112. Kiezspaziergang am 9.4.2011

Vom U-Bahnhof Bismarckstraße zum Kurfürstendamm

U-Bahnhof Bismarckstraße, 09.04.11 Foto:B.Plewa

U-Bahnhof Bismarckstraße, 09.04.11 Foto:B.Plewa

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Treffpunkt: U-Bahnhof Bismarckstraße, nördlicher Ausgang Wilmersdorfer Straße Ecke Bismarckstraße

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 112. Kiezspaziergang. Wir wollen heute zunächst durch den sogenannten Kleinen Wedding rund um die Zillestraße gehen. Am Haus der Jugend an der Zillestraße 54 haben wir gestern eine Gedenktafel für Gegner des Nationalsozialismus enthüllt. Sie erinnert an den Arbeiterwiderstand in diesem Charlottenburger Kiez. Ich freue mich, dass der Initiator dieser Gedenktafel, der Historiker Michael Roeder, heute bei uns ist und uns die Hintergründe der Gedenktafel erläutern wird. Von dort werden wir dann über den Zauritzweg, die Weimarer Straße und Kantstraße zum MetaHaus in der Leibnizstraße und zur Wohnsiedlung um die Ecke in der Niebuhrstraße gehen. Über die Mommsenstraße werden wir schließlich den Kurfürstendamm erreichen und an das 125-jährige Jubiläum erinnern.
Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt, zumindest bis zu den Berliner Wahlen im September. Wie es weitergeht, das wird dann mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin entscheiden. Am 14. Mai bin ich nicht in Berlin. Deshalb wird meine Kollegin, Sozialstadträtin Martina Schmiedhofer den Kiezspaziergang übernehmen. Auch im Mai wird es um den Kurfürstendamm gehen, und zwar dann um sein westliches Ende in Halensee. Dort hat die Gewerbegemeinschaft Quartier KuDamm-Halensee mit ihrem Beitrag “Erfahre Halensee!” den Wettbewerb “Mittendrin Berlin! – Die Zentreninitiative” gewonnen. Sie versteht ihre Veranstaltung auch als Beitrag zum Jubiläum 125 Jahre Kurfürstendamm, und am Samstag, dem 14. Mai, um 10.00 Uhr wird sie auf dem Henriettenplatz eröffnet. Unter anderem wird dann am Henriettenplatz das von der Gewerbegemeinschaft installierte Fahrradverleihsystem feierlich in Betrieb genommen, der ADFC wird einen Frühjahrscheck durchführen und die Besucher werden an diesem Tag im Quartier Halensee auf Rätsel- und Entdeckungstour geschickt.
Viele Geschäfte am Kurfürstendamm und in den Seitenstraßen zwischen Westfälischer Straße, Damaschkestraße, Lehniner Platz und Henriettenplatz beteiligen sich. Wer interessiert ist, kann sich also auch schon in den Stunden vor dem Kiezspaziergang in dem Quartier umsehen. Frau Schmiedhofer wird sich mit Ihnen am Sonnabend, dem 14. Mai, um 14.00 Uhr auf dem Henriettenplatz, direkt am S-Bahnhof Halensee, treffen und mit Ihnen zwar keine Rätseltour, aber eine Entdeckungstour durch Halensee unternehmen. Sie wird an der Pro Seniore Residenz Kurfürstendamm enden, wo anlässlich des 10jährigen Bestehens dieser Senioreneinrichtung eine Ausstellung zu ihrer Geschichte und der Geschichte ihrer Umgebung gezeigt wird.

Bismarckstraße
Wir befinden uns hier an der Kreuzung zweier bedeutender Straßenverbindungen in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Die Bismarckstraße erhielt bereits 1871 ihren Namen, im Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Heute wäre es wohl unvorstellbar, eine Straße nach einem Politiker zu benennen, der gerade Bundeskanzler geworden ist.
Die Bismarckstraße erhielt aber erst um 1900 ihre heutige Dimension. Um die Jahrhundertwende entstand auf Initiative Berlins und des Militärs ein Verkehrsprojekt, das von Charlottenburg zunächst eher skeptisch betrachtet wurde: das “Heerstraßenprojekt”, eine geradlinige Prachtstraßenverbindung von Berlin durch den Tiergarten über Charlottenburg und das südliche Spandau bis zum Truppenübungsgelände bei Döberitz westlich von Spandau. Charlottenburg stimmte schließlich zu, nachdem es als Gegenleistung zu einem günstigen Preis Gelände südlich und südwestlich des Reichskanzlerplatzes (heute Theodor-Heuss-Platz) erwerben konnte, unter anderem das heutige Messegelände. 1902 wurden schließlich alle Häuser an der Südseite der Bismarckstraße abgerissen, um die Straße zu verbreitern und über den Kaiserdamm zur Heerstraße zu verlängern. Unter anderem entstand durch diesen Abriss auch der Bauplatz für das Schiller Theater.

