende!
Aus einem Sonett Otto Hintzes vom 3. Januar 1940 für seine
Frau
HEDWIG HINTZE
geb. Guggenheimer 9.2.1884 – 19.7.1942
Historikerin
Die NS-Rassegesetze
zwangen die Frankreich-Historikerin Hedwig Hintze
1939 zur Emigration ins holländische Exil
Von der Deportation in ein Vernichtungslager bedroht
setzte sie ihrem Leben in Utrecht ein Ende
Otto Hintze, einer der bedeutendsten Preußen-Historiker
blieb hochbetagt und fast blind in Berlin zurück
wo er nur wenige Monate
nach der Flucht seiner Frau Hedwig
vereinsamt starb
Otto Hintze gilt heute als der bedeutendste deutsche Historiker
des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Vor allem
seine Leistungen im Bereich der Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, in der vergleichenden Geschichte und
nicht zuletzt seine methodischen und theoretischen Reflektionen
erheben ihn in den Rang des Vordenkers einer modernen
politischen Strukturgeschichte.
Seine monumentale Chronik “Die Hohenzollern und ihr
Werk” besitzt auch heute noch Gültigkeit. 1912 heiratete
er seine Schülerin Hedwig Guggenheimer, die in einer
assimilierten jüdischen Familie aufwuchs. Hedwig Hintze
bestand nach der Heirat darauf, ihre wissenschaftliche Karriere
fortzusetzen. Im Kreis der Berliner Historiker des späten
Kaiserreichs und der Weimarer Republik war sie eine
Außenseiterin: Als Frau, als linksliberale Autorin und als
Gelehrte jüdischer Herkunft. Aber ihre Studie über
“Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich und
in der Revolution” ist bis heute ein Standardwerk.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft verlor Hedwig Hintze 1933 ihr
Lehramt an der Universität. Otto Hintze verließ 1938 die
Preußische Akademie der Wissenschaften, der er seit 1914
angehört hatte. Eine Anfrage der Akademie, ob er
“jüdisch versippt sei”, beantwortete er mit einem
schlichten “Ja” und erklärte seinen
Austritt.
Hedwig Hintze emigrierte wenige Tage vor Kriegsbeginn nach
Holland, wo sie sich 1942 in einer Utrechter Klinik das Leben
nahm, um einer drohenden Deportation in den Tod zu entgehen.
Fast blind und völlig vereinsamt war Otto Hintze in Berlin
zurückgeblieben, wo er 1940 – bereits wenige Monate nach
der Flucht seiner Frau Hedwig – verstarb.
Kastanienallee 12-13:
Reinhold-Otto-Grundschule
Das Schulgebäude wurde von 1908-1910 von Rudolf Walter für
die damalige “Gemeinde-Doppelschule Westend”
errichtet. Die Fassade ist reich geschmückt. Von der
Kastanienseite aus ist etwa am Eckgiebel ein Pferdegespann mit
Pflug zu sehen mit der Inschrift “Nicht für die Schule,
für das Leben lernen wir.”
Innerhalb der zweiflügeligen, viergeschossigen Gebäudeanlage
liegt ein großer Schulhof mit Spielgelegenheiten. Daneben
befinden sich eine Turnhalle und ein Verwaltungsgebäude auf
dem Schulgelände. Das Schulgebäude steht unter
Denkmalschutz.
Am 16. April 1952 wurde hier eine Realschule, die 3. Oberschule
technischen Zweiges in Berlin-Charlottenburg gegründet und
nach Robert Bosch benannt. Sie teilte sich den Gebäudekomplex
mit der Reinhold-Otto-Grundschule, die bis heute hier ihren
Sitz hat. Ihren Namen hat die Schule von dem Berliner Politiker
und Pädagogen Reinhold Otto (1863-1930), der sich im Bezirk
für die Verbesserung der Arbeits- und Unterrichtssituation an
den Schulen einsetzte.
Platanenallee
Die Platanenallee wurde 1867 nach der damaligen Bepflanzung
benannt.
Platanenallee 16: Konzertsaal der
Musikschule
In diesem Haus residierte im früheren Bezirk Charlottenburg
die Musikschule. Inzwischen haben wir im Bezirk
Charlottenburg-Wilmersdorf die Geschäftsstelle der Musikschule
im Rathaus Schmargendorf untergebracht.
Aber hier ist nach vor eine Außenstelle mit Unterrichtsräumen
und einem Konzertsaal, in dem häufig Veranstaltungen der
Musikschule stattfinden.