Wilmersdorfer Straße
Die Wilmersdorfer Straße wurde bereits 1824 benannt. Zuvor tauchte schon einmal der Name “Wilmersdorfischer Weg” auf.
Manche Ortsfremde vermuten die Wilmersdorfer Straße fälschlicherweise in Wilmersdorf. Aber die Straßen wurden in Berlin und den damals selbständigen Orten rund um Berlin häufig nach der Richtung benannt, in die sie führen. Deshalb erhielt diese Straße als erste und wichtigste Verbindung zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf den Namen Wilmersdorfer Straße. Ihre Verlängerung in Wilmersdorf, die Brandenburgische Straße, hieß vor 1885 “Charlottenburger Weg”. Und in früheren Zeiten war die Verbindung zwischen den damaligen Dörfern Wilmersdorf und Lietzow unter dem Namen “Priesterweg” bekannt, denn der Wilmersdorfer Pfarrer versorgte die Pfarrei des Dörfchens Lietzow, dort, wo sich heute das Rathaus Charlottenburg befindet, mit und benutzte als Verbindungsstrecke den “Priesterweg”.

Bismarckstraße 79-80, Haus August Behringer, 04.04.11 Foto:KHMM

Bismarckstraße 79-80, Haus August Behringer, 04.04.11 Foto:KHMM

Bismarckstraße 79-80, Haus August Beringer
Das Haus August Beringer an der Bismarckstraße 79-80 Ecke Wilmersdorfer Straße 39 wurde 1905-07 von Otto March als Mietshaus mit Läden gebaut. Im hohen roten Satteldach befinden sich zwei ausgebaute Mansardenetagen.
Das Dachgesims ist mehrfach geschwungen. Das Haus war seiner Zeit voraus: Die Fassade wurde ohne viele Ornamente gehalten, auf repräsentative Frontgiebel, auf Seitenflügel und schlecht belüftete Hinterhöfe wurde verzichtet. Die beiden Eingänge werden durch steinerne Löwen flankiert. Im Erdgeschoss befindet sich eine Filiale der Commerzbank.
Der 1818 in Waiblingen geborene Christian August Beringer ging als Apotheker und Chemiker zunächst als Betriebsleiter zu der 1833 von Ernst Eduard Heyl am Salzufer 8 in Charlottenburg gegründeten Firma Gebr. Heyl & Co., Fabriken Chemischer Farben. 1852 gründete er eine eigene Fabrik für Farben und Papierhilfsmittel auf einem Gelände zwischen Marchstraße, Charlottenburger Ufer und Sophienstraße.

Gegenüber wird ein neues großes Wohn- und Geschäftshaus gebaut.

Bismarckstraße 40, Kirche der Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde(Baptisten),09.04.11 Foto: B.Plewa

Bismarckstraße 40, Kirche der Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde(Baptisten),09.04.11 Foto: B.Plewa

Bismarckstr. 40: Friedenskirche
Zurückgesetzt in einem großen Hof befindet sich hier die Friedenskirche der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde der Baptisten. Die Gemeinde engagiert sich besonders in der Jugendarbeit und hat vor kurzem als freier Träger das Spielhaus Schillerstraße übernommen. Ich freue mich sehr, dass Pastor Hendrik Kissel uns eingeladen hat und uns seine Kirche vorstellt.

(Die Kirche wurde 1898 von Carl Moritz als kleiner neugotischer Mauerwerk-Saalbau mit Satteldach, Ziergiebel und von zwei Treppentürmen flankiertem offenen Portalvorbau als Katholisch-Apostolische Eben-Ezer-Kapelle errichtet. Von 1908 bis 1918 war in dem Gebäude eine Synagoge untergebracht, anschließend kurzzeitig eine Pfingstgemeinde. 1921 weihte die Baptistengemeinde das Haus als “Friedenskapelle” ein, später “Friedenskirche”. Nach Kriegsschäden wurde die Kirche 1947/48 wieder aufgebaut und am 22.2.1948 wieder eingeweiht.

Friedenskirche, Wandgemälde, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Friedenskirche, Wandgemälde, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Seit 2009 schmückt das 80 qm große Wandbild “Friedens.Bewegung” von Helmut Kissel die Kirche.
Darauf sind verschiedene Berliner Stadtszenen zu sehen, darunter das älteste Haus Charlottenburgs in der Schustehrusstraße 13 und das ehemalige Haus der zionistischen Organisationen in der Meinekestraße 10. Im Mittelpunkt steht Jesus, der auf einem Esel durch das Brandenburger Tor reitet.)

Deutsche Oper, 04.04.11 Foto: KHMM

Deutsche Oper, 04.04.11 Foto: KHMM

Bismarckstr. 35: Deutsche Oper Berlin
Der Vorgängerbau der Deutschen Oper wurde von 1911 bis 1912 als “Deutsches Opernhaus” mit der damals größten Bühne der Welt von dem Architekten Heinrich Seeling auf Initiative des Großen Berliner Opern-Vereins für die Bürger der damals selbständigen Stadt Charlottenburg gebaut und von einer Betriebs-AG privat betrieben. Die Eröffnungsvorstellung war am 7. November 1912 mit “Fidelio”. 1925-1933 firmierte das Haus als “Städtische Oper”, danach wurde es zurück benannt. Nach der Zerstörung des Gebäudes 1943 diente zunächst der Admiralspalast als Ausweichspielstätte, ab 1945 dann das Theater des Westens, erneut unter dem Namen “Städtische Oper”.

Hier am angestammten Platz an der Bismarckstraße baute Fritz Bornemann 1956-61 den Neubau als funktionsbetonten Bau aus Stahlbeton und Glas mit 1865 Plätzen. Die Straßenfront ist aus grobsteinigem Waschbeton und fensterlos, was dem Gebäude den Spitznamen “Sing Sing” einbrachte. Vom Vorgängerbau wurden erhaltene rückwärtige Teile im Laufe der folgenden Jahre rekonstruiert. Vor der Oper wurde eine 20m hohe schwarz getönte Chrom-Nickel-Stahl-Skulptur von Hans Uhlmann aufgestellt. Die Wiedereröffnung als “Deutsche Oper Berlin” war am 24. September 1961 mit “Don Giovanni”.
Neben der Oper am U-Bahn-Eingang wurde 1990 das Gedenkrelief “Tod des Demonstranten” von Alfred Hrdlicka aufgestellt. Es erinnert an den Tod Benno Ohnesorgs am 2.6.1967.
Seit September 2004 ist Kirsten Harms Intendantin. Als eigentlicher Herrscher der Oper gilt jedoch seit seinem Amtsantritt Generalmusikdirektor Donald Runnickles, und Kirsten Harms wird in diesem Sommer als Intendantin von Dietmar Schwarz abgelöst.

Richard-Wagner-Straße
Die frühere Spreestraße wurde 1934 nach dem deutschen Operkomponisten Richard Wagner benannt. Er wurde 1813 in Leipzig geboren und starb 1883 in Venedig.

Zillestraße
Die Zillestraße wurde 1947 nach Heinrich Zille benannt. Zuvor hieß sie von 1720 bis 1933 Wallstraße und in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1947 Maikowskistraße. Heinrich Zille lebte von1858 bis 1929. Die letzten 37 Jahre seines Lebens wohnte er unweit von hier in der Sophie-Charlotten-Straße 88a. Dort erinnert eine Gedenktafel an ihn. Er wurde als “Pinselheinrich” zum wohl populärsten Graphiker und Zeichner Berlins. Seine sozialkritischen und liebevollen Porträts der einfachen Leute, des “Milljöhs” brachten ihm viel Sympathie. 1970 wurde er postum zum Berliner Ehrenbürger ernannt.
Hier beginnt der historische Abschnitt der Wilmersdorfer Straße. Ab hier ist sie Teil der Altstadt Charlottenburg, die seit der Stadtgründung 1705 in dem Dreieck zwischen Schloßstraße, Zillestraße (damals Wallstraße) und Otto-Suhr-Allee (damals Berliner Straße) entstand.
Die damalige Wallstraße bildete lange Zeit eine natürliche Grenze der Bebauung, weil an ihrer Südseite der “Schwarze Graben” oder auch “Lietzengraben” verlief. Er wurde um 1860 zugeschüttet. Erst danach konnten die Schloßstraße und die Wilmersdorfer Straße bis zur Bismarckstraße und darüber hinaus verlängert werden.