Eine Infostele rechts informiert über die Geschichte des
Hauses. Hier heißt es:
“1909 ließ der Architekt R. Zahn ein Wohnhaus als Typ
Doppelhaus errichten. 1916 erwarb der Fabrikant H. Samek,
ehemaliger Mieter, die Doppelhaushälfte Platanenallee 16 und
vermietete sie an Günther von Siemens. Das Dachgeschoss wurde
zur selbstständigen Wohnung für H. Samek umgestaltet. Die
andere Doppelhaushälfte kaufte bereits 1910 die
Fabrikbesitzerin Rosa Graetz.
1938 erwarb das “Institut für deutsche Kultur- und
Wirtschaftspropaganda” das Doppelhaus. Zwei Jahre später
wurde das Objekt an die “Deutsche Kulturpropaganda
GmbH” verkauft. Die NS-Gewaltherrschaft griff auch in die
Architektur des Hauses ein: Die Umgestaltung in ein
Bürogebäude wurde 1941 genehmigt.
Der Architekt R. Bermbach leitete den umfangreichen Umbau des
Gebäudes, u.a. die Schaffung eines zentralen Eingangs mit
repräsentativer Treppenanlage sowie die Veränderung der
Raumeinteilung im Dachgeschoss, den Einbau eines
Bildwerferraumes im Erdgeschoss und die Einrichtung eines
Hofkelleranbaus.
1972 hat die Architektur ihre heutige äußerliche Gestaltung
gefunden und stellte bis Mai 2008 den genehmigten Zustand dar.
Zur Erhöhung der Sicherheit wurde das Gebäude u.a. durch
einen zweiten Rettungsweg, d.h. eine zusätzliche Spindeltreppe
vom Dachgeschoss zum Erdgeschoss an der hinteren Fassade
ergänzt. Die Unterrichtsräume sind mit speziellen
Schallschutztüren untereinander verbunden worden. Die
Gesamtkonzeption der Raumgeometrie bedurfte keiner
Veränderung. Die helle Farbgestaltung der Innenräume soll die
kreative musikalische Nutzung unterstützen.”
Platanenallee 11: Gedenktafel zur CDU-Gründung
Rechts neben der Eingangstür des Hauses auf dem privaten
Grundstück erinnert eine Bronzetafel mit folgendem Text an die
Gründung der CDU in diesem
Haus:
“In der schwersten Katastrophe,
die je über ein Land gekommen ist,
ruft die
Christlich Demokratische Union Deutschlands
aus heißer Liebe zum deutschen Volk
die christlichen, demokratischen und sozialen Kräfte
zur Sammlung, zur Mitarbeit und zum Aufbau
einer neuen Heimat”
Mit diesem Gründungsaufruf wurde am 26. Juni 1945
in diesem Hause die CDU gegründet
Bei ihrer Gründung nannte sich die Partei zunächst noch
CDUD. Erster Vorsitzender wurde bis
zum Dezember 1945 Andreas Hermes.
Der 1878 in Köln geborene Andreas Hermes wurde 1920
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, danach bis
1923 Finanzminister. Von 1924 bis 1928 war er Mitglied des
Preußischen Landtages, danach bis 1933 auch Mitglied des
Reichstages. Nach der Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten gab Hermes am 17. März 1933 sein
Reichstagsmandat zurück. Im März 1933 wurde er wegen seiner
offenen Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten zu vier Monaten
Haft verurteilt. Er ging 1936 ohne seine Familie ins Exil nach
Kolumbien, kehrte 1939 nach Deutschland zurück, um seine
Familie nachzuholen, wurde aber durch den Beginn des Zweiten
Weltkrieges daran gehindert. Er engagierte sich im Widerstand
gegen das NS-Regime, gehörte zum Kölner Kreis und hatte
Kontakte zum Kreis um Carl Friedrich Goerdeler und zum
Kreisauer Kreis. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er
verhaftet. Als Hauptmotiv für seine Beteiligung am Widerstand
nannte er seine christliche Weltanschauung. Da er auf einer
Ministerliste von Goerdeler als möglicher
Landwirtschaftsminister genannt war, wurde er am 11. Januar
1945 zum Tode verurteilt. Seine Frau erreichte jedoch mehrmals
einen Aufschub der Hinrichtung. Im April 1945 wurde er von
sowjetischen Soldaten befreit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Andreas Hermes
Gründungsvorsitzender der CDU in der
Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Er wurde zweiter
Stellvertreter des Oberbürgermeisters von Groß-Berlin und
Stadtrat für Ernährung. Im Dezember 1945 wurde er wegen
seiner Kritik an der entschädigungslosen Bodenreform in der
SBZ von der Sowjetischen
Militäradministration zum Rücktritt als CDU-Vorsitzender gezwungen. Er übersiedelte nach
Bad Godesberg und trat der West-CDU
bei. Von 1947 bis 1948 war er Mitglied des Wirtschaftsrates und
Vorsitzender des Ernährungsausschusses. Differenzen mit Konrad
Adenauer führten dazu, dass Hermes nicht der erste
Landwirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland wurde.