Richard-Wagner-Str. 30 (Ecke Zillestraße): Kita und Arno-Fuchs-Schule
Das Hochbauamt Charlottenburg errichtete in den Jahren 1981-82 die Schulanlage, die 1983 von der Arno-Fuchs-Sonderschule bezogen wurde. Namensgeber der Schule ist Arno Fuchs (1869-1945), der in Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend an der Entstehung von Sonderschulen beteiligt war. Bei dem Schulgebäude handelt es sich um eine unregelmäßige ein- bis zweigeschossige Zweiflügelanlage, die mit roten Klinkern verblendet ist. Eine Gymnastikhalle und ein überdachtes Therapiebad sind angeschlossen.

Zillestraße 40, Haus der Jugend, 04.04.11 Foto: KHMM

Zillestraße 40, Haus der Jugend, 04.04.11 Foto: KHMM

Zillestr. 54: Haus der Jugend Charlottenburg, Gedenktafel
Hier, am Haus der Jugend Charlottenburg, haben wir gestern auf Initiative des Historikers Michael Roeder eine Gedenktafel für Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus enthüllt. Bevor Herr Roeder ihnen die Hintergründe dazu erläutert möchte ich Ihnen den ausführlichen Text der Tafel vorlesen: “CHARLOTTENBURGER GEGNER DES NATIONALSOZIALISMUS
Diese Straße hieß früher Wallstraße; 1933 wurde sie in Maikowskistraße umbenannt; den heutigen Namen Zillestraße erhielt sie 1947.
Die Wallstraße und ihre Umgebung waren Anfang der 1930er Jahre ein Zentrum des Arbeiterwiderstands gegen den Nationalsozialismus. Die Aktivsten waren junge Leute, viele von ihnen arbeitslos durch die Weltwirtschaftskrise.
Als in der Nacht der Machtübernahme am 30. Januar 1933 der SA-Sturm 33 auch durch diese Straße marschierte, stellte sich ihm eine große Zahl von Menschen entgegen. Der SA-Sturmführer Maikowski und der Polizist Zauritz kamen durch Schüsse ums Leben. Ein Täter wurde nicht ermittelt. Dennoch wurden 52 Gegner des Nationalsozialismus, darunter vier Frauen, zu Haftstrafen verurteilt:

Zillestraße 40, Gedenktafel am Haus der Jugend, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Zillestraße 40, Gedenktafel am Haus der Jugend, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Peter Arend, Martin Bieber, Alfred Böning, Marie Borchert, Willi Borchert, Werner Borowski, Emil Braun, Johannes Chorazy, Friedrich Collin, Karl Dornick, Franz Fleischer, Tilli Fleschenberg, Kurt Grothe, Alfred Gruhle, Hans Hagemeyer, Arthur Max Hanke, Herbert Hellwig, Paul Hübner, Alfred Katzorke, Friedrich Köhler, Karl Kramer, Erich Kruk, August Kupka, Hermann Lange, Willi Leder, Willi Leese, Fritz Meyer, Hermann Mohr, Gerhard Mühler, Richard Müller, Heinz Nielbock, Paul Plessow, Gerhard Pohle, Theodor Pohle, Paul Preuss, Kurt Reese, Friedrich Riemer, Kurt Rossel, Therese Rossel, Kurt Ryberczik, Max Schuckar, Erich Schmidt, Kurt Schneider, Hermann Schulze, Erich Sieg, Otto Steinmann, Adolf Stellmacher, Emma Suppli, Hans Thonüs, Wilhelm Widder, Heinrich Woithe, Rudolf Wolff
Am 17. Februar 1933 trug ein SS-Mann bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Mitgliedern der Häuserschutzstaffeln eine tödliche Verletzung davon. Begonnen hatte die Konfrontation in der Wallstraße, der tödliche Schuss fiel an der Kreuzung Wilmersdorfer Straße und Schillerstraße. Obwohl das Gericht keinen Täter identifizierte, wurde der Mord den Kommunisten angelastet, von denen drei die Folter in der SA-Haft nicht überlebten.
15 Personen erhielten teils hohe Haftstrafen – Richard Hüttig wurde sogar zum Tode verurteilt:
Herbert Carius, Walter Drescher, Heinz Duch, Paul Fischer, Willi Hesse, Kurt Hundsdörfer, Richard Hüttig, Fritz Kollosche, Kurt Konscholke, Bruno Krumpholz, Martin Michallak, Willi Miether, Rudolf Mosemann, Alfred Rabenow, Arthur Schäfer, Willi Schwarzat, Marian Szelag, Paul Voß, Werner Zimmermann, Paul Zweig.”

Krumme Straße
Die Straße wurde bereits um 1800 “Krumme Straße” genannt, weil sie mehrere Biegungen macht.
Die großen Wohnbaukomplexe stammen aus den 1970er Jahren.

Zauritzweg
Der Zauritzweg wurde 1933 nach dem Berliner Polizisten Josef Zauritz benannt. Davor war der Weg Bestandteil der Weimarer Straße. Josef Zauritz wurde 1897 in Nitterwitz geboren. Er wurde am 30. Januar 1933 bei einer Schießerei hier in der damaligen Wallstraße vor dem Haus Nr.24 getötet. Zu der Schießerei kam es während des provozierenden Aufmarschs des Charlottenburger SA-Sturms 33 durch dieses Arbeiterviertel im sogenannten “kleinen Wedding” nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Bis heute ist nicht geklärt, wer die tödlichen Schüsse abgegeben hat. Es gibt Gründe zu der Annahme, dass es ein SA-Mann war. Während die Benennung der früheren Wallstraße nach dem getöteten SA-Sturmführer Maikowski nach dem Zweiten Weltkrieg wieder rückgängig gemacht wurde und die Straße in Zillestraße umbenannt wurde, hat man die Benennung dieses Weges nach dem Polizisten Zauritz beibehalten.

Zauritzweg 13-17, ehemaliges Umspannwerk der BEWAG, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Zauritzweg 13-17, ehemaliges Umspannwerk der BEWAG, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Zauritzweg 15: Gleichrichterwerk Charlottenburg
Dieses Klinkerhaus wurde 1922 von Klingenberg und Issel als Gleichrichterwerk für die BEWAG gebaut. Den Anbau errichtete Helge Pitz 1979.

Auf der linken Seite am Zauritzweg befindet sich die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Berlin, Berufsfachschule für Sozialwesen.

Typisch für die Wohnbebauung der 1970er Jahre ist die Überbrückung von Straßeneinmündungen.

Weimarer Straße
Die Weimarer Straße wurde 1892 nach der Stadt in Thüringen benannt. In diesem Viertel wurden einige Straßen rund um die Goethestraße und Schillerstraße nach Wirkungsstätten Goethes benannt, neben der Weimarer Straße auch die Sesenheimer Straße

Schillerstraße
Die Schillerstraße wurde 1872 nach dem Schriftsteller Friedrich Schiller benannt, der 1759 in Marbach geboren wurde und 1805 in Weimar starb.

Schillerstraße 101-102, Kirche St. Thomas von Aquin, 04.04.11 Foto: KHMM

Schillerstraße 101-102, Kirche St. Thomas von Aquin, 04.04.11 Foto: KHMM

Schillerstr. 101-102: Kirche St. Thomas von Aquin
1931-32 bauten Paul Lindner und Ernst George ein Miethaus von 1885 innerhalb der geschlossenen Bebauung, wie es bei katholischen Kirchen in Berlin üblich war, zum Gemeindehaus und zur Kirche um. Die Kirche ist ein Stahlskelettbau mit roter Ziegelverblendung im Stil der Neuen Sachlichkeit. Heute residiert hier die katholische französischsprachige Gemeinde Berlins.

Goethestraße
Die Goethestraße wurde 1872 nach Johann Wolfgang von Goethe benannt.

Haus der Kirche, 04.04.11 Foto: KHMM

Haus der Kirche, 04.04.11 Foto: KHMM

Goethestr. 26-30: Haus der Kirche
Das Haus der Kirche wurde von der Architektengemeinschaft Sage-Richter-Hebecker errichtet. Am 14. Januar 1964 wurde der Grundstein gelegt; am 22. Mai 1967 wurde das Gebäude in einem Festakt, geleitet von Bischof Kurt Scharf, seiner Bestimmung als Bildungseinrichtung für die Evangelische Landeskirche in West-Berlin übergeben. Das heutige dort untergebrachte Amt für kirchliche Dienste (AKD) ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zur Aus- Fort- und Weiterbildung und Beratung ehrenamtlicher und beruflicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der EKBO.