Von 1948 bis 1955 war er Präsident des Deutschen
Bauernverbandes. Hermes rief 1949 den „Godesberger Kreis“
ins Leben, der für die Wiedervereinigung Deutschlands und eine
Verbesserung der Beziehungen zu Osteuropa eintritt. Diese
Vorschläge waren in der CDU heftig
umstritten. Da Hermes sich auch gegen die Integration der
Bundesrepublik Deutschland in den Westen stellte, geriet er
politisch mehr und mehr ins Abseits. Er starb am 4. Januar 1964
in Krälingen in der Eifel.
Platanenallee 3-5: Haus Rüsternallee
Das Haus Rüsternallee des Berliner Theodor-Wenzel-Werk-e.V.
wurde vor wenigen Tagen am 2. September als Pflegeeinrichtung
der „vierten Generation“ eröffnet. Für die Bewohnerinnen
und Bewohner wurde vor dem Haus ein großer bepflanzter Hain
angelegt. Außerdem haben das Theodor-Wenzel-Werk und die
kooperierende Bio-Wärme-Innovation GmbH eine Spende von
insgesamt 3.000 Euro für die Pflanzung von jeweils zwei
Weißdorn in der Ebereschenallee sowie zwei Säulenahorn in der
Kantstraße geleistet.
Ahornallee
Die Ahornallee wurde 1867 nach den damals hier gepflanzten
Straßenbäumen benannt.
Ahornallee 37: Gedenktafel für Gertrud
Kolmar
Die Berliner Gedenktafel, eine Porzellantafel der KPM, am Haus Ahornallee 37 für Gertrud Kolmar
wurde 1993 enthüllt. Der Text lautet:
In dem Vorgängerbau dieses Hauses
verbrachte die Lyrikerin
GERTRUD KOLMAR
10.12.1894
ihre Kindheit und Jugend
Als Jüdin nach 1933 zur Zwangsarbeit
verpflichtet, wurde sie 1943 nach
Auschwitz deportiert und dort ermordet
Gertrud Kolmar wurde als Gertrud Käthe Chodziesner hier
geboren. Später lebte sie zurückgezogen in der elterlichen
Villa im brandenburgischen Finkenkrug (Falkensee) bis zur
zwangsweisen Umsiedlung 1938 in ein sogenanntes Judenhaus. Ab
1941 wurde sie zur Zwangsarbeit verpflichtet. Im Februar 1943
wurde sie im Rahmen der ‘Fabrikaktion’ deportiert
und in Auschwitz ermordet. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.
Ihre Lyrik ist bilderreiche Naturdichtung zwischen
Märchenhaftem und Askese.
Ahornallee 18: Tanzschule Finck
Das Haus wurde 1957 speziell fürs Tanzen gebaut. Die Inhaber
Renate Hilgert und Max-Ulrich Busch sind Weltmeister der
Amateure in den Standardtänzen, 3-fache World-Cup Gewinner und
mehrfache deutsche Meister der Amateure und Professionals
zwischen 1976 und 1985. Aber hier gibt es nicht nur Kurse von
Kreativem Kindertanz über Streetdance, bis hin zu allen
klassischen Gesellschaftstänzen sondern auch Seminare über
“Moderne Umgangsformen”.
Ahornallee 33 Katholisches Gymnasium
Liebfrauen
1910/11 baute der Architekt Carl Stahl-Urach für den
Rechtsanwalt J. Kallmann die Villa hier in der Ahornallee
33.Die Katholische Schule Liebfrauen wurde 1926 von Bernhard
Lichtenberg gegründet, der zu dieser Zeit Pfarrer der
Charlottenburger Herz-Jesu-Gemeinde war. Die Schule begann in
der Schlüterstraße, zog 1927 in den Königsweg 23 am
Lietzensee und 1934 erwarb schließlich der Orden diese Villa.
1941 wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen.
Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wurde der Schulbetrieb wieder
aufgenommen. 1998 enthüllte der Berliner Erzbischof Georg
Kardinal Sterzinsky am ehemaligen Schwesternheim eine
Gedenktafel mit folgendem Text:
Zum Gedenken an die
Schwestern des Ordens
Unserer Lieben Frau
Die in diesem Haus das
Schülerinnenheim “Maria Regina”
führten und vom Regime
des Nationalsozialismus
verfolgten Kindern
Schutz gewährten
Ich freue mich sehr darüber dass die Schulleiterin Cornelia
Wehr uns nun ihre Schule persönlich vorstellt. Herzlichen Dank
dafür.
Ahornallee 32: Gedenktafel für Wilhelm
Foerster
Die Berliner Gedenktafel, eine Porzellantafel der KPM, am Haus Ahornallee 32 für Wilhelm Foerster
wurde 2009 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
Hier wohnte von 1904 bis 1911
WILHELM FOERSTER
16.12.1832 – 18.1.1921
Direktor der Berliner Sternwarte
Mitbegründer der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Er war einer der bedeutendsten Forscher
auf dem Gebiet der Astronomie
Zusammen mit Werner von Siemens und Max Wilhelm Meyer
gründete er 1888 die
Bildungs- und Kulturgesellschaft “URANIA”
Hölderlinstraße
Die Hölderlinstraße wurde 1908 nach dem deutschen
Schriftsteller Friedrich Hölderlin benannt, der 1770 in
Lauffen am Neckar geboren wurde und 1843 in Tübingen starb.
Hölderlinstr. 11: Gedenktafeln für Lilli Palmer und
Erich Salomon, Stolpersteine
Die Berliner Gedenktafel für Erich Salomon wurde am 15.5.2001
enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
Hier lebte von 1912 bis 1932
ERICH SALOMON
28.4.1886-7.7.1944
Photograph
Mit seinen Photoreportagen
aus der Welt der
Politik, Kultur, Wissenschaft und der
Gesellschaft Europas und der USA
war er der Begründer des
modernen Bildjournalismus
Salomon wurde im
Konzentrationslager Auschwitz ermordet
Die Stolpersteine für Erich, Maggy und Dirk Salomon wurden am
21. August 2006 verlegt.
Der 1886 in Berlin geborene Erich Salomon, seine 1889 in
Rotterdam geborene Frau Maggy Salomon und ihr 1920 in Berlin
geborener Sohn Dirk Salomon flohen 1938 nach Holland. Sie
wurden vom Sammellager Westerbork am 18.1.1944 nach
Theresienstadt und weiter nach Auschwitz deportiert und dort
ermordet.
Die Berliner Gedenktafel für Lilli Palmer wurde am 24. Mai
1994 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
Hier lebte von 1917 bis 1932
LILLI PALMER
24.5.1914-27.1.1986
Schauspielerin und Schriftstellerin
Sie debütierte erfolgreich am Rose-Thater
1933 mußte sie Deutschland verlassen
Erfolge in Hollywood und ihre Filme in
Europa machten sie zu einer
Schauspielerin von internationalem Rang
Geboren wurde Lilli Palmer als Lilli Marie Peiser in Posen,
damals preußische Provinz, heute Poznań in Polen. Ihr Vater
Alfred Peiser war Chefarzt der Chirurgie im jüdischen
Krankenhaus in Berlin, die Mutter Rose Lissmann war
Theaterschauspielerin, gab aber bereits nach der Verlobung
ihren Beruf auf. Als Lilli vier Jahre alt war, zog die Familie
hierher nach Berlin-Westend. Gegen den Wunsch ihres Vaters
wollte sie schon als Schülerin Schauspielerin werden. Sie ging
morgens aufs Gymnasium und am Nachmittag zur Schauspielschule
– und bestand beides.
1932 begann sie am Hessischen Landestheater Darmstadt. 1934
emigrierte sie nach Paris, später nach London, weil sie als
Jüdin nicht mehr in Deutschland arbeiten konnte. 1936 spielte
sie eine Nebenrolle in dem Film Geheimagent von Alfred
Hitchcock. 1943 heiratete sie den britischen
Theaterschauspieler und Filmstar Rex Harrison. Schließlich
spielte sie in mehreren Hollywood-Filmen unter anderem mit Gary
Cooper. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde zum
Star des deutschen Nachkriegskinos, drehte aber auch weiter
Filme in Frankreich, Großbritannien und den USA. 1974 erschienen ihre Memoiren unter dem
Titel “Dicke Lilli – gutes Kind”.
Das Buch wurde zu einem internationalen Bestseller. Weitere
Bücher folgten. Im Alter von 71 Jahren starb sie in Los
Angeles an Krebs.
Lindenallee
Theodor-Heuss-Platz
Kaiserdamm