Karl-August-Platz
Der Blockplatz mit acht Straßeneinmündungen wurde 1894 als Kirch-, Markt- und Schmuckplatz mit Rasenstücken und Gehölzen angelegt. Er wurde 1897 benannt nach dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Arbeitgeber und Freund Goethes. 1950 wurde der Platz umgestaltet. Dabei wurden zwei Kinderspielplätze angelegt. Mittwochs und samstags ist auf dem Platz ein sehr beliebter und belebter Wochenmarkt.

Trinitatis Kirche, 04.04.11 Foto: KHMM

Trinitatis Kirche, 04.04.11 Foto: KHMM

Trinitatis-Kirche
Die Trinitatis-Kirche wurde 1896-98 von Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy auf dem Karl-August-Platz als neugotischer Zentralbau in der Grundform des griechischen Kreuzes mit roter Ziegelverblendung erbaut. Die Einweihung war am 3. Advent 1898. Nach starken Kriegsschäden wurde die Kirche 1951-53 von Erich Ruhtz vereinfacht wiederhergestellt. Sie wurde neu geweiht am 8.3.1953. 1960-69 wurde das Innere neu gestaltet.

Pestalozzistraße
Die Straße wurde 1887 nach dem Schweizer Pädagogen und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi benannt. Er wurde 1746 in Zürich geboren und starb 1827 in Brugg in der Schweiz.

Pestalozzistraße 91, Statue eines Geparden, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Pestalozzistraße 91, Statue eines Geparden, 09.04.11 Foto: B.Plewa

Pestalozzistr. 91: Seniorenwohnhaus, Gepard
Die 3,20 m lange und 1,20 m hohe Bronzeskulptur eines Geparden wurde 1972 von Hans-Joachim Ihle geschaffen und am Eingang des Seniorenheimes aufgestellt.

Leibnizstraße
Die große Durchgangsstraße wurde 1869 nach dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz benannt, der von 1646 bis 1716 lebte und mit der preußischen Königin Sophie Charlotte befreundet war. Bis zum frühen Tod Sophie Charlottes 1705 war er ein gern gesehener Gast im Schloss Charlottenburg, damals noch Schloss Lieztzow. Die beiden gründeten 1700 die “Sozietät der Wissenschaften”, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften. Leibniz gilt als einer der letzten Universalgelehrten der Neuzeit. Als Philosoph war er zugleich Mathematiker, Physiker, Techniker, Jurist, Schriftsteller, Historiker und Sprachforscher.

Meta Haus, 04.04.11 Foto: KHMM

Meta Haus, 04.04.11 Foto: KHMM

Leibnizstr. 65-68: Meta-Haus
Das Gebäude wurde 1928/29 von Hans Heinrich Müller als Abspannwerk für die Stromversorgung des Wohnquartiers in Charlottenburg als Stahlskelettkonstruktion mit vorgesetzter roter Klinkerfassade errichtet.

Es ist ein typisches Beispiel für die Bewag-Architektur der 1920er Jahre nach den Entwürfen von Müller, dem Leiter der Bewag-Bauabteilung, die zu einem Markenzeichen des Unternehmens wurden. 1951-53 wurde ein Anbau hinzugefügt.
Dezentrale Um- und Abspannwerke dienten dazu, die in den Kraftwerken erzeugte hochgespannte Energie in eine für Haushalt und Gewerbe geeignete Größe umzuwandeln. Die technologische Entwicklung machte sie überflüssig. Deshalb wurde dieses Abspannwerk 1984 stillgelegt.
1999-2001 wurde das Haus durch Petra und Paul Kahlfeldt restauriert und als Meta-Haus für das Designzentrum MetaDesign umgebaut. Die Architekten wurden für die vorbildliche Restaurierung ausgezeichnet.

Niebuhrstraße
Die Straße wurde 1902 nach dem Historiker und Politiker Barthold Georg Niebuhr benannt. Er wurde 1776 in Kopenhagen geboren, trat im Jahre 1800 in den dänischen, 1806 dann in den preußischen Staatsdienst ein und wurde 1810 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Von 1816 bis 1823 vertrat er Preußen als Gesandter in Rom und lehrte anschließend an der Universität in Bonn, wo er 1831 starb.
Niebuhrstr. 14-19b: Wohnanlage
Die Wohnanlage Niebuhrstraße wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg 1919 von Paul Weingärtner als Notstandssiedlung für Kriegsheimkehrer und kinderreiche Familien errichtet. Ursprünglich entstanden fünf Zeilen zweigeschossiger Häuser mit Kleingärten zur Selbstversorgung. In den 50er und 70er Jahren wurden einzelne Bauten abgerissen. Die beiden verbliebenen Häuserzeilen wurden 1994 unter Denkmalschutz gestellt und 2004 restauriert. Die Wohnungen wurden inzwischen in Eigentumswohnungen umgewandelt und verkauft.

Stolpersteine Niebuhrstraße 67, 4.4.11 Foto: KHMM

Stolpersteine Niebuhrstraße 67, 4.4.11 Foto: KHMM

Niebuhrstr. 67: Stolpersteine
In diesem Charlottenburger Kiez war in den 1920er Jahren der Anteil jüdischer Bürgerinnen und Bürger an der Bevölkerung besonders hoch. Sie können das beispielsweise in der Niebuhrstraße an den vielen Stolpersteinen erkennen, die hier inzwischen verlegt wurden.
Wie Sie wissen hat der Bildhauer Gunter Demnig 1996 in Köln die ersten Stolpersteine verlegt, die im Gehweg vor dem früheren Wohnort an Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen erinnern.
Inzwischen wurden in Berlin rund 3.300 Stolpersteine verlegt, davon bei uns in Charlottenburg-Wilmersdorf bereits mehr als 1.000.
Die Stolpersteine für Julius, Elly und Ernst Goldstein wurden am 11.12.2006 verlegt.
Julius Goldstein, geboren am 22.12.1879 in Görlitz, wurde am 19.2.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Elly Goldstein, geb. Jonas, am 15.1.1888 in Eberswalde starb am 29.5.1941 in Berlin.
Ernst Goldstein geboren am 23.4.1915 in Berlin starb unter ungeklärten Umständen in Berlin-Wittenau am 11.7.1941.

Mommsenstraße
Die Straße wurde 1897 nach dem Historiker Theodor Mommsen benannt. Er wurde 1817 in Garding geboren, nahm aktiv an der Märzrevolution 1848 teil, kam 1858 als Professor für Alte Geschichte an die Berliner Universität. Von 1881 bis 1884 stand er als liberaler Reichstagsabgeordneter in Opposition zu Bismarck. 1902 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Er starb 1903 in Charlottenburg.

Gedenktafel Adele Sandrock, 04.04.11 Foto: KHMM

Gedenktafel Adele Sandrock, 04.04.11 Foto: KHMM

Mommsenstr. 57 Ecke Leibnizstr. 60: 2 Gedenktafeln für Adele Sandrock
An diesem Haus befinden sich zwei Gedenktafeln für Adele Sandrock. Die zweite Tafel befindet sich hier an der Mommsenstraße und ist aus schwarzem Marmor. Sie enthält folgenden Text:
Hier lebte von 1905 bis 1937
ADELE SANDROCK
19.8.1864 – 30.8.1937
Schauspielerin
Die erste Tafel befindet sich um die Ecke an der Leibnizstraße. Es ist eine Berliner Gedenktafel, also eine Porzellantafel der KPM. Sie wurde am 29.9.1989 enthüllt und einige Zeit später entwendet, als in dem Haus Bauarbeiten stattfanden. Die Hauseigentümer ließen deshalb auf eigene Inititative die neue Tafel anbringen. Die Berliner Gedenktafel wurde bald danach im Internet bei Ebay zur Versteigerung angeboten, schließlich von der Kriminalpolizei sichergestellt und wieder am Haus an der Leibnizstraße angebracht. Sie enthält folgenden Text:

Hier lebte von 1905 bis 1937
ADELE SANDROCK
19.8.1864 – 30.8.1937
Schauspielerin
Berühmt und populär wurde sie durch
ihre Verkörperung der “komischen Alten”
auf der Bühne und im Film

Leibnizstr.57: 2 Stolpersteine
Die Stolpersteine für Paul und Martha Korngold wurden am 12.5.2006 verlegt. Paul Korngold, geboren am 30.03.1885 in Biadoliny, und Martha Korngold geb. Hecht, am 25.06.1878 in Klein-Chelm, flohen in die Niederlande, von dort wurden sie nach Bergen-Belsen deportiert. Vor der Befreiung durch britische Truppen sollten sie am 10. April 1945 nach Theresienstadt verschleppt werden. Der „verlorene Zug“ kam bis Tröbitz im Süden Brandenburgs. Martha erlag am 23.04.1945 im Zug einer Flecktyphus-Epidemie, Paul starb nach der Befreiung am 14. Mai 1945 in Tröbitz.

Leibnizstr.57: Klo
Dieses Lokal nennt sich selbst “Pionier der Erlebniskneipen”. Bei vielen Touristen ist es sehr beliebt als eine Mischung aus Geisterbahn und Kuriositätenkabinett. Einen Vorgeschmack auf den Humor, der hier gepflegt wird, gibt es schon außen neben dem Eingang. Vor allem Frauen müssen sich hier auf einiges gefasst machen und auch ziemlich derbe Scherze aushalten. Das Lokal wurde als Klo III am ersten Weihnachtsfeiertag 1971 eröffnet und hat als einziges bis heute überlebt.

Walter-Benjamin-Platz
Der Platz wurde 1999 nach dem Philosophen und Schriftsteller Walter Benjamin benannt. Er lebte von 1892 bis 1940 und beschrieb in seinem Buch “Berliner Kindheit um 1900”, wie er im Berliner Westen, in Grunewald, Wilmersdorf und Charlottenburg aufwuchs. Eine Gedenktafel für ihn befindet sich an dem Haus Prinzregentenstr. 66, wo er von 1930 bis 1933 lebte. Auf der Flucht vor der Gestapo wählte er 1940 an der französisch-spanischen Grenze in den Pyrenäen den Freitod.

Leibniz-Kolonnaden
An der Nord- und Südseite des ehemaligen Parkplatzes bauten Hans Kollhoff und Helga Timmermann von 1998 bis 2000 zwei Wohn- und Geschäftshäuser. Das Gelände war zuvor noch nie bebaut worden. Der Entwurf löste eine heftige Diskussion aus, die den Baubeginn um mehr als zehn Jahre verzögerte. Der preußisch strenge Entwurf gewann in einem Wettbewerb unter anderem gegen Hinrich Baller, in dessen verspielt-südländischer Architektursprache sicher eine ganz andere Wirkung erzielt worden wäre. Strenge Steinfassaden in grau-grünem Granit und Säulengänge mit Art-Deco-Lampen flankieren den Platz, zwei Achtgeschosser mit einem Kindergarten auf dem Dach an den Längsseiten des 32 mal 108 Meter großen öffentlichen gepflasterten Stadtplatzes mit einer computergesteuerten Wasserfontäne und einem einzelnen Kastanienbaum. Der Baum musste durch eine Tiefgarage hindurch im Erdreich verwurzelt werden.

George-Grosz-Platz
Der Dreiecksplatz gegenüber dem Haus Cumberland wirkte mit zwei Einmündungen zur Schlüterstraße lange nur wie eine Verkehrsinsel. 1986 wurde er nach dem bedeutenden Maler, Grafiker und Satiriker George Grosz benannt.
Vattenfall hat in diesem Jahr für rund 150.000 EUR den Platz umgestaltet und dabei von 1.500 auf 2.000 qm vergrößern lassen. Die Querverbindungsstraße zwischen Kurfürstendamm und Schlüterstraße wurde geschlossen. Die Platzstruktur wurde durch diese Umgestaltung wieder erkennbar gemacht und der Aufenthaltswert erhöht. Das Energieunternehmen Vattenfall hat auf dem Platz eine Trafostation errichtet. Der Künstler wird mit einer Informationssäule sowie einem Bodenmosaik in Form einer Unterschrift von G. Grosz geehrt. Das Mosaik haben die Auszubildenden des Grünflächenamtes gestaltet.
Der Maler und Graphiker und bedeutende Satiriker George Grosz wurde am 26.7.1893 geboren. Er lebte von 1928 bis 1933 an der Trautenaustraße 12, wo eine Gedenktafel an ihn erinnert. Er kämpfte gegen Militarismus, Obrigkeitsstaat und Untertanenmentalität. Seine Bilder wurden von den Nationalsozialisten als “entartete Kunst” verboten. Er emigrierte 1933 und wurde 1938 amerikanischer Staatsbürger. Er starb am 6. Juli 1959 bei einem Besuch in Berlin am Savignyplatz 5, wo eine Bronzetafel mit seinem Portrait an ihn erinnert. Das Grab von George Grosz befindet sich auf dem Friedhof Heerstraße